Autor Thema: Meinung eines Lesers  (Gelesen 16591 mal)

Offline Ferdi

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Meinung eines Lesers
« am: 27.10.2003 21:10 »
Hallo Freunde!

Ich erhielt heute über die Webmaster-Adresse von maennerrock.de eine Mail eines Lesers, der die Männerrockseiten über eine Suchmaschine gefunden hat. Ich möchte Euch diese Mail in anonymisierter Form nicht vorenthalten, zumal sie - und das kommt selten vor - trotz heftiger Kritik in einem verbindlichen Ton geschrieben wurde. Lest bitte selbst:

Lieber Herr
 
Beim Stöbern im Internet bin ich über eine Suchmaschine auf Ihre etwas spezielle Seite gestossen.
Als 43 jähriger Mann kann ich, ehrlich gesagt, wenig mit Männern in Röcken anfangen.
Röcke sind ein Attribut der Weiblichkeit, und nicht der Männlichkeit. Ausnahme für mich einzig der Schottenrock, welcher als Tradition seit hunderten von Jahren besteht. Jedoch hat auch der Schottenrock ausserhalb der Folklore nichts an Männerbeinen verloren.
 
Vor allem kurze Röcke gelten auch als Symbol der -absolut weiblichen- Erotik und sollen bekanntlich Männerblicke auf sich ziehen.
 
Was ich von Männern halte welche Midi- oder Mini-Röcke tragen? Ich finde, die haben eine Profilierungsneurose. Da sie sonst nichts anderes finden, womit sie Aufmerksamkeit und Zuwendung erregen können, greifen sie zu solchen Mitteln, um sich interessant zu machen. Dies halte ich für ziemlich armselig.
 
Zu Ihrer Beruhigung: Ich halte auch Frauen in Hosen für zumeist nicht sehr weiblich. Noch vor vierzig Jahren wurden Mädchen welche in den ersten Hosen (Jeans) in die Schule kamen, von den Lehrern strafend nach Hause geschickt, es wurde ihnen befohlen, nur in Röcken zur Schule zu kommen.
 
Dass die Welt heute weitaus verrückter ist und es viel mehr Bekloppte bei uns gibt als noch vor vierzig Jahren, muss ich Ihnen nicht erst beweisen. Die Emanzipation (sowohl die der Frauen wie auch die Ihrige vermeintliche in Bezug auf weibliche Kleidung) trieb in den letzten Jahren seltsame Blüten, und die Gleichmacherei von Männern und Frauen führt zu einem Identifikationsverlust,der sich z.Bsp. bei uns in der Schweiz darin äussert, dass bereits rund ein drittel mehr Menschen in psychiatrische Kliniken eingewiesen werden müssen als noch vor zwanzig Jahren.
 
Also,wenn ich bei uns (zum Glück gibt's in dem Städtchen wo ich wohne keine Männer in Röcken) einem Mann in einem kurzen Rock begegnen würde, ich würde wohl laut herauslachen und mir an die Stirn tippen),
 
Freundliche Grüsse  **********


Hier meine Antwort:

Sehr geehrter Herr **********!

Vielen Dank für Ihre Zuschrift, in der sie Ihre Meinung über röcketragende Männer darlegten. Es liegt mir und auch den von mir betriebenen und mitverantworteten Webseiten fern, Männern, die das nicht wünschen, den Rock als Kleidungsstück aufzudrängen. Die Seiten sollen nur allgemein informieren und Aufklärung über die Gründe des Rocktragens bieten. Selbstverständlich kann sich jeder Leser eine eigene Meinung zu dem Thema bilden, das wird von meinen Freunden und mir selbstverständlich akzeptiert.

In einigen Punkten möchte ich Ihnen aber widersprechen. Sie schrieben, Röcke seien ein Attribut der Weiblichkeit. Dem stimme ich nicht zu. Röcke sind zunächst mal nur simple Kleidungsstücke. Sie werden gerne von Frauen benutzt, um ihre Weiblichkeit zu betonen. Das schliesst jedoch nicht aus, dass Röcke nicht auch von Männern als Kleidung genutzt werden können, hier allerdings nicht um irgendetwas zu betonen, sondern einfach aus dem Grunde, weil diese Kleidung den Männern gefällt, weil sie bequem ist, vor allem im Sommer, und weil die Männer sich in dieser Kleidung einfach gefallen. Wenn man es stilistisch richtig macht, wenn man also sehr sorgfältig die Röcke und die übrigen Kleidungsstücke aufeinander abstimmt, dann macht man trotz des Rockes auch keinen verkehrten Eindruck. Das kann ich aus meiner eigenen 5jährigen Erfahrung mit Röcken behaupten.

Des Weiteren schrieben  Sie, Männer, die Miniröcke tragen, hätten eine "Profilierungsneurose". Abgesehen davon, dass ich nicht weiss was das ist (ich bin Elektroniker), halte ich dieses Statement nicht mehr für eine Meinungsäusserung sondern für eine Unterstellung. Es würde mich mal interessieren, was Sie den hosentragenden Frauen, die Sie - wie Sie ebenfalls schrieben - nicht für weiblich halten, unterstellen. Warum unterstellen Sie nur den Männern, die Röcke tragen, irgend so etwas, den hosentragenden Frauen aber nicht? Ist das nicht ungerecht gegenüber den Männern?

Sie schreiben von Aufmerksamkeit und Zuwendung erregen. Das Auffallen ist den allermeisten Männern überhaupt nicht recht. Sie wünschen diese Aufmerksamkeit, die das Ungewohnte auslöst, überhaupt nicht. Sie streben das keinesfalls an. Sie wollen einfach nur ihre Röcke tragen und sonst nichts.  Auch die von Ihnen vorgenommene Assoziation zu einer verrückter werdenden Welt, zu "Beklopptheit" und zu Einlieferungen in psychiatrischen Kliniken (deren Leiter meiner Meinung nach fast alle selber "einen neben sich gehen" haben) ist eine Unterstellung, der hier konstruierte Zusammenhang zwischen einem Kleidungsstück und den erwähnten Erscheinungen entzieht sich meiner Ratio. Was hat das alles miteinander zu tun?

