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Röcke und mehr... => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: Piper am 27.06.2010 19:43

Titel: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Piper am 27.06.2010 19:43
In diesem Thread möchte ich Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann" sammeln. Als Kinder sind von meiner Seite her Menschen zwischen 0 und 18 gemeint. Wie reagieren Sie auf die Tatsache, dass ein Mann einen Rock trägt?

Ich für meinen Teil hatte in letzter Zeit diverse berockte Begegnungen mit kleinen Kindern, wovon ich nun hier zwei notieren möchte:

Ich war mit meinem Hund (einjähriger Dalmatiner) am Waldrand spazieren. dazu trug ich einen eher knappen, schwarzen Faltenmini und flache Mustangstiefel. Da begegnete mir eine Frau mit einer Schar kleiner Kinder im Kindergartenalter. Die Frau Fragt mich nach dem Weg, die Kinder wollten alle den Hund streicheln.
Plötzlich steht einer der Knirse vor mir und fragt ganz unbedarft: "Warum hast du so komische Hosen an?" Ich erklärte ihm dann kurz, dass das keine Hosen sondern ein Rock sei, was er mit einem "aha" quitierte. Ich konnte mir ein Grinsen nicht verkneiffen, wurde doch von uns dreien (Knirps, Frau und ich) nur die Frau rot. Ihr war es für die direkte Rede ihres kleinen Schützlings irgendwie peinlich.

einige Tage später startete ich gerade zu einem ausgedehnten Hundespaziergang, als mich noch innerhalb unserer Wohnsiedlung ein kleines Mädchen (~8-9 Jahre alt) anquatscht. Sie wollte meinen Hund streicheln und hat mir dabei von ihrem Hund, von ihrer Schwester, deren Angst vor Hunden und von Hundeerziehung erzählt und mich nach dem alten Dalmatiner gefragt, der ab und zu mal bei uns für ein paar Tage auf Besuch ist. Dass ich einen knielangen Rock und Stiefel und auch oben zu 100% Kleidung aus der Frauenabteilung trug, hat sie dabei in keinster Weise gestört. Jedenfalls war es ihr bei ihrem Wortschwall keine Erwähnung wert.

Nun, was sind eure Erfahrungen im Bezug auf Kinder und Männer in Röcken?
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Brezel am 27.06.2010 20:15
Seit wann haben Kinder denn ein Problem mit röcken am mann?

das problem ist von erwachsenen gemacht!
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: skirty19 am 27.06.2010 21:11
Hi Piper,

hört sich ja ermutigend an. Dein Hündchen nimmt Dich aber sicherlich etwas aus der Schusslinie.

Ich bin immer ohne Hund unterwegs und wenn Reaktionen kommen ist es vor allem Gekichere und Getuschle hinter vorgehaltener Hand.
Ein Problem sind die eigenen Kinder, denn die bekommen ziemlich was ab. Leider wird in unserer Gesellschaft nicht auf wirkliche Werte in der Erziehung geachtet. 

Grüße Skirty19
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jörg HH am 27.06.2010 21:30
Hallo zusammen,

auch bei mir ist immer von allem was dabei von Gleichgültigkeit bis "Hühnergegackere". Die "ganze Vielfalt".  ;)

Aber zu bemerken ist, dass Kinder im Alter von ca. 4 bis ca. 10 Jahren unvoreingenommener gegenüber dem Abweichen von der Norm sind.  Sie sind neuen Dingen gegenüber aufgeschlossener. Ab 10 + kommt dann das "Dazhugehörigkeitsprinzip" zur bestehenden Gruppe. Das ist auch völlig normal. Wir alle kennen das aus eigner Erfahrung, jedenfalls die Mehrheit. Schwimmt man nicht mit der Masse mit ist man ein "No GO". Nur wenige junge Leute und später vielleicht vermehrt Erwachsene entwickeln mit der Zeit ihren eigenen Stil und grenzen sich so wiederum von dem "Jugendlook" ab. Dann pfeift man auf den ganzen Schnickschnack.

Beispiel:
Zwischen 14-18 Jahre fand ich in den 80ern Turnschuhe total cool. Danach bis heute null Bock auf die Dinger. Lieber Slipper. Sind bequem und gut für Leute, die "zu faul" sind, zum Schuhe schnüren.  ;D

An diesem kleien Beispiel sieht man, wie sich der Geschmack verändern kann.

Gruß Jörg  :)
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Cubitus am 27.06.2010 22:19
Hallo Rocker,

als wir vor drei Wochen in den Zoo gingen, zog ich kurzentschlossen meinen Rock an. Es war das erste Mal, dass mich meine Kinder im Rock sahen. Es ergab sich folgender Dialog zwischen unserem neun-jährigen Sohn und mir:
"Äh, Papa?" - "Ja?"
"Du hast einen Rock an!" - "Ja, habe ich."
Daraufhin gab es Gekicher zwischen ihm und seiner zwei Jahre jüngeren Schwester, begleitet von Kommentaren wie "Mann mit Rock". Sie kannten bisher die Norm. Am Zoo angekommen war der Rock kein Thema mehr, sie hatten es akzeptiert und konnten sich neugierig umschauen.
Das tat ich ebenfalls. In der Warteschlange an der Kasse bemerkte ich noch vereinzelte irritierte Blicke - ausschließlich von Erwachsenen und es waren viele Kinder anwesend. Im Zoo selbst waren offensichtlich alle Anwesenden derart mit ihren Entdeckungen beschäftigt, dass mein Rock anscheinend nicht mehr wahrgenommen wurde. Wir hatten einen sehr schönen Tag im Zoo.  :)

LG
Cubitus
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Piper am 27.06.2010 22:32
Hi Piper,

hört sich ja ermutigend an. Dein Hündchen nimmt Dich aber sicherlich etwas aus der Schusslinie.

Ich bin immer ohne Hund unterwegs und wenn Reaktionen kommen ist es vor allem Gekichere und Getuschle hinter vorgehaltener Hand.
Ein Problem sind die eigenen Kinder, denn die bekommen ziemlich was ab. Leider wird in unserer Gesellschaft nicht auf wirkliche Werte in der Erziehung geachtet. 

Grüße Skirty19

Vielleicht bin ich so gut wie taub und blind, aber das Gekichere und Getuschle hinter vorgehaltener Hand habe ich innerhalb eines ganzen Jahres, das ich doch immerhin zu etwa 40% im Rock verbrachte, nur ein bis zwei mal wahrgenommen. Wenn irgendwelche pubertären Kids sich über meine Beinkleidung unterhalten, tun sie es meist relativ lautstark. Dabei sind es oft die Mädchen, die meine Position verteidigen.

ps: mein "Hündchen" ist so gut wie ausgewachsen und wiegt satte 25kg...  ::)
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Piper am 27.06.2010 22:41
Hallo zusammen,

auch bei mir ist immer von allem was dabei von Gleichgültigkeit bis "Hühnergegackere". Die "ganze Vielfalt".  ;)

Aber zu bemerken ist, dass Kinder im Alter von ca. 4 bis ca. 10 Jahren unvoreingenommener gegenüber dem Abweichen von der Norm sind.  Sie sind neuen Dingen gegenüber aufgeschlossener. Ab 10 + kommt dann das "Dazhugehörigkeitsprinzip" zur bestehenden Gruppe. Das ist auch völlig normal. Wir alle kennen das aus eigner Erfahrung, jedenfalls die Mehrheit. Schwimmt man nicht mit der Masse mit ist man ein "No GO". Nur wenige junge Leute und später vielleicht vermehrt Erwachsene entwickeln mit der Zeit ihren eigenen Stil und grenzen sich so wiederum von dem "Jugendlook" ab. Dann pfeift man auf den ganzen Schnickschnack.

Gruß Jörg  :)

Ich bin mit dir einer Meinung, dass Kinder unter 10 Jahren meist absolut unvoreingenommen mit dem Mann im Rock umgehen. Ebenfalls sehe ich es so, dass Kids in der Pubertät eher Schwierigkeiten haben, den Mann im Rock zu akzeptieren.
Nun war ich aber vor einem Jahr im Juli zwei Tage auf Rügen auf dem Jugendcampingplatz Prora, wo die pubertären Kids etwa 70% des Publikums stellen. Ich habe während der gesamten Zeit einen knielangen Rock, einen Kapuzenpulli und einen Spitzenkragen getragen, doch jegliche Reaktionen blieben aus. Klar habe ich zB beim Fühstücksbuffet oder bei den sanitären Anlagen bemerkt, dass ich einige wenige Sekunden länger als üblich gemustert werde, doch dann hatte es sich auch schon mit den Reaktionen. Ich war darob total erstaunt - im positiven Sinne natürlich.
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: skirty19 am 28.06.2010 18:15
@ Piper

Zitat
mein "Hündchen" ist so gut wie ausgewachsen und wiegt satte 25kg...

