Autor Thema: Im falschen Körper gefangen ...  (Gelesen 47557 mal)

Offline Mann im Rock

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Im falschen Körper gefangen ...
« am: 27.01.2017 18:49 »
Irgendwie wird mir immer schlecht bei solchen Artikeln, wenn sowas zu einem großartigen medialen Ereignis hochgekocht wird: "Ich bin im falschen Körper geboren."
http://www.bento.de/politik/transgender-wie-es-ist-im-falschen-koerper-aufzuwachsen-1128751/#refsponi

Wie pervers kann diese Welt eigentlich noch werden? Aus der Vergangenheit ist bekannt, wer von der Norm abwich, wurde psychiatrisch behandelt, damit derjenige in die Spur kam. Der Körper war konstante und unabänderliche Größe, der Geist wurde manipuliert. Nachdem sich das als Irrweg herausstellte, geht man heute genau andersherum vor. Man braucht quasi nur mit den Augen zu blinzeln und schon ist man von einem männlichen in einen weiblichen Körper verwandelt. Und alles ist gut. So die Botschaft. 

Tatsächlich ist nichts gut. Irgendwelche Abweichungen von der Norm werden immer auf das Individuum geschoben, welches sich ja behandeln lassen kann. Tatsächlich ist es aber die Norm der Gesellschaft, die sagt: Bis hierher, alles danach ist krank. Die Selbstreflexion auf diese gesellschaftliche Norm fehlt. Das was ist, ist richtig. Alles außerhalb der Norm ist falsch. Und so bläut man uns heute ja auch ein, dass sich eine Gesellschaft entwickelt, immer zum Höheren hin. Und dass wir ja heute viel weiter sind als im Mittelalter oder in der Antike. Sicher ist es anders. Aber besser oder schlechter?

Ich bin ein Mann, der einen langen Prozess hinter sich hat, um den Mut zu finden, auch als Mann Röcke tragen zu können. Mir scheint es oft genug, dass es anderen eingetrichtert wird, dass sie im falschen Körper geboren wären. Als Frau dürfen sie ganz legitim einen Rock anziehen, daher verkleiden sie sich als Frau und bilden sich ein, sie würden fühlen wie eine Frau. 

Alles in allem sind wir hier wieder an der Stelle, wo eine krasse Trennlinie markiert wird und uns krasse Unterschiede zwischen den Geschlechtern vermittelt werden. Und das in einer Gesellschaft, die sich als so weltoffen, aufgeklärt, gebildet und tolerant ausweist. Also ich kann da nur noch mit dem Kopf schütteln ...

Gruß Matthias
Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Offline ChrisBB

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #1 am: 27.01.2017 19:33 »
Hallo Mathias und alle,
es gibt so einige, die sagen, die ganze Gender-Sache sei maßlos übertrieben.
Und diese Leute bekämüfen auch heftig, dass solche Inhalte zum Beispiel in den Schulunterricht Einzug nehmen.
Der grün dominierte Landtag in Baden-Württemberg hat dies unlängst auch machen wollen, wurde dann aber vom Ministerpräsidenten nach umfangreichen Protesten der breiten Bürgerschaft eingebremst.
Die Lehrkräfte waren auch nicht wirklich hinter das Gedankengut zu bringen.
Ich denke, Gott hat jeden dieser Menschen erschaffen, manche haben ein etwas leichteres, manche ein etwas schwereres Los.
Für alle gibt es aber die Hoffnung, und die stirbt zuletzt, wie man sagt.
Die hier portraitierten Menschen werden auf ihrem Lebensweg auch ncoh einige Weiterentwicklung erleben. Es wird gute und weniger gute Zeiten geben.
Zu kurz gedacht ist es allerdings, wenn man sagt, dass die Geschlechtsumwandlung oder Geschlechtsfreigabe alles repariert. Das ist mitnichten so.
Ich sehe das bei einem Menschen, als Felicia geboren, heute als Connor lebend, wo so gar nichts gerade läuft, und mit 21 immer noch kein Schulabschluß da ist.
Liebe Forenleser, nehmt das Thema bitte nicht auf die leichte Schulter. Es hat sehr viel Tiefgang. Und es braucht oft viel professionelle Hilfe.
Gruß,
ChrisBB


