Autor Thema: Kleidung und Ästhetik  (Gelesen 20127 mal)

Offline Mann im Rock

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Kleidung und Ästhetik
« am: 04.02.2017 13:07 »
Ich favorisiere einen anderen Blick auf das Tragen von Röcken. Weniger wichtig ist die historische Komponente. Wenn Frauen heute Hosen anziehen, machen sie nicht auch historische Studien, dass sie vor einem halben Jahrhundert noch um dieses Kleidungsstück kämpfen mussten. Sie ziehen die Hose einfach an. Fertig. Frauen machen sich auch keine Gedanken, dass die Hose früher ein reines männliches Symbol war, und ob sie jetzt unisex-Klamotten tragen, ob sie jetzt trans sind oder sonstwas.

So ist mein Plädoyer: Überwindung der theoretischen Gedanken. Man kann sicher trefflich drüber streiten, man kann seinen eigenen Informationshorizont erweitern, man kann aber auch seine Zeit damit verschwenden.

Als Mann in Männerklamotten: Jeans und Shirt, egal welche Farbe, passt schon. Jacke drüber. Fertig. Damenbekleidung ist reichhaltiger und vielfältiger. Und sie ist so manches Mal schwieriger zusammenzustellen. Was trage ich, damit es nach was aussieht?

Ich sage mal, ich fühle mich wie ein Künstler. Ich will ein Bild malen. Was für ein Bild? Pastell? Öl? Acryl? Was für ein Motiv? Ein Portrait? Ein Stilleben? Eine Landschaft? Was Abstraktes? Welche Farben brauche ich? Welche Farbtöne verwende ich? Was unterstreiche ich auf dem Bild? Wo setze ich Akzente?

Ich male ein bekanntes Bild nach und mache mir keine Gedanken über meinen Stil. Oder ich male nach meinen eigenen Vorstellungen. Und entwickle dabei mit der Zeit meinen eigenen Stil. Muster, Farbauswahl, Farbsetzungen, Linien, Formen usw. = mein Stil.

Ein röhrender Hirsch wird heute keinen Menschen mehr interessieren. Insofern sind meine Stilfragen auch immer eines Einflusses von außen ausgesetzt. Oder es interessiert mich einfach nicht, ob es andere interessiert. Irgendwann frage ich mich vielleicht doch: wozu male ich? Vielleicht doch mal, um mich zu präsentieren? Vielleicht im kleinen Kreis, vielleicht im größeren? Ist es nicht eine Freude, mal den ersten Fan zu finden, der einem ein Bild abkauft?

Ich will nur sagen: Stil hat einen Innenaspekt, Stil hat einen Außenaspekt. Ich stelle mich nicht nur vor den Spiegel und sage, das sieht gut aus. Sondern ich trete auch nach draußen, wo ich Resonanz aus den Gesichtern der Anderen interpretieren muss. Will ich diese Resonanz irgendwo beeinflussen? Will ich mal ein Bild von mir verkaufen, oder stört es mich nicht, wenn meine Bilder in der Versenkung verschwinden? Ja, ich fände es schon schön, wenn irgendein unsicherer Mann durch meinen Anblick selbst dazu kommen würde, einen Rock zu tragen. Umgekehrt kann ich auf jeden Fall sagen: ich will mich nicht so kleiden und präsentieren, dass ich jedermann davon abschrecke, überhaupt ans Rocktragen zu denken.

Aber ok, letzten Endes kriege ich nicht wirklich mit, wie mein Anblick aufgenommen wird. Das wird eher ein Thema für den Stammtisch oder fürs Kaffeekränzchen sein, als dass man es mir direkt mitteilt. Wenn mir jemand ein Kompliment macht, schmeichelt es mir, aber ich weiß nicht, ob das echt oder reine Höflichkeit war. Wenn jemand aufgrund meines Anblicks selbst zum Rock greift, dann wäre das ein echter Gewinn, den ich selbst nicht mal erfahren würde.

Gruß Matthias



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Offline MAS

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #1 am: 04.02.2017 14:09 »
Lieber Matthias,

meinst Du wirklich, die Männer "da draußen" verzichten aus rein ästhetischen Gründen auf das Röcketragen, während die Frauen aus rein ästhetischen Gründen Hosen tragen? Meinst Du wirklich, dass Fragen der geschlechtlich-sozialen Zuordnung und Rollenverteilung bzw. eben auch Fragen der Kritik daran keine Rolle spielen?

