Autor Thema: Ciara Cremin: Ein Mann der problemlos Frauenkleider trägt  (Gelesen 8705 mal)

Offline Ludwig Wilhem

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Hallo, heute stieß ich auf folgende Person: Ciara Cremin. Dozent in Neuseeland mit für uns Rockträgern sehr weitgehend Richtung Crossdresser, aber ich habe mir sein Video ( https://www.youtube.com/watch?v=GcUw-myhQJA ) angesehen (leider auf Englisch) und er hat sehr gesunde Ansichten, warum wir Männer uns so kleiden möchten wie manche es von uns auch tuen. Auch bei Google findet man viel Interessantes über ihn. Viel Spaß
Euer Ludwig
Ich trage Röcke oder Kleider gerne, denn es sind Kleidungsstücke für uns alle.

Offline cephalus

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Dieser Herr ist mir schon eine Weile bekannt, seine radikale und plötzliche Wandlung finde ich beeindruckend und mutig, und er tritt insgesamt als Frau auf, was alleine schon sein verwendeter Name verdeutlicht.

Er kann ein Vorbild für Mut und Konsequenz sein, den Rock am Mann dient er kaum, ich sehe den Mann nicht mehr und auch wenn er darauf besteht einer zu sein, wird er als Frau wahrgenommen - Rock an der Frau ist unproblematisch... ;)

Rock am Mann in Neuseeland übrigens auch: Ich habe die Kiwis jedes Mal als tolerantes, freundliches und tiefenentspanntes Volk erlebt, dass außerdem mehr Mut zu außergewöhnlichen Outfits zeigt, als in Europa üblich.

VG
Cephalus

Offline Holger Haehle

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Toll,
dass es da ein neues Buch gibt, das sich mit den speziellen Veränderungen der Rollenzuordnungen durch die bürgerlichen Umwälzungen (angefangen mit der Franz. Revolution) des 18./19. Jahrhunderts beschäfigt, die nebenbei auch dem Männerrock den Garaus gemacht haben, und bis heute sozio-kulturell wirksam sind. Der Psychoanalytiker J.-C. Flugel (Flügel) beschreibt die neue Verweigerung (nach dem Barock) gegenüber historisch, männlichen und weiblichen Moden als die "Great Masculine Renunciation". Auch Barbara Vinken schreibt etwas dazu in den Kapiteln "Die feinen Unterschiede..." und "Unisex oder Crossdressing" in: "Angezogen - Das Geheimnis der Mode". Eine kurze, und gerade deswegen hervorragende Zusammenfassung "Warum tragen Männer keine Röcke", gibt es von Michela Seggiani auf den Seiten der Uni-Basel. Ich glaube mit ihrem Abstract kann man gut verstehen, was der Neuseeländer im Detail meint:

https://www.unibas.ch/de/Forschung/Uni-Nova/Uni-Nova-115/Uni-Nova-115-Roecke.html

Der Link ist weitaus besser, als wenn ich hier meine Ausführungen anfüge.


Online high4all

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Zur Zeit lese ich das Buch von Ciara Cremin "Man-made woman - the dialetics of cross-dressing".
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine


Offline cephalus

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Zur Zeit lese ich das Buch von Ciara Cremin "Man-made woman - the dialetics of cross-dressing".

Interessant? Lohnt es sich?

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Interessant auf jeden Fall. Als Soziologe stellt Ciara die Kleidung in Verbindung mit Patriarchat und Kapitalismus.

Ist teils schwer und teils amüsant zu lesen.

Bin erst bis zur Hälfte gekommen.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Offline Ludwig Wilhem

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Dieser Herr ist mir schon eine Weile bekannt, seine radikale und plötzliche Wandlung finde ich beeindruckend und mutig, und er tritt insgesamt als Frau auf, was alleine schon sein verwendeter Name verdeutlicht.
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Cephalus

Hallo
richtig ist, dass er auch für meine Begriffe das männliche Erscheinungsbild weitgehend abgelegt hat.
Ich möchte weiter als Mann gesehen werden, der gerne Röcke oder Kleider trägt, möchte nicht in die Schublade Crossdresser o.ä. gesteckt werden, auch wenn mein Outfit vielleicht feminin wirkt.
Gruß Ludwig
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Offline MAS

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Dieser Herr ist mir schon eine Weile bekannt, seine radikale und plötzliche Wandlung finde ich beeindruckend und mutig, und er tritt insgesamt als Frau auf, was alleine schon sein verwendeter Name verdeutlicht.
Er kann ein Vorbild für Mut und Konsequenz sein, den Rock am Mann dient er kaum, ich sehe den Mann nicht mehr und auch wenn er darauf besteht einer zu sein, wird er als Frau wahrgenommen - Rock an der Frau ist unproblematisch... ;)
VG
Cephalus

Hallo
richtig ist, dass er auch für meine Begriffe das männliche Erscheinungsbild weitgehend abgelegt hat.
Ich möchte weiter als Mann gesehen werden, der gerne Röcke oder Kleider trägt, möchte nicht in die Schublade Crossdresser o.ä. gesteckt werden, auch wenn mein Outfit vielleicht feminin wirkt.
Gruß Ludwig

Lieber Ludwig,

interessant finde ich hier wieder die Angst, in die "falsche Schublade" gesteckt zu werden.

Würde es nicht ausreichen, die eigene Idenitität so zu leben, wie wir sie sehen und fühlen? Ist es zusätzlich auch so wichtig, dass andere uns genau so sehen und nicht in die "falsche Schublade" stecken?

