Autor Thema: Rocktragende Männer und das Organon-Modell  (Gelesen 14345 mal)

Offline Mann im Rock

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 880
  • Geschlecht: Männlich
    • Mann und Rock
  • Pronomen: Er
Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« am: 09.02.2017 19:35 »
Als rocktragende Männer in der Öffentlichkeit sind wir auch immer irgendwie Werbebotschafter, egal ob wir wollen oder nicht. Aber wir kleiden uns abweichend von der Norm und fallen mehr oder weniger auf. Aber selbst wenn wir weniger auffallen, ist es noch immer mehr als ein Mann in Jeans und Shirt.

Das Organon-Modell von Bühler ist eigentlich auf sprachliche Kommunikation ausgerichtet. Es lässt sich aber auch in nonverbalen Bereichen verwenden. Es gibt immer irgendwo einen Sender, einen Empfänger und eine Beziehung zwischen beiden. Der Sender will sich ausdrücken. Auf uns bezogen ist es der Mann, der sich mit Rock bekleidet. Zwischen Sender und Empfänger steht die Darstellung, die reine wertfreie Information, dass es auch Männer gibt, die Röcke tragen. Zuletzt wird ein Signal, ein Appell gesendet, gewollt oder nicht. Dieser Appell reicht dahin, auch andere noch unsichere Männer dazu zu bewegen, es doch auch einmal mit Rock zu versuchen, bis dahin, dass bei manchen Leuten die Einstellung gefestitgt wird, Röcke gehören allein den Frauen.

Zitat
Aus Video-Auswertungen und Befragungen zu einigen Experimenten meiner Arbeitsgruppe wissen wir, dass etwa ein Drittel der Menschen, in deren Sichtfeld eine rocktragende Versuchsperson beim Flanieren durch eine Fußgängerzone war, diese nicht wahrnahmen. Ein weiteres Drittel zeigte allgemeine, offene und wertneutrale Neugier. Ungefähr ein Viertel zeigte sich leicht irritiert. Nur 5-8% waren schockiert. Sie drehten sich um oder starrten mit weiten Augen und offenem Mund der Versuchsperson hinterher. (Die Zahlen sind Näherungswerte, die variieren können je nach Ort und Zeit)

Holgers Auswertungen geben schon einmal ein grobes Bild. 5-8% aller Leute reagierten schockiert. Das wäre nach dem Organon-Modell die Ebene des Appells. Allerdings würde ich Studien dieser Art verfeinern wollen. Denn der Ausdruck, wie man sich mitteilt, also wie man sich kleidet, spielt eine große Rolle für den gesendeten Appell.

Es reicht nicht allein aus, sich vor den Spiegel zu stellen, zu sagen "gefällt mir" und dann nach draußen zu gehen. Es wird die Interaktion mit allen anderen Personen vergessen, von denen man wahrgenommen wird. Insofern sollte auch immer der Gedanke eine Rolle spielen, wie man wirken könnte und wie man wirken will. Oder zum mindesten: Wie will man auf keinen Fall auf andere wirken?

Wenn ein Mann seinen Kleidungsstil lebt, wenn er sich mit Rock eher dezent und gefällig kleidet, wenn die Komposition stimmt, wird seine Umgebung tendenziell eher wohlgefällig reagieren. Ich habe starke Zweifel, ob dann überhaupt 5% der Leute schockiert reagieren, sondern vernachlässigbar wenige. Wenn jemand ums Verrecken auffallen will, ein Mann im Ballkleid an einer Dönerbude, dann werden es sicher mehr als 8% sein, die schockiert sind. Wenn die Absicht des Mannes im Ballkleid ein clowneskes Verhalten war, hat er sein Ziel erreicht. Wenn aber seine Intention darin lag, andere Männer dazu bewegen zu können, sich auch mal so zu kleiden, dürften sein Ausdruck und der gesendete Appell nicht zusammen passen. Er wird eher abschreckend wirken.

Selbst wenn man nach draußen geht und nichts weiter will, als seine Freude auszuleben, verkennt man damit, dass man Signale an seine Umwelt sendet. Insofern ist es wichtig, dass eine gedankliche Abstimmung erfolgt. Wenn die Umgebung nicht interessiert, sollte zumindest die Frage grundlegend sein, wie man auf keinen Fall wirken will. Positiv gesehen ist es die Frage, wie man sich kleidet, wie man seinen Stil findet, um mit seinem Ausdruck den gesendeten Appell etwas zu steuern. Und dieser gesendete Appell - wie soll der aussehen? Was will man erreichen? Wie will man wirken?