LG, Micha
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Offline DesigualHarry

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #2 am: 04.02.2017 14:30 »
Hallo!

In meinem Fall war es eine Frau, die mich auf das Rocktragen als Mann brachte, und ich denke dass es anderen Männlichen Rockträgern da ähnlich ergangen ist? Und so bin ich auch inzwischen der Überzeugung dass ich andere Frauen ebenso schon unmerklich beeinflusst habe wieder mal Rock zu tragen.

Ich für meinen Teil weis inzwischen ganz genau wie die Menschen da draußen mein Rocktragen aufnehmen. Das erfordert nur die Umstellung von weniger Reden zum mehr wahrnehmen der Gefühlsebene.

Aber trotzdem finde ich es sehr gut dass du dich mit deinem eigenen Stil hier einbringst lieber Matthias.

Offline MAS

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #3 am: 04.02.2017 15:06 »
Nico bat mich, folgendes hier einzustellen:

Zitat
"meinst Du wirklich, die Männer "da draußen" verzichten aus rein ästhetischen Gründen auf das Röcketragen," Ja

"während die Frauen aus rein ästhetischen Gründen Hosen tragen?"Ja, aus praktischen Gründen aber auch, wenn Frauen ihre Beine nicht rocktauglich empfinden.

 "Meinst Du wirklich, dass Fragen der geschlechtlich-sozialen Zuordnung und Rollenverteilung bzw. eben auch Fragen der Kritik daran keine Rolle spielen?" die Frage verstehe ich nicht. Ich habe es aber geschafft, meine Kollegin dazu bewegen, dass sie von sich aus am nächsten Morgen im Rock kam und mir sagte "Du hast mich überzeugt". Aber keinen einzigen Kollegen. Vorher hat sie noch betont, wie praktisch Hosen für jeden Tag sind und sie Rock nur zu speziellen Anlässen trägt.

Gruß.

Das kannst du ja mal im Thread so wiedergeben oder kopieren

Ich glaube aber, die meisten Männer tragen keine Röcke, weil sie Angst haben, Frauenkleidung zu tragen. Zwar kommt der eine oder andere mit dem Argument, nicht so schöne Beine zu haben, aber das halte ich für zweitrangig oder gar vorgeschoben.

LG, Micha

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Offline high4all

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #4 am: 04.02.2017 15:40 »
Zitat
Ich glaube aber, die meisten Männer tragen keine Röcke, weil sie Angst haben, Frauenkleidung zu tragen.

Vielleicht ist es viel banaler:

Mann trägt keinen Rock, weil man keinen trägt.

Für mich lag das Tragen von Röcken bis zu dem Zeitpunkt, als ich damit angefangen habe, völlig außerhalb meiner Vorstellungskraft.

Erst als die Idee dazu kam, habe ich mir kurzzeitig Sorgen gemacht, dass das Tragen frauentypischer Kleidung ein gesellschaftlicher Abstieg sein kann. Denn Frauen werden von vielen Zeitgenossen noch immer nicht als gleichwertig mit Männern angesehen. Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz.

Was ästhetisch oder unästhetisch ist, wird uns (wenigstens teilweise) anerzogen. Männern wird solange eingetrichtert, dass ihre Beine hässlich sind, bis sie es für wahr halten und ihre Beine verhüllen.

Wenn denn doch mal ein Foto einen Mann mit schönen Beinen zeigt, kommt von vielen Betrachtern die beinahe reflexartige Reaktion: "Ja, der hat schöne Beine, aber ich doch nicht!" Egal, ob es zutrifft oder nicht.

LG
Hajo

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Offline Rockio

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #5 am: 04.02.2017 16:39 »
Zwar kommt der eine oder andere mit dem Argument, nicht so schöne Beine zu haben, aber das halte ich für zweitrangig oder gar vorgeschoben.
Ich habe wiederholt von Frauen gehört, dass sie finden, dass viele Bio-Männer solche Beine hätten, wie sie sie selbst gerne hätten.
Gestern Abend saß ich in der Kneipe noch lange gemütlich mit einem jüngeren Frauenpärchen und zwei ihrer Freundinnen zusammen. Alle in Hosen, außer mir. Von einer kam "Du hast so tolle Beine, passt super mit dem Rock."

