Autor Thema: Zur Magdeburger Erklärung der AfD  (Gelesen 34020 mal)

Offline MAS

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #75 am: 20.02.2017 19:33 »
Hallo allerseits,
sehr interessante Diskussion.
Was mir - ich betone: nur meiner persönlichen Meinung nach   aber an dieser facettenreichen und größtenteils argumentativ gut unterfütterten Diskussion etwas aus dem Blickwinkel gerät, ist neben dem unsäglichen Geseiere der AfD bzgl. Immigranten deren Parteiprogramm bzgl. Sozial- und insbesondere Arbeitsrecht.

Ich habe nicht im Geringsten ein Vertrauensproblem hinsichtlich Holgers Faktenangaben. Auch glaube ich seinen Prozentzahlen, was die Bildungsquote von Fanatikern anbelangt. Erst recht deswegen frage ich kleiner Hauptschüler mich, da diejenigen doch zu Lesen imstande sein sollten, wie sie AfD-Anhänger sein können, wenn ebendiese Partei ihre wirtschaftliche Basis zu unterminieren trachtet.
Kann da eine gewisse Korrelation zu dem irritierenden Umstand bestehen, daß auch "Mein Kampf" überall erhältlich war, aber offenbar kein größeres Interesse an seiner Lektüre bestand, so daß so viele nachher sagen konnten/durften "wir haben das alles nicht kommen sehen"?

Meine platte, weder intellektuell noch wissenschaftlich und erst recht nicht empirisch unterfütterte Haltung ist, daß, wer zu Lesen (und zu Begreifen) imstande und kein Angehöriger des Großbügertums respektive Wirtschaftsadels und damit gleichzeitig Volksausbeuters ist, aber auch nicht den im Ansatz geringsten Grund hat, eine gewisse Partei zu wählen, es sei denn seine Borniertheit.
Viele Grüße,
Morle

Lieber Morle,

die Zahlen zu Bildungsabschlüssen von Fanatikern stammten von mir bzw. ich hatte sie aus dem Artikel "Der Markt der Radikalisierung" im Philosophie Magazin 02/2017 Februar/März, S. 12. Es geht da nicht um AfD-Anhänger, sondern um IS-Anhänger und zwar europäische. Zugleich waren viele von ihnen zum Zeitpunkt der Ausreise ins IS-Gebiet arbeitslos.

Lesen können alleine bringt also nicht zwangsläufig die moralisch richtigen Entscheidungen mit sich. Es sind wohl Leute, die sich abgehängt fühlen, weil sie trotz hoher Bildungsabschlüsse keinen Job bekommen. Und wer in unserer Gesellschaft keinen Job hat, ist unten durch in den Augen vieler Menschen.

Meines Erachtens macht unsere Gesellschaft einen schweren Fehler: Sie vergöttert das Wettbewerbsprinzip. Und wer nich mithält, wird zum Verlierer. In vielen europäischen Ländern wird man zwar finanziell so weit aufgefangen, dass man nicht obdachlos wird und nicht hungern muss, aber in USA z.B. ist das nicht garantiert. Und um an unserm hochpreisigen Kultur- und Konsumleben teilnahben zu können, braucht man schon etwas mehr Geld in der Tasche. Zugleich wird im Bildungssystem zu viel Wert auf rein intellekuelle und wirtschaftlich verwertbare Bildung gelegt und zu wenig auf das, was man "Herzensbildung" nennt. Die Gesellschaft wird somit immer "herzloser". Konkurrenzfähigkeit steht über Solidarität.

Politische und religiöse Extremisten bieten dagegen Sinn, Gemeinschaft, Geborgenheit, Selbstwertgefühl - oder geben vor, das zu bieten - fordern dafür aber bedinungslose Loyalität der jeweiligen Ideologie und dem Führungspersonal gegenüber.   

D.h.: Wollen wir die jungen Leute von diesen Fanatikern bewahren, müssen wir ihnen das geben, was sie dort suchen. (Natürlich nicht die Möglichkeit, Gewalt auszuüben, sondern ich meine nur die moralisch vertretbaren Dinge.)
Ich sage es lieber so: Wir müssen ihre Bedürfnisse nach Sinn, Gemeinschaft, Geborgenheit und Selbstwertgefühl stillen. Eine reine Konkurrenz- und Kommerzgesellschaft kann das aber nicht.

Das ist meine persönliche Meinung, die ich schon seit Jahren mit mir herumtrage.

LG, Micha
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Offline Ce_Jäger

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #76 am: 21.02.2017 11:53 »
][...]
Mein Vorwurf an den Forderungen der Magdeburger Erklärung ist nicht unbedingt, dass sie unberechtigte Interessen wiedergeben, sondern dass das Interesse einer Gruppe zum Maßstab für alle wird. In einer pluralistischen und freien Gesellschaft müssen Ehe und Familie genauso geschützt werden wie die Beziehungsformen, die andere Menschen glücklich machen. Demokratie heißt auch, dass man die Freiheit der anderen aushält. Gerade die großen Mehrheiten, die in der Regel sowieso dominieren, sollten sich von Minderheiten nicht bedroht fühlen. Ich will keine Leitkultur, die mir sagt, wo es lang geht damit sich die Mehrheit durch meinen Individualismus nicht belästigt fühlen muss. Und ich will, das die Hoffnungen, die mein Vater und seine Freunde, aber auch viele andere an die AfD richten, niemals wieder auf deutschem Boden nachhaltig Nahrung finden.
Mahlzeit Holger,

Aber wo ist der Sinn von förderung gleichgeschlechtlicher Paare - abgesehen davon dass es so "toll" "modern" "und einfach grad in ist"?
Mann+Frau mit Kind(er) = Nachhaltigen Staat.
Der Staat sollte Familien fördern, denn sonst geht der Staat zugrunde.
Das Experiment keine eigenen Kinder, dafür viele aus anderen Ländern - keine weiss was daraus wird. Evtl könnte man etwa bei Serben fragen, oder Armenier oder... Geschichtlich versierte und intelligente Menschen können daraus etwas ableiten. Der große Rest wird überrascht sein.