Offline MAS

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #2 am: 27.01.2017 20:13 »
Soso Matthias,

jetzt schreibst Du doch gerade über ein Thema, das Du eben noch als uninteressant im Vergleich zu Stilfragen beurteilt hast.  ;)

Ich werde es noch lesen, aber jetzt sehen wir fern.

LG, Micha
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Offline Jo 7353

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #3 am: 27.01.2017 22:16 »
Ich hatte vor einiger Zeit eine Begegnung mit einer Frau, die mich so ziemlich als erstes fragte, wenn die Operation zur Frau käme. Nun hatte ich, da ich in der Situation, die uns zusammenführte, sicher ins Schwitzen kam, wenig an, und alles sichtbare (ein Rock und ein Top) war unter dem Label Damenkleidung verkauft worden, was sie anscheinend erkannte. Es kam zu einem kurriosen Gespräch, in dem sie mir das Bekenntnis, daß ich eine Frau werden wolle, entlocken versuchte, währen ich ihr klar machen versuchte, daß das für mich kein Thema sei. Sie sagte während dem Gespräch, daß sie beruflich mit Menschen zu tun hat, die eine Geschlechtsumwandlung machen, und erkärte mir als Warnung, daß die Geschlechtsumwandlung oft nicht die gewünschte Erlösung brächte, weil die eigentlichen Probleme bei diesen Personen anders liegen. Tiefer in die Thematik bin ich nicht eingestiegen, da ich lediglich ihr nur klar machen versuchte, daß ich diese Warnungen nicht brauchte. Das Gespräch endete damit, daß sie mir, wohl in Anspielung auf meine Harrlänge weibliche Haare andeutete, und ich mit dem Hinweis auf äußerst unweibliche Bart und Brusthaare konterte.

Wenn mir jemand mit falschen Körper fürs Geschlecht kommt, möchte ich wissen, wie er männlich und weiblich definiert. Wie üblich wird das bei dem Artikel nicht klar.

Ich beharre auf der biologischen Definition, und bin deswegen hier im Forum schon heftig beschimft worden.

Ein Problem ist allerdings, daß mit Menschen, die ungewöhnlich sind, nicht immer gut umgegangen wird, und daß man sie in einen Standard zwingen versucht. Warum wird die Sexualität eines Mannes angezweifelt, wenn er sich statt zweirörig die Beine einröhrig bedeckt? Ich muß doch nicht meinen Körper verschneiden lassen, um einen Rock zu tragen. Es gibt da noch viele analoge Pseudogeschlechtsmerkmale. Selbst wenn es einen naturbedingten Schwerpunkt bei den Männern da und bei den Frauen dort gibt, muß man die Abweichler, die näher am Schwerpunkt des anderen Geschlechts sind nicht ändern. Sie sind halt ungewöhnlich für ihr Geschlecht, mehr nicht, und man kann sie so lassen, wie sie sind, auch ihre Geschlechtszugehörigkeit.

Für mich brauchte die oben erwähnte Frau ihre Warnung nicht aussprechen, aber ich gebe sie gerne weiter.

Gruß,
Jo
Der Rock ist kein Geschlechtsmerkmal.


Offline Rockio

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #4 am: 27.01.2017 23:20 »
Irgendwie wird mir immer schlecht bei solchen Artikeln, wenn sowas zu einem großartigen medialen Ereignis hochgekocht wird: "Ich bin im falschen Körper geboren."
http://www.bento.de/politik/transgender-wie-es-ist-im-falschen-koerper-aufzuwachsen-1128751/#refsponi

Wie pervers kann diese Welt eigentlich noch werden?
Nur weil man etwas nicht versteht, andere als pervers bezeichnen, finde ich Diskriminierung par excellence. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt im "falschen Körper" zu leben, dann richte nicht über die anderen.