Offline Holger Haehle

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #6 am: 04.02.2017 17:09 »
Na wie entwickelt sich denn dieser Thread praktisch vom Start weg?
Der Thread war doch ästhetisch  und stilistisch ausgerichtet und nun werden Meinungen ausgetauscht, warum Männer im Allgemeinen keine Röcke tragen. Auch das irritiert mich, wo schon x-mal Studien dazu präsentiert wurden, u.a. von der Uni Basel:
https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-115/Uni-Nova-115-Roecke.html

Offline MAS

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #7 am: 04.02.2017 17:53 »
Na wie entwickelt sich denn dieser Thread praktisch vom Start weg?
Der Thread war doch ästhetisch  und stilistisch ausgerichtet und nun werden Meinungen ausgetauscht, warum Männer im Allgemeinen keine Röcke tragen. Auch das irritiert mich, wo schon x-mal Studien dazu präsentiert wurden, u.a. von der Uni Basel:
https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-115/Uni-Nova-115-Roecke.html


Ich habe nur mal überflogen und meine, genau meine Argumentation zu entdecken, besonders unter dem Punkt "der Mann als Maßstab".

So, muss außer Haus ins Feuerschlösschen. Natürlich im Rock.

LG, Micha
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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #8 am: 04.02.2017 18:39 »
Lieber Matthias,
meinst Du wirklich, die Männer "da draußen" verzichten aus rein ästhetischen Gründen auf das Röcketragen, während die Frauen aus rein ästhetischen Gründen Hosen tragen? Meinst Du wirklich, dass Fragen der geschlechtlich-sozialen Zuordnung und Rollenverteilung bzw. eben auch Fragen der Kritik daran keine Rolle spielen?

Hallo Micha,
nein, das meine ich gewiss nicht. Aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, den Beitrag in einem solchen Tenor geschrieben zu haben.

Wie Hajo schrieb, ist es für die meisten Männer überhaupt jenseits aller Vorstellungskraft, mal einen Rock anzuziehen. In allererster Linie ist es doch so, dass der rocktragende Mann draußen eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und wenn einzelne Reaktionen in die Richtung liefen: "Schau mal, der trägt einen Rock, aber es sieht gar nicht mal schlecht aus.", dann wäre der erste Impuls damit gesetzt. Für die Setzung eines solchen Impulses sehe ich eine ästhetische Grundlage als Voraussetzung. Anstösse solcher Art kann man sicherlich nicht setzen, wenn man ein Kleid trägt, das wie ein Kartoffelsack wirkt. Nein, die Komposition muss stimmig sein.

Aufgrund eines solchen Impulses rückt bei vielen Männern überhaupt mal der Rock in deren Vorstellungsbereich. Die meisten werden es ablehnen, weil "man" es ja nicht macht. Bei einigen geht es aber weiter. Erst da sind die Momente, wo Angst vorm Rocktragen entsteht. Erst da fangen manch wenige Männer dann damit an, sich weitergehend damit zu beschäftigen. Dann kommen die Fragen nach unisex, nach Kategorisierung in Crossdresser, TransXXX, nach geschlechtsspezifischer Kleidung usw.

Und vielleicht gibt es auch ganz wenige, vielleicht nur einen einzigen Mann, der sich dadurch angesprochen fühlt, wenn er mein Outfit sieht, der dann selbst den Mut fasst, auch mal einen Rock zu tragen. Damit hätte ich eine ganze Menge erreicht.

Nein, ich meine nicht, dass die Männer aus ästhetischen Gründen aufs Rocktragen verzichten. Ganz anders: ich meine, ein ästhetische Erscheinungsbild kann überhaupt erstmal einen Impuls setzen. Und was kommt zuerst, Micha? Dass man jemanden sieht und einen ersten Eindruck gewinnt. Oder dass man mit jemandem über gender, Damenkleidung, unisex usw. diskutiert?

Gruß Matthias

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manfred58

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #9 am: 05.02.2017 07:16 »
Zitat
Ich glaube aber, die meisten Männer tragen keine Röcke, weil sie Angst haben, Frauenkleidung zu tragen.

Vielleicht ist es viel banaler:

Mann trägt keinen Rock, weil man keinen trägt.