Gibt es dabei "falsche Schubladen", die uns unangehemer sind als andere? Mich steckt man z.B. oft in die "Theologie-Schublade", obwohl ich Religionswissenschaftler bin. Oder wegen meiner Röcke in die "Schotten-Schublade", obwohl ich Deutscher bin.

Sind "falsche Schubladen" in Bezug auf die Gender-Identität unangenehmer als "falsche Schubladen" in Bezug auf berufliche oder ethnische Identität?

LG, Micha
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Offline GregorM

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Sind "falsche Schubladen" in Bezug auf die Gender-Identität unangenehmer als "falsche Schubladen" in Bezug auf berufliche oder ethnische Identität?


Ich glaube Ja - weil uns die Genderidentität - ob die eigene uns nun passt oder eben nicht - mehr bedeutet als berufliche und ethnische Identität.

Die ganze Verplanzung beruht ja letztendelich auf eine erlebte Genderidentität, bei Menschen wie bei Tieren. 

Gruß
Gregor
Gruß
Gregor

Offline MAS

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Sind "falsche Schubladen" in Bezug auf die Gender-Identität unangenehmer als "falsche Schubladen" in Bezug auf berufliche oder ethnische Identität?


Ich glaube Ja - weil uns die Genderidentität - ob die eigene uns nun passt oder eben nicht - mehr bedeutet als berufliche und ethnische Identität.

Die ganze Verplanzung beruht ja letztendelich auf eine erlebte Genderidentität, bei Menschen wie bei Tieren. 

Gruß
Gregor

Lieber Gregor,

Du meinst, weil das Geschlecht evolutionsmäßig älter ist als Ethnien und Berufe, ist es uns wichtiger?

LG, Micha
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Offline RockyBee

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Ich glaube Ja - weil uns die Genderidentität - ob die eigene uns nun passt oder eben nicht - mehr bedeutet als berufliche und ethnische Identität.

Die ganze Verplanzung beruht ja letztendelich auf eine erlebte Genderidentität, bei Menschen wie bei Tieren. 

Hallo ...

ich behaupte man muss kleiner denken ...

die geschlechtliche Identität ob Mann oder Frau sein ist aus meiner sicht eine viel tiefer gehende als die einfach Feststellung in welcher Form man seine Stofffetzen als Bekleidung tragen kann/darf/sollte.

Das kleinste Ziel sollte also sein Personen nicht nach Ihrer Bekleidung zu beurteilen weil das einfach irrelevant ist.

Viele Grüße

Offline Holger Haehle

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Lieber Hajo,

was schreibt er denn? Wahrscheinlich würden hier einige gern mehr wissen wollen. Nach meinen Quellen bezieht er sich wesentlich auf Flügel und macht die patriarchalisch hegemonialen Veränderungen aus dem bürgerlichen Lager des 18./19. Jahrhunderts und deren Reformbewegungen für die heutigen Rollenmuster verantwortlich.

Wir haben hier darüber schon mehrfach mit Niko gestritten. Im Archiv gibt es dazu auch einiges, was nachlesenswert ist.

Ein kurzes Abstract von dir könnte unsere Neugier befriedigen. Bis dahin empfehle ich den oben zitierten Link der Uni Basel. Der Seggiani Artikel gibt den aktuellen Forschungsstand in der Genderdebatte wider und erklärt kurz und knapp auf der Linie des Neuseeländers, warum Genderbending ganz überwiegend nur von weiblich zu männlich funktioniert.

Vielen Dank!

Offline Holger Haehle

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Zitat RockyBee:
...die geschlechtliche Identität ob Mann oder Frau sein ist aus meiner sicht eine viel tiefer gehende als die einfach Feststellung in welcher Form man seine Stofffetzen als Bekleidung tragen kann/darf/sollte.
Das kleinste Ziel sollte also sein Personen nicht nach Ihrer Bekleidung zu beurteilen weil das einfach irrelevant ist.

Antwort Holger:
Kleidung ist kultureller Ausdruck. Kultur entsteht mit der Historie. Das Geschlecht hat aber prähistorische Wurzeln. Kleidung und Bekleidungsregel spiegeln also immer gesellschaftliche Vereinbarungen wider. Aus anthropologischer Sicht haben die meistens keinen direkten biologischen Bezug. Deswegen werden sie als sekundäre Ableitungen bewertet.

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VG
Cephalus
Aus seinem Buch geht hervor, dass die Wandlung keine so plötzliche ist. Schon als Kind hat er heimlich Kleider/Strumpfhosen getragen und das lange Zeit im Verborgenen getan.

Der Schritt in die Öffentlichkeit war dann allerdings radikal und rasant.

LG
Hajo
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Offline Ludwig Wilhem

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Hallo, danke für Eure Kommentare.

Lieber Micha,
danke für den Hinweis mit den Schubladen, aber beim Tragen von Röcken, insbesondere beim Tragen von Kleidern kommt in der Öffentlichkeit immer wieder die Frage, was ich mit dieser Kleidung will. Meine normale Antwort ist, ich fühle mich in Röcken und Kleidern sehr wohl, passen zu meiner Figur und Hosen und Anzüge mag ich eigentlich garnicht. Dieses wird meistens auch ohne Nachfrage akzeptiert, aber im Unterton habe ich das Gefühl, dass viele Menschen meine Liebe zu Röcken und Kleidern nicht verstehen können oder wollen.

Lieber Hajo, wäre auch für eine Kurzzusammenfassung dankbar.

Gruß Ludwig
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