Zitat
Nachdem sich das als Irrweg herausstellte, geht man heute genau andersherum vor. Man braucht quasi nur mit den Augen zu blinzeln und schon ist man von einem männlichen in einen weiblichen Körper verwandelt. Und alles ist gut. So die Botschaft.
Nein, das ist nicht die Botschaft. Wenn man auch nur ein Millimeterchen Ahnung hat von dem, das Transpersonen ausgesetzt sind, sowohl gesellschaftlich, als auch (noch) rechtlich, dann ist es nur daneben, davon unkundig zu faseln, es brauche nur ein "Augenblinzeln".
Hast Du schon einmal mit zwanzig, dreißig, vierzig Transleuten zu tun gehabt, sie befragt, einfach nur zugehört? Sowohl MtF als FtM? Ich kenne mindestens 50, wahrscheinlich mehr. Alle haben Jahre gebraucht um äußerlich zu werden, was sie waren. "Augenblinzeln" ist ein Ausdruck des Hohns dessen, der nichts weiß.  

Zitat
Als Frau dürfen sie ganz legitim einen Rock anziehen, daher verkleiden sie sich als Frau und bilden sich ein, sie würden fühlen wie eine Frau.
Es ist keine Verkleidung, wie du es abfällig darstellst, sondern Ausdruck des Inneren, der Identität. Es sind Frauen (mit Transhintergrund) oder Männer (mit Transhintergrund).


Zitat
Alles in allem sind wir hier wieder an der Stelle, wo eine krasse Trennlinie markiert wird und uns krasse Unterschiede zwischen den Geschlechtern vermittelt werden.
Exakt das werfen die Radikalfeministinen Frauen vor, die eine Transhistorie haben. Falsch!
Transfeministinnen sind längst darüber hinweg.: Pflichtlektüre: Julia Serrano's Whipping Girl, da kann man lernen wie es mit trans-inklusivem Feminismus geht.



Zitat
Und das in einer Gesellschaft, die sich als so weltoffen, aufgeklärt, gebildet und tolerant ausweist. Also ich kann da nur noch mit dem Kopf schütteln ...


Warum Mitglieder einer Gruppe, die Diskrimierung ausgesetzt sind (Männer, die Röcke tragen), eine andere diskriminieren, bar jeder Kenntnis über deren Hintergründe, wird mir nie verständlich werden.  

Warum kann man nicht einfach das menschliche Mindestmaß an Empathie aufbringen und sagen "Ich verstehe zwar nicht, warum Du etwas machst oder so bist, aber weil Du niemandem schadest, akzeptiere ich Dich so, wie Du sagst, dass Du bist."

Wäre so einfach. Statt dessen langes Argumentieren gegen Transpersonen. Und Bezeichnung als "pervers". Das ist ja widerlich.
Das ist ein Grund, warum ich mich von dieser im Grunde weitgehend intoleranten Gruppe der rocktragenden Männer mit ihrem Männlichkeitskomplex immer wieder zurückziehe.

Offline Rockio

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #5 am: 27.01.2017 23:28 »
Hallo Mathias und alle,
es gibt so einige, die sagen, die ganze Gender-Sache sei maßlos übertrieben.
Die AfD-Neonazis und ähnliche, ja. Bar jeder Kenntnis oder Empathie.

Zitat
Und diese Leute bekämüfen auch heftig, dass solche Inhalte zum Beispiel in den Schulunterricht Einzug nehmen.
Der grün dominierte Landtag in Baden-Württemberg hat dies unlängst auch machen wollen, wurde dann aber vom Ministerpräsidenten nach umfangreichen Protesten der breiten Bürgerschaft eingebremst.
Die Lehrkräfte waren auch nicht wirklich hinter das Gedankengut zu bringen.
Nun ja, man könnte ja vielleicht etwas lernen. Selbst Lehrer könnten das...