Ich habe Ihre Meinung hierzu zur Kenntnis genommen und akzeptiert. Wir wissen, dass wir nicht jedem, der uns jemals begegnet, gefallen können. Das ist unmöglich. Es ist aber auch unmöglich, dass ich irgendjemanden frage, ob ich dieses oder jenes anziehen soll, kann oder darf. Ihnen gefallen Männer in Röcken nicht. Dann ist das eben so. Aber für mich und meine rocktragenden Männer ist es total unwichtig, ob Sie sich beim Anblick eines Mannes in einem Rock an die Stirn tippen oder nicht. Tun Sie's ruhig, niemand will Sie daran hindern.

Mit freundlichen Grüssen

Ferdi (Webmaster www.maennerrock.de)


Schöne Grüsse,
Ferdi


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Offline hirti

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #1 am: 28.10.2003 09:23 »
Hallo Leute!

Ist nicht schon so ein Mail ein positives Zeichen? Wer so ein Mail schreibt, dem kann die Thematik nicht einfach egal sein, der hält uns nicht nur für "Bekloppte" ohne darüber nachzudenken. Er hat die Website gelesen, sich vielleicht die Bilder angesehen, sich mit Männern in Röcken beschäftigt und sich erst dann ein Urteil gebildet. Das scheint mir fair und dass er sich dann noch immer nicht für Männer in Röcken begeistern konnte, das ist natürlich sein gutes Recht und wir wollen das akzeptieren. Geschmäcker sind eben verschieden.

Und wenn ich es mir recht überlege, dann gebe ich auch zu manchen Dingen zuerst ein negatives Urteil ab, denke aber, wenn ich mal mehr Zeit und Ruhe habe, noch einmal darüber nach und revidiere nicht selten auch mein Urteil. Vielleicht geht es dem Mann ja genau so und irgendwann begegnet man sich mal im Rock...? Man weiß ja nie.

schöne Grüße,
Hirti

Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #2 am: 28.10.2003 11:31 »
Hallo!

Der Mailschreiber, von dem ich ín diesem Thread berichte, schickt mir weitere Mails, deren Inhalt ich hier wiedergebe, natürlich anonymisiert. Was mir auffällt ist sein wirklich enormes Interesse an der Sache, obwohl er Männerröcke vehement ablehnt. Ich gebe zu, dass ich im Moment dieses Verhalten noch nicht richtig einordnen kann. Ist es sein Neid, dass wir das so locker und frei handhaben? Ist es ein moralischer Fundamentalist, vielleicht mit religiösem Hintergrund oder nur ein total verklemmter Zeitgenosse? Ich weiss es ehrlich gesagt nicht. Es wird interessant sein, ihn weiter zu beobachten.

Schöne Grüsse,
Ferdi

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Hallo Ferdi

Interessant im Zusammenhang mit Verboten von Arbeitgebern ist der deutsche Fall jener türkischen Lehrerin, die partout in der Schule mit dem Kopftuch Schul-Unterricht geben wollte. Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die einzelnen
Bundesländer gesetzliche VERBOTE einrichten dürfen, mit dem Zweck, das Unterrichten mit Kopftuch ZU VERBIETEN!

Dabei ist unbestritten, dass der Schul-Unterricht bestimmt nicht durch das Tragen eines Kopftuchs beeinträchtigt wird.

Genauso unbestritten dürfte es sein, dass DEINE Arbeit durch das Tragen eines Rockes nicht gestört wird, ABER es sind andere Gründe die wohl zum oben erwähnten Verbot geführt haben:

Es gehört nun mal nicht zu unserem Kulturkreis und nicht zu unserer westlichen Lebensart, mit Kopftuch in der Schule zu unterrichten. Araber mögen "lange Röcke" zur Arbeit tragen, ebenso Mönche, aber nicht westliche/weltliche Männer!!!

Das gleiche, denke ich, trifft für das Tragen von Männerröcken an den Arbeitsplätzen zu! Somit würde ich es begrüssen, wenn obiges Kopftuch-Verbot auch auf das Tragen von Männer-Röcken am Arbeitsplatz ausgedehnt würde.

Freundliche Grüsse von ********
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Offline hirti

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #3 am: 28.10.2003 12:42 »
Hi nochmals!

Wäre es nicht vielleicht möglich, die Diskussion mit diesem Herren hier im Forum fortzuführen? Ich würde das sehr interessant finden!

Der Vergleich mit dem Kopftuchverbot ist wohl mehr als unpassend, da es in dem Fall ja um das Verbot der Religionsausübung an der Schule durch eine Lehrperson ging. Und das Kopftuch ist nun mal äußerlich sichtbares Zeichen der islamischen Religion. Röcke sind Zeichen für gar nichts derartiges und davon abgesehen übt auch kaum jemand von uns einen Beruf aus, in dem er erzieherische Aufgaben hat.


schönen Tag noch,
Hirti


Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #4 am: 28.10.2003 21:05 »
Hallo zusammen!

Hier meine zweite Antwort an den Autor der Mails:

===================================================

Du schriebst:

Das Bundesverfassungsgericht hat entschieden, dass die einzelnen
Bundesländer gesetzliche VERBOTE einrichten dürfen, mit dem Zweck, das Unterrichten mit Kopftuch ZU VERBIETEN!


Der Grund dieses Verbotes ist aber ein anderer: Das Kopftuch ist ein religiöses Symbol. Damit widerpricht das Tragen eines solchen Kopftuches durch eine Lehrerin, die in diesem Falle Repräseintantin des Staates ist, dem religiösen Neutralitätsgebot des Staates. Hier wird also das Kopftuch nicht als ein einfaches Allerweltskleidungsstück angesehen, sondern als Transportmittel einer religiösen Botschaft.