Hallo
Ich glaube es ist wirklich so banal. Die Zeit,wo ich komplett in Herrenkleidung unterwegs war ist lange vorbei.Herrekleidung ist mir zu langweilig und zu uniform.Das bezieht sich nicht nur auf Röcke.
So habe ich angefangen mich am Stil der Damenmode zu orientieren, immer im Hinterkopf ,passt es zum mir und nicht kann man es anziehen.
Einiges schliesse ich aus,so kann ich mir vorstellen das ein Strickkleid,oder ein Hemdblusenkleid an mir gut aussehen würde,
allerdings ein Faltenrock oder Glockenrock nicht.Ich würde mich in letzteren nicht wohlfühlen und darum geht es mir hauptsächlich.
Ob ich nun jemanden dazu bringe ,auch nur in Ansätzen,etwas von meinen Looks zu übernehmen glaube ich eher weniger.
Keine "Männerangst" ist so präsent wie die Angst davor für schwul gehalten zu werden und das wohl das was die meisten davon abhält Röcke oder Damenkleidung zu tragen.
Wie sieht es im Bezug auf dieses Thema denn bei der Damenwelt aus? Würde mich mal interessieren,also ran an die Tasten.
Mittlerweile bin ich 59 Jahre alt und habe nicht vor mich jetzt irgendwelchen Konventionen zu beugen .
Im Prinzip habe ich das nie getan,egal ob es jetzt das tragen von Lederjeans oder das schirmlose Auftreten im Regen betrifft.
Ach nochwas. Ich finde mein Fahrgestell gut  :)
Gruß
Manfred














Offline Mann im Rock

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #10 am: 05.02.2017 09:08 »
Ob ich nun jemanden dazu bringe ,auch nur in Ansätzen,etwas von meinen Looks zu übernehmen glaube ich eher weniger.
Keine "Männerangst" ist so präsent wie die Angst davor für schwul gehalten zu werden und das wohl das was die meisten davon abhält Röcke oder Damenkleidung zu tragen.

Hallo Manfred,
es geht mir auch nicht darum, dass jemand etwas von meinem Look übernimmt. Wenn ich einen kleinen missionarischen Ansatz habe, dann in der Weise, dass mein Outfit als gefällig eingestuft wird und einen Impuls setzt, dass auch Männer Röcke tragen können. Du sagst, du glaubst es eher weniger. Ich sage: darin liegt für mich ein hoffnungsvoller möglicher Ansatz. Think positive  :)

Wenn ich Angst davor habe, eine Schlange zu streicheln, werde ich es überdenken und vielleicht auch den Mut dazu fassen, wenn ich einige Leute sehe, die das einfach unbedenklich tun. Wer als Mann schon mal den Gedanken hatte, dass Mann ja auch Rock tragen könnte, es aber noch nie gewagt hat, dem wird vielleicht bei meinem Anblick ein bisschen seiner Angst genommen. Wenn mich jemand zusammen mit meiner Frau sieht, für den wird sein Vorurteil "schwul" hinfällig. Und die Frauen anderer Männer können durch meine Frau einen Denkanstoß erhalten, weil es nichts Peinliches ist.

Wie gesagt: es ist mein hoffnungsvoller Ansatz, wenn ich sowas wie einen missionarischen Gedanken habe.

Und da ich mich präsentiere, speilt es auch eine Rolle, wie ich mich präsentiere: die ästhetische Komponente. Will ich auffallen und abschrecken? Dann muss ich nur ein Kleid anziehen, dass wie ein Kartoffelsack an mir wirkt. Oder einen Minirock, wo man das Höschen sieht. Da ziehe ich es vor, weniger aufzufallen, aber die Variante "Mann trägt Rock" in der Vorstellungskraft einiger Leute zu platzieren, und zwar positiv besetzt.

Gruß Matthias
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Offline MAS

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #11 am: 05.02.2017 11:36 »
Lieber Matthias,
meinst Du wirklich, die Männer "da draußen" verzichten aus rein ästhetischen Gründen auf das Röcketragen, während die Frauen aus rein ästhetischen Gründen Hosen tragen? Meinst Du wirklich, dass Fragen der geschlechtlich-sozialen Zuordnung und Rollenverteilung bzw. eben auch Fragen der Kritik daran keine Rolle spielen?