Zitat
Ich denke, Gott hat jeden dieser Menschen erschaffen, manche haben ein etwas leichteres, manche ein etwas schwereres Los.
Es ist vor allem das irrationale religiöse Denken (säkular oder eben "religiös"), das derart diskriminierendes Denken hervorbringt.



Zitat
Zu kurz gedacht ist es allerdings, wenn man sagt, dass die Geschlechtsumwandlung oder Geschlechtsfreigabe alles repariert. Das ist mitnichten so.
Alle seriösen Untersuchungen zeigen, dass die Quote derjenigen Personen, die nicht glücklich mit der Anpassung an das gefühlte Geschlecht sind, weit unter 1% liegt. Allen andern, 99% wird mit der Angleichung vor Suizid u. a. negativen Dingen geholfen.
Aber, Hauptsache, man markiert hier den dicken Max, der nix weiß, und sich auf Kosten einer Minderheit von ca. 0,5% der Bevölkerung dicke macht.


Zitat
Ich sehe das bei einem Menschen, als Felicia geboren, heute als Connor lebend, wo so gar nichts gerade läuft, und mit 21 immer noch kein Schulabschluß da ist.
Anekdoten sind eben keine Evidenz.

Offline Rockio

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #6 am: 27.01.2017 23:43 »
Ich hatte vor einiger Zeit eine Begegnung mit einer Frau, die mich so ziemlich als erstes fragte, wenn die Operation zur Frau käme.

Einzige Antworten an so eine dumme Tussi:
"Wann wirst Du operiert?"
"Was geht Dich an, wie es da unten aussiehrt? Beschreib'  mal Deine Geschlechtsorgane!"
Dann ist meistens peinliches Schweigen und es kommt eine Entschuldigung.


Zitat
Sie sagte während dem Gespräch, daß sie beruflich mit Menschen zu tun hat, die eine Geschlechtsumwandlung machen, und erkärte mir als Warnung, daß die Geschlechtsumwandlung oft nicht die gewünschte Erlösung brächte, weil die eigentlichen Probleme bei diesen Personen anders liegen.

Dann hat die Frau eben keine Ahnung. Ja, und?


Zitat
Wenn mir jemand mit falschen Körper fürs Geschlecht kommt, möchte ich wissen, wie er männlich und weiblich definiert. Wie üblich wird das bei dem Artikel nicht klar.
Wird schon klar.

Wenn man nicht zu blöd ist zu lernen, kann man auch über Transidentität lernen. Im Web ist massenweise Information dazu.
Es sei denn, man will es nicht.

Zitat
Ich beharre auf der biologischen Definition, und bin deswegen hier im Forum schon heftig beschimft worden.
Weil es bar jeder Kenntnis ist, was Trans* angeht. Du bist einfach nur unkundig und willst keine andere Kenntnis darüber haben. Hauptsache, die Leute springen nach Deinem Stöckchen ...


Zitat
Ein Problem ist allerdings, daß mit Menschen, die ungewöhnlich sind, nicht immer gut umgegangen wird, und daß man sie in einen Standard zwingen versucht. Warum wird die Sexualität eines Mannes angezweifelt, wenn er sich statt zweirörig die Beine einröhrig bedeckt?

Das kann man doch wissen! Ist doch oft genug hier im Forum diskutiert worden.
Es gilt Heteronormativität: Es gibt nur Männchen und Weibchen, erkenntlich an den äußeren Geschlechtsorganen, die zu diesem Behufe ein jeder Mensch dem andern vorzeigt... nicht?


Zitat
Ich muß doch nicht meinen Körper verschneiden lassen, um einen Rock zu tragen.
Und was hätte das auch damit zu tun. Es ist irrelevant.
Bei Transpersonen wird auch nichts verschnitten. Warum die abwertende, unkundige Wortwahl?