Dabei ist unbestritten, dass der Schul-Unterricht bestimmt nicht durch das Tragen eines Kopftuchs beeinträchtigt wird. Genauso unbestritten dürfte es sein, dass DEINE Arbeit durch das Tragen eines Rockes nicht gestört wird

Das ist in beiden Fällen richtig. Die Qualität der geleisteten Arbeit hat nichts mit der Kleidung zu tun.

ABER es sind andere Gründe die wohl zum oben erwähnten Verbot geführt haben: Es gehört nun mal nicht zu unserem Kulturkreis und nicht zu unserer westlichen Lebensart, mit Kopftuch in der Schule zu unterrichten. Araber mögen "lange Röcke" zur Arbeit tragen, ebenso Mönche, aber nicht westliche/weltliche Männer!!!


Nein! Da besteht keinerlei Zusammenhang. Das Kopftuchverbot hat in der Tat ganz andere Gründe, die ich oben dargelegt habe. Diese Gründe können aber nicht für andere Kleidungsstücke wie Röcke gelten, da diese keine religiösen, politischen oder sonstige  Glaubensbekenntnisse transportieren und auch nicht als Symbole für irgendwas gelten. Es sind einfach schlichte Kleidungsstücke, Industrieprodukte, sonst nichts. Zu unserem Kulturkreis gehört zum Glück auch die unverhandelbare und nicht zur Disposition stehende Freiheit der persönlichen Lebensgestaltung, zu der auch die freie Auswahl der Kleidung gehört. Auch wenn bestimmte Kleidung ungewöhnlich ist, so ist das absolut kein Grund, auf diese Kleidung zu verzichten, wenn man sie mag.

Das gleiche, denke ich, trifft für das Tragen von Männerröcken an den Arbeitsplätzen zu!

Nein! Nicht allgemein. Das ist Sache der Vereinbarung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer. In vielen Betrieben gibt es Dresscodes (Banken, Versicherungen, Gastronomie, Polizei usw.) Wenn der Arbeitnehmer in seinem Dienstverhältnis diese Dresscodes akzeptiert hat, muss er sich selbstverständlich daran halten. Ich fordere ausserdem mit Nachdruck, dass Dresscodes für beide Geschlechter gleich streng sein müssen. Wenn man Männern Anzug- und Krawattenzwang auferlegt, dann muss man von den Frauen Kostüm- oder Kleiderzwang verlangen. Wenn man Männern das Tragen von Röcken am Arbeitsplatz verbietet, dann muss man im Zuge der Gleichbehandlung den Frauen das Tragen von Hosen verbieten. Alles andere wäre Geschlechterdiskriminierung.

/Somit würde ich es begrüssen, wenn obiges Kopftuch-Verbot auch auf das Tragen von Männer-Röcken am Arbeitsplatz ausgedehnt würde.

Damit redest Du der Unfreiheit das Wort. Der Staat hat in der individuellen Gestaltung der Persönlichkeit seiner Bürger nichts zu suchen, weil sie weder die Rechte und Freiheiten der anderen Mitmenschen einschränkt und weil sie ihnen nichts nimmt, was ihnen zusteht.  Ich habe oben deutlich gemacht, dass das Kopftuch eine religiöse Aussage darstellt und daher gegen das Neutralitätsgebot der staatlichen Lehrpersonen verstösst. Ein Männerrock hingegen hat überhaupt keine Symbolkraft, genau so wenig wie die Frauenhose.  Ausserdem würde ein Rockverbot staatlicherseits sofort gegen den Grundgesetzartikel 3 Abs. 3 (Diskriminierungsverbot wegen Geschlecht) verstossen. Das Grundgesetz regelt nämlich das Verhältnis der Staates gegenüber seinen Bürgern und würde in diesem Falle sofort greifen.

Darf ich Dir eine Frage stellen, die mich seit Beginn unserer Diskussion sehr beschäftigt: Du lehnst Männerröcke kategorisch und sehr entschieden ab, Du magst sie nicht und sie entprechen nicht Deinem Geschmack. Woher rührt dann das ausserordentliche Interesse an diesem Thema?

Freundliche Grüsse,

Ferdi

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Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers - Fortsetzung
« Antwort #5 am: 28.10.2003 22:47 »
Hallo Freunde des schönsten Kleidungsstücks!

Das kam soeben herein:

============================================================

Lieber Ferdi

Um Deine Frage zu beantworten: Mich fasziniert, was "extrem" und bizarr ist.
Darunter verstehe ich vor allem Sachen, welche es auf dem Land in der
Innerschweiz nicht gibt, was man in den grossen Städten oder im Ausland suchen muss: Seien es Transsexuelle, Transvestiten, zwielichtige Etablissements, usw. . Ich habe gemerkt, dass mich vieles davon einerseits eben fasziniert, andrerseits aber auch abstösst und anwidert.

Stell Dir mal vor, es käme einem Mann in den Sinn, dass es keinen vernünftigen Grund gebe, im Sommer wenn es warm ist auch seine Genitalien nackt spazieren "lassen zu wollen". Vielleicht könntest Du in diesem Fall noch sagen, ein nackter Mann in der Öffentlichkeit würde die Kinder erschrecken oder sonstwie ein "öffentliches Ärgernis" erregen. Gilt das gleiche aber nicht AUCH für rocktragende Männer? Zumindest wenn sie im Sommer einen KURZEN Rock tragen? Glaubst Du nicht, dass wenn man einen nackten Mann in der Öffentlichkeit
bei der Polizei wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses anzeigen kann, man
das nicht genauso gut mit einem Mann im Mini-Rock tun könnte???
Für mich zumindest wäre es ein "öffentliches Aergernis,wenn ich meinen
Arbeitsplatz mit einem Kollegen teilen müsste, welcher einen kurzen Rock trägt,vor allem dann,wenn er drunter nichts anhat. Jedoch würde ein solcher Arbeitnehmer in unserer Firma schon gar nie eingestellt, da der Arbeitgeber es a)verbieten würde und b) dieser Arbeitnehmer dem Gelächter und Mobbing der anderen Arbeitnehmer ausgesetzt wäre nach dem Motto "der spinnt ja","der ist nicht ganz richtig
im Kopf", "das ist wohl eine Schwuchtel", usw. . Jedenfalls waren DAS die
Kommentare von drei Leuten, welche ich gestern bei uns im Geschäft auf das Thema kurzer Männerrock angesprochen habe.