Den Satz "Und ich will, das die Hoffnungen, die mein Vater und seine Freunde, aber auch viele andere an die AfD richten, niemals wieder auf deutschem Boden nachhaltig Nahrung finden." verstehe ich nicht.
Entweder du magst Deutschland nicht oder du denkst AfD wollen ein drittes Reich wiedererrichten? Da ich zweiteres nicht erkennen kann vermute ich du würdest gerne Deutschland abschaffen?

gruß
Ce

ps wie kann man Jäger mit Jünger verwechseln?

pps
du schriebst: "Mein Vorwurf an den Forderungen der Magdeburger Erklärung ist nicht unbedingt, dass sie unberechtigte Interessen wiedergeben, sondern dass das Interesse einer Gruppe zum Maßstab für alle wird."
-> exakt das ist der Vorwurf der AfD an die frühsexuelle Erziehung. Also nochmal, wo ist dein Problem?
...ob Hose oder Rock - was sollte es denn für einen Unterschied für mich machen?

Offline MAS

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #77 am: 21.02.2017 12:16 »
][...]
Mein Vorwurf an den Forderungen der Magdeburger Erklärung ist nicht unbedingt, dass sie unberechtigte Interessen wiedergeben, sondern dass das Interesse einer Gruppe zum Maßstab für alle wird. In einer pluralistischen und freien Gesellschaft müssen Ehe und Familie genauso geschützt werden wie die Beziehungsformen, die andere Menschen glücklich machen. Demokratie heißt auch, dass man die Freiheit der anderen aushält. Gerade die großen Mehrheiten, die in der Regel sowieso dominieren, sollten sich von Minderheiten nicht bedroht fühlen. Ich will keine Leitkultur, die mir sagt, wo es lang geht damit sich die Mehrheit durch meinen Individualismus nicht belästigt fühlen muss. Und ich will, das die Hoffnungen, die mein Vater und seine Freunde, aber auch viele andere an die AfD richten, niemals wieder auf deutschem Boden nachhaltig Nahrung finden.
Mahlzeit Holger,

Aber wo ist der Sinn von förderung gleichgeschlechtlicher Paare - abgesehen davon dass es so "toll" "modern" "und einfach grad in ist"?
Mann+Frau mit Kind(er) = Nachhaltigen Staat.
Der Staat sollte Familien fördern, denn sonst geht der Staat zugrunde.
Das Experiment keine eigenen Kinder, dafür viele aus anderen Ländern - keine weiss was daraus wird. Evtl könnte man etwa bei Serben fragen, oder Armenier oder... Geschichtlich versierte und intelligente Menschen können daraus etwas ableiten. Der große Rest wird überrascht sein.

Den Satz "Und ich will, das die Hoffnungen, die mein Vater und seine Freunde, aber auch viele andere an die AfD richten, niemals wieder auf deutschem Boden nachhaltig Nahrung finden." verstehe ich nicht.
Entweder du magst Deutschland nicht oder du denkst AfD wollen ein drittes Reich wiedererrichten? Da ich zweiteres nicht erkennen kann vermute ich du würdest gerne Deutschland abschaffen?

gruß
Ce

ps wie kann man Jäger mit Jünger verwechseln?

pps
du schriebst: "Mein Vorwurf an den Forderungen der Magdeburger Erklärung ist nicht unbedingt, dass sie unberechtigte Interessen wiedergeben, sondern dass das Interesse einer Gruppe zum Maßstab für alle wird."
-> exakt das ist der Vorwurf der AfD an die frühsexuelle Erziehung. Also nochmal, wo ist dein Problem?

Lieber Ce,

ich vermute, Deine Vermutungen über Holgers Intentionen sind falsch!

Es geht ihm nicht darum, gleichgeschlechtliche Paare zu fördern, sondern sie zu respektieren, genau so, wie er heterosexuelle Paare und Ehen respektieren will, je nach dem, wofür sich die die einzelnen Menschen in Bezug auf ihr Leben entscheiden, gemäß ihrer jeweiligen Natur. Homosexuelle Menschen befinden sich gegenüber heterosexuellen in der Minderheit, woran auch Holger nichts ändern will und auch nicht kann. Aber diese Minderheit soll eben auch nicht diskriminiert, also ungleich behandelt werden. 

Die Hoffnungen seines Vaters und dessen Freunde hat er kurz dargelegt als eine Diktatur der heterosexuellen Mehrheit. So habe ich ihn zumindest verstanden. Dazu braucht es keine Rückkehr zum 3. Reich, sondern eine solche findet man in nicht wenigen Gesellschaften dieser Erde, z.B. in Russland oder in Saudi-Arabien. Da sind nirgends Nazis an der Macht, sondern "normale" rigoros traditionalistische Menschen, die sich nicht vorstellen können oder wollen, dass menschliches Leben auch anders würdevoll gelingen kann, als nur auf den ihnen bekannten und genehmen Wegen. 