Hallo Micha,
nein, das meine ich gewiss nicht. Aber ich kann mich auch nicht daran erinnern, den Beitrag in einem solchen Tenor geschrieben zu haben.

Wie Hajo schrieb, ist es für die meisten Männer überhaupt jenseits aller Vorstellungskraft, mal einen Rock anzuziehen. In allererster Linie ist es doch so, dass der rocktragende Mann draußen eine gewisse Aufmerksamkeit auf sich zieht. Und wenn einzelne Reaktionen in die Richtung liefen: "Schau mal, der trägt einen Rock, aber es sieht gar nicht mal schlecht aus.", dann wäre der erste Impuls damit gesetzt. Für die Setzung eines solchen Impulses sehe ich eine ästhetische Grundlage als Voraussetzung. Anstösse solcher Art kann man sicherlich nicht setzen, wenn man ein Kleid trägt, das wie ein Kartoffelsack wirkt. Nein, die Komposition muss stimmig sein.

Aufgrund eines solchen Impulses rückt bei vielen Männern überhaupt mal der Rock in deren Vorstellungsbereich. Die meisten werden es ablehnen, weil "man" es ja nicht macht. Bei einigen geht es aber weiter. Erst da sind die Momente, wo Angst vorm Rocktragen entsteht. Erst da fangen manch wenige Männer dann damit an, sich weitergehend damit zu beschäftigen. Dann kommen die Fragen nach unisex, nach Kategorisierung in Crossdresser, TransXXX, nach geschlechtsspezifischer Kleidung usw.

Und vielleicht gibt es auch ganz wenige, vielleicht nur einen einzigen Mann, der sich dadurch angesprochen fühlt, wenn er mein Outfit sieht, der dann selbst den Mut fasst, auch mal einen Rock zu tragen. Damit hätte ich eine ganze Menge erreicht.

Nein, ich meine nicht, dass die Männer aus ästhetischen Gründen aufs Rocktragen verzichten. Ganz anders: ich meine, ein ästhetische Erscheinungsbild kann überhaupt erstmal einen Impuls setzen. Und was kommt zuerst, Micha? Dass man jemanden sieht und einen ersten Eindruck gewinnt. Oder dass man mit jemandem über gender, Damenkleidung, unisex usw. diskutiert?

Gruß Matthias



Guten Morgen, Matthias!

Das Wort "Ästhetik" hat ja zwei (oder mehr Bedeutungen). Umgangssprachlich wird es oft mit "Schönheit" gleichgesetzt. Wissenschaftlich eher mit "Sinnlichkeit".

Ich hoffe ja auch, dass sich Männer durch den Anblick rocktragender Männer oder zumindest eines rocktragenden Mannes inspiriert fühlen, auch darüber nachzudenken, selber einen Rock zu tragen. Meine Erfahrung ist aber die, dass die Männer zu mir sagen, das sei mein Ding, sehe an mir gut aus, sie würden sich aber in einem Rock nicht wohl fühlen. Einen fragte ich mal, ob physisch oder psychisch. "Ist doch egal", war seine Antwort.

Meiner Einschätzung nach würden sich die meisten Männer psychisch nicht wohl fühlen in einem Rock, weil Röcke für sie Frauenkleidung sind und als Mann Frauenkleidung zu tragen würde für sie bedeuten, sich der Kritik anderer Männer auszusetzen, nicht mehr richtig männlich zu sein, die Manneswürde zu untergraben oder gar sexuell nicht normal zu sein; oder auch der Kritik von Frauen, in deren Augen ein "richtiger Mann" keine "Frauenkleidung" zu tragen hat.

Das heißt, sie respektieren das Rocktragen an mir oder anderen, aber haben Angst davor, dass andere Männer nicht so tolerant sind wie sie selbst und wollen sich dem nicht aussetzen. Da kann das so ästhetisch im Sinne von schön sein, wie es will.

Und doch mache ich es ja so wie Du: Ich gehe raus im Rock oder im Kleid unter die Menschen und dränge niemandem ein Gespräch darüber auf, bin aber offen für jedes Interesse, jede Frage, auch für jede Kritik.