Ob man tatsächlich so ankommt, ist eine ganz andere Fragestellung. In vielen Fachrichtungen lernt man, wie man ein Thema behandelt, um das und das Ergebnis zu erreichen. In der Rhetorik lernt man dies und das, um Leute zu überzeugen. Immer ist man sich bewusst, dass man niemals alle wird überzeugen können, aber ein gewisser Teil wäre ganz schön. Wie groß dieser Anteil ist, gibt dann wieder Rückschlüsse auf die angewandte Rhetorik. Wenn man nicht ankommt, liegt es auch immer an einem selbst.

Entsprechend spielt es immer eine Rolle, welchen eigenen Stil man pflegt. Insofern sind auch Stilfragen von Bedeutung. Denn immer sendet der eigene Ausdruck ein Signal an andere. Und wie dieses Signal aussieht, liegt nicht allein im Bereich der anderen, sondern wir können hier einen Einfluss ausüben, eine Richtung anstreben. So ist es wichtig, sich immer die Frage zu vergegenwärtigen: Wie will ich wirken? Wie kann ich das erreichen? Und so manches Mal gilt: Weniger ist Mehr. Es gibt kein Ursache-Wirkungs-Verhältnis, sondern man interagiert.

Gruß Matthias

Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Online MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.815
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #1 am: 09.02.2017 22:03 »
Na ja, solche Gedanken, "wie will ich wirken und was werden wohl die Leute denken" habe ich mir früher auch viele gemacht, was meist dazu führte, dass ich nicht tat, was ich tun wollte. Seit dem ich bei einer Meditation eine Vision bekam, wie es wäre, einfach zu tun, was ich für richtig halte, geht es mir besser.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline JJSW

  • Schwabenrocker
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.293
  • Geschlecht: Männlich
  • real men wear skirts
    • https://www.pinterest.de/schwabenrocker/
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #2 am: 09.02.2017 23:18 »
Lieber Micha
Da stimme ich Dir zu.
Solche Gedanken, "wie will ich wirken und was werden wohl die Leute denken" standen mir zu Beginn meines Röcke tragens auch im Weg.
Seit ich mich davon befreit hab, ist es ganz einfach mit dem Rock rauszugehen.

Trotzdem bin ich beeindruckt, was Holger und nun auch Matthias für umfangreiche Erörterungen zum Thema Röcke tragen schreiben können. Da staune ich nur. So tolle Texte bekomme ich nicht zustande.

Gute Nacht
Gruß
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Online MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.815
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #3 am: 10.02.2017 00:38 »
Lieber Micha
Da stimme ich Dir zu.
Solche Gedanken, "wie will ich wirken und was werden wohl die Leute denken" standen mir zu Beginn meines Röcke tragens auch im Weg.
Seit ich mich davon befreit hab, ist es ganz einfach mit dem Rock rauszugehen.

Trotzdem bin ich beeindruckt, was Holger und nun auch Matthias für umfangreiche Erörterungen zum Thema Röcke tragen schreiben können. Da staune ich nur. So tolle Texte bekomme ich nicht zustande.

Gute Nacht
Gruß
Jürgen


Ich meine, ich will auch wirken. Ich habe auch ein missionarisches Bewusstsein. Aber ich denke, wenn ich mir jetzt so viel überlege, wie das, was ich tue ankommt und darüber vergesse, was ich tun will, dann geht doch der Schuss nach hinten los.

Ich brachte ja schon oft das Sandalen-Socken-Beispiel. Man kann beides ideologisieren, dass man keine Socken zu Sandalen trägt oder dass man welche trägt oder dass man erst gar keine Sandalen trägt ans "Herr von Welt". Ich trage gerne Sandalen, je nach Temperatur mit oder ohne Socken. Und da mache ich mit mit Absicht keine Gedanken mehr darum, was wer wohl darüber denken mag. Ich weiß, warum ich es tue, und erkläre es auch gerne, aber ich übe keinen vorauseilenden Gehorsam und mache keine Marktforschung, mit welcher der Trageweisen ich mehr Leute überzeuge.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!