Zitat
Es gibt da noch viele analoge Pseudogeschlechtsmerkmale. Selbst wenn es einen naturbedingten Schwerpunkt bei den Männern da und bei den Frauen dort gibt, muß man die Abweichler, die näher am Schwerpunkt des anderen Geschlechts sind nicht ändern. Sie sind halt ungewöhnlich für ihr Geschlecht, mehr nicht, und man kann sie so lassen, wie sie sind, auch ihre Geschlechtszugehörigkeit.
Du willst es offenbar nicht wissen.
Zwecklos.


Zitat
Für mich brauchte die oben erwähnte Frau ihre Warnung nicht aussprechen, aber ich gebe sie gerne weiter.
Gerne? Nur weil eine dumme, uniformierte Frau irgendetwas von sich gibt, was genau in Dein unkundiges Denkmuster passt?


Warum nur müssen diskriminierte Gruppen wie Männer, die Röcke tragen wollen, andere Gruppen wie Transpersonen so diskriminieren. Ohne einen Hauch von Empathie wird ein Kübel unkundiger Mist über die andern ausgekippt.
Bist auch noch stolz drauf, oder?

Offline MAS

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #7 am: 28.01.2017 00:16 »
N'Abend zusammen!

Matthias verstehe ich insofern, als er meint, der*die Einzelne solle nicht alleine ausbaden müssen, was die Gesellschaft ihm*ihr aufdrückt. Ich verstehe ihn so, dass er fragt: Warum muss ein Mensch in ein Raster passen, "männlich" oder "weiblich"" mit dem, was ihn individuell ausmacht. Man soll ihm*ihr doch die Möglichkeit geben, so wie sie*er ist, glücklich zu werden, ohne sich an irgendwelche Normen anpassen zu müssen, die ihm*ihr Vorschreiben, das was er*sie ist, sei männlich oder weiblich und passe zu ihr*ihm oder nicht.

Allerdings tut Matthias dasselbe, wenn er meint, wer Röcke tragen wolle und einen biologisch männlichen Körper habe, der solle Röcke tragen, ohne sich weiblich zu verkleiden. Aber wie ist es denn nun, wenn ein biologisch männlicher Mensch sich psychologisch und soziologisch weiblich fühlt und das evtl. sogar unabhängig von Kleidungsvorlieben? Ist das wirklich so einfach zu reduzieren?

Ich mache es mir nicht so einfach, und binäres oder bipolares Denken erachte ich als Krücke, um sich die Wirklichkeit handhabbarer zu machen, aber nicht als wirklich realistisch.

LG, Micha

PS: Matthias, ich bin aber froh, dass Du doch nicht nur über Stilfragen nachdenkst.   
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Offline SiPortoLe

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #8 am: 28.01.2017 00:26 »
Sie sagte während dem Gespräch, daß sie beruflich mit Menschen zu tun hat, die eine Geschlechtsumwandlung machen, und erkärte mir als Warnung, daß die Geschlechtsumwandlung oft nicht die gewünschte Erlösung brächte, weil die eigentlichen Probleme bei diesen Personen anders liegen.

Wer nicht mal die richtigen Fachvokabeln kennt (es ist eine angleichende OP und keine Umwandlung...) sollte seine Berufswahl evtl. besser überdenken. Und wenn nach der OP nicht alles rund läuft, muss es nicht unbedingt nur an der/die Betroffenen liegen sondern könnte auch mit dem sozialen Umfeld drumherum zusammenhängen.

Zitat
Wenn mir jemand mit falschen Körper fürs Geschlecht kommt, möchte ich wissen, wie er männlich und weiblich definiert. Wie üblich wird das bei dem Artikel nicht klar.
... weil dann der Leser rein am biologischen Geschlechtsbegriff festhängt und sich nicht vorstellen kann, dass andere sich selbst anders geschlechtlich wahrnehmen als ihr Geburtsgeschlecht kundtut.