Dann hast Du ja eh nichts zu befürchten - weil schwer bewaffnet  ;D :D

Gruß Skirty19
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 28.06.2010 18:37
Hi Leute,

lustig: Meine Großnichte wurde dieses jahr 10, und erstmals in unserem gemeinsamen Leben, in dem sie mich in Röcken wie in Hosen sah, fragte sie, warum ich immer Röcke trage. Ich sagte: "Weil es Frühling ist". Da war das Thema durch.

Vorletzte Woche habe ich in einer 8. Klasse einen Buddhismus-Unterricht erteilt. Ich trug einen langen Men-in-Time-Rock und fragte die Kinder, was sie sehen und was sie dabei denken und fühlen. Ein Mädchen meinte, es sehe ungewöhnlich aus, ein anderes fühlte sich an einen Kellner erinnert, ein Junge meinte, es würde geren heraus finden, was für ein Mensch das sei, der da Röcke trägt, und ein Mädchen, dass sie lieber mal vorsichtig sei, was das denn für einer sei.
Darauf erklärte ich ihnen den Unterschied zwischen sehen, fühlen und denken, und dass das oft so ineinander laufe, dass man meint zu sehen, wenn man schon längst assoziativ denkt und fühlt, so dass man das gar nciht mehr auseinanderhalten kann. Und schon waren wir mittendrinn im Buddhismus, in der Lehre von der Wahrnehmung, dem bedingten Entstehen, dem Kreislauf der Wünsche, Begierden, Aversionen und Sympathien usw.
Am Schluss des Unterrichts, den wir mit 5 Minuten Achtsamkeitsmeditation abgerundet hatten, bekam ich stehenden Applaus, als hätte ich einen suoper Auftritt hingelegt.

Die Lehrerein hatte ich vorher in meine Methode eingeweiht, und sie war von Anfang an einverstanden.

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jos NL am 28.06.2010 20:12
Ich habe da viele Er fahrungen mit Kinder.
Die meiste Kinder bis 12 Jahre in meiner Nähe kucken mich mal an und spielen weiter. Die haben mal gefragt, wieso ich einen Rock trage. Da habe ich geantwortet, daß das viel bequemer ist und gefragt wieso ein Mann keinen Rock tragen darf. Da ist meist keine Antwort oder ist ja nur für Mädchen.

Die älteren Kinder bis 18 besonders Mädchen, haben sehr viel Spaß wenn ich vorbei laufe. Manchmal lachen sie so, daß der Handy nachher am Boden liegt  :) :)
Bei Jungen ist fast keine Reaktion
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: teerpirat am 29.06.2010 10:26
Hallo,

Auch wenn ich keinen Rockt rage, trotzdem was aus dem Munde meiner Kinder:

Wenn ich eine HotPants trage, sagen sie zu mir, ich hätte keine Hose an! Ich muss dann immer sagen, ich hätte doch eine Hose an, sie ist halt nur sehr kurz.

Da sieht man ja schon, dass Kinder unter kurzen Hosen heute nur die 3/4 Hosen übers Knie kennen.

Ich kann mich aber aus den 70ern noch erinnern, dass wir als Kinder Shorts getragen hatten, die alle schon auf halber Oberschenkelhöhe geendet hatten.

Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: McMorghey am 02.07.2010 14:00
hoi zäme

na, diejenigen mit migrationshintergrund gucken blöde, kommt dann und wannein macho-spruch wie: bist du schwul? dann sage ich: nein die tragen hosen, du musst dich gedulden.

die mädels meinen: kilt, kilt, kilt? wo? wo? supercool!  8)  ::)

meine tochter hatte bisher keine probleme inder schule. sie gilt dort als cool und ich wohl auch  ;)
nach den ferien wechselt sie nun die klasse und die schulstufe. mal sehen  ;)

gruess us dr schwiz
McMorghey
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Andree am 09.07.2010 11:30
Hallo in die Runde,

ich spreche da mal aus eigener Erfahrung.

Kinder reagieren auf den Rock am Mann doch sehr differenziert.
Es ist vielfach davon abhängig, wie alt die Kinder sind und welchem sozialen Umfeld sie
entstammen.

Die Reaktionen reichen von Sprüchen wie:
"Warum machen Sie das? Röcke sind doch Frauenkleidung"
bis hin zum:  "Das ist ja cool."

Sicherlich kommen in manchen Kreisen auch Assoziationen mit einer "falschen"  sexuellen Ausrichtung zu Tage.

Was aber meiner Meinung nach wichtig ist.
Wie denken eventuell eigene Kinder darüber?
Welche Erfahrungen haben sie in ihrem direkten Umfeld?
Sprich: Schule - Freundeskreis.
Werden sie evtl. auf Grund der "sonderbaren" Kleidungsvorlieben ihres Vaters
in der Schule gemobbt? Oder gehen sie damit ganz unbefangen um.

Mein Sohn war damals gerade 9 Jahre alt, als ich eines Tages von ihm angesprochen wurde.
Er äusserte Ängste, dass er eben wegen dieses Themas in der Schule "angreifbar" werden könnte.

In diesem Moment war mir bewusst, dass es für Kinder oft nicht einfach ist, wenn man
in einer gesellschaftlichen Aussenseiterolle ist.

Mittlerweile sind drei Jahre vergangen. Mein Sohn hat inzwischen die Schuile gewechselt und hat sich
im Klassenverband doch etabliert.  Die Ängste sind abgebaut.  Aber auch deshalb, weil ich in dieser Zeit von meinen Vorlieben Abstand genommen habe.

Das war in meinen Augen auch die einzig richtige Massnahme. Denn in der heutigen Gesellschaft wird rücksichtslos agiert. Schnell ist man wegen einer "Abnormalität" schnell ins Aus geraten.

Rock am Mann ist meistens okay. Solage es nicht der eigene Vater ist.
Vor dieser Wahrheit darf man sich nicht verstecken. Auch wenn es manchen Fälen vielleicht anders
erscheinen mag.

LG Andree
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 09.07.2010 12:11
Moin Andree,

da magst Du Recht haben. Auf der anderen Seite ist es wichtig, gar nicht erst bei den Kindern den Eindruck zu erwecken, es handele sich beim Röcketragen um eine sonderbare Kleidungsvorliebe, sondern um eine sinnvolle, eigenverantwortliche und emanzipierte Entscheidung, die bewirkt, dass die Kinder deswegen stolz auf ihren Vater sein können.

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Andree am 09.07.2010 12:33
Hallo Michael,

ich sehe das Probleme, dass es bei vielen Kindern und vorallem Jugendlichen,
das Argument der emanzipierten Kleidungswahl, ungehört untergeht.

Woran haben Kinder denn heute Interesse? Ich frage das mal ganz gezielt, da ich das bei meinen eigenen Zweien ja
täglich vor Augen habe. Und so sehr meine Frau und auch ich bemüht sind, den Kindern soziale Kernkompetenzen
beizubringen (Was uns zum Glück auch recht gut gelingt), hängen sie an ihren Daddelapparaten und kapseln sich ab.

Das ist das was Kinder heute verstärkt interessiert. Nicht irgendwelche Gleichberechtigungsgeschichte n.  Bei Kindern aus sozial kritischem Umfeld ist das noch extremer.  Leider. Wie soll da ein gewisser Stolz auf die Eltern hervorgerufen werden.

Ich sehe da aber unter anderem auch unser Bildungssystem in der Pflicht. Denn das was in der Familie versäumt wird, muss den Kindern auf eine andere Art zugeführt werden.  Das aber an einer Regelschule umzusetzen und zu praktizieren wird ein langwieriger Prozess.

Rockigen Gruß
Andree

Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 09.07.2010 13:02
Moimn Andree,

ja, das ist ein Problem. Ich erinnere mich daran, ca. 1 1/2 Jahre lang Hausaufgabenhilfe bei Kindern aus sozialschwachen Familien mit Migrationshintergrund gegeben zu haben und wie schwer es war, bei ihnen Respekt für den Rock am Mann hervorzurufen. Bei einigen hat es dann aber doch geklappt, irgendwann kamen sie selbst darauf, dass ich für den Rock am Mann das tue, was vor ein-zwei Generationen Frauen für die Hose an der Frau getan haben.

Bei eigenen Kindern hat es den Vorteil, dass man ihnen Tag für Tag vorleben kann, was man für richtig und wichtig findet, aber auch, dass sie einen in den eigenen Schwachstellen genau so kennen. Ich habe ja keine eigenen Kinder, nur Neffen und Großnichten.