Offline JJSW

  • Schwabenrocker
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.293
  • Geschlecht: Männlich
  • real men wear skirts
    • https://www.pinterest.de/schwabenrocker/
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #4 am: 10.02.2017 05:39 »
Schönen guten Morgen
Also mein Hirn schalte ich nicht komplett aus, wenn ich im Rock rausgehe.
Aber ich konnte noch keinen anderen Mann zum Röcke tragen überzeugen.
Daher hält sich mein missionarischer Eifer in Grenzen.
Ich kann nur zeigen, das es möglich ist, als Mann Rock zu tragen, bequem, komfortabel, luftig und mit eigenem Stil, abseits des Mainstream.

Wenn ich draußen im Rock bin und mich jemand darauf anspricht, gebe ich gerne bereitwillig Auskunft.

Und natürlich darf jeder seine Sandalen tragen wie er will.

Gruß
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline Mann im Rock

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 880
  • Geschlecht: Männlich
    • Mann und Rock
  • Pronomen: Er
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #5 am: 10.02.2017 08:27 »
Na ja, solche Gedanken, "wie will ich wirken und was werden wohl die Leute denken" habe ich mir früher auch viele gemacht, was meist dazu führte, dass ich nicht tat, was ich tun wollte. Seit dem ich bei einer Meditation eine Vision bekam, wie es wäre, einfach zu tun, was ich für richtig halte, geht es mir besser.

LG, Micha

Schade.Da scheint jemand die Abzweigung verpasst zu haben. Stichwort Interaktion. Der Weg führt nicht von A nach B und wieder zurück, sondern setzt sich in einer Spirale unendlich fort. Nicht in dem Sinne: Es ist egal, was andere denken,das wird irgendwann auch nur noch langweilig. Es geht vielmehr um ein experimentelles Probieren und Studieren und ein heikles Schauen und Wahrnehmen,wie die Wirkung ist. Es geht letzten Endes darum, Fremd- und Selbsteinschätzung zur Deckung zu bringen statt sie auseinander laufen zu lassen.
Grüß Matthias
Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Offline GregorM

  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 8.064
  • Geschlecht: Männlich
    • Wie wär's mit einem Kilt?
  • Pronomen: Er
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #6 am: 10.02.2017 08:32 »

Also mein Hirn schalte ich nicht komplett aus, wenn ich im Rock rausgehe.
Aber ich konnte noch keinen anderen Mann zum Röcke tragen überzeugen.
Daher hält sich mein missionarischer Eifer in Grenzen.


Hallo Jürgen,

woher weißt du, dass du niemanden dazu bewegt hast, Röcke zu tragen? Es ist doch sehr möglich, dass du einigen Impulse dazu gegeben hast.
Die, die dich gesehen haben möchten und die Idee gut fänden, brauchten ja nicht mit dir darüber zu reden.

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Offline Peter

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 1.680
  • Geschlecht: Männlich
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #7 am: 10.02.2017 09:05 »
Aber ich konnte noch keinen anderen Mann zum Röcke tragen überzeugen.
Daher hält sich mein missionarischer Eifer in Grenzen.
woher weißt du, dass du niemanden dazu bewegt hast, Röcke zu tragen? Es ist doch sehr möglich, dass du einigen Impulse dazu gegeben hast.

Das ist sehr gut möglich. Ich weiss von mehreren, Clubkameraden beispielsweise, dass sie auch Kilts und dergleichen im Schrank haben, sich aber nicht trauen, diese im Alltag zu tragen.

Da reicht vielleicht schon ein kleiner Impuls, damit sie es eines Tages doch probieren. Na gut: bis jetzt hat es noch nicht geklappt.

Ausser man deklariert einen Abend als "Kilt-Abend", was wir schon gemacht haben, -dann tauchen sie direkt in grösserer Zahl auf  ::)

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

Offline JJSW

  • Schwabenrocker
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 7.293
  • Geschlecht: Männlich
  • real men wear skirts
    • https://www.pinterest.de/schwabenrocker/
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #8 am: 10.02.2017 09:20 »

Also mein Hirn schalte ich nicht komplett aus, wenn ich im Rock rausgehe.
Aber ich konnte noch keinen anderen Mann zum Röcke tragen überzeugen.
Daher hält sich mein missionarischer Eifer in Grenzen.