Nette Grüsse,bin gespannt auf Deine Antwort


Darauf antwortete ich folgendermassen:

Hallo **********!

Vielen Dank für Deine Offenheit. Dich fasziniert also das Bizarre, das Extreme. Nun, wir, d. h. meine Freunde und ich selbst sind aber nicht "bizarr" und auch nicht extrem. Wir sind ganz gewöhnliche heterosexuelle Männer, die auch ein ganz gewöhnliches Leben führen. Sehr viele sind verheiratet und haben Kinder. Der einzige Unterschied zu der grossen Masse der anderen Männer ist der, dass wir gerne auch Röcke tragen. Aber Deine letzte Mail macht mir klar, dass auch Du dem Klischee verfallen bist, dass Männer, die Röcke tragen, nichts anderes sein können als Transvestiten, Transsexuelle, Schwule und dass sie irgenwie nicht ganz "dicht" sein können. Sicher gibt es jede Menge Transvestiten, nicht nur in den grossen Städten. Aber da besteht ein Riesenunterschied zu uns. Ein Transvestit möchte ein Rollenspiel spielen. Er möchte für eine gewisse Zeit in die Rolle einer Frau schlüpfen und diese Rolle spielen. Dazu VERKLEIDET er sich zur Frau. Gute Transvestiten kann man absolut nicht mehr als Mann wiedererkennen. Allerdings geht das nicht mit einem einfachen Jeansrock, hier kommt die gesamte Palette weiblicher Erscheinungsformen zum Einsatz: Perücke, künstliche Wimpern, Lippenstift, Kajal, Schminke, ausgefüllte BH's, Nylonstrümpfe, schicke Kleider, Pumps - kurz die gesamte Palette der weiblichen Utensilien. Da sehr viele Transvestiten des Guten zuviel tun (manchmal auch absichtlich), hat der neutrale Beobachter den Eindruck, eine bizarr und extrem gekleidete Person vor sich zu haben.

Ganz anders ich und meine Freunde von der  Männerrockszene.  Ich belasse meine Kleidung so, wie man sie von Männern gewohnt ist. Ich wechsle  lediglich eine Hose gegen einen geeigneten Rock aus. Dabei achte ich darauf, dass der Rock in Design,  Farbe und Schnitt keinen femininen Eindruck macht. Das gelingt mir auch. Ich bin in meiner Kleidungswahl sehr selbstkritisch. Erst wenn ich mein Spiegelbild sehe und den Eindruck habe, dass ich den Mann, den ich da sehe, nicht auslachen würde, erst dann gehe ich hinaus.

Du vergleichst einen Mann, der einen kurzen Rock trägt, mit einem nackten Mann. Das kannst Du nicht. Ein bekleideter Mann - mit was auch immer er bekleidet ist - ist kein nackter Mann. Ein Mann im Minirock erregt auch kein öffentliches Ärgernis. Warum auch? Er zeigt ja letztlich nicht mehr her als seine Beine, und das tut jeder Mann in Shorts genau so. Ich trage im Sommer fast nur Jeansminiröcke, die etwa eine Handbreit über dem Knie enden (Rocklänge ca. 45cm), dazu ein T-Shirt und Sandalen. So fällt man draussen noch nicht mal gross auf. Die Leute sehen in ihrem Seitenblickfeld einen Mann, der was Kurzes anhat, schauen nicht so genau hin und sagen sich: da geht ein Mann in Shorts. Im vorigen Sommer hat ein Kollege vier Tage lang nicht gemerkt, dass ich statt Shorts einen kurzen Jeansrock anhatte. Er hat auch nicht so genau hingeschaut und meinen Rock oberflächlich für Shorts gehalten.

Dein Hinweis darauf, dass jemand möglicherweise nichts unter seinem Rock anhat, der verwundert mich allerdings ziemlich. Bitte nimm mir das jetzt nicht übel, aber das bringt mich auf die Idee, dass der Gedanke daran Dich irgendwie erregt und dass Du Dich auch deswegen abgestossen und angewidert fühlst, weil diese Erregung von Männern und nicht von Frauen ausgelöst wird. So deutlich wie Du hat das eigentlich noch niemand thematisiert, nicht einmal die röcketragenden Männer selber. Ich habe aber für Deine Reaktion darauf volles Verständnis. Ich will Dir jetzt nichts falsches unterstellen, aber könnte es sein, dass es das Nichtwissen darüber, was unter dem Rock ist, dass es das ist, was dich so erregt und beschäftigt? Das wäre auch nicht schlimm, aber auch hier scheinst Du Dir falsche Vorstellungen von den Motiven zu machen, warum wir so gerne Röcke tragen. Du denkst nämlich daran, dass wir uns daran erregen, ohne was drunter zu gehen. Das ist aber total falsch, jedenfalls für mich. Meine Röcke erregen mich nicht sexuell, ich habe nur Gefallen an dem Tragekomfort und ich gebe auch zu, dass ich mich über die vielen Komplimente freue, die ich von Frauen bekomme. Das wirst Du mir nicht glauben, aber es ist so. Das liegt sicher daran, dass ich meine Röcke aus tiefster innerer Ãœberzeugung trage, dass ich mich dabei sauwohl fühle und dass ich diese Selbstsicherheit auch ausstrahle . Das kommt bei den Mitmenschen an.