Ich schreibe "normal", weil es 1. weit verbreitet ist und 2. sich die meisten dieser Traditionalisten als normal empfinden. Fühlen sich aber Menschen, die sich als normal empfinden bedroht durch Alternativen, die sie nicht verstehen, werden sie nicht selten aggressiv oder gar extremistisch.

Es geht Holger also nicht darum, Deutschand abzuschaffen, sondern das zu verteidigen und weiterzuentwickeln, was deutsche Demokraten seit 1848 und früher auf den Weg gebracht haben.

Navid Kermani hat recht damit, wenn er sagt, wir Liberalen und Demokraten müssen mehr Stärke zeigen. Sieh und höre Dir das Gespräch mit ihm mal an: https://www.srf.ch/sendungen/sternstunde-philosophie  Morle hat ja dankenswerterweise auf diese Sendung des Schweizer Fernsehens hingewiesen.

LG, Micha
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Offline Ce_Jäger

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #78 am: 21.02.2017 13:00 »

Lieber Ce,

ich vermute, Deine Vermutungen über Holgers Intentionen sind falsch!


lieber Michael,

eine kleine Bitte hab ich:

Bitte vermute weniger was ich denken könnte sondern lese was ich schreibe.
Und lass bitte generell einfach mal andere Antworten bevor du etwas vermutest - mich interessiert in diesem Fall Holgers Meinung und nicht deine Vermutung. (Ich bin leider allergisch auf Vorurteile)

Ich weiss, es ist irgendwie irrelevant sowas zu bitten, denn ich denke dass es selbstverständlich sein sollte.

Gerne höre ich DEINE Meinung, lieber Michael, über gewisse Themen, über anderer Leute Meinungen kann ich woanders auch genug lesen. Da braucht es keine Mutmassungen und sonstigen Konjunktiven.

gruß
Ce.
...ob Hose oder Rock - was sollte es denn für einen Unterschied für mich machen?


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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #79 am: 21.02.2017 14:48 »

Lieber Ce,

ich vermute, Deine Vermutungen über Holgers Intentionen sind falsch!


lieber Michael,

eine kleine Bitte hab ich:

Bitte vermute weniger was ich denken könnte sondern lese was ich schreibe.
Und lass bitte generell einfach mal andere Antworten bevor du etwas vermutest - mich interessiert in diesem Fall Holgers Meinung und nicht deine Vermutung. (Ich bin leider allergisch auf Vorurteile)

Ich weiss, es ist irgendwie irrelevant sowas zu bitten, denn ich denke dass es selbstverständlich sein sollte.

Gerne höre ich DEINE Meinung, lieber Michael, über gewisse Themen, über anderer Leute Meinungen kann ich woanders auch genug lesen. Da braucht es keine Mutmassungen und sonstigen Konjunktiven.

gruß
Ce.

Ach so, entschuldige bitte. Ich habe nicht bedacht, dass Du vermuten darfst

Zitat
Da ich zweiteres nicht erkennen kann vermute ich du würdest gerne Deutschland abschaffen?
ich aber nicht.

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Offline Holger Haehle

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #80 am: 21.02.2017 16:51 »
Lieber Micha,

auch ich muss sozusagen in die Kartoffeln, denn es ist hier schon spät.
Deswegen jetzt der Versuch einer Kurzantwort.

Gewohnheiten werden im Hirn als Wiederholungen wahrgenommen über die Belastung immer gleicher Datenbahnen. Das löst Vernetzungsaktivitäten aus. So entstehen physikalische Verknüpfungen, die  den neuronalen Vernetzungsgrad erhöhen. Dieser Vorgang funktioniert grundsätzlich bis ins hohe Alter, vorausgesetzt es kommt nicht zu altersbedingten Erkrankungen (Alzheimer).

Grundsätzlich kommen Babys mit einem unfertiigen aber hoch vernetzten Hirn auf die Welt. Werden sie verwahrlost oder leiden unter chronischem Jodmangel werden die Verbindungen abgebaut und damit kommt es auch zum Abbau der intelligenten Leistungsfähigkeit. Umgekehrt fördert die geistige Beschäftigung den Erhalt und Ausbau neuronaler Vernetzungen. Im Prinzip funktioniert das Hirn ähnlich wie ein Muskel.  

Also klipp und klar: Gewohnheiten brennen sich dem Hirn ein. Die individuelle Morphologie verändert sich durch solche Bahnungsprozesse. Im PET (Tomographieverfahren mit Positronen) kann man das sichtbar machen.

Falls Nico mit liest, hier noch schnell eine respektable und leichtverständliche Quelle: Hüther, Gerald: „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“, Vandenhoeck & Ruprecht (2001)

Gute Nacht!

Ja, das ist ja alles klar, Holger. Und wie kriegst Du jetzt die Kurve zu Deinem Ursprungsthema?

LG, Micha

Ich glaube, die urspüngliche Frage von dir und Nico war, warum verhalten sich intelligente Menschen so unvernünftig. Warum wollen wir so wenig von überprüften Fakten wissen? Wieso vertrauen wir unseren Instinkten mehr?