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Ben am 09.07.2010 17:23
Hallo,

Andrees Haltung kann ich mit Bauchweh folgen.
Wenn ich spürte, daß mein Kind wegen meiner Keidungsvorlieben Ärger in der Schule hätte, würde ich meine berockten Auftritte wohl auch auf den häuslichen Raum oder an Orten, in denen man weder Kind noch mich kennt, ausleben.
Ich würde es zu Beginn auf Fälle alle versuchen und auch vor der Lehrkörperschaft mein Tun deutlich erklären. Aber wenn es nicht erfolgreich wäre, würde ich den Rückzieher machen. Mein Kind kann sich nichts von meiner emazipatorischen Haltung, wenn es deswegen in Zeiten, in denen ich nicht für es ansprechbar wäre, gemobbt wird, nichts kaufen.

Ich sehe da aber unter anderem auch unser Bildungssystem in der Pflicht. Denn das was in der Familie versäumt wird, muss den Kindern auf eine andere Art zugeführt werden.
Puh. Im Prinzip gebe ich Dir recht.
Aber ich erschrecke doch immer wieder, was Bildungseinrichtungen wie Kindergärten und Schulen inzwischen alles leisten sollen. Wie bekommen wir es als Gesellschaft wieder hin, daß säumige Eltern wieder ihrer Verantwortung gerecht werden, bevor die Peer Group für die Sozialisation wichtig wird?

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Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Tine am 10.07.2010 09:15
Hallo zusammen,

die Erfahrungen mit Kindern und Rock am Mann hängen ganz entscheidend davon ab, wessen Kind betroffen oder beteiligt ist. Fremde Kinder reagieren - je nach Elternhaus - amüsiert bis aufgeschlossen oder irritiert bis abweisend.
Ganz anders ist es mit den eigenen Kindern. Die können sich nicht umdrehen und gehen, sondern müssen sich damit täglich befassen.
Meiner Ansicht nach ist das schwierigste für Kinder rockender Väter (insbesondere für die Jungs), dass sich die Hauptindentifikationsfigur außerhalb des üblicherweise anerkannten Rahmens bewegt.

Jedes Kind liebt seine Eltern, will ihnen in gewisser Weise nacheifern, auch, wenn sich das meist irgendwann - leider oder glücklicherweise - verwächst. Ein Kind, dessen Eltern das tun, was anerkannt ist, hat damit keine Probleme. Credo des jungen Kindes ist: Meine Alten sind voll ok, ich kann stolz auf sie sein und werde, wenn ich mal groß bin, genau wie mein Papa/ meine Mama. (Die Macken erkennt der Nachwuchs ohnehin erst später.)

Jetzt kommt ein Vater im Rock daher (eine Mutter mit Glatze oder wer weiß was anderem) und das Kind spürt, dass die Umwelt den Vater (die Mutter) eben nicht als vollkommen ok betrachten. Das gibt einen üblen Konflikt, denn die Kinder stehen auf der Seite ihrer Eltern, deren Verhalten sie teilweise auch nachahmen und wollen/müssen gleichzeitig in ihrem Umfeld (Kindergarten/Schule) anerkannt sein, in dem sie für dieses Verhalten (oder das der Eltern) schiefe Blicke ernten.

Leider haben wir es bei unserm Sohn lange nicht bemerkt, wie sehr er unter diesem Dilemma gelitten hat. (Vielleicht hätte ein weniger sensibles Kind die dummen Sprüche im Kindergarten besser weggesteckt.) So richtig angenehm ist es jedenfalls nicht, wenn der Knirps nach mehreren Jahren endlich erzählt, wie arg er wirklich unter den Hänseleien gelitten hat, die den Kindergärtnerinnen gar nicht so sehr aufgefallen sind. (Wir hatten seinerzeit mehrere Gespräche deswegen und die Kindergärtnerin war eine der besten, die ich kenne.) Kinder sind eben nicht nur auf ihre Art grausam ehrliche Spiegel der Gesellschaft, sondern auch bisweilen subtil und andererseits sehr empfindsam. Wichtig ist eben nicht nur, was offen ausgesprochen wird.

Viele Grüße
Tine
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 12.07.2010 10:31
Hallo Tine,

das ist natürlich eine traurige Erkenntnis!

Aber bekommt denn Euere Sohn gar keine positiven Reaktionen auf das Rocktragen seines Vaters mit? Euer Umfeld und kann doch nicht zu 100% aus intoleranten, bornierten Menschen bestehen! Es müssen doch auch aufgeschlossene, vernünftige Menschen darunter sein!

Und wie habet Ihr ihm denn die Entscheidung seines Vaters, Röcke zu tragen, obwohl das nicht üblich für Männer ist, verklickert?

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Andree am 12.07.2010 14:53
Hallo Michael,

Das ist ja genau das gleiche Problem, welches uns als Eltern auch begleitet.

Kinder sind in dieser Hinsicht grausam. Alles was nicht dem allgemeinen Geschmack der Gruppe unterliegt,
wird gnadenlos heruntergemacht.

Du kannst bei den meisten Kindern, ich behaupte mal 98,5 %,  nicht auf auf positive Reaktionen gegenüber des,
vom Rocktragenden Vaters, betroffenen Kindes rechnen.

Die Reaktionen Erwachsenen gegenüber, die ich ja nun auch erlebe bzw. erlebt habe, oder wie sich die Kinder ihnen gegenüber äussern, kannst Du nicht mit den Reaktionen unter den Schulkamreraden vergleichen. 

Eine Schulklasse hat seine eigenen Gesetze. Und wer damit nicht konform geht, geht unter.

Alles andere ist Augenwischerei.

LG Andree
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Tine am 13.07.2010 08:25
Hallo Michael,

zu verklickern gab es wenig, der Sohn kam nach dem Rock. "Papa gefällt das so", musste reichen. Er kannte es ja auch nicht anders.  Außerdem sind wir davon ausgegangen, dass die Nachbarschaft meinen Rocker im Rock kennt und akzeptiert. Was ja tatsächlich bei vielen, die uns kannten so war.
Leider treffen im Kindergarten viele Kinder zusammen, deren Eltern sich nicht kennen und wenn da ein Knirps erzählt, der Sowieso trägt Röcke (Anfangs wollte unser Junior auch Röcke tragen, von denen wir zwar abgeraten haben - aber mach mal was, wenn der Papa das auch tut!), heißt es schnell: "Der ist doch kein Mann/Junge." "Der ist doch schwul!" (Selbst im Kindergarten findet sich immer einer, der "schwul" als Schimpfwort einsetzt.) Einzelne wollten auf der Toilette den Beweis sehen, dass unser Kurzer tatsächlich ein Bub ist. Derart bei der "Männlichkeit" gepackt, hat sich unser Kleiner die Haare rappelkurz scheren lassen und hat es peinlich genau vermieden in Kleidung herumzulaufen, die auch nur annähernd als "Mädchenkleidung" zu klassifizieren sein könnte.

Sollten tatsächlich aufgeschlossene Menschen (Kinder) da sein, werden die sich hauptsächlich durch das Unterlassen von blöden Kommentaren auszeichnen. Irgendwelche "Kämpfe" für die eigene Überzeugung muss jeder selbst ausfechten. Und was helfen zwei nette Kommentare im Jahr gegen die täglichen Sticheleien?

Andree hat leider recht mit seiner Äußerung, dass Schulklassen (Kindergruppen) eigene Gesetze haben und, dass einer, der aus irgendwelchen Gründen nicht hineinpasst, schnell untergegangen wird.

Viele Grüße
Tine

PS: Um noch etwas positives zu vermelden. Töchter haben es mit rocktragenden Papas etwas leichter als Söhne. Wahrscheinlich leiden sie mehr unter Mutters Eskarpaden.
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: GregorM am 13.07.2010 09:29
Hallo,

gehänselt kann man als Kind auch werden, ohne dass die Eltern (direkt) Ursache sind. Ich wurde es recht viel in der Grundschule, nicht von meinen Klassenkameraden, sondern von Schülern in anderen Klassen, die mich überhaupt nicht kannten. Das fand ich wirklich ungerecht.

Die Lehrer „bemerkten“ nichts, war ja auch für sie einfacher so. Und ich erzählte, wie auch der Sohn Tines, nicht meiner Eltern davon. Denn sie würden traurig werden. Und das wollte ich nicht, dass sie sein sollten, dachte ich.  Aber ich litt darunter, sehr sogar.

