Autor Thema: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken  (Gelesen 9717 mal)

Offline Skirtedman

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #15 am: 17.09.2018 10:47 »
Gott sich als Geheimnis zu denken, das es situationsgemäß zu entschlüsseln gilt, entspricht mir zumindest mehr.

Und genau da fängt es an, ideologisch zu werden

Naja, manche Christen sehen sich als Stellvertreter Gottes auf Erden. Deswegen sind sie ungehalten, wenn Leute sich abweichend verhalten. Was mich irritiert ist, dass kundige Bibelexperten zu unterschiedlichen Interpretationen kommen, wo es meines Erachtens nur eine Gottesmeinung geben kann, und jeder seine Interpretation für die einzig maßgebliche hält.

Was wiederum beweist, dass sie nicht Stellvertreter Gottes sein können, sondern einfach nur Menschen, die auf ihre Weise sich Gott annähern wollen.

Wie aber kann unser, der christliche Gott zulassen, dass es so viele andere Götter gibt? Haben nun beispielsweise die Muslime recht mit ihrem Gottesbild (um mal im Singular zu bleiben). Oder haben die Christen recht? Was ist mit den anderen Göttern, die über den Erdball verteilt geglaubt werden?

Sollten wir nicht anfangen, Religionen als das zu begreifen, was sie vermutlich allesamt sind? Nämlich der Ausdruck einer Sehnsucht des Menschen. Eine Sehnsucht, die sich mit unterschiedlichen Traditionen unterschiedlich ausdrückt, und als Angebot von Mensch zu Mensch und Generation zu Generation weitergegeben wird. Eine Sehnsucht, der sich manche Menschen mit vollem Herzen hingeben und manche Menschen ihre ganze Lebenszeit widmen. Eine Sehnsucht, die manche Menschen gerne verwenden, um andere Menschen berechenbar zu machen, vielleicht auch gefügig. Eine Sehnsucht, die gerne ausgenutzt wird, um Interessen zu konsolidieren.

Dann beginnen wir zu begreifen, dass es unterschiedliche Religionen gibt und geben darf, dass es unterschiedliche Strömungen geben darf, auch innerhalb der eigenen Glaubensgemeinschaft unterschiedliche Interpretationen geben darf. Alles hat seine Berechtigung. Nichts ist höherwertiger oder minderwertiger. Alles ist die eine Sehnsucht vermischt mit einem Bündel tradierter und neu entwickelter Interessen.

Offline Holger Haehle

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #16 am: 17.09.2018 12:59 »
Lieber Skirtedman,

deine Idee von Religion als Ausdruck einer Sehnsucht des Menschen, hatten bereits antike Vorsokratiker. Deswegen wurden sie der Gotteslästerung bezichtet, mussten öffentlich widerrufen oder wurden angeklagt und verbannt.

Der Philosoph Protagoras war auf seinen Reisen angetan von den schwarzafrikanischen Religionen und Kulten und dass deren Götter nicht weiss wie die der Griechen waren. Wegen seiner Folgerung, dass Menschen sich die Religion entsprechend ihrer Hautfarbe und Kultur machen, wurde er in Athen verfolgt. Den Alleinvertretungsanspruch des griechischen Götterwelt hatte er damit infrage gestellt.

Überzeugte Gläubige tun sich auch heute schwer andere Religionen oder auch nur andere Konfessionen zu tolerieren, weil es die eigene Glaubensrichtung abwertet. Sie hätten Gott dann nicht mehr exklusiv für ihresgleichen. Sie wollen ihre Macht nicht teilen. Das schwächt die eigene Position.

Offline Holger Haehle

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #17 am: 17.09.2018 13:02 »
Lieber Hajo,

ein Hoch auf dein Credo: Gott ist die Liebe! Diese Mantra habe ich so oft und natürlich auch gerne gehört, aber nicht sehr oft gelebt vorgefunden.

Da jede Glaubensauffassung unterschiedliche Dogmen pflegt, gibt es eben auch unterschiedliche Begriffe von Liebe. Sie ist leider nicht immer grenzenlos gedacht. Oft bezieht sie die Liebe der anderen nicht ein, obwohl die Nächstenliebe ein Gebot Gottes ist.

Je strenger die glaubensstiftenden Regeln sind, umso schneller fallen Abweichler durchs Raster und werden mit Liebesentzug bestraft. Das kenne ich noch von den kath. Pfingstzeltlagern. Vom Kaplan gab es dazu nur lapidar den Hinweis auf den Zorn Gottes, der sich kraftvoll aber gerecht in Sodom und Gomorra niederschlug. Kritik wurde als Angriff empfunden. Die Forderung den Liebesbegriff weiter zu fassen war quasi eine Gotteslästerung, mit der ich mich außerhalb der Gemeinschaft stellte.