Naja, wir wollen wahrhaben was wir glauben. Unsere persönlichen Erfahrungen werden zu Prägungen und Überzeugungen. Sie wiegen stärker als faktisches Wissen. Das wird gerne ignoriert, wenn es unsere Überzeugungen gefährdet. Es kann nicht sein was nicht sein darf. Glauben versetzt Berge nicht Wissen.

Das funktioniert so gut, weil unsere Prägungen durch Erziehung und Umwelt und andere persönliche Erfahrungen in einem Hirnbereich gespeichert werden, der Vorfahrt hat bei der Datenverarbeitung gegenüber rationalen Überlegungen. Zudem füttert das Hirn Emotionen mit Hormonen. Das macht Gefühle so viel stärker als Logik.

Daneben gelten Emotionen als glaubwürdiger, weil Leidenschaft sie authentisch macht Der rational abwägende Mensch gilt als kaltherzig. Während Menschen, die mit heißem Herzen sich Luft machen, auf einem Peak (Welle) von Dopaminen (Glückshormonen) schwimmen. Das bringt mehr Zustimmung. Leidenschaft macht sympathisch. Das wirkt auf andere engagiert.


Offline Holger Haehle

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #81 am: 21.02.2017 17:11 »
Zitat Ce_Jäger: Mahlzeit Holger,
Aber wo ist der Sinn von förderung gleichgeschlechtlicher Paare - abgesehen davon dass es so "toll" "modern" "und einfach grad in ist"?
Mann+Frau mit Kind(er) = Nachhaltigen Staat.
Der Staat sollte Familien fördern, denn sonst geht der Staat zugrunde.
Das Experiment keine eigenen Kinder, dafür viele aus anderen Ländern - keine weiss was daraus wird. Evtl könnte man etwa bei Serben fragen, oder Armenier oder... Geschichtlich versierte und intelligente Menschen können daraus etwas ableiten. Der große Rest wird überrascht sein.

Den Satz "Und ich will, das die Hoffnungen, die mein Vater und seine Freunde, aber auch viele andere an die AfD richten, niemals wieder auf deutschem Boden nachhaltig Nahrung finden." verstehe ich nicht.
Entweder du magst Deutschland nicht oder du denkst AfD wollen ein drittes Reich wiedererrichten? Da ich zweiteres nicht erkennen kann vermute ich du würdest gerne Deutschland abschaffen?

Lieber Ce,

deine Schlüsse sind wenig begründet. So wirken sie manchmal wie Vorurteile. Beispiel: Wer Deutschland kritisiert, und ich habe nur eine Gruppe von Menschen in Deutschland kritisiert, will doch nicht gleich Deutschland abschaffen. Oder war das eine rhetorische bzw. polemische Frage? Ich will meine Heimat sauber halten und vor Gefahren schützen, die mich und meine lesbischen und ausländischen Freunde und die Studenten, die wir an unsere deutschen Partneruniversitäten schicken, bedrohen.

Und ich bin enttäuscht, dass du die Ehe vornehmlich als Zuchtbetrieb für Nachwuchs siehst. Die Ehe ist ein heiliges Band zwischen zwei Menschen, dass ich nicht nur uns Heteros wünsche. Das darf nicht entweiht werden durch ein Kakül um ein Bevölkerungswachstum.

Wuan An (Gute Nacht)


Offline MAS

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #82 am: 21.02.2017 17:25 »
Lieber Micha,

auch ich muss sozusagen in die Kartoffeln, denn es ist hier schon spät.
Deswegen jetzt der Versuch einer Kurzantwort.

Gewohnheiten werden im Hirn als Wiederholungen wahrgenommen über die Belastung immer gleicher Datenbahnen. Das löst Vernetzungsaktivitäten aus. So entstehen physikalische Verknüpfungen, die  den neuronalen Vernetzungsgrad erhöhen. Dieser Vorgang funktioniert grundsätzlich bis ins hohe Alter, vorausgesetzt es kommt nicht zu altersbedingten Erkrankungen (Alzheimer).

Grundsätzlich kommen Babys mit einem unfertiigen aber hoch vernetzten Hirn auf die Welt. Werden sie verwahrlost oder leiden unter chronischem Jodmangel werden die Verbindungen abgebaut und damit kommt es auch zum Abbau der intelligenten Leistungsfähigkeit. Umgekehrt fördert die geistige Beschäftigung den Erhalt und Ausbau neuronaler Vernetzungen. Im Prinzip funktioniert das Hirn ähnlich wie ein Muskel.  

Also klipp und klar: Gewohnheiten brennen sich dem Hirn ein. Die individuelle Morphologie verändert sich durch solche Bahnungsprozesse. Im PET (Tomographieverfahren mit Positronen) kann man das sichtbar machen.

Falls Nico mit liest, hier noch schnell eine respektable und leichtverständliche Quelle: Hüther, Gerald: „Bedienungsanleitung für ein menschliches Gehirn“, Vandenhoeck & Ruprecht (2001)

Gute Nacht!

Ja, das ist ja alles klar, Holger. Und wie kriegst Du jetzt die Kurve zu Deinem Ursprungsthema?

LG, Micha

Ich glaube, die urspüngliche Frage von dir und Nico war, warum verhalten sich intelligente Menschen so unvernünftig. Warum wollen wir so wenig von überprüften Fakten wissen? Wieso vertrauen wir unseren Instinkten mehr?