Zitat
Ich beharre auf der biologischen Definition, und bin deswegen hier im Forum schon heftig beschimft worden.
Was ist denn die "biologische Definition"?
Allein bei den Chromosen versagt doch bereits das binäre Erklärungsmodell - was ist mit XXY-Frauen? Mit Intersexuellen? Geschlechter werden in der Biologie inzwischen in verschiedenen Bereichen definiert. Da ist die Natur manchmal sehr launisch in allen Dimensionen eine widerspruchsfrei binäre Schubladenzuweisung hinzubekommen ;-)

Zitat
Warum wird die Sexualität eines Mannes angezweifelt, wenn er sich statt zweirörig die Beine einröhrig bedeckt? Ich muß doch nicht meinen Körper verschneiden lassen, um einen Rock zu tragen. Es gibt da noch viele analoge Pseudogeschlechtsmerkmale. Selbst wenn es einen naturbedingten Schwerpunkt bei den Männern da und bei den Frauen dort gibt, muß man die Abweichler, die näher am Schwerpunkt des anderen Geschlechts sind nicht ändern. Sie sind halt ungewöhnlich für ihr Geschlecht, mehr nicht, und man kann sie so lassen, wie sie sind, auch ihre Geschlechtszugehörigkeit.
Transfrauen fühlen sich auch in Jeans und Holzfällerhemd ganz sicher als Frau so wie Du Dich im Rock weiterhin als Mann fühlst. Die Wahl möglicher Beziehungs- und Sexualpartner hat damit doch nun wirklich nichts zu tun?
Ich verstehe hier echt nicht mehr, wieviele PUnkte hier unausgegoren in einen Topf geschmissen werden können.


Offline Barefoot-Joe

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #9 am: 28.01.2017 00:49 »
Hallo Matthias,

Zitat
Irgendwie wird mir immer schlecht bei solchen Artikeln, wenn sowas zu einem großartigen medialen Ereignis hochgekocht wird: "Ich bin im falschen Körper geboren."

Seit Caitlyn Jenner hat das Thema in den Medien deutlich mehr Fahrt aufgenommen und viele meinen, mit entsprechenden Artikeln Leser zu gewinnen. Auch wenn die Absichten der Autoren mitunter zweifelhaft sein mögen, hilft die mediale Präsenz doch, daß viele heute verstehen können, was in Transmenschen vor sich geht.

Zitat
Man braucht quasi nur mit den Augen zu blinzeln und schon ist man von einem männlichen in einen weiblichen Körper verwandelt. Und alles ist gut. So die Botschaft. 

Wenn du das so aufgenommen hast, liegst du falsch. Es ist nach wie vor nicht einfach, denn das größte Problem ist nicht den Körper zu verwandeln, sondern sich der eigenen Identität bewußt zu werden und sich damit in seinem sozialen Umfeld zu outen. Schau mal "Eine Frage der Liebe", das weckt vielleicht etwas Verständnis.

Zitat
Ich bin ein Mann, der einen langen Prozess hinter sich hat, um den Mut zu finden, auch als Mann Röcke tragen zu können.

Und da ging es nur um ein Stück Stoff. Wie viel schwerer muss es sein, wenn es um die eigene Identität geht?

Zitat
Mir scheint es oft genug, dass es anderen eingetrichtert wird, dass sie im falschen Körper geboren wären. Als Frau dürfen sie ganz legitim einen Rock anziehen, daher verkleiden sie sich als Frau und bilden sich ein, sie würden fühlen wie eine Frau. 