Ãœbrigens war ich schon mehrfach in der Schweiz zu Männerrocktreffen und wir sind nie auf Ablehnung gestossen, eben weil wir als Männer in Röcken auftraten und nicht als bizarre Transvestiten. Ich kenne auch einen Schweizer Rockträger persönlich, er wohnt in Willisau, ist Lehrer und geht auch in Röcken unterrichten. Damit hat er bei den Schülerinnen und Schülern einen schweren Stein im Brett und ist auch bei Kolleginnen und Kollegen beliebt und anerkannt. Warum? Weil er es richtig macht, weil er einen guten Stil entwickelt hat und trotz seiner Röcke nicht als exotischer Paradiesvogel auftritt, sondern einfach als Mann im Rock, haargenau so wie die Frauen in Hosen. Die sind ja auch nicht bizarr.

Wir sind keine Frauenvergewaltiger, keine Exhibitionisten, keine Kinderschänder, keine Transsexuellen, wir sind einfach ganz gewöhnliche Männer, die mit beiden Beinen im Leben stehen. Das einzige was uns aus der Masse hervorhebt, das ist unsere ungewöhnliche Kleidung. Ungewöhnlich, weil es einfach noch so wenige Männer in Röcken gibt. Irgendwann werden die Leute sich daran gewöhnt haben, und dann ist das für sie kein Thema mehr. Den Frauen ging es in der Vergangenheit mit den Hosen auch nicht anders. Wir Männer gehen den Weg jetzt, den die Frauen bereits gegangen sind. Und wir werden uns trotz Röcke nach wie vor von Frauen unterscheiden. Wir wollen keine Gleichmacherei.

Herzliche Grüsse !
Ferdi




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Offline Dieter

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #6 am: 29.10.2003 07:42 »
Was mir immer wieder auffällt ist, wie eng doch das Weltbild der Leute ist: Schottenröcke, klar, die Araber in dem Gewändern, da man sie ja immer im TV sieht und dazu noch die Mönchskutte. Das in weiteren Teilen Afrikas, in der Südsee. in vielen Ländern Asiens kleid- und rockähnliche Kleidungsstücke normale Alltagskleidung für den Mann sind, wird gerne übersehen, da man sonst das eigene Weltbild doch zurechtrücken müsste. Wer nun nur Leuten aus diesen Kulturkreisen diese Kleidung zugesteht, muss im Umkehrschluss:
1. Ihnen das tragen westlicher Kleidung untersagen, da das genausowenig zu ihnen passt wie uns deren Kleidung!
2. Selbst keine Jeans mehr tragen, da das die Arbeitskleidung der amerikanischen Goldsucher war (und Gold bei uns nur noch recht selten getragen wird)
3. eigentlich jede Form der Trachenadaption (Lodenmäntel, Kniebundhosen, Prinz-Heinrich-Mütze) außerhalb ihres traditionellen Verbreitungsgebiets ablehnen... Und selbst natürlich nur das tragen, was in seiner Region üblich war.

Mithin ist das alles entweder sehr wenig durchdacht oder ein Zeichen besonderer Engstinigkeit.

Es wäre interessant, eine Ãœbersicht über die weltweite Vielfalt der Männermode zusammenzustellen. Damit könnte das Argument, nur Hemd und Hose, und für offizielle Anlässe der Anzug, seien die einzig akzeptable Kleidung, endgültig erledigt werden. Es gibt mehr, nur daß kaum jemand davon weiss.


Gruß

Dieter

Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #7 am: 29.10.2003 09:32 »
Es wäre interessant, eine Ãœbersicht über die weltweite Vielfalt der Männermode zusammenzustellen. Damit könnte dem Argument, nur Hemd und Hose, und für öffizielle Anlässe der Anzug, seien die einzig akzeptable Kleidung. Es gibt mehr, nur daß kaum jemand davon weiss.


Gruß

Dieter

Hallo guten Morgen Dieter!

Das ist eine ausgezeichnete Idee. Ich werde mich mit Hilfe von Michael mal damit befassen. Eine reizvolle Aufgabe.

Gruss,
Ferdi
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Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers (Fortsetzung)
« Antwort #8 am: 29.10.2003 10:17 »
Hallo zusammen!

Hier die neueste Mail, die heute nacht hereinkam. Ich glaube, dass die Diskussion jetzt an einem Punkt angekommen ist, an dem es nicht mehr weiter geht. Aber interessant finde ich sie schon, sonst hätte ich mich nicht so da reingekniet. Für mich ist das auch so eine Art Ãœbungsfeld, um meine Argumentationsketten zu verfeinern und zu schärfen. Lest aber selbst:

==========================================


Hallo Ferdi

Einen Einwand konntest Du nicht entkräften:

Die drei Personen die ich im Geschäft befragt habe. Und die Dich auch mobben würden ("der spinnt wohl", "der ist ja wohl bekloppt", "muss wohl eine Schwuchtel sein").

Ich will Dir gerne glauben, dass Du keine sexuellen Motive hast beim
Röcketragen. Hingegen bin ich überzeugt, dass Du einen persönlichen Lustgewinn daraus ziehst, damit "etwas besonderes" zu sein, quasi ein "Vorreiter", der dazu berufen wurde, die Männer unserer westlichen Welt vom Hosentragenzwang befreien  - damit bist Du für mich aber gründlich auf dem Holzweg.Ein Guru mit seinen Anhängern als männliche Frauenrocktrage-Sekte sozusagen. Denn sektiererisch wirkt es für mich ganz eindeutig,ja missionarisch.

Das Beispiel vom Lehrer in der Schweiz der im Rock unterrichtet würde mich schon noch interessieren; glaube mir, an mindestens 90 % der schweizerischen Schulen würde das NICHT toleriert, denn wenn es toleriert WÃœRDE, würden wohl mehr Männer Röcke tragen.Und ausserdem WOLLEN 99% der Männer gar keine Röcke tragen!!!Wetten,dass?