Hallo Jürgen,

woher weißt du, dass du niemanden dazu bewegt hast, Röcke zu tragen? Es ist doch sehr möglich, dass du einigen Impulse dazu gegeben hast.
Die, die dich gesehen haben möchten und die Idee gut fänden, brauchten ja nicht mit dir darüber zu reden.

Gruß
Gregor


Hallo Gregor
Das kann sein, das ich Impulse gegeben habe, auch wenn ich die Resultate nicht direkt sehe. Ich werde meinen Weg im Rock weiter gehen.
Gruß
Jürgen
Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Offline Mann im Rock

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 880
  • Geschlecht: Männlich
    • Mann und Rock
  • Pronomen: Er
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #9 am: 10.02.2017 19:05 »
Na ja, solche Gedanken, "wie will ich wirken und was werden wohl die Leute denken" habe ich mir früher auch viele gemacht, was meist dazu führte, dass ich nicht tat, was ich tun wollte.

Hallo Micha,
da stimme ich dir voll und ganz zu. Aber das war einmal, und der Weg geht weiter. Dein Denken scheint mir rückwärtsgewandt. Ja, all die Gedanken damals, was die Leute denken könnten, führten eher dazu, nicht zu tun, was man tun wollte. Bis man endlich dazu kam, sich von seinen eigenen Gedanken zu lösen und zu befreien, so dass man auch Röcke in der Öffentlichkeit tragen konnte.

Jetzt geht der Weg nicht zurück. Ich mache mir keine zermürbenden Gedanken mehr darüber, was die Leute denken könnten (Konjunktiv). Ich trage mal dieses mal jenes Outfit, nehme seismographisch war, welchen Grad an Erschütterung ich in der Umwelt wahrnehme. Ich nehme die Reaktionen der Mitmenschen auf (Imperativ). Wenn Holger von 5-8% total erschütterter Leute schrieb, bin ich eher unterhalb dieser Quote, vielleicht bei 1-2%. Ich weiß aber, wie ich diese Quote variieren und steigern kann und könnte, und ich tue es auch, wenn meine Stimmung danach ist. Und ich weiß, dass ich mir ein gewisses Maß nicht zumuten will, z.B. wenn sich jeder zweite oder dritte mit offenem Mund nach mir umdrehen würde.

Das ist das Zusammenspiel zwischen dem persönlichen Ausdruck und dem Wahrnehmen von Wirkungen. In diesem Zusammenspiel wird für mich deutlich, dass man sich als Mann durchaus seinen eigenen Stil herausbilden kann. Und dass man nicht unbedingt alles tun muss, nur weil es möglich ist, dass man sich kein Abendkleid, keinen Blümchenrock, kein Dirndl anziehen muss. Weil damit sorgst du dafür, dass alle Leute mit offenem Mund stehen bleiben und die Seriosität eines Mannes im Rock total in Frage gestellt wird.

Gruß Matthias


Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Offline high4all

  • Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. (Psalm 18,30)
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 11.684
  • Geschlecht: Männlich
  • ΙΧΘΥΣ
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #10 am: 10.02.2017 19:29 »
Zitat
Weil damit sorgst du dafür, dass alle Leute mit offenem Mund stehen bleiben und die Seriosität eines Mannes im Rock total in Frage gestellt wird.
Das, lieber Matthias, ist maßlos übertrieben.

Bestenfalls 10% der Leute bleiben mit offenen Mündern stehen, schätze ich.

Die Seriosität eines Mannes wird nicht durch die Klamotten, sondern durch die sexistische, frauenverachtende Denkweise mancher Leute in Frage gestellt.

LG
Hajo
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Online MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.815
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #11 am: 10.02.2017 19:40 »
Na ja, solche Gedanken, "wie will ich wirken und was werden wohl die Leute denken" habe ich mir früher auch viele gemacht, was meist dazu führte, dass ich nicht tat, was ich tun wollte.