Das ist - mit Verlaub - Unsinn. Niemand geht freiwillig durch die Hölle der Untersuchungen, Diagnosen, Medikamente, Outings, Operationen, usw. nur um sich einen Rock anziehen zu können. Es ist die eigene Identität, die weiblich ist und sich dann eben auch in der Kleidung ausdrückt. Nicht umgekehrt. Wer einfach nur feminine Kleidung anziehen will, macht das und bleibt dabei Mann. Beispiele für Crossdresser findest du auf Youtube in Massen und ja - die fühlen sich dann durchaus auch als Frau und genießen es. Sie leben einfach nur ihre feminine Seite aus und bleiben ansonsten auch gerne Mann. Aber wie überall gibt es kein schwarz und weiß und deshalb kann man das nicht verallgemeinern. Jeder Mensch ist anders, aber allen ist gemein, dass ihre Identität durch feminine und maskuline Anteile geprägt ist.

Zitat
Alles in allem sind wir hier wieder an der Stelle, wo eine krasse Trennlinie markiert wird und uns krasse Unterschiede zwischen den Geschlechtern vermittelt werden.

Es gibt doch nicht nur binäre Transmenschen. Die sind nur eben diejenigen, bei denen biologisches Geschlecht und Geschlechtsidentität stark voneinander abweichen und die dadurch "auf die andere Seite kippen". Es gibt aber auch sehr viele Enbys (von n.b. = nb = enby = non binary), die sich als Genderfluid, Genderqueer, Androgyn, usw. bezeichnen und deren Identität entweder frei zwischen den Polen männlich und weiblich schwankt oder sich irgendwo dazwischen befindet. Schau dir Jeffrey Marsh an oder Seadresa - das sind bewundernswerte Leute, die sich weder ein männliches, noch ein weiblliches Etikett umhängen und einfach nur Mensch sind. Und ehrlich gesagt sehe ich mittlerweile die Überwindung der binären Geschlechtsordnung hin zu "Ich bin Mensch" als bedeutenden Schritt einer spirituellen Entwicklung an.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

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Offline high4all

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #10 am: 28.01.2017 08:19 »
Zitat
Wäre so einfach. Statt dessen langes Argumentieren gegen Transpersonen. Und Bezeichnung als "pervers". Das ist ja widerlich.
Das ist ein Grund, warum ich mich von dieser im Grunde weitgehend intoleranten Gruppe der rocktragenden Männer mit ihrem Männlichkeitskomplex immer wieder zurückziehe.

Ich habe den Artikel gestern früh gelesen und kurz überlegt, ihn hier zu posten. Habe es aber gelassen, weil ich genau so eine Diskussion befürchtet habe.

Nebenbei, es ist kein Artikel über trans-Menschen, sondern ein Artikel, in dem Betroffene zu Wort kommen.

Zitat
"Ich will nicht lügen, es ist hart. Niemand sucht sich freiwillig aus, transgender zu sein. Wir wurden nicht so geboren, wie wir sein wollen. Und dann müssen wir auch noch damit zurecht kommen, dass andere Leute irgendwelche Probleme mit uns haben.
sagt beispielsweise Hayley.

Aus Jux und Dollerei nimmt das kein Mensch auf sich.

Ich finde es zum Kotzen, wenn von aller Welt Toleranz gegenüber männlichen Rockträgern erwartet wird und gleichzeitig im Zusammenhang mit trans-Menschen von Perversion gesprochen wird.

Wir können unsere Röcke jederzeit abstreifen, aber trans-Menschen können ihre Identität nicht mal eben wechseln.

LG
Hajo
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline MAS

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #11 am: 28.01.2017 08:22 »
Zitat
Wäre so einfach. Statt dessen langes Argumentieren gegen Transpersonen. Und Bezeichnung als "pervers". Das ist ja widerlich.
Das ist ein Grund, warum ich mich von dieser im Grunde weitgehend intoleranten Gruppe der rocktragenden Männer mit ihrem Männlichkeitskomplex immer wieder zurückziehe.

Ich habe den Artikel gestern früh gelesen und kurz überlegt, ihn hier zu posten. Habe es aber gelassen, weil ich genau so eine Diskussion befürchtet habe.

Nebenbei, es ist kein Artikel über trans-Menschen, sondern ein Artikel, in dem Betroffene zu Wort kommen.