Es ist ja nicht nur der Spott und der Hohn, dem Du an den meisten
Arbeitsplätzen bei uns ausgesetzt würdest. In unserer westlichen Zivilisation gelten nun einmal Hosen als Zeichen der Männlichkeit,ja, als Zeichen von eigentlicher "Virilität". Dass sich Frauen die Hosen zu eigen gemacht haben, spricht NICHT für deren Weiblichkeit. Ich, und sicher eine Menge anderer Männer, empfinden Frauen in Hosen als SEHR UNWEIBLICH!!! Männlich und weiblich haben, ob Du es willst oder nicht, SEHR etwas mit Biologie UND SEXUALITÄT zu tun!!!
Das männliche Geschlechtsorgan ist der Penis: Er findet in einer festen Hose seinen festen Platz!
Das weibliche Geschlechtsorgan ist die Vagina: Sie "hängt und baumelt" NICHT ausserhalb des Körpers herum und gehört daher auch nicht in einer Hose "festgemacht",sondern luftig in Unterrock und Rock. Erst der Minijupe Mitte der 60-er Jahre machte es nötig,dass die Frauen vom Unterrock auf die Unterhose umstiegen,eben genau wieder aus "sexuellen Motiven",damit die Öffentlichkeit unter dem ganz kurzen Rock nicht die Vagina sieht und sie "kein öffentliches Ärgernis erregen".

Wenn wir mal von den alten Griechen und Römern absehen,hat seit
Jahrtausenden NIE MEHR ein Mann einen KURZEN Rock angehabt,vermutlich genau aus diesem Grund. Mönche und Araber
tragen BODENLANGE "RÖCKE". Und niemand soll mir angeben, im Sommer sei ein kurzer Rock für einen Mann praktischer und bequemer als luftige Shorts... das glaubt nun wirklich kein Storch. Letztendlich bleibt für mich Tatsache,dass Männer welche kurze
Röcke tragen wollen, etwas besonderes sein möchten und Anerkennung und Aufmerksamkeit brauchen.... weil sie sich sonst in nichts von der grauen Masse unterscheiden. WENN es denn ein Bedürfnis der Männer bei uns WAERE,Röcke zu tragen,so hätte sich dies bestimmt schon LÄNGST durchgesetzt,mindestens schon seit jener Zeit, seit Frauen Hosen tragen.Schliesslich fand die Emanzipation der Frau lange Zeit NACH der Emanzipation des Mannes statt,resp.war bei letzterem schon immer selbstverständlich.
Nette Grüsse von ******** aus der Schweiz


Also einen gewissen immer stärker werdenden Unterhaltungswert haben diese Äusserungen schon. Er fängt jetzt an geistige Purzelbäume zu schlagen (man beachte die Passagen über Penis und Vagina), um seinen Standpunkt nicht verändern zu müssen. Ich glaube, ich werde die Diskussion an dieser Stelle abbrechen, denn die wichtigsten Argumente sind ausgetauscht.

Schöne Grüsse,
Ferdi







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Offline Wolfgang

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #9 am: 30.10.2003 18:40 »
Hallo Ferdi,

seit 2 Tage bin ich (42 Jahre, das 2.Mal verheiratet, vier Kinder und Rockträger mit Wissen und Wollen meiner Frau) und heute war ich bereits beim Einkaufen gewesen (natürlich mit Rock).

Weist Du, weshalb die Neandertaler ausgestorben sind?

Es gibt viele Möglichkeiten. Hier drei Beispiele:

a) Sie waren zu dumm
b) Sie haben sich weiterentwickelt
c) Sie wurden Opfer einer Naturkatsatrophe.

Aus einem dieser Gründe werden die Männer, die heute Männeröcke lächerlich finden, aussterben.

Es gibt ca. zwei dutzend gute Gründe, als Mann einen Rock zu tragen

Die aus meiner Sicht zwei wichtigsten Gründe:

1. Es ist einfach ein angenehm zu tragendes Kleiderstück.

2.Frauen haben erkannt, das Männer, die Röcke tragen,  viel zärtlicher, toleranter, gepflegter und einfühlsamer sind sowie mehr Verständnis für die Probleme und Bedürfnisse Ihrer Frauen haben (natürlich alles Fremdwörter für Machos, hier zählt Länge und Ausdauer des aus deren Sicht exklusivsten Körperteils).

Schöne Grüße aus Bayern,

Wolfgang
Zitat Adenauer: Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...

Offline Wolfgang

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #10 am: 05.11.2003 17:51 »
Also, ich verstehe die ganzen Diskussionen nicht.

Seit einiger Zeit gibt es neben Moslemskleider und Schottenröcke auch andere coole und weniger coole Männerröcke zu kaufen. Es soll mir mal eine oder einer einen wirklichen und nachvollziehbaren Grund nennen, warum man diese Röcke dann nicht auch kaufen und anziehen kann, und wem die derzeitigen Preise noch zu hoch sind, zieht eben andere Röcke an, jedem so, wie es ihm und/oder ihr gefällt.

Ãœber Geschmack läßt sich ja bekanntlich streiten, aber auch diese Diskussion halten die Kritiker nicht lange durch. Denn vieles ist nur Gewohnheit und erst gestern dachte ich bei einem Film, was wäre, wenn ich morgen mit so einem Future-Kostüm auf die Straße gehen würde.

Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, soviel ist klar. Und da liegt meines Erachtens das Hauptproblem, nämlich die Schnelllebigkeit dieser Welt. Da kann es schon mal sein, dass der oder die ein oder andere nicht so schnell seine Gedanken umstellen kann. Ist auch kein Dillema, viel schwieriger sind die Fälle, die es könnten, aber nicht wollen und dann auch noch machomäßig auftreten. Auf Vorurteile seine Welt aufzubauen ist eben leichter als mit Toleranz und Verständnis, mit Weltoffenheit und Blick für das Wesentliche im Menschen auf die Menschen zuzugehen und eine Aussage, die gestern noch richtig erschien, heute wieder zurückzunehmen.

Ãœbrigens, meine Meinung ist, das nur derjenige, der sich so akzeptiert wie er ist, auch andere Menschen so akzeptiert, wie sie sind (Denksportaufgabe: man möge den Umkehrschluss bilden).