Der Grund: Meine Eltern wollten mir immer nur das Beste im Leben, und dazu gehörte, dass ich verwöhnt wurde und dabei  wohl etwas besser gekleidet war als der Durchschnitt. Heute kann es umgekehrt sein, dass Kinder nicht die „richtigen“ „Brands“ haben und dafür gehänselt werden.
 
Zwei Dinge habe ich wohl davon gelernt und sie weiter durch mein Leben gebracht:
Ich will mir von dummen Leuten nichts diktieren lassen. Ich bin ich, und ich stehe darauf.
Ich will anderen gegenüber tolerant sein, allerdings ich versuche es zu sein.

Gruß
Gregor
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: chrisko am 13.07.2010 10:21
Hallo zusammen,

wie Gregor so schön schreibt:

Ich will mir von dummen Leuten nichts diktieren lassen. Ich bin ich, und ich stehe darauf.

so soll es sein :)

Allerdings geht es im wirklichen Leben nicht immer, es gibt einfach immer Leute: Die sind dümmer!  :-\

Ich habe das in den letzten Jahren so komplett mit meiner Tochter durch. Sie ist heute 17 und hat das alles in den letzten 10 Jahren durch- und mitgemacht. Ich war damals selbst noch ausgesprochen unsicher, traute mich im Rock nur selten raus...

Sie hat ihren Papa zu der Zeit argwöhnisch beäugt :) ich hab aber auch Rücksicht genommen. Aber es passierte auch das ihre Freundinnen mich im Rock kennen lernten. Ich weiss nicht wirklich was so in dieser Zeit mit meiner Tochter in ihrem Umfeld passierte. Irgendwann kam sie mal mit dem Spruch: Ist schon Okay ...

In einem Gespräch kam dann mal raus, eine ihrer Freundinnen fand das total cool und es war dann überhaupt nicht mehr das Thema. Es gab dann wichtigers... was Mädels halt so wichtiges haben in dieser Zeit zwischen 10 und 15 Jahren :)

Viel schlimmer war zu der Zeit ein Mitschüler dran, wo die Eltern sich haben scheiden lassen. Der wurde von den Mitschülern extrem gemoppt, was zu einem echten Problem in der Klasse führte.

Was ich eben ausdrücken möchte, es gibt tausende Gründe warum Kinder andere moppen, prügeln oder was auch immer ... das haben wir früher in der Schule auch getan. Ich denke, wenn jeder mal zurückkehrt, wird er sich an Situationen erinnern können, die nicht wirklich schön waren ... entweder einem selbst gegenüber oder sogar selbst daran beteiligt.

Was ich aber auch immer wieder feststelle ... der Rock selbst ist meist nicht das Thema, auch bei den Kids nicht. Wenn es zum Mopping kommt, dann kommt es auch so dazu, da muss es nicht der Rock sein.

 
Gregor schreibt dann noch:

Ich will anderen gegenüber tolerant sein, allerdings ich versuche es zu sein.

Ja, geht mir eben auch so. Ich versuche es immer wieder und muss es auch immer wieder lernen. Das heisst aber auch, ich muss nicht überall mit dem Kopf durch die Wand, sondern durchaus auch Rücksicht nehmen. Das gelingt meistens auch sehr gut, denn ich ziehe keinen Rock an, wenn ich mich darin nicht wohlfühlen würde. Und das hat jetzt nichts mit den Temperaturen zu tun...  ;)

Es ist eben auch die Tatsache, wie man selbst zu sich steht. Wenn man sich selbst dauernd hinterfragt und alles mögliche vermutet und animmt, dann gibt es Probleme. Diese Probleme erleben und leben dann auch die Kids und das muss nicht immer was mit dem Rock zu tun haben.

Chrisko

Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jürgen64 am 13.07.2010 11:08
Hallo Leute,

wie wir an anderen Beispielen lesen konnten, finden die anderen Kinder immer etwas, weswegen sie das eine Kind hänseln können. Bei mir war das früher die Brille, die ich 1967 (also mit 3 Jahren) wegen einer Verletzung schon bekam, und bei anderen war es anderes. Versucht zu hänseln wurde immer, und bei wem das Erfolg hatte, da wurde weiter gemacht. Einer in unserer Klasse war sehr stark übergewichtig und wurde deswegen gehänselt. Dann kam er in eine Spezialklinik, nahm extrem ab, und wurde anschließend wegen seiner Sommersprossen gehänselt. Aus Frust fing er wieder an zu fressen, ...

...
Zwei Dinge habe ich wohl davon gelernt und sie weiter durch mein Leben gebracht
...

das ist meines Ermessens der entscheidende Faktor: die Kinder können und sollen etwas daraus lernen! Es kann nicht Aufgabe der Eltern sein, den Kindern alle Steine aus dem Weg zu räumen. Wenn ich den einen Stein aus dem Weg geräumt habe, läuft das Kind nämlich auf den nächsten auf und hat immer noch nicht gelernt damit umzugehen. Ich finde daher, Eltern sollten ihren Kindern beibringen wie sie manche Steine selber wegräumen und andere umschiffen können.

Meine Tochter wurde ein einziges Mal wegen meiner Röcke angesprochen, und hat ganz trocken geantwortet "Klar! Dein Papa ist wohl zu feige dazu?"

Gruß
Jürgen
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: tirkk am 13.07.2010 12:12
Urlaub: heute vormittag bin ich in Bayreuth in der Eremitage spazieren gegangen, natürlich im kurzen Rock. Zuerst waren fast keine Leute da. Das änderte sich aber blitzartig. Um die Ecke bogen Kindergartenkinder mit ihren Erzieherinnen und suchten sich Bänke im Schatten. Es muß wohl der ganze Kindergarten unterwegs gewesen sein. Meiner Schätzung nach waren es mindestens 100 Kinder und ca 10 Betreuerinnen die an mir vorbei zogen. Sie grüßten alle sehr freundlich "Grüß Gott", die anderen "Hallo" und schauten mich alle an.
Zu meiner Überraschung hat keines der Kinder einen Ton über meinen doch relativ kurzen blauen Rock gesagt. Es war nicht anders, als hätte ich eine lange Hose an.

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Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 13.07.2010 12:34
Hallo zusammen,

ich tue normalerweise gegenüber Kindern auch so, als sei es das Normalste der Welt, als Mann  einen Rock zu tragen, das heißt, ich thematisiere es gar nicht. Und wenn ich nach dem Warum gefragt werden, antworte ich auch ganz beiläufig: Weil es bequem ist, oder weil es Sommer ist oder dergleichen.

Wenn aber ein Kind bemerkt, dass ich was ungewöhnliches tue, und eine Begründung wünsche, würde ich nie sagen "Weil es mir so gefällt" und basta. Ich denke da ist es schon wichtig, zu erklären, warum man in diesem Fall anders handelt als die Mehrheit der Männer.

Jürgens Tochter hatte das wohl schon längst kapiert, als sie ihrer Freundin antwortete.

Ich habe keine eigenen Kinder, aber ich denke, wir dürfen unsere Kinder (also auch Neffen, Nichten usw.), wenn sie selber es problematisieren, nicht einfach mit einer "Mir gefällt das eben so"-Antwort im Regen stehen lassen.

Tines Sohn ist ähnlich wie ja schon man der Sohn von Heinz' Freundin doof aufgelaufen, als er seinen Rock wie selbstverständlich trug. Das ist wirklich sehr traurig! Er nahm sich seinen Vater zum Vorbild, und dieser hat ihn nicht richtig  auf eventuell anstehende Konflikte vorbereitet.

Ich wurde als Kind auch oft gehänselt und sogar verprügelt, auch ohne dass ich Röcke getragen hätte. Letztlich hat das aber meinen Eigensinn gestärkt und meine Solidarität mit Opfern.

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Tine am 13.07.2010 14:32
Hallo zusammen,

der entstandene Eindruck ist vielleicht ein wenig einseitig. Selbstverständlich haben wir mit unsern Kindern über Männer, Frauen, Gesellschaft und Kleidung geredet. Leider laufen diese Gespräche auf einer intellektuellen Ebene ab, im Gegensatz zu den Hänseleien, die auf einer emotionalen Schiene erfolgen.

Und ganz klar suchen sich Kinder immer jemanden, den sie dressieren können. Ob zu dick oder mit Brille, zu dumm, zu klein oder zu rothaarig. Trotzdem ist es extrem bescheiden, wenn man als Eltern merkt, dass man die/eine Begründung zu den Hänseleien geliefert hat.

Einstein sagt mal: Zu wahrer menschlicher Größe gibt es nur einen Weg - den durch die Schule des Leidens.

Vielleicht werden unsere Mobbingopfer irgendwann mal "wahrhaft groß".  Als Eltern ist es dennoch hart zuzuschauen, vor allem wenn man sich verantwortlich fühlt.

