Autor Thema: Wer fällt mehr auf...?  (Gelesen 25122 mal)

Offline MAS

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Re: Wer fällt mehr auf...?
« Antwort #75 am: 20.10.2017 10:49 »
Das ist m.E. alles gut nachvollziehbar, was Du schreibst, lieber Zwurg.

Wenn wir aber die gesamte Menschheitsgeschichte betrachten, sind die heute 1400, 2000, 2500 oder auch ein wenig mehr Jahre alten großen Religionen noch relativ neu. Ich sehe in ihnen eher Reationen auf sich ändernde Lebensbedingungen im Zuge der Bildung großer Städte und Staatem in denen sich die Menschen nicht mehr so selbstversändlich heimisch fühlten wir vorher in ihren Dörfern oder nomadisierenden Familienverbänden. Es kamen erstmals (sofern wir das sehen können) Ideen menschheitlich-universeller Ethik auf, sowie Ideen, dass das Leben nicht so in Ordnung sei, sondern sich ändern müsse, also von einem Unheilszustand erlöst in einen Heilszustand kommen müsse. Der heutige, in der Aufklärung aufkommende Fortschrittsgedanke ist eine Folge dieser Veränderung. Allerdings kämpft diese neue universelle Denkweise und Religiosität noch immer mit den alten Mustern, die wir biologisch in uns haben: Kleingruppendenken, Bedürfnis nach eindeutiger Orientierung in der Weltanschauung als Ersatz für verloren gegangene Instinktseuerung usw.. Diese alten Muster machen sich jetzt in dem sog. Rechtsruck wieder deutlich bemerkbar. Sie lassen sich aber auch nicht einfach rational wegerklären, denn sie sitzen tief uns uns drin.

Was mich als selber liberal-religiösen Menschen dann oft ärgert ist, dass die traditionellen, konservativen und auch die neokonservativen, fundamentalistischen Religiösen die Religion quasi für sich pachten und auch Religionskritiker deren Religiosität mit Religion generell gleichsetzen. Letzteres sehe ich auch bei Dir. Religiosität oder Spiritualität muss keinesfalls traditionalistisch oder fundamentalistisch sein.

Die damals in der Mitte des 1. vorchristlichen Jahrtausends - Karl Jaspers nannte das die Achsenzeit - begonnene grundlegene Veränderung menschlicher Lebensbedingungen, geht ja weiter. Wir stehen jetzt gerade vor enormen Herausforderungen. Mit diesen müssen wir rational, aber auch emotional zurechtkommen. Und da sehe ich wirklich, dass die reine Ratio überfordert ist. Ich schrieb ja woanders mal, dass ich Religion quasi als eine emotionale Philosophie betrachte. Und die brauchen wir dann auch, wenn wir als ganze Menschen bestehen wollen und nicht nur mit unseren Köpfen. Da ist Religion nachwievor eine wichtige Ressource für das Leben, wenn nicht schon für das Überleben.

Welche Klamotten wir dabei tragen, ist dann relativ gleichgültig.

LG, Micha
 
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Offline Asterix

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Re: Wer fällt mehr auf...?
« Antwort #76 am: 20.10.2017 10:56 »
https://finelinerundkatechismus.blogspot.de/2017/10/a-handmaids-satire-oder-von-der.html?m=1

Diesen Blogartikel habe ich mit recht großem Gewinn gelesen.

Gruß
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