Hallo Micha,
da stimme ich dir voll und ganz zu. Aber das war einmal, und der Weg geht weiter. Dein Denken scheint mir rückwärtsgewandt. Ja, all die Gedanken damals, was die Leute denken könnten, führten eher dazu, nicht zu tun, was man tun wollte. Bis man endlich dazu kam, sich von seinen eigenen Gedanken zu lösen und zu befreien, so dass man auch Röcke in der Öffentlichkeit tragen konnte.

Jetzt geht der Weg nicht zurück. Ich mache mir keine zermürbenden Gedanken mehr darüber, was die Leute denken könnten (Konjunktiv). Ich trage mal dieses mal jenes Outfit, nehme seismographisch war, welchen Grad an Erschütterung ich in der Umwelt wahrnehme. Ich nehme die Reaktionen der Mitmenschen auf (Imperativ). Wenn Holger von 5-8% total erschütterter Leute schrieb, bin ich eher unterhalb dieser Quote, vielleicht bei 1-2%. Ich weiß aber, wie ich diese Quote variieren und steigern kann und könnte, und ich tue es auch, wenn meine Stimmung danach ist. Und ich weiß, dass ich mir ein gewisses Maß nicht zumuten will, z.B. wenn sich jeder zweite oder dritte mit offenem Mund nach mir umdrehen würde.

Das ist das Zusammenspiel zwischen dem persönlichen Ausdruck und dem Wahrnehmen von Wirkungen. In diesem Zusammenspiel wird für mich deutlich, dass man sich als Mann durchaus seinen eigenen Stil herausbilden kann. Und dass man nicht unbedingt alles tun muss, nur weil es möglich ist, dass man sich kein Abendkleid, keinen Blümchenrock, kein Dirndl anziehen muss. Weil damit sorgst du dafür, dass alle Leute mit offenem Mund stehen bleiben und die Seriosität eines Mannes im Rock total in Frage gestellt wird.

Gruß Matthias




Wobei mir da ein Verhalten an mir einfällt, das ich praktiere, weil ich eine bestimmte Reaktion verhindern möchte, obwohl ich keine empirische Erfahrung damit habe, dass sie einträfe: Bei Lehrveranstaltungen in der Uni trage ich lieber lange Röcke, weil ich nicht die Blicke der Studierenden auf meine Beine lenken möchte. Ich habe auch schon mal im kurzen Rock unterrichtet, ohne dass die Studis sich irgendwie anders verhalten hätten, und doch fühle ich mich im langen Rock in dieser Situation wohler.

Na ja, Matthias, ich nehme natürlich auch meine Mitmenschen wahr. Ich habe schon Zustimmmung und Ablehnung erfahren in Bezug auf meine Röcke oder - wie schon erwähnt - meine Sandalen. Und manchmal erfuhr ich zu demselben Kleidungsstück Zustimmung von einer und Ablehnung von einer anderen Seite. Nach wem soll ich mich dann richten?

Von Dir habe ich Ablehnung in Bezug auf meine Gelb-grün-blau-schwarz-Kombination erfahren. Seit dem trage ich die so nicht mehr und ärgere mich dabei über mich selber. Ich habe mir nämlich so gefallen, und gefalle mir immer noch, habe aber jetzt Angst davor, dass noch mehr Leute denken wie Du und mich deshalb ablehnen. Blöd, gell? Denn in Bezug auf den Rock mache ich mir inzwischen keine großen Gedanken mehr über Ablehnungen.

Ich muss also nochmal diese Farbkombination tragen, um wieder zu lernen, mich darin wohlzufühlen. Es hat ja sonst niemand gemeckert, auch nicht meine Frau, die schon sagt, wenn ihr eine Kombination nicht gefällt. Auch einer meiner Lieblingsröcke gefällt ihr nicht so wie mir.

Insofern wirst Du sicher verstehen, dass ich diese Stildiskussionen als stressig empfinde, weil, wenn ich mal damit anfange, werde ich immer unsicherer. Dann muss ich irgendwann tragen, was anderen gefällt, egal, ob es mir gefällt oder nicht.

LG, Micha

 
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!

Offline high4all

  • Mit meinem Gott kann ich über Mauern springen. (Psalm 18,30)
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 11.684
  • Geschlecht: Männlich
  • ΙΧΘΥΣ
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #12 am: 10.02.2017 20:01 »
Zitat
Von Dir habe ich Ablehnung in Bezug auf meine Gelb-grün-blau-schwarz-Kombination erfahren. Seit dem trage ich die so nicht mehr und ärgere mich dabei über mich selber. Ich habe mir nämlich so gefallen, und gefalle mir immer noch, habe aber jetzt Angst davor, dass noch mehr Leute denken wie Du und mich deshalb ablehnen.