Viele Grüße
Tine
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 13.07.2010 15:20
Liebe Tine,

vielleicht sollte man versuchen, die aufklärenden Gespräche auch zu emotionalisieren. Die Antwort von Jürgens Tochter war ja auch sehr emotional. Das kommt sicher auch von  Jürgens Art her: Wenn er argumentiert, dann immer in einer Art Siegerpose und mit viel Stolz. Ich finde, das ist zwar nicht immer so angebracht, da ich eher ein Freund von Bescheidenheit bin, aber es ist sicher gut geeignet, Kindern den Stolz auf das selbstverantwortliche Handeln der Eltern beizubringen. Sätze wie: "Wenn alle in den Rhein springen, springst du dann auch?" oder "Hast du auch nur ein vernünftiges Argument gegen das Röcketragen oder rennst du nur der Herde nach?" sind voller Emotion im Sinne von Stolz und auch Überheblichkeit, aber in diesem Falle angebracht.

Dummerweise kommen bei  rocktragenden Männern sonst eher Gleichgültigkeit gegenüber den Meinungen anderer, und dann eben auch gegenüber den Ängsten der Kinder, oder aber etwas wie Scham wegen der eigenen "sonderbaren Kleidungsvorlieben" rüber, was die Kinder dann sicher merken.

Besser sind Emotionen aus einer Mischung aus Stolz auf die eigene Unabhängikeit vom Geschwätz der Leute und Interesse an dem Wohlergehen der anderen Menschen, denen wir durch unser Röcketragen ja nicht schaden, sondern eher nützen (Erst wer keinen psychischen oder sozialen Druck verspürt, der einen am Röcketragen hindert, kann sich auch frei für die Hose entscheiden.).

LG,
Michael

Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: McMorghey am 13.07.2010 15:53
hoi zäme

ein versuch von "intellektueller emotionalität"  ;D
Zitat
Wer der Herde folgt, muss Ärschen nachlaufen!
(Karl Kraus?, 1874-1936, österreichischer Schriftsteller)

im ernst:
meine tochter ist jetzt zehn und hatte bisher nie probleme wegen meines kilttragens. sie wurde auch schon gehänselt weil die anderen sie hänseln wollten...

nach den sommerferien wechselt sie, altersbedingt, die schule und wird dann im dorf bei uns zur schule gehen. hier kennen mich alle. die reagieren gar nicht mehr hier. weder auf der strasse, noch im verein, noch in der feuerwehr auf mein kilttragen.
zu anfangs gabs staunen, dann positive reaktionen.
viele haben auch kinder und die gehen hier, oder werden mal hier, zur schule gehen.
bis also gespannt wegen was meine tochter dann gehänselt wird, wenn sie dann gerade dran ist mit gehänselt werden.  ;)

liebi grüess us dr schwiz
McMorghey

Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jürgen64 am 13.07.2010 16:25
Hallo Michael,

ich bin mal so frei und picke ein paar einzelne Satzteile aus Deiner Mail:

Siegerpose und mit viel Stolz. ... Kindern den Stolz auf das selbstverantwortliche Handeln der Eltern beizubringen. ... voller Emotion im Sinne von Stolz und auch Überheblichkeit, aber in diesem Falle angebracht.

Dummerweise kommen bei  rocktragenden Männern ... oder aber etwas wie Scham wegen der eigenen "sonderbaren Kleidungsvorlieben" rüber, was die Kinder dann sicher merken.

Besser sind Emotionen aus einer Mischung aus Stolz auf die eigene Unabhängikeit ...

Genau das ist der Punkt: Ich bin innerlich nicht der Meinung, ein komischer Kauz zu sein, der das mit seinen Kleidungsvorlieben nach außen demonstriert. Schon gar nicht glaube ich mich schämen und verstecken zu müssen, weil ich nicht den "Ärschen nachlaufe", wie es McMorghey zitierte. Nein, ich bin Stolz auf mein selbstbestimmtes Handeln, auf die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen; gerade das sehe ich als Männlichkeit, nicht die Unterwürfigkeit unfreiwilliger Hosenträger. Darauf bin ich stolz!

Deswegen bringe ich meinen Kindern nicht bei, dass ich das Recht habe Rock zu tragen, sondern dass ich von meinem Recht Gebrauch mache, weil ich manns genug bin dies zu tun. Das hat dann solche Argumentation meiner Tochter zur Folge. Genauso habe ich ihr übrigens auch beigebracht, über ihre Schwächen mitzulachen (wenn andere damit anfangen), und dann ihre Stärken in den Vordergrund zu stellen. So ist sie zB wie auch ihre Eltern keine begnadete Läuferin, hat aber offensichtlich von mir ihre Fähigkeiten im Kopfrechnen mitbekommen und von meiner Frau ihre Sprachbegabung. Als dann beim Sportfest ein Klassenkamerad über die "lahme Kröte" lästerte, hat sie erst mal mitgelacht und dann gesagt "wenn Du mir 2,5 Sekunden Vorsprung lässt, kriegst Du mich dann noch? - - - Die Zeit, die Du jetzt zum Rechnen brauchst, reicht mir für eine Extrarunde. Ätsch!" Ich denke dass dies der bessere Weg ist, als sich von anderen ärgern zu lassen.

Gruß
Jürgen
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 13.07.2010 17:09
Hi hi, Jürgen,

da ist der Vater stolz auf die Tochter, die ganz nach dem Vater geraten ist.  ;)

Aber Du hast schon ganz Recht: Ich trage meine Röcke auch mit Stolz, gerade weil ich sehe, wie sehr manche Männer auch gerne würden, sich aber nicht trauen, und andere sich noch nicht mal trauen, zuzugeben, dass sie sich nicht trauen.

Und ich träume von der Zeit, da die Jungs von klein auf genau so selbstverständlich Röcke tragen wie heutzutage die Mädels Hosen.

Dam Drang, zu hänseln, wird das keinen Abbruch tun. Wer hänseln will, findet andere Gründe. Das ist letztlich eine andere Baustelle, den Kindern Mitgefühl beizubringen indem man es vorlebt. Das hat eber mit Kleidung wenig zu tun.

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: chrisko am 13.07.2010 17:40
Hi Michael,

da gibt es nichts mehr hinzuzufügen ;)

Nur eines, im Grunde könnten die Männer heute schon völlig selbstverständlich Röcke tragen. Nur eben genau diese ganzen Ängste verhindern die eigene Freiheit.

Aber es ist auch so, diese Ängste sind nicht immer nur mit den Röcken zu erklären ;)

 
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jürgen64 am 13.07.2010 17:59
Hallo Michael,

da ist der Vater stolz auf die Tochter, die ganz nach dem Vater geraten ist.  ;)

natürlich bin ich stolz, wenn ich sehe dass mir etwas gelungen zu sein scheint. Wäre doch schade wenn nicht, oder?

Dam Drang, zu hänseln, wird das keinen Abbruch tun. Wer hänseln will, findet andere Gründe. Das ist letztlich eine andere Baustelle, den Kindern Mitgefühl beizubringen indem man es vorlebt. Das hat eber mit Kleidung wenig zu tun.

Ich kann leider nicht andere Kinder auch noch erziehen, ist bei meinen zwei schon anstrengend genug. :o Aber entscheidend ist, wie Du auch schreibst: "Wer hänseln will, findet ..."! Entscheidend ist das für mich in dem Moment, wo tatsächlich andere Kinder meine in irgendeiner Form benachteiligen, hänseln oder sonst irgendwas machen. Da muss ich mir dann überlegen wie ich reagiere: Verzichten, oder den Kindern beibringen damit umzugehen?

Gruß
Jürgen
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MasinAD am 13.07.2010 21:04
Einstein sagt mal: Zu wahrer menschlicher Größe gibt es nur einen Weg - den durch die Schule des Leidens.

Ein chinesisches Sprichwort besagt: "Es gibt drei Wege, das Leben zu bestreiten. Als erstes gibt es den Weg der Nachahmung -- das ist der leichteste Weg. Dann gibt es den Weg des Nachdenkens -- das ist der edelste Weg. Und zuletzt gibt es den Weg der Erfahrung -- das ist der bitterste Weg."

Ich möchte mich nicht mit Einstein darüber streiten, ob es wirklich Leid erfordert, wahre menschliche Größe zu erlangen. Jedenfalls darf man seinen Geist nicht in Watte packen und irgendwo einlagern, um dahin zu kommen.