Mit welchen Recht verurteilen die Menschen andere Menschen nur wegen ihrer Äußerlichkeiten. Ist es das Ergenis einer Entwicklungsphase, die uns Menschen von Affen unterscheidet?

Machen wir uns doch nichts vor, viele Menschen haben trotz unserer sehr vielfältigen Medienwelt immer noch ein Schubladendenken. Es werden zwar viele Informationen konsumiert, aber nicht wirklich verarbeitet. Menschen sehen etwas, prüfen in Ihrem Gehirn nach, welche Schubladen passt, und rein damit.
Wer da eine grobe Struktur hat, wird entweder immer unter seinen eigenen Vorurteilen leiden oder aber er ist nicht ehrlich gegenüber sich selbst (will meinen, das solche Menschen selbst viele Rechte für sich in Anspruch nehmen, aber die Rechte anderer nach eigenen Maßstäben zu verurteilen und zu verunglimpfen).

Am Ende des Lebens wird dann abgerechnet. Einige Menschen haben sich im Laufe Ihrer Zeit tausende Schulbladen zur Differenzierung erarbeitet, andere haben halt nach wie vor vielleicht 100 Schubladen. Jeder so, wie er es möchte und wie er damit glücklich ist.
Nur, und dass sollte unser aller Ziel sein, bei allen unterschiedlichen Meinungen sollte man trotzdem Fair bleiben. Und jemanden, den man nicht kennt, zu mobben, auszulachen oder "den Vogel zeigen" zeugt in keinster Weise von Fairnis. Bei Menschen die man kennt, verbietet sich so ein Vorgehen von vornherein.

Sachliche Argumente zählen für unreife und intolerante Menschen nicht. Warum auch sachlich bleiben, wenn`s persönlich geht. Für meine Begriffe sind z.B. Menschen, die andere auslachen, ziemlich armselig. In Wirklichkeit verdecken Sie damit ihre eigenen Schwäche, wo immer die auch liegen.
Sachliche Diskussion halten diese Menschen außerdem auch nicht lange durch, weil ihnen irgendwann die Argumente ausgehen, während der rocktragende Mann ausreichend sachliche Argumente für sein Auftreten hat (wenn man überhaupt eine Rechtfertigung fordern kann, was ja für sich alleine gesehen schon von Intoleranz zeugt). Wo will man die Grenze ziehen. Da kommt einer mit Glatze daher, und nur weil ich Glatzköpfe lächerlich finde, lache ich ihn aus?
Nehmen wir den Ohrring bei einem Mann. Absolut normal und unproblematisch. Ich selbst würde keinen Ohrring tragen, aber wem`s gefällt, warum denn nicht.
Nee, liebe Leute, das Leben ist einfacher als man denkt. Die zahlreichen Hürden bauen wir indes selbst ein, Tag für Tag. Soziale Intelligenz zeichnet einen modernen Menschen aus, und soziale Intelligenz bedeutet auch, andere Menschen zu respektieren und so zu akzeptieren, wie sie sind (solange es legal ist natürlich, aber das ist ja juristisch bestens geregelt).

Schöne Grüße aus Bayern wünscht euch Wolfgang.





Zitat Adenauer: Ich bin wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich...

Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #11 am: 09.11.2003 09:54 »
Hallo zusammen!

Der Männerrockfeind, von dem in diesem Thread die Rede ist, hat sich nach längerer Pause wieder unaufgefordert bei mir gemeldet. Ich stelle seinen Beitrag mal hier zur allgemeinen Information hinein.

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Hallo Ferdi
 
Ich kann Dir noch eine wahre Geschichte erzählen, welche eine ehemalige Lehrerin in einem Tatsachenbuch aufgeschrieben hat.
Das heisst,die war in Schaffhausen(Schweiz) in den fünfziger und sechziger Jahren Lehrerin und wurde dann später Schriftstellerin.
In Ihrem Buch mit dem Titel "Schulstubenjahre" berichtete sie von folgender Begebenheit aus dem Jahre 1960:
Die allerersten Jeans-Hosen für Mädchen waren in den Kaufhäusern von Schaffhausen eingetroffen. Nun spannten einige
Mädchen zusammen und zogen eines Tages im Jahre 1960 erstmals Hosen in die Schule an, nachdem sie zuvor für die Schule,
wie Generationen zuvor, immer nur Röcke getragen hatten.
Es war ein Skandal. Es gab eine ausserordentliche Lehrerkonferenz und die Mehrheit der Lehrer bestimmte: Die Mädchen wurden
nach Hause geschickt mit dem Befehl, sich sofort umzuziehen und wieder in Röcken in der Schule zu erscheinen.
Diesem Diktat fügten sich die Mädchen auch.
Leider machte die sogenannte sexuelle Revolution ab Mitte der sechziger Jahre alle Bemühungen in dieser Angelegenheit zunichte.
 
Glaube mir, unsere Welt wäre in einem besseren und klareren Zustand, wir hätten wieder anno 1960! Auch DU wärst damals NIE
auf die Idee gekommen, als Mann Röcke tragen zu wollen.....
Meine Mutter war übrigens damals selbst Lehrerin in Schaffhausen und kannte diese andere Lehrerin persönlich!!!!
 
 
Nette Grüsse von ************


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Ich erspare mir einen Kommentar.

Schöne Grüsse,
Ferdi
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Offline Wolfgang

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #12 am: 09.11.2003 12:49 »
Lieber Schweizer,

mit dem letzten Brief hast Du Dich endgültig aus dem Kreis der seriösen Diskussionsteilnehmer verabschiedet.
Die Schlussfolgerungen in Deinem Beitrag (alles wie 1960) ist so ziemlich das Blödeste,was ich im Zusammenhang mit rocktragenden Männern jemals gelesen habe. Willst Du etwa alles Vorteilhafte, was die Menschen in den letzten 40 Jahren erreicht haben, wirklich über Bord werfen?