Nur bzgl. Ästhetik im Sinne von Geschmack bin ich nicht so offen, seit dem mir z.B. meine Mutter sagte, zu Sandalen müsse man Socken tragen, meine Schwiegermutter, dass man Sandalen barfuß tragen müsse und ein Stilberater meinte, ein Herr von Welt besitze solches Schuhwerk nicht. Seit dieser Erfahrung denke ich: "Alles Geschmacksachte", sprach der Affe und biss in die Seife.

Ich sehe Menschen, deren Gewandung mit Rock oder Kleid mir gefallen. Das können Frauen sein oder auch Männer aus anderen Kulturen oder auch hier aus unserm Forum. Das inspiriert mich, beeinflusst mich, und ich merke, dass ich es dann manchmal ähnlich mache. Und ich sehe hier im Forum auch Gewandungen, die mir nicht gefallen, deren Träger ich das aber so nicht gerne sage, da ich nicht übergriffig sein will. Deswegen disktuiere ich nicht gerne über Stilfragen, sondern jeder soll tragen, was ihm gefällt und worin er sich wohlfühlt, ich kann mir meinen Teil denken, und gut ist.

Einmal wurde ein Teil meiner Gewandung hier kritisiert, und ich habe mich tatsäclich davon beeinflussen lassen und mit eine Umhängetasche gekauft. Das war auch gut so; vor allem aber, weil ich jetzt beim Kleid nicht mehr die Einschnürung durch die Gurttasche habe und so die Luft noch besser am Körper entlang streichen kann. Wichtig ist mir eben nicht nur das aussehen, sondern noch wichtiger ist mir das Tragegefühl.

So, jetzt nutzen wir die Sonne und machen einen Ausflug die Sieg hinauf und dann zu Fuß von Blankenberg nach Merten.
Ich natürlich im Rock, meine Frau natürlich in der Hose.

LG!
Micha
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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #12 am: 05.02.2017 12:09 »
Das Wort "Ästhetik" hat ja zwei (oder mehr Bedeutungen). Umgangssprachlich wird es oft mit "Schönheit" gleichgesetzt. Wissenschaftlich eher mit "Sinnlichkeit".

Oh, oh ... böse Falle. "Sinnlichkeit" geht in den erotischen Bereich, die sinnliche Frau. Damit hat Ästhetik niemals was am Hut gehabt. Es geht um die Wahrnehmung mit den Sinnen, um harmonische Ausgestaltung  und um die jeweiligen Denkmuster, die zur Bewertung führen. Ästhetik im originären Sinne hat nicht einmal was mit Schönheit zu tun, denn da wären wir bei der Kallistik.

Und ich sehe hier im Forum auch Gewandungen, die mir nicht gefallen, deren Träger ich das aber so nicht gerne sage, da ich nicht übergriffig sein will. Deswegen disktuiere ich nicht gerne über Stilfragen, sondern jeder soll tragen, was ihm gefällt und worin er sich wohlfühlt, ich kann mir meinen Teil denken, und gut ist.

Eine gewisse Ehrlichkeit erwarte ich hier im Forum aber schon. Klar, man kann jedem Honig ums Maul schmieren, egal was er trägt. Und hinterm Rücken dann darüber tuscheln, dass sowas ja gar nicht geht. Man kann aber auch seine ehrliche Einschätzung abgeben, ohne dabei abwertend oder verletzend zu sein, sondern Anregungen geben, Denkanstöße vermitteln. Nichtsdestoweniger: ist nicht jeder kommunikative Austausch verletzend, wenn man es so interpretieren will? Wenn ein Schüler darauf besteht, dass für ihn aber 0 plus 2 gleich 3 sind (sowas hatten wir ja vor einigen Jahren, als es um Mehrwertsteuererhöhung ging), dann könnte er auch verletzt sein, dass das Ergebnis 2 ist.


Einmal wurde ein Teil meiner Gewandung hier kritisiert, und ich habe mich tatsäclich davon beeinflussen lassen und mit eine Umhängetasche gekauft.

In solchen Dingen ist auch noch immer die Frage, ob der Kritisierte die Kritik an ihm beherzt, oder ob es ihm egal ist.

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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #13 am: 05.02.2017 17:49 »
Das Wort "Ästhetik" hat ja zwei (oder mehr Bedeutungen). Umgangssprachlich wird es oft mit "Schönheit" gleichgesetzt. Wissenschaftlich eher mit "Sinnlichkeit".