LG
Masin
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Tine am 14.07.2010 06:30
Hallo zusammen,

dann werde ich mich mal als erziehungstechnisch-emotionaler Totalversager zurückziehen und versuchen meinen Kindern mit chinesischen Sprichwörtern durchs Leben zu helfen, statt ihnen Einstein zuzumuten.
(Bei genauem Hinschauen ist der Unterschied jedoch nicht mehr groß: Die Erfahrung wird als der bittere Weg bezeichnet. Im Kindergartenalter ist mit Nachdenken noch nicht so viel los. Und die Antwort, wen man nachahmen soll um nicht gehänselt zu werden, das bleibt das Sprichwort auch schuldig.)

Sorry, wenn ich an dieser Stelle bissig werde.

Das Leben ist kein Malbuch, bei dem man die Farben selbst aussuchen kann. Man muss mit dem zurecht kommen, was sich einem bietet. Ich habe auch nicht behauptet, dass es allen gleich ergehen muss. Wie schon geschrieben, hatte unsere Tochter keine echten Probleme mit Papas Rock. (Was sich mit den Erfahrungen der Tochterväter hier deckt. Seid froh, dass es so ist! Aber redet mir kein schlechtes Gewissen ein, wenn es mit meinem Sohn anders war!)
Es gibt bestimmt auch Jungs, die keine Probleme hatten. Ist ja gut so, aber eben keine Selbstverständlichkeit und wahrscheinlich auch etwas, worauf Eltern nur bedingt Einfluss nehmen können. (Vielleicht durch die Auswahl des Wohnortes?)

Viele Grüße
Tine
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: chrisko am 14.07.2010 07:12
Hallo Tine,

es ist immer schwer allgmein gültiges zu  schreiben :)

Es ist immer die Summe aller Eigenschaften, Charaktere, Lebensgewohnheiten, Lebensumstände usw. die einen Menschen ausmachen und in denen sich Menschen unterscheiden. Dazwischen sind immer Punkte zu finden, die andere Menschen mit ihren eigenen Erfahrungen und Lebensumständen nicht zusammen bringen können. Da wird dann schnell gemoppt, gehänselt oder was auch immer.

Doch eines ist dabei immer eine wichtige Frage: Wie geht man selbst damit um, wie stellt man sich dazu?

Es ist meist auch nicht eine Sache allein, also nicht der Rock allein. Es sind sehr oft viele Dinge die zusammen kommen. Oft habe ich in der ersten Zeit selbst erlebt, das der Rock an mir so überhaupt kein Thema ist. Er wurde erst Thema, wenn ich selbst das Thema begann um überhaupt mal zu wissen, wie andere das sehen.

Das ist dann häufig unser eigenes Verhalten wie Menschen mit uns umgehen, wenn wir Unsicherheiten zeigen, wird es immer Menschen geben die genau diese Unsicherheit finden. Wenn ich im Rock unsicher bnin, wird es Menschen geben die darauf reagieren... nicht auf den Rock ... sondern auf die Unsicherheit.

Bei den Kindern ist das ähnlich, sie wollen starke Eltern, sie wollen einen Papa zu dem sie aufblicken können, auf den sie stolz sein können. Das geht wohl besonders den Jungen so, sie brauchen ein starkes Vorbild das selbstsicher alle Aufgaben des Lebens meistert.

Der Rock passt da nicht rein, solange der Papa den nicht selbstsicher vertreten kann. Diese Unsicherheit spüren die Kids sofort, diese Unsicherheiten spüren sie unter Freunden, in der Clique halt überall wo sie sich treffen. Dann ist das Moppingofer schnell gefunden.

Für Eltern ist es wichtig hier sensible Antennen auszufahren und auch entsprechend zu reagieren. Wenn Kids eben merken, die Eltern kommen mit Situationen selbst nicht klar, hat man als Eltern auch schnell verloren.

Diese kleinen "Schwächen" lermen die Kleinen schnell kennen und wissen dann ja auch oft genug sehr schnell, wie sie die Eltern dann doch packen können. Meine Tochter weiss das mittlerweile auch viel zu genau :)

Das Leben ist sicher kein Malbuch das einem vorgelegt wird, es ist ein Malbuch das man sich erst selbst gestalten muss bevor ich das mit Farben schön bunt machen kann. Wie bunt ... das bestimmt aber eben auch jeder selbst, es kann grau in grau sein, manchmal kleine Farbtupfer und je mutiger ich werde, je bunter kann sich das Malbuch entwickeln.


Chrisko
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 14.07.2010 09:21
Liebe Tine,

es tut mir leid, dass bei Dir der Eindruck entstanden ist, Du seist eine Versagerin. Sollte meine Argumentation mit dazu beigetragen haben, bitte ich um Entschuldigung!

Ich sehe Dich nciht als Versagerin, sondern denke nur über Deinen Bericht nach und versuche daraus zu lernen und Lösungsvorschläge für kommende Zeiten zu erarbeiten. Das heißt auch, dass Eltern, die das Problem bishern nicht hatten, aber vielleicht künftig haben werden, aus den Erfolgen und Misserfolgen anderern (vielleicht) lernen können.

Und ja, natürlich sind die konkreten Lebensumstände immer verschieden. Und auch wir Menschen sind verschieden:  der eine ist dominanter, der andere unterwürfiger, die eine exteravertiert, die andere introvertiert usw.

Lass den Kopf nicht hängen, sondern arbeite mit uns zusammen an der Lösung des Problems für kommende Generationen.  :)

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MasinAD am 14.07.2010 10:22
dann werde ich mich mal als erziehungstechnisch-emotionaler Totalversager zurückziehen und versuchen meinen Kindern mit chinesischen Sprichwörtern durchs Leben zu helfen, statt ihnen Einstein zuzumuten.
(Bei genauem Hinschauen ist der Unterschied jedoch nicht mehr groß: Die Erfahrung wird als der bittere Weg bezeichnet. Im Kindergartenalter ist mit Nachdenken noch nicht so viel los. Und die Antwort, wen man nachahmen soll um nicht gehänselt zu werden, das bleibt das Sprichwort auch schuldig.)

Sorry, wenn ich an dieser Stelle bissig werde.

Du hast gar keinen Grund dazu. Ich habe Dir ja nicht widersprochen. Ich sehe Dich sicher nicht als Total- oder Teilversager -- woher sollte ich dazu auch die Kenntnisse nehmen?

Wir sind uns wohl drin einig, dass es sehr einfach ist, wenn man alles so macht wie andere auch -- schön angepasst, keine Gedanken daran verschwenden, warum, wieso, weshalb. Der Weg des Nachahmens eben.

Der Weg des Nachdenkens erfordert umfassendes Verständnis. Je weniger Verständnis vorhanden ist, desto unpassender werden die vorgenommenen Schritte. Was dann wunderbar überleitet zum Weg der Erfahrung.

Wenn man nicht weiß, was man tut, man macht es nur anders, dann ist Enttäuschung programmiert. Gewissermaßen ist dieses blinde Herumstochern das, was schon viele Männer gemacht haben, die sich irgendwelche Frauenklamotten angezogen haben und dachten, das passe schon. Und leider haben solche Experimente dann das Bild vom Mann in Frauenklamotten in der Gesellschaft geprägt. Aber das nur nebenbei.

Du hast recht, wenn Du schreibst, dass Kinder eigentlich nur den Weg des Nachahmens oder den der Erfahrung gehen können -- für den Weg des Nachdenkens fehlt es einfach an Grundlagen. Was niemanden daran hindern sollte, seine Kinder immer und immer wieder zum selbständigen Nachdenken, Argumentieren und Diskutieren zu ermuntern. Wie man hier lesen konnte, hat es bei einigen ja doch schon funktioniert.

Wenn Du meine bescheidene Meinung lesen willst, wen man imitieren soll -- das Alphatier.

Menschliche Rotten werden aber immer ein Omegatier haben, jemand, auf dem rumgehackt werden kann. Manche können sich mit so einer Position anfreunden und werden großartige Komiker und Clowns, andere leiden still und laufen irgendwann Amok. Dazwischen gibt es jede Menge Abstufungen. Sich daraus befreien zu wollen, endet nicht selten in einem Ausbruch zerstörerischer Kraft, z.B. in Form von gewalttätigen Mutbeweisen, um sich den Respekt der Restrotte zu verschaffen. Da halte ich es doch mit Malcolm: "Das Beste an der Kindheit ist, dass sie irgendwann endet." Es ist zynisch, für viele Omegakinder aber wohl die realistischste Option.