Zitat
"Ich will nicht lügen, es ist hart. Niemand sucht sich freiwillig aus, transgender zu sein. Wir wurden nicht so geboren, wie wir sein wollen. Und dann müssen wir auch noch damit zurecht kommen, dass andere Leute irgendwelche Probleme mit uns haben.
sagt beispielsweise Hayley.

Aus Jux und Dollerei nimmt das kein Mensch auf sich.

Ich finde es zum Kotzen, wenn von aller Welt Toleranz gegenüber männlichen Rockträgern erwartet wird und gleichzeitig im Zusammenhang mit trans-Menschen von Perversion gesprochen wird.

Wir können unsere Röcke jederzeit abstreifen, aber trans-Menschen können ihre Identität nicht mal eben wechseln.

LG
Hajo

Yep!

Und, so nebenbei, lieber Rockio: Das ist die Äußerung eines religiösen Menschen. Also auch hier bitte kein Schwarz-weiß-Denken!   :)

LG, Micha
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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #12 am: 28.01.2017 08:50 »
PS: Matthias, ich bin aber froh, dass Du doch nicht nur über Stilfragen nachdenkst.   

Bitte als Ironie kennzeichnen  :)
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Offline MAS

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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #13 am: 28.01.2017 09:16 »
PS: Matthias, ich bin aber froh, dass Du doch nicht nur über Stilfragen nachdenkst.   

Bitte als Ironie kennzeichnen  :)

Das meine ich nicht ironisch!  :)

LG, Micha
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Re: Im falschen Körper gefangen ...
« Antwort #14 am: 28.01.2017 09:22 »
Irgendwie wird mir immer schlecht bei solchen Artikeln, wenn sowas zu einem großartigen medialen Ereignis hochgekocht wird: "Ich bin im falschen Körper geboren."
http://www.bento.de/politik/transgender-wie-es-ist-im-falschen-koerper-aufzuwachsen-1128751/#refsponi

Wie pervers kann diese Welt eigentlich noch werden?
Nur weil man etwas nicht versteht, andere als pervers bezeichnen, finde ich Diskriminierung par excellence. Du weißt nicht, wie es sich anfühlt im "falschen Körper" zu leben, dann richte nicht über die anderen.

Bitte dann auch genauer lesen, was ich geschrieben habe. "Weil man etwas nicht versteht ..." trifft ebenso auf deine Interpretation meines Satzes. Du siehst ein Stichwort und kochst gleich emotional hoch. Das muss auch nicht unbedingt sein, oder?

Nochmal: was mich ankotzt, ist dieses Thema zu einem großartigen medialen Ereignis zu vermarkten. Es ist die Tendenz aufzuzeigen, dass alles möglich ist, was man will, und anschließend ist alles gut. Für mich ist sowas wie die Happy Ends in Hollywood-Filmen.

Ferner: Man wird als Mensch geboren. Und ich kann nicht raus aus meinem Körper, also kann ich ihn auch annehmen wie er ist. Wenn du willst, ist der geschenkte Körper eine Gottesgabe. Wenn du willst, ist der Körper ein ganz natürliches Produkt. Da irgendwie medizinisch einzugreifen und mit Hilfe der Medien wieder Menschen einzufangen, die sich für solche Operationen bereit erklären, halte ich für Experimente am Menschen. Dazu fällt mir der Name Mengele ein. Und dazu fällt mir der Begriff pervers ein.

Immer wieder werden solche OPs als Heilsbringer verkauft. Ich beziehe mich jetzt nicht nur auf dieses Transthema, sondern generell auf Schönheitsoperationen wie Busenvergrößerung, Penisverlängerung, Faltenstraffung, Fettabsaugung usw. Medizinisch wirklich notwendig ist der allergeringste Teil davon. Sonst heißt es nur immer, wenn dein Busen zu klein ist, lass ihn größer machen und anschließend bist du glücklich. Pustekuchen ... Sowas finde ich medialen Scheiß.

Gruß Matthias



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