Jetzt bin ich doch erstaunt, lieber Michael!

Erstaunt darüber, dass Du Dich so stark von einer (virtuellen) Meinungsäußerung in einem Forum beindrucken lässt. Entgegen den Erfahrungen, die Du im realen Leben gemacht hast.

Ich jedenfalls werde auch weiterhin die Sachen tragen, die ich für richtig halte. Wenn ich Lust habe, ist auch ein Dirndl dabei, um mal ein "Extrembeispiel" zu nennen.

Bin schon gespannt auf Deine Farbkombinationen in Heidelberg. Ich versichere Dir, dass mir schon etwas Gutes dazu einfallen wird, egal, was Du auswählst.

LG
Hajo



Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline Mann im Rock

  • Hero
  • ****
  • Beiträge: 880
  • Geschlecht: Männlich
    • Mann und Rock
  • Pronomen: Er
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #13 am: 10.02.2017 20:02 »
Und manchmal erfuhr ich zu demselben Kleidungsstück Zustimmung von einer und Ablehnung von einer anderen Seite. Nach wem soll ich mich dann richten?

Nach deinem eigenen Empfinden vielleicht?

Von Dir habe ich Ablehnung in Bezug auf meine Gelb-grün-blau-schwarz-Kombination erfahren. Seit dem trage ich die so nicht mehr und ärgere mich dabei über mich selber. Ich habe mir nämlich so gefallen, und gefalle mir immer noch, habe aber jetzt Angst davor, dass noch mehr Leute denken wie Du und mich deshalb ablehnen. Blöd, gell? Denn in Bezug auf den Rock mache ich mir inzwischen keine großen Gedanken mehr über Ablehnungen.

Dann ärgere dich über mich und trage deine Kombination wieder.

Insofern wirst Du sicher verstehen, dass ich diese Stildiskussionen als stressig empfinde, weil, wenn ich mal damit anfange, werde ich immer unsicherer.  

Wenn ich dir ein Nicht-Verständnis einräume, dann verstehe ich das. Du denkst bei Stildiskussion an einen allgemeingültigen, objektiven Stil? Ich denke an einen eigenen individuellen Stil, mit dem man seine Zusammenstellung von Kleidung wählt. Und wo man Reaktionen der Umwelt wahrnimmt und für sich verarbeitet. Verarbeitung heißt, man überdenkt es. Man nimmt sich zurück oder steht zu seiner Wahl, findet für sich selbst plausible Argumente und fühlt sich dabei bestärkt.

Gruß Matthias
Wenn es uns gelingt, uns aus unseren eingebildeten Beschränkungen zu befreien und unser inneres Feuer anzuzapfen, dann sind die Möglichkeiten unbegrenzt. (Dean Karnazes)

Online MAS

  • Für ein großherziges Forum ohne Ausgrenzung!
  • Legende
  • ******
  • Beiträge: 25.815
  • Geschlecht: Männlich
  • Toleranz ist gut, Respekt ist besser!
    • IFN
  • Pronomen: Unwichtig
Re: Rocktragende Männer und das Organon-Modell
« Antwort #14 am: 10.02.2017 22:03 »
Lieber Hajo,

ja, ich wundere mich auch. Aber ich bin eben nicht so souverän, wie ich es mit oft einrede.

Und sei bitte nicht zu gespannt auf meine Farbkombination. Sonst mache ich mir zu viele Gedanken über eine in meinen Augen nebensächliche Sache.

Lieber Matthias,

nee, um Objektivität geht es hier meines Erachtens nicht, sondern um einen Kampf darum, wer es schafft, seinen eigenen Geschmack in der Gesellschaft durchzusetzen.

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

ACHTUNG! Ich verbiete ausdrücklich, Texte oder Bilder, die ich hier einstelle, ohne meine ausdrückliche Erlaubnis auf andere Seiten zu kopieren!


 

SMF 2.0.19 | SMF © 2020, Simple Machines | Bedingungen und Regeln

go up