Das Grausamste ist wohl aber: Wenn es ein Kind schafft, sich aus dieser Position zu befreien, trifft es ein anderes Kind. Vielleicht mag Ben aber auch mal was zum Thema 'Gruppendynamiken bei Kindern' erzählen. Ich mag ja nicht ausschließen, dass bei entsprechender Anleitung und mit den richtigen Kindern die Auswüchse solcher Probleme fast unsichtbar werden. Aber da ich in niemandes Kopf schauen kann, kann ich mir nie sicher sein, ob die Anlagen zu solchem Verhalten nicht immer unterschwellig präsent sind. Hmmm ... zugedeckt von einem Mantel der Zivilisation. Das würde ein möglichst zivilisiertes Umfeld erfordern. Eines, wo Gewalt, Härte, Dominanz & Co. geächtet und Respekt, Kooperation & Einfühlungsvermögen gefragt sind. Ich glaube, ich muss über diese Zusammenhänge nochmal nachdenken.

LG
Masin
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 14.07.2010 10:58
Du hast recht, wenn Du schreibst, dass Kinder eigentlich nur den Weg des Nachahmens oder den der Erfahrung gehen können -- für den Weg des Nachdenkens fehlt es einfach an Grundlagen.

Da muss ich auch ein wenig widersprechen. Neulich in Rudolstadt beim TFF stand ich mit anderen Fotografen vor einer Bühne im Fotografenbereich, der vom normalen Publikumsbereich durch ein Gelädner getrennt war. Ein kleiner Junge wollte auch in den Fotografenbereich, und seine Mutter erklärte ihm, da dürften nur die mit den ganz großen Cameras rein. Ich hatte aber nur eine kleine Camera dabei, was der Junge sofort bemerkte und sagte: "Der hat aber nur eine kleine Camera." Die Mutter war nun nich auf den Kopf gefallen und meinte:  "Der hat sicher auch eine große Camera, nur hat er sie jetzt nicht dabei." Damit hat sie zwar recht, aber die Cameragröße ist nun wirklich kein Kriterium, ob man im Pressebereich fotografiern darf oder nicht, sondern allein die Akkreditierung als Journalist. Das einem kleinen Jungen zu erklären, schien ihr wohl zu schwierig, aber der Kleine dachte selbständig mit.

Ähnliche Beispiele selbständigen Denkens auch bei recht kleinen Kindern gibt es viele.

LG,
Michael
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jürgen64 am 14.07.2010 13:49
Hallo Tine,

wer hat denn hier etwas von Versager geschrieben? Nein, das kann es nicht sein. Jede/r geht seinen/ihren Weg in der Überzeugung das Richtige zu tun - ob es richtig war, darüber können wir uns in ein paar Jahrzehnten unterhalten? (wenn es uns dann noch gibt) Bis dahin gibt es kein richtig oder falsch, nur halt anders.

Gruß
Jürgen
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MasinAD am 14.07.2010 15:03
Ähnliche Beispiele selbständigen Denkens auch bei recht kleinen Kindern gibt es viele.

Ausnahmen bestätigen die Regel -- ansonsten würden uns solche Vorfälle nicht so auffallen und mitunter auch erfreuen. Bei älteren Menschen (sagen wir so 15+) erwarten wir eigentlich selbständiges Denken, oder zumindest das, was wir dafür halten: Bestätigung dafür, dass der status quo einen Idealzustand darstellt.

Bei genauerer Überlegung dürfte es tatsächlich häufiger vorkommen, dass Kinder von alleine auf Dinge kommen. Da sie aber wohl im Bereich dessen liegen, was Eltern und Umfeld von Kindern erwarten, fallen auch diese Gelegenheiten nicht so auf.

LG
Masin
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Tine am 14.07.2010 22:16
Hallo zusammen,

keine Angst, ich fühle mich nicht beständig als Totalversager, nur manchmal als Teilversagerine. Heute morgen war ich dennoch ein wenig räudig. Tatsache ist, dass das Leben ein Experiment ist, bei dem man hinterher nie sagen können wird, was besser gewesen wäre. Einfach, weil alles so komplex gestaltet ist, dass sich Auswirkungen ergeben, die kein Mensch voraussagen kann. Heute, morgen oder in 28 Jahren. Vielleicht sind ja doch irgendwann die schlechten Erfahrungen meines Knirpses der Ausschlag, es selbst besser zu machen. Aus persönlicher Erfahrung schätze ich Herrn Einsteins Theorie, im Bezug auf menschliche Größe, als in vielen Fällen durchaus zutreffend ein. Glücklich diejenigen, die einen andern Weg finden...

Denken bei Kindern bedarf, ich behaupte mal, wie bei Erwachsenen auch, in der Regel einen äußeren Anlass. Bei dem Jungen mit dem Blick für Kameras, war es der Wunsch in den Fotobereich zu dürfen. Ziemlich blöde von der Mutter fand ich den Hinweis auf die "großen" Kameras. Das wäre für meinen Sohn auch eine Steilvorlage gewesen. Richtiger, und für den Knirps nicht zu widerlegen, wäre der Hinweis gewesen, dass der Bereich den Leuten vorbehalten ist, die für die Presse fotografieren.
Aber egal.

Welchen Auslöser zum Nachdenken haben Kinder, die sich über andere lustig machen? Doch nur solche, die vernünftige Erwachsene (oder vielleicht sogar andere Kinder) sinnvoll einstreuen, ansonsten ist es bequemer einfach weiter zu lästern.

Um es kurz zu machen, die einzige Chance, die ich sehe, ist weitermachen solange die Schwierigkeiten im Rahmen bleiben. Aufhören, wenn es dem eigenen Kind schadet und, wie Andree, wieder anfangen, sobald das Risiko verschwunden oder zumindest nur noch klein ist. Wichtig ist, das Kind im Blick zu halten und sein Umfeld richtig einzuschätzen. Was eben auch nur manchmal gelingt... Schicksal...

Genug gejammert!

Viele Grüße
Tine
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: GregorM am 15.07.2010 07:42

Um es kurz zu machen, die einzige Chance, die ich sehe, ist weitermachen solange die Schwierigkeiten im Rahmen bleiben. Aufhören, wenn es dem eigenen Kind schadet und, wie Andree, wieder anfangen, sobald das Risiko verschwunden oder zumindest nur noch klein ist. Wichtig ist, das Kind im Blick zu halten und sein Umfeld richtig einzuschätzen. Was eben auch nur manchmal gelingt... Schicksal...


Hallo Tine, hallo alle,

meine volle Zustimmung, Tine. Die Kinder haben erste Priorität.
 
Aber wie du es selbst früher vorgeschlagen hast, wenn auch nur parenthetisch:

(Vielleicht durch die Auswahl des Wohnortes?)

Die Bedeutung der Adresse sollte man meiner Meinung nicht unterschätzen, und in jeder Stadt, die ich kenne, gibt es Bezirke, wo man besser lebt als in anderen; das heißt, wo die Leute toleranter sind, besser erzogen sind oder beides.

Davon haben nicht nur die Kinder Vorteil, man selbst hat es auch.

Gruß
Gregor
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Andree am 15.07.2010 16:14
Hallo zusammen.

Tine hat es in Ihrem abschliessenden Satz wohl so ziemlich auf den Punkt gebracht.

Für die eigenen Kinder ist es das beste, wenn man in ihrem Umfeld sehr behutsam mit dem Thema umgeht.
Dazu zählt für mich auch ggf. der totale Verzicht auf eigene Interessen.

Natürlich kann Mann sich auf den Standpunkt stellen: "Ich habe das Recht Rock zu tragen und keiner kann mich davon abbringen".
Aber dann muss ich mich im Gegenzug darauf einstellen, dass sich die Kinder von mir abwenden.
Der soziale Schaden, der daraus resultiert, ist aber unabdingbar.

Ich kann jetzt jedenfalls wieder einen Rock anziehen, ohne dass mein Sohn Angst haben muss. Das kann ich aber nur, weil ich ihm die Angst durch mein besonnenes Handeln nehmen konnte.

Ich wünschte, viele andere Eltern und Erwachsene würden ebenso verantwortungbewusst handeln. 
Ich denke dann hätten wir diese Probleme nicht, oder zumindest erheblich weniger.

Gruß Andree
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Rockio am 15.07.2010 23:20



Nein, ich bin Stolz auf mein selbstbestimmtes Handeln, auf die Fähigkeit eigene Entscheidungen zu treffen; gerade das sehe ich als Männlichkeit, nicht die Unterwürfigkeit unfreiwilliger Hosenträger. Darauf bin ich stolz!

Hallo, Jürgen,

Deine Posts zu diesem Thema habe ich gerne gelesen und gratuliere Dir zu Deiner positiven Sicht und der nicht auf den Mund gefallenen Tochter.