Naja, wir wollen wahrhaben was wir glauben. Unsere persönlichen Erfahrungen werden zu Prägungen und Überzeugungen. Sie wiegen stärker als faktisches Wissen. Das wird gerne ignoriert, wenn es unsere Überzeugungen gefährdet. Es kann nicht sein was nicht sein darf. Glauben versetzt Berge nicht Wissen.

Das funktioniert so gut, weil unsere Prägungen durch Erziehung und Umwelt und andere persönliche Erfahrungen in einem Hirnbereich gespeichert werden, der Vorfahrt hat bei der Datenverarbeitung gegenüber rationalen Überlegungen. Zudem füttert das Hirn Emotionen mit Hormonen. Das macht Gefühle so viel stärker als Logik.

Daneben gelten Emotionen als glaubwürdiger, weil Leidenschaft sie authentisch macht Der rational abwägende Mensch gilt als kaltherzig. Während Menschen, die mit heißem Herzen sich Luft machen, auf einem Peak (Welle) von Dopaminen (Glückshormonen) schwimmen. Das bringt mehr Zustimmung. Leidenschaft macht sympathisch. Das wirkt auf andere engagiert.



Ja, da ist was dran. Deswegen haben wir so viel "Respekt" im Sinne von "Angst" vor starken Menschen, auch wenn wir inhaltlich nicht mit ihnen übereinstimmen. Deswegen werden Leute wie Putin oder Erdogan auch immer stärker, weil Stärke Gefolgschaft anzieht. Das sind Erfolgsrezepte, die wir seit Jahrmillionen in unseren Genen haben. Da ist unsere Kultur nur eine kleine dünne Schicht drüber. Deswegen werden die progressiven Ideen von Humanisten wir dem Buddha, Kung Tse, Sokrates, Jesus oder Muhammad auch immer wieder von Konservativen vereinnahmt, Konservativen in dem Sinne, dass sie diese alten, vererbten Verhaltensmuster pflegen, weil diese ihnen intuitiv einsichtig sind, während die komplexen Gedankengänge kontraintuitiv erscheinen.

LG, Micha

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Offline Jo 7353

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #83 am: 21.02.2017 23:28 »
Zitat eines AfD-Anhängers: „Wenn sie nicht schwul sind, sollen sie gefälligst eine Hose anziehen wie jeder normale Mann.“
Mir gegenüber hat eine Feministin meine Röcke als "hierzulande nicht üblich" ausreden versucht und darauf aufbauend Andeutungen in Richtung Befürchtungen zu sexuellem Fehlverhalten gegenüber Kindern gemacht. Auch bei Vertretern ganz anderer politischer Richtungen gibt es solche Ansichten. Den Schluß, daß man deswegen als rocktragender Mann gegen Feminismus sein muß, halte ich für genauso falsch, wie, Deinen Schluß, daß man deswegen gegen die AfD sein muß.

- Wer auch in Zukunft als Mann (...) oder einfach nur einen männermäßigen Kilt tragen will, der sagt NEIN zur AfD!
(...)
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/sexualkunde-fruehsexualisierung-bildung-afd
Den Schluß kann ich aus dem da geschriebenen nicht ziehen.

Gruß,
Jo
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Offline MAS

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #84 am: 22.02.2017 00:21 »
Zitat eines AfD-Anhängers: „Wenn sie nicht schwul sind, sollen sie gefälligst eine Hose anziehen wie jeder normale Mann.“
Mir gegenüber hat eine Feministin meine Röcke als "hierzulande nicht üblich" ausreden versucht und darauf aufbauend Andeutungen in Richtung Befürchtungen zu sexuellem Fehlverhalten gegenüber Kindern gemacht. Auch bei Vertretern ganz anderer politischer Richtungen gibt es solche Ansichten. Den Schluß, daß man deswegen als rocktragender Mann gegen Feminismus sein muß, halte ich für genauso falsch, wie, Deinen Schluß, daß man deswegen gegen die AfD sein muß.

- Wer auch in Zukunft als Mann (...) oder einfach nur einen männermäßigen Kilt tragen will, der sagt NEIN zur AfD!
(...)
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/sexualkunde-fruehsexualisierung-bildung-afd
Den Schluß kann ich aus dem da geschriebenen nicht ziehen.

Gruß,
Jo

Mir sagte mal eine Feministin, mein Rocktragen sei gut für den Feminismus.

Ich weiß nicht, ob die AfD gegen das Röcketragen von Männern ist. Aber das ist nun wirklich nicht der Hauptgrund, warum ich diese Partei niemals wählen würde. Ihre Klimapolitik ist ein viel wichtigerer Grund. Ihre Ausländerfeindlichkeit ein anderer.

LG, Micha
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Offline Ce_Jäger

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #85 am: 22.02.2017 11:17 »
[...]
Den Satz "Und ich will, das die Hoffnungen, die mein Vater und seine Freunde, aber auch viele andere an die AfD richten, niemals wieder auf deutschem Boden nachhaltig Nahrung finden." verstehe ich nicht.
Entweder du magst Deutschland nicht oder du denkst AfD wollen ein drittes Reich wiedererrichten? Da ich zweiteres nicht erkennen kann vermute ich du würdest gerne Deutschland abschaffen?