Haben also männliche Rockträger oder gleichgeschlechtlich Liebende selber Schuld, wenn ihnen Widerstand begegnet? Nach Aussage eines Studentin und Novizin der Ursulinen haben sie Gottes Liebe abgewiesen in dem Moment, wo sie nicht den Regeln einer christlichen Glaubensgemeinschaft folgen.

Offline Barefoot-Joe

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #18 am: 17.09.2018 15:38 »
Hallo Holger,

Zitat
wenn man sich seiner Interpretation nicht sicher sein kann, sollte man sie mit Vorbehalt vertreten.

Richtig.

Zitat
Mangelndes Wissen wird dann selbstverständlich durch gefühlte Gottenähe und tiefen Glauben ersetzt.

Nicht nur das. Es wird als etwas erstrebenswertes dargestellt, nicht zu wissen und stattdessen einfach zu glauben. Das finde ich bedenklich. Würde ich Sumpfland in Florida oder Schlangenöl verkaufen, würde ich das begrüßen. ;)

Zitat
Unser Campusprediger betont immer wieder gerne, dass der Mensch Gott nicht wirklich mit dem Verstand verstehen kann. Man kann ihn nur mit dem Herzen folgen unwidersprochen von der Ratio. Nur, betrüge ich mich nicht selbst, wenn ich bei einer Interpretation einen fundamentalen Bewertungsmaßstab wie die Ratio nicht nutze?

Ich weise tiefgläubige Missionare mitunter gerne darauf hin, dass die Religion nur ein göttlicher Test ist, um herauszufinden, wer den von Gott gegebenen Verstand wirklich nutzt und wer das Geschenk ausschlägt und einfach blind etwas ohne jeden Beweis glaubt. Das könnte dann bei der Zuteilung Paradies / Hölle zu überraschenden Ergebnissen führen. ;)
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

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Offline MAS

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #19 am: 17.09.2018 16:55 »
Lieber Holger,

da sprichst Du eine zentrale Frage an: Wie schafft man den gesunden Mittelweg zwischen Fundamentalismus und Gleichgültigkeit?

Ich bin jetzt gerade etwas müde, um mich eine Antwort zu wagen, aber werde demnächst eine versuchen.


Lieber Harry.

ja, das klingt ganz gut. Ich muss nochmal darüber nachdenken.

LG!
Micha

Gude zusammen!

Ich versuche gerade mal eine kurze Antwort:

Fundamentalismus, Fanatisierung oder Radikalisierung kann man m.E. ganz gut dadurch vermeiden, indem man sich bewusst macht, wie wenig wir überhaupt wissen können, generell als Menschen und ich als Einzelner noch mal besonders. Ich muss einfach sehen, dass ich nicht immer Recht haben kann, sondern dass ich irren kann. Und von daher muss ich einfach einsehen, dass ich zwar eine Meinung haben kann, dass aber auch andere Leute mit anderen Meinungen richtig liegen können. Und oft können zwei Menschen mit unterschiedlichen Meinungen auch beide richtig liegen, jeder für sich und seine Situation und Perspektive.

Gleichgültigkeit kann man dadurch vermeiden, dass man sieht, dass eben doch nicht alles egal und gleich gültig ist, sondern es Notwendigkeiten gibt und wir auch ethische Grundsätze brauchen, um miteinander klar zu kommen. Diese not-wendigen Grundsätze müssen wir kommunizieren und im positiven Sinne auch darum streiten, konstruktive Lösungen zu finden, mit denen dann alle oder die meisten zumindest zufrieden sein können.

So weit in Kürze.

LG, Micha
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Offline Holger Haehle

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #20 am: 17.09.2018 18:05 »
Na Micha,

das ist aber gefährlich liberal gedacht. Bist du etwa auch Reformpädagoge? ;)
Reflektion ist nicht die Stärke derer, die von ihrer Sache überzeugt sind.

Offline MAS

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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #21 am: 17.09.2018 19:32 »
Na Micha,

das ist aber gefährlich liberal gedacht. Bist du etwa auch Reformpädagoge? ;)
Reflektion ist nicht die Stärke derer, die von ihrer Sache überzeugt sind.

Man sollte nie zu überzeugt sein! Denn erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt.

Mir wurde religionspsychologisch eine sehr hohe Religiosität konstatiert. Religiosität und liberales Denken sind keine Gegensätze.

LG, Micha
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Re: Noch mehr Bilderbücher mit Jungen in Röcken
« Antwort #22 am: 17.09.2018 21:40 »
Gott sich als Geheimnis zu denken, das es situationsgemäß zu entschlüsseln gilt, entspricht mir zumindest mehr.

Und genau da fängt es an, ideologisch zu werden


Was meinst Du damit, Wolfgang?

LG, Micha
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