Nur das obige bedarf noch der Klärung.
Wenn Frauen selbstbestimmt handeln, und (natürlich) die Fähigkeit haben, eigene Entscheidungen zu treffen, ist das dann auch männlich, nach Deiner obigen Definition.
Ich glaube, Du meinst wohl etwas anderes als die unglücklich formulierte "Männlichkeitshypothese", aber was?

Beste Grüße
Rockio
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Jürgen64 am 16.07.2010 13:24
Hallo Rockio,

ich rede oder schreibe von klischeehaft typisch männlichen Eigenschaften, und das sind nun mal so Eigenschaften wie herrschend oder bestimmend, natürlich auch für sich selbst, Mut und Stärke. Natürlich gestehe ich diese Eigenschaften auch gerne den Frauen zu!

Dennoch, Gegner des Rockes am Mann reiten auf genau diesen Klischees herum, weil sie den Rock als weiblich / weichlich ansehen. Dass sie damit weiblich abwerten ist eine Sache, darüber können wir gerne an anderer Stelle diskutieren. Auf jeden Fall aber müssen sie sich dann gefallen lassen, dass Frauen schließlich alles anziehen, frei wählen, während sie sich selber einschränken (lassen). Wer ist denn nun mehr wert, wer bestimmt selber?

Dazu kommt, dass ich trotz dieser weiblich konnotierten Kleidung auch auf Distanz noch eindeutig als Mann erkennbar bin, genau so übrigens wie meine Frau als Frau zu erkennen ist auch wenn sie Hose trägt. Schaffen diese Großmäuler das auch? Oder sind sie dann doch nicht manns genug?

Gruß
Jürgen
Titel: Re: Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Rockio am 16.07.2010 20:05
Hallo Rockio,

ich rede oder schreibe von klischeehaft typisch männlichen Eigenschaften, und das sind nun mal so Eigenschaften wie herrschend oder bestimmend, natürlich auch für sich selbst, Mut und Stärke. Natürlich gestehe ich diese Eigenschaften auch gerne den Frauen zu!

Das ist nett, dass Du den Frauen das zugestehst.

Am ehesten sind noch biologische, statistische Eigenschaften zu verstehen:  neben den rein reproduktiven Funktionen sind das die durchschnittliche physische Stärke oder die höhere Alkoholverträglichkeit  - besoffene Schläger wirken extrem
männlich ;)

 Psychische oder mentale Eigenschaften (die nicht bereits vorgeburtlich festgelegt zu sein scheinen) wie Mut, Bestimmtheit haben mit Geschlecht nix zu tun.

Zitat
Dennoch, Gegner des Rockes am Mann reiten auf genau diesen Klischees herum, weil sie den Rock als weiblich / weichlich ansehen.

Solche Gegner sind hier ja nicht im Forum - da könnten wir doch eigentlich von den falschen Klischees wenigstens hier Abstand nehmen. (Bis auf die wenigen Machos die's nicht kapieren ...). Keine Kritik an Dir, sondern eine Aufforderung an uns alle (bis auf die unerreichbaren Männlichkeitsfanatiker.)


Übrigens, ich bin auch auf Distanz als Mann erkennbar (wenn ich mich nicht als Frau zurechtmache - was ich auch ab und zu tue für's allgemeine Wohlbefinden. Und auch ohne Akzeptanzprobleme.).
Dazu braucht es keine partout "männlichen" Accessoires und Kleidungsstücke.
Ich war heute in einem rot-weiß geringelten Top und einem einfachen knielangen, schwarzen  Rock unterwegs und bei der Arbeit - beides aus der "Damenabteilung".  Aber, da die Erkennung des Geschlechts bei Menschen (außer von eher wenigen androgynen Menschen) im  Sekundenbruchteil erfolgt, reicht die Kopf- und Körperform und der Gang aus.

Betonen kann man Männlichkeit (was auch immer nun damit gemeint sein soll) im Rock - muss man aber nicht, auch wenn man als Mann wahrgenommen werden will.

Beste Grüße
Rockio
Titel: Antw:Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 07.03.2024 00:10
Heute habe ich was zu diesem Thread beizutragen.

So kehrte ich heute die Straße: Bitte einloggen oder registrieren um das Bild zu sehen.

als zwei Nachbarmädchen zu mir kamen, eine Grundschülerin und ihre Schwester im Vorschulalter. Sie fragten, warum ich immer die Straße kehren muss und ob ich meine Kamera dabei habe. Mit der fotografieren sie nämlich gerne. Und so entstand dann auch das obige Foto.

Dann wollten sie sich gegenseitig mit mir zusammen fotografieren. Als die kleinere ihre ältere Schwester und mich ablichtete, drückte letztere sich an mich und tastete ein wenig an meinem Rock herum. Man muss wissen, sie sind aus einer baptistischen Familie, in welcher die weiblichen Mitglieder nie Hosen tragen, so dass wir da drei berockte Menschen beisammen waren. Ich dache, jetzt kommt die Frage, warum ich als Mann Rock trage, obwohl sie mich ja lange so kennen und das nie Thema war. Aber jetzt erwartete ich die Frage. Es kam auch eine Frage, aber eine andere bzw. eine Feststellung: "Deine Strumpfhose fühlt sich so dünn an!" Gar kein Wundern darüber, dass ich wie sie Rock und Strumpfhose tug, sondern nur darüber, dass sie dünner als ihre war. Ich antwortete: "Ja, aber mir ist es warm genug!" Eine ältere Nachbarin, die auch gerade beim Soaziergang mit Rollator vorbei kam, meinte: "Ja, man muss sich noch warm anziehen. Es ist noch recht kühl!"

Ich fand es so klasse, wie normal es die jungen Menchen und der alte Mensch nahmen, wie ich angezogen war. Und das in einem Westerwalddorf mit ca. 500 Einwohnern. Von wegen, auf dem Land seien die Menschen noch nicht so weit!

Gut, meine "Strumpfhose" ist eine Leggings, aber das sieht man in den Stiefeln ja nicht.

LG, Micha
Titel: Antw:Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Yoshi am 07.03.2024 01:25
Als die kleinere ihre ältere Schwester und mich ablichtete, drückte letztere sich an mich und tastete ein wenig an meinem Rock herum.

Sehr coole Story! Dieses Tasten am Rock kenne ich nur zu gut. Wenn ich Miniröcke träge, dann stellen sich die Kinder auch gerne neben mich und halten sich am Rockzipfel fest. Da fiel mir folgende Redensart für unselbstständige, klammernde Kinder ein: "Die Kinder hängen der Mama noch am Rockzipfel." Ja, solche Sprüche kommen nicht von ungefähr und haben ihre Bedeutungen. Die Kinder machen das bei mir, wenn sie sich unsicher fühlen und im wahrsten Sinne des Wortes "Halt" bei mir suchen. Bei manchen muss ich dann aber wirklich aufpassen, dass sie nicht zu fest am Rock ziehen und ich in Unterhose dastehen würde.
Titel: Antw:Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: Skirtedman am 07.03.2024 01:40
Ja, dieses Verhalten kenne ich. Und noch viel häufiger sonstwo beobachtet. Da müssen die Kinder aber wirklich bereits ein recht dickes Vertrauensverhältnis zur Person aufgebaut haben. Natürlich verbinden die Kinder mit einem "sexualisierten Rock" noch nicht das, was wir Erwachsenen da hineininterpretieren. Dennoch kriechen Kinder nicht mal eben bei jedem x-beliebigen Erwachsenen unter.
Titel: Antw:Erfahrungen mit Kindern zum Thema "Rock am Mann"
Beitrag von: MAS am 07.03.2024 09:07
Ich weiß gar nicht, ob die beiden Mädchen so viel Vertrauen zu mir haben, da wir uns sooo oft ja nicht sehen, eher alle paar Monate mal, wenn wir in dem Dorf sind und sie auf der Straße. Aber gestern kamen sie mir sehr vertraulich vor. Petra meint, sie seien anhänglich gewesen. Ich habe mich jedenfalls gefreut. Wahrscheinlich spüren sie, dass ich mich über ihre Gegenwart freue und sie als Menschen ernst nehme. Ähnlich auch mit zwei Jungs aus einer andren Nachbarsfamilie.

Bei den Mädchen bin ich in des immer darauf gefasst, dass ihre Eltern etwas gegen mich sagen, die ich eigentlich gar nicht kenne. Aber sie sind eben Baptisten, die die anderen Dorfbewohner schon mal als Ungläubige bezeichnen, gerne Werbung für ihre Gemeinde machen, aber an keinen Dorfaktivitäten teilnehmen. Aber das geschah bisher nicht, und wenn wir uns auf der Straße sehen, grüßen wir uns freundlich.

LG, Micha