Lieber Ce,

deine Schlüsse sind wenig begründet. So wirken sie manchmal wie Vorurteile. Beispiel: Wer Deutschland kritisiert, und ich habe nur eine Gruppe von Menschen in Deutschland kritisiert, will doch nicht gleich Deutschland abschaffen. Oder war das eine rhetorische bzw. polemische Frage? Ich will meine Heimat sauber halten und vor Gefahren schützen, die mich und meine lesbischen und ausländischen Freunde und die Studenten, die wir an unsere deutschen Partneruniversitäten schicken, bedrohen.
Ich hab nachgefragt was du sagen wolltest, bzw ob ich dich richtig verstanden habe. werd es das nächste mal begründen ;) .
Ich sehe keine Gefahr von einer Partei in Deutschland für deine und meine ausländischen Freunde. Ich sehe nur dass du einer dir unliebsamen Partei (hier die "Alternative für Deutschland") unbegründete Sachen unterstellst; Vorurteile zuhauf gegenüber dir unbekannten - und dich als besseren Menschen darstellst. Also kein Deut besser als das von dir kritisierte Objekt.

Und ich bin enttäuscht, dass du die Ehe vornehmlich als Zuchtbetrieb für Nachwuchs siehst. Die Ehe ist ein heiliges Band zwischen zwei Menschen, dass ich nicht nur uns Heteros wünsche. Das darf nicht entweiht werden durch ein Kakül um ein Bevölkerungswachstum.
schade, Ich habe dir doch geschrieben, was aus staatlicher Sicht die Familie aufwertet. Eine Bestimmte Sache die eine homosexuelle Beziehung nicht kann. "Zuchtbetrieb" klingt krass extremistisch abwertend.
?Warum wollten nicht-bibel-wollende ein biblisch heiliges Band? merkwürdig ;)

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Offline Holger Haehle

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #86 am: 22.02.2017 18:02 »
Zitat Holger: Ich glaube, die urspüngliche Frage von dir (Micha) und Nico war, warum verhalten sich intelligente Menschen so unvernünftig. Warum wollen wir so wenig von überprüften Fakten wissen? Wieso vertrauen wir unseren Instinkten mehr?

Naja, wir wollen wahrhaben was wir glauben. Unsere persönlichen Erfahrungen werden zu Prägungen und Überzeugungen. Sie wiegen stärker als faktisches Wissen. Das wird gerne ignoriert, wenn es unsere Überzeugungen gefährdet. Es kann nicht sein was nicht sein darf. Glauben versetzt Berge nicht Wissen.

Das funktioniert so gut, weil unsere Prägungen durch Erziehung und Umwelt und andere persönliche Erfahrungen in einem Hirnbereich gespeichert werden, der Vorfahrt hat bei der Datenverarbeitung gegenüber rationalen Überlegungen. Zudem füttert das Hirn Emotionen mit Hormonen. Das macht Gefühle so viel stärker als Logik.

Daneben gelten Emotionen als glaubwürdiger, weil Leidenschaft sie authentisch macht Der rational abwägende Mensch gilt als kaltherzig. Während Menschen, die mit heißem Herzen sich Luft machen, auf einem Peak (Welle) von Dopaminen (Glückshormonen) schwimmen. Das bringt mehr Zustimmung. Leidenschaft macht sympathisch. Das wirkt auf andere engagiert.

Antwort Micha: Ja, da ist was dran. Deswegen haben wir so viel "Respekt" im Sinne von "Angst" vor starken Menschen, auch wenn wir inhaltlich nicht mit ihnen übereinstimmen. Deswegen werden Leute wie Putin oder Erdogan auch immer stärker, weil Stärke Gefolgschaft anzieht. Das sind Erfolgsrezepte, die wir seit Jahrmillionen in unseren Genen haben. Da ist unsere Kultur nur eine kleine dünne Schicht drüber. Deswegen werden die progressiven Ideen von Humanisten wir dem Buddha, Kung Tse, Sokrates, Jesus oder Muhammad auch immer wieder von Konservativen vereinnahmt, Konservativen in dem Sinne, dass sie diese alten, vererbten Verhaltensmuster pflegen, weil diese ihnen intuitiv einsichtig sind, während die komplexen Gedankengänge kontraintuitiv erscheinen.

Antwort Holger: Ich finde es wäre ein Fortschritt, wenn wir uns bemühen würden, etwas mehr die Fähigkeit zu nutzen, die uns von den Tieren unterscheidet. Instinkte und Emotionen haben auch Tiere. Einen Neocortex mit den u.a. rationalen Möglichkeiten wie beim Menschen haben sie nicht.  Auch hier im Forum werden manche Meinungen im Rausch der Überzeugung vertreten, obwohl sie individuelle Erfahrungen sind und andere Personen in vergleichsweisen Situationen andere Erfahrungen gemacht haben.

Ich traue mich gar nicht eine Meinung zu formulieren, ohne sie mit ähnlichen Erfahrungen anderer abzugleichen und darüber nachzulesen. Das tut mir gut, denn häufig muss ich meine allererste und vorläufige Meinung zu einer Erfahrung dann über Bord werfen. Es ist mir jedesmal hilfreich, kritisch zu meinen ersten Eindrücken zu sein. Oft sehen die Dinge nüchtern betrachtet ganz anders aus.