Oh, oh ... böse Falle. "Sinnlichkeit" geht in den erotischen Bereich, die sinnliche Frau. Damit hat Ästhetik niemals was am Hut gehabt. Es geht um die Wahrnehmung mit den Sinnen, um harmonische Ausgestaltung  und um die jeweiligen Denkmuster, die zur Bewertung führen. Ästhetik im originären Sinne hat nicht einmal was mit Schönheit zu tun, denn da wären wir bei der Kallistik.

Und ich sehe hier im Forum auch Gewandungen, die mir nicht gefallen, deren Träger ich das aber so nicht gerne sage, da ich nicht übergriffig sein will. Deswegen disktuiere ich nicht gerne über Stilfragen, sondern jeder soll tragen, was ihm gefällt und worin er sich wohlfühlt, ich kann mir meinen Teil denken, und gut ist.

Eine gewisse Ehrlichkeit erwarte ich hier im Forum aber schon. Klar, man kann jedem Honig ums Maul schmieren, egal was er trägt. Und hinterm Rücken dann darüber tuscheln, dass sowas ja gar nicht geht. Man kann aber auch seine ehrliche Einschätzung abgeben, ohne dabei abwertend oder verletzend zu sein, sondern Anregungen geben, Denkanstöße vermitteln. Nichtsdestoweniger: ist nicht jeder kommunikative Austausch verletzend, wenn man es so interpretieren will? Wenn ein Schüler darauf besteht, dass für ihn aber 0 plus 2 gleich 3 sind (sowas hatten wir ja vor einigen Jahren, als es um Mehrwertsteuererhöhung ging), dann könnte er auch verletzt sein, dass das Ergebnis 2 ist.


Einmal wurde ein Teil meiner Gewandung hier kritisiert, und ich habe mich tatsäclich davon beeinflussen lassen und mit eine Umhängetasche gekauft.

In solchen Dingen ist auch noch immer die Frage, ob der Kritisierte die Kritik an ihm beherzt, oder ob es ihm egal ist.

Gruß Matthias

Lieber Matthias,

da sieht man mal wieder, wie mehrdeutig Wörter sind.

Mit "Sinnlichkeit" meine ich nicht "Erotik", sondern
Zitat
Sinnlichkeit bezeichnet dann die Empfänglichkeit für die verschiedenen Sinnesempfindungen, besonders aber für solche psychischen Ereignisse, welche sich zunächst an Sinnesempfindungen anschließen.
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Sinnlichkeit

Früher habe ich es auch nur im Sinne von "Schönheit" verwendet, bis mit in meiner Wissenschaft, der Religionwissenschaft die Subdisziplin Religionsästhetik unterkam (vgl.https://www.dvrw.uni-hannover.de/rae.html] [url]https://www.dvrw.uni-hannover.de/rae.html[/url]).
Es geht also um die Erforschung von Zusammenhängen von sinnlichen Erfahrungen und Religion.

Was meine Reaktion auf mir nicht gefallende Gewandungen hier im Forum angeht: Ich reagiere gar nicht, ich schweige. Das bedeutet aber nicht, dass immer, wenn ich schweige, mir etwas nicht gefällt. Sondern ich sage einfach nicht zu allem etwas, auch wenn es manchem hier so erscheint, so viel, wie ich hier schreibe. ::)

Heute habe ich übrigens auf diese Weise die Ästhetikrezeptoren meiner Mitmenschen gereizt:
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Re: Kleidung und Ästhetik
« Antwort #14 am: 05.02.2017 18:19 »
da sieht man mal wieder, wie mehrdeutig Wörter sind.

Heute habe ich übrigens auf diese Weise die Ästhetikrezeptoren meiner Mitmenschen gereizt:

Hallo Micha,
sorry, dass ich philosophisch vorgebildet bin. Es zeigt mir aber auch, dass mein zugrunde liegendes Verständnis von Ästhetik nicht Allgemeingut ist, also sollte ich das mal präzisieren.

Wenn ich noch die Zeit finde, werde ich auch noch Fotos vom Wochenende einstellen. Dein Outfit empfinde ich als sehr kontrastreich, gelb, grün, blau, schwarz, nicht wirklich harmonisch miteinander abgestimmt, eher harte Übergänge.

Gruß Matthias

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