Klar, Männer die Ihre Frauen unterdrücken, die Ihre Freiheiten genießen (aber nichts für die Freiheiten anderer übrig haben), kommen sicherlich mit dem modernen Leben nicht zurecht. Zu diesen Menschen zähle ich Deine Spezie. Intolerant, selbstgefällig, weltfremd, Super-Konservativ, unbeweglich, so hast Du dir dein Leben ja wirklich schön eingerichtet. Jeden Tag den gleichen Trott, nur nichts verändern, so kann nur einer denken, der alle Vorteile eines solchen Systems hat. Was ist mit den Menschen um Dich herum, die Dir so ein Leben ermöglichen müssen? Sie werden unterdrückt und dürfen nur was sagen, wenn Sie gefragt werden. Kinder haben nach Deiner Weltanschauung gleich gar keine Rechte und alles, was das Leben intererssant macht, z.B. die Vielfältigkeit der Menschen, scheint für Dich ein Greuel zu sein.

Tut mir leid, dass ich es so Krass sagen muss, aber Menschen mit deiner Weltanschauung sterben aus, und zwar schon alleine deshalb, weil die meisten Menschen die Vorteile des modernen Lebens genießen und die Menschheit intelligent genug ist, die durchaus vorhandenen Nachteile in den Griff zu bekommen.

Wenn so einer wie ich (konservativ erzogen) mit 42 erstmals den Rock ausprobiert und dann zwei Tage später in der Öffentlichkeit damit rumläuft, kann das nur folgende Gründe  haben:

a) Der ist krank
b) Der ist verrückt
c) Der genießt die Vorteile dieses Kleidungsstückes.

zu a) Wenn das zuträfe, wäre es eine ansteckende Krankheit, denn meine Frau hat mit mir zusammen den gleichen Rock gekauft, so dass wir jetzt im Partnerlook
herumrennen.

zu b) Ja mei, wer in seinem Leben nichts verücktes macht, hat nicht gelebt (legal muss es allerdings sein). Je bunter das Leben, um so schöner ist es. Die einen machen Drachenfliegen, die anderen Bungi-Jumping, Ski-Fahren, Autorennen, Frauen tragen Krawatten, Frauen tragen Militärkleidung und ich trage Röcke und lackiere meine Fussnägel blau, wo ist da der Unterschied? Jeder so, wie er es möchte. Das Leben ist zu kurz für selbst erbaute Hürden. Ich habe weder Identitätsprobleme noch leide ich unter einer Profilierungsneurose. Im Dezember ziehen wir in unser eigenes Haus und dann erfülle ich mir einen Kindheitstraum, nämlich eine Hollywood-Schaukel im eigenen Garten. Ãœbrigens alles selbst erarbeitet, angefangen vom Tellerwäscher bis zur Selbständigkeit, da gibt`s kein Grund für Neurosen, sondern einfach nur Lebensfreude.

Ich nehme meine Umgebung und mein Leben bewußt war, nehme Rücksicht auf andere, erkenne Leistungen anderer Menschen an, freue mich, wenn sich andere freuen, und lasse jedem seine Freiheiten, und dass ist der eigentlich Unterschied zwischen uns beiden.

zu c) Dass trifft hundertprozentig zu. Nur derjenige, der es ausprobiert, kann wirklich mitreden. Ich bereue nur, dass ich es nicht schon vor 20 Jahren ausprobiert habe.
Kein Zwicken, kein Blutstau, angenehme Trageeigenschaften, man(n) spürt viel besser seinen eigenen Körper, und wenn mich meine Frau leidenschaftlich umarmt, kann ich jetzt so richtig zum Mann werden - ohne Druck. So ganz nebenbei kümmere ich mich auch jetzt viel mehr um mein Aussehen (gepflegte Hände, Fuss- und Fingernägel geschnitten, die kratzige Hornhaut regelmäßig entfernt), so dass meine Frau auch spürbar etwas von meinem neuen Trend hat

Schöne Grüße aus Bayern wünscht Euch


Wolfgang





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Offline Gatito

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #13 am: 10.11.2003 05:45 »
Montag morgen kurz vor sechs und was gibt es schöneres, als die Woche mit den intellektuellen Diät-Frühstück aus der Schweiz zu beginnen.

Ferdi, ich bitte dich, halte den Dialog mit diesen Mann am Laufen! Hat fast schon den Unterhaltungswert der Werbung im Fernsehen nach Mitternacht!

Gatito
Vielleicht müssen wir erst das loslassen was wir waren um das zu werden was wir sein werden. Carrie Bradshaw

Offline Ferdi

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Re:Meinung eines Lesers
« Antwort #14 am: 10.11.2003 09:44 »
Hallo Wolfgang und Gatito!

Also der Unterhaltungswert seiner Mails steckt den von Harald Schmitt und Stefan Raab glatt in die Tasche.

@Wolfgang: Ich stehe hundertprozentig hinter dem, was Du geschrieben hast, das ist auch meine Ansicht!

@Gatito Ja, ich bleibe dran. Ende letzter Woche kamen gleich zwei Mails kurz hintereinander, nachdem er eine längere Pause gemacht hatte. Ich werde mich heute abend wieder mehr damit beschäftigen, aber ehrlich gesagt, ich sehe in einer Fortsetzung dieses Austausches keinen weiteren Sinn mehr. Er ist so verbohrt, Ihr könnt argumentieren wie ihr wollt, er macht jeden, auch den unsinnigsten argumentativen Eiertanz, nur um nicht zugeben zu müssen, dass seine Haltung total weltfremd ist. Auf mich macht er den Eindruck eines religiösen Fanatikers, der mit der bekannten Zeitschrift, die immer einen Turm zeigt, in der Stadt steht und jedem Vorbeikommenden verkündet, dass am 30. Mai die Welt untergeht, wenn er nicht sofort die Zeitschrift kauft und der Sekte beitritt.

Nun, mal sehen, wie es hier weitergeht.

Schöne Grüsse,
Ferdi
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