Der Marburger Philosoph und Hermeneutiker (Kommunikationsexperte) Gadamer hat immer wieder betont, dass ein Dialog  erst dann eine runde Sache wird, wenn man ernsthaft die Möglichkeit bedenkt, dass der Gesprächspartner recht haben könnte. Aufs Gewinnen wie in einer Polit-Talkshow darf man dann nicht aus sein (die führen auch nie zu Verständigung und manchmal sogar zu Handgreiflichkeiten).

Ich will damit sagen: Eine Meinung braucht Reflektion. Die Erfahrungen und Meinungen anderer sind dafür wichtig, sowie eine verfeinerte Kommunikation zwischen unseren Emotionen und der Ratio. Das kann man üben. Unser Gehirn ist dafür technich ausgerüstet. Wir können unseren Hormonen, die immer auf der Seite unserer assoziativen Erfahrungen stehen, ein Schnippchen schlagen. Das macht uns unabhängiger, freier und fairer. Das die eigene Meinung wahr ist, ist nämlich nur eine Möglichkeit, solange wir das nicht ergebnisoffen überprüft haben. So kann aus Überzeugung Erkenntnis werden.

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #87 am: 22.02.2017 22:37 »
Zitat Holger: Ich glaube, die urspüngliche Frage von dir (Micha) und Nico war, warum verhalten sich intelligente Menschen so unvernünftig. Warum wollen wir so wenig von überprüften Fakten wissen? Wieso vertrauen wir unseren Instinkten mehr?

Naja, wir wollen wahrhaben was wir glauben. Unsere persönlichen Erfahrungen werden zu Prägungen und Überzeugungen. Sie wiegen stärker als faktisches Wissen. Das wird gerne ignoriert, wenn es unsere Überzeugungen gefährdet. Es kann nicht sein was nicht sein darf. Glauben versetzt Berge nicht Wissen.

Das funktioniert so gut, weil unsere Prägungen durch Erziehung und Umwelt und andere persönliche Erfahrungen in einem Hirnbereich gespeichert werden, der Vorfahrt hat bei der Datenverarbeitung gegenüber rationalen Überlegungen. Zudem füttert das Hirn Emotionen mit Hormonen. Das macht Gefühle so viel stärker als Logik.

Daneben gelten Emotionen als glaubwürdiger, weil Leidenschaft sie authentisch macht Der rational abwägende Mensch gilt als kaltherzig. Während Menschen, die mit heißem Herzen sich Luft machen, auf einem Peak (Welle) von Dopaminen (Glückshormonen) schwimmen. Das bringt mehr Zustimmung. Leidenschaft macht sympathisch. Das wirkt auf andere engagiert.

Antwort Micha: Ja, da ist was dran. Deswegen haben wir so viel "Respekt" im Sinne von "Angst" vor starken Menschen, auch wenn wir inhaltlich nicht mit ihnen übereinstimmen. Deswegen werden Leute wie Putin oder Erdogan auch immer stärker, weil Stärke Gefolgschaft anzieht. Das sind Erfolgsrezepte, die wir seit Jahrmillionen in unseren Genen haben. Da ist unsere Kultur nur eine kleine dünne Schicht drüber. Deswegen werden die progressiven Ideen von Humanisten wir dem Buddha, Kung Tse, Sokrates, Jesus oder Muhammad auch immer wieder von Konservativen vereinnahmt, Konservativen in dem Sinne, dass sie diese alten, vererbten Verhaltensmuster pflegen, weil diese ihnen intuitiv einsichtig sind, während die komplexen Gedankengänge kontraintuitiv erscheinen.

Antwort Holger: Ich finde es wäre ein Fortschritt, wenn wir uns bemühen würden, etwas mehr die Fähigkeit zu nutzen, die uns von den Tieren unterscheidet. Instinkte und Emotionen haben auch Tiere. Einen Neocortex mit den u.a. rationalen Möglichkeiten wie beim Menschen haben sie nicht.  Auch hier im Forum werden manche Meinungen im Rausch der Überzeugung vertreten, obwohl sie individuelle Erfahrungen sind und andere Personen in vergleichsweisen Situationen andere Erfahrungen gemacht haben.

Ich traue mich gar nicht eine Meinung zu formulieren, ohne sie mit ähnlichen Erfahrungen anderer abzugleichen und darüber nachzulesen. Das tut mir gut, denn häufig muss ich meine allererste und vorläufige Meinung zu einer Erfahrung dann über Bord werfen. Es ist mir jedesmal hilfreich, kritisch zu meinen ersten Eindrücken zu sein. Oft sehen die Dinge nüchtern betrachtet ganz anders aus.

Der Marburger Philosoph und Hermeneutiker (Kommunikationsexperte) Gadamer hat immer wieder betont, dass ein Dialog  erst dann eine runde Sache wird, wenn man ernsthaft die Möglichkeit bedenkt, dass der Gesprächspartner recht haben könnte. Aufs Gewinnen wie in einer Polit-Talkshow darf man dann nicht aus sein (die führen auch nie zu Verständigung und manchmal sogar zu Handgreiflichkeiten).

Ich will damit sagen: Eine Meinung braucht Reflektion. Die Erfahrungen und Meinungen anderer sind dafür wichtig, sowie eine verfeinerte Kommunikation zwischen unseren Emotionen und der Ratio. Das kann man üben. Unser Gehirn ist dafür technich ausgerüstet. Wir können unseren Hormonen, die immer auf der Seite unserer assoziativen Erfahrungen stehen, ein Schnippchen schlagen. Das macht uns unabhängiger, freier und fairer. Das die eigene Meinung wahr ist, ist nämlich nur eine Möglichkeit, solange wir das nicht ergebnisoffen überprüft haben. So kann aus Überzeugung Erkenntnis werden.

Gut geschrieben, Holger!

Und ja, auch Ce, könnte recht haben, zumindest relativ, eben in Bezug zu seinen Erfahrung.

Dann frage ich doch mal: Ce, welche Erfahrungen bringen Dich zu Deinen Ansichten?

LG, Micha
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Offline Jo 7353

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #88 am: 22.02.2017 23:06 »
Zitat eines AfD-Anhängers: „Wenn sie nicht schwul sind, sollen sie gefälligst eine Hose anziehen wie jeder normale Mann.“
Mir gegenüber hat eine Feministin meine Röcke als "hierzulande nicht üblich" ausreden versucht und darauf aufbauend Andeutungen in Richtung Befürchtungen zu sexuellem Fehlverhalten gegenüber Kindern gemacht. Auch bei Vertretern ganz anderer politischer Richtungen gibt es solche Ansichten. Den Schluß, daß man deswegen als rocktragender Mann gegen Feminismus sein muß, halte ich für genauso falsch, wie, Deinen Schluß, daß man deswegen gegen die AfD sein muß.

Mir sagte mal eine Feministin, mein Rocktragen sei gut für den Feminismus.
Ich weiß, und ich habe hier die Feministen explizit nicht alle über einen Haufen geworfen, und analog sollte man auch bei der Beurteilung der AfD anhand von Äußerungen einzelner Anhänger vorsichtig sein.

- Wer auch in Zukunft als Mann (...) oder einfach nur einen männermäßigen Kilt tragen will, der sagt NEIN zur AfD!
(...)
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/sexualkunde-fruehsexualisierung-bildung-afd
Den Schluß kann ich aus dem da geschriebenen nicht ziehen.
Ich weiß nicht, ob die AfD gegen das Röcketragen von Männern ist. Aber das ist nun wirklich nicht der Hauptgrund, warum ich diese Partei niemals wählen würde. Ihre Klimapolitik ist ein viel wichtigerer Grund. Ihre Ausländerfeindlichkeit ein anderer.
Es steht eine Aussage zu AfD und dem Rocktragen von Männern hier ohne daß der angegeben Beleg das hergibt. Man kann die AfD aus verschiedenen Gründen ablehnen. Man soll ihr aber nicht zusätzlich Sachen unterstellen, die möglicherweise nicht stimmen. Ohne klaren Beleg sehe ich in der Äußerung zu AfD und Kilttragen nur haltlose Feindbildpflege.

Gruß,
Jo
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Offline MAS

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Re: Zur Magdeburger Erklärung der AfD
« Antwort #89 am: 22.02.2017 23:40 »
Zitat eines AfD-Anhängers: „Wenn sie nicht schwul sind, sollen sie gefälligst eine Hose anziehen wie jeder normale Mann.“
Mir gegenüber hat eine Feministin meine Röcke als "hierzulande nicht üblich" ausreden versucht und darauf aufbauend Andeutungen in Richtung Befürchtungen zu sexuellem Fehlverhalten gegenüber Kindern gemacht. Auch bei Vertretern ganz anderer politischer Richtungen gibt es solche Ansichten. Den Schluß, daß man deswegen als rocktragender Mann gegen Feminismus sein muß, halte ich für genauso falsch, wie, Deinen Schluß, daß man deswegen gegen die AfD sein muß.

Mir sagte mal eine Feministin, mein Rocktragen sei gut für den Feminismus.
Ich weiß, und ich habe hier die Feministen explizit nicht alle über einen Haufen geworfen, und analog sollte man auch bei der Beurteilung der AfD anhand von Äußerungen einzelner Anhänger vorsichtig sein.

- Wer auch in Zukunft als Mann (...) oder einfach nur einen männermäßigen Kilt tragen will, der sagt NEIN zur AfD!
(...)
http://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2016-11/sexualkunde-fruehsexualisierung-bildung-afd
Den Schluß kann ich aus dem da geschriebenen nicht ziehen.
Ich weiß nicht, ob die AfD gegen das Röcketragen von Männern ist. Aber das ist nun wirklich nicht der Hauptgrund, warum ich diese Partei niemals wählen würde. Ihre Klimapolitik ist ein viel wichtigerer Grund. Ihre Ausländerfeindlichkeit ein anderer.
Es steht eine Aussage zu AfD und dem Rocktragen von Männern hier ohne daß der angegeben Beleg das hergibt. Man kann die AfD aus verschiedenen Gründen ablehnen. Man soll ihr aber nicht zusätzlich Sachen unterstellen, die möglicherweise nicht stimmen. Ohne klaren Beleg sehe ich in der Äußerung zu AfD und Kilttragen nur haltlose Feindbildpflege.

Gruß,
Jo

Lieber Jo,

über das männliche Rocktragen steht sicher nichts im Parteiprogramm. Dazu ist es viel zu unwichtig.

Nun hat Holger aber Meinungen von AfD-Wählern eingeholt. Nun ja, und denen stehen zwei entgegengesetzte Meinungen von AfD-Wählern hier im Forum entgegen.

Jetzt ist halt die Frage: Wie interpretiert man die generelle Richtung der AfD-Genderpolitik?

LG, Micha
Wer das Leben ernst nimmt, muss auch über sich lachen können.

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