Hallo Michael,
man merkt du bist Hochschulen verwöhnt...und kinderlos..
Erstens im normalen Umfeld gibt es keine Frauenkilts...
somit ist Kilt allemal ungewöhnlich aber nicht genderverkehrt.
Für Kinder ist es ungemein wichtig nicht die Elern erklären zu müssen sondern die Eltern als Fels in der Brandung zu erkennen...
Und für Kinder ist erstmal das Genderthema kein Thema. Kinder diskutieren nicht tiefgründig.
Da hilft kein Philosophisches schönreden...da wird tacheles geredet...philosophiebefreit. ..wettbewerbsorientiert..hart ..
Gruß
Günter
Röcke tragender Vater von 2 Jungs...
Lieber Günter,
ich habe mich mal in Glasgow nach einem Kilt informiert, der billiger und kürzer war. Da bekam ich die Information, der sei "lady's wear". Später erfuhr ich, dass man das "kilted skirt" nennt. Das nun aber einfach mit "kiltähnlicher Rock" zu übersetzen, ist nicht korrekt, da eben ein Kilt auch ein Rock ist. Und auch im Englischen ist ein skirt nicht unbedingt weiblich besetzt, wenn das auch traditionell so gesehen werden mag.
Was die Kinderpsychologie angeht, magst Du für die meisten Kinder recht haben. Ich kann mich daran erinnern, schon früh vieles Normale in Frage gestellt zu haben. Meine Eltern mussten mich oft dafür erklären, warum sie manches so machen wie alle, auch wenn es falsch ist. Als ich so mit vielleicht 13 Jahren die "Schwalben" am Himmel beobachtete und mit Hilfe eines Buches feststellte, dass das keine Schwalben sondern Mauersegler waren, kam mir die Frage auf, warum das meine Eltern nicht auch schon herausgefunden hatten und all die andern Leute in der Nachbarschaft, die immer nur von "Schwalben" sprachen.
Im Umkehrschluss kam ich schon seit früher Kindheit mit Altersgenossen oft nicht so klar. Aber da will ich jetzt nicht vertiefen. Peegrouporientierung war mir aber schon immer etwas suspekt.
LG!
Michael
Noch ein Nachtrag, Günter:
"Kinder denken nich tiefgründig" ist zu kurz gegriffen. Kinder haben noch nicht den Begriffsapparat von Erwachsenen, ihnen fehlen oft die Wörter und die Grammatik für ganz subtile Fragestellungen. Das berühmte "Wieso? Weshalb" Warum?" der Sesamstraße ist aber typisch kindlich. Wie sollen Kinder auch sonst das Leben kennenlernen? Und was ist das anderes als Philosophie, die Freundschaft zur Weisheit, das Streben danach, die Welt zu verstehen und herauszufinden, wie man am besten in ihr lebt?
Was hat das mit "Schönreden" zu tun? Bei Philosophie geht es um Fakten, um Zusammenhänge, um Erkenntnis. Es geht darum, unter die Oberfläche des alltäglichen Zweckdenkens zu kommen, sich selbst zu hinterfragen, die vordergründigen Sicherheiten zu erschüttern und zu neuen, festeren Sicherheiten zu gelangen. Gerade das tun auch zumindest manche Kinder mit Vorliebe. Es liegt dann an uns Erwachsenen das zu fördern oder zu behindern.
Wenn Kinder nur wettbewerbsorientiert denken, liegt das sicher auch an unserer wettbewerbsorientierten Gesellschaft. In anderen, mehr auf Solidarität ausgerichteten Gesellschaften ist die Wettbewerbsorientierung nicht so ausgeprägt. Im Wettbewerb der Gesellschaften untereinander verlieren die solidarischen Gesellschaften dann aber meistens, weil Brutalität stärker ist als Weisheit, auch wenn sich die so handelnden Menschen letztlich selber schaden. Aber das merken sie nicht, weil sie keine Energie darauf verwandt haben, die Wahrnehmung dafür zu sensibilisieren. Wir merken es ja zur Zeit, was die Wettbewerbsorientierung für Folgen hat: Klimawandel, Kriege, Flüchtlingsströme, Ausbeutung der Regenwälder und Weltmeere, Armut-Reichtum-Schere usw. Uns fehlt es einfach an Weisheit.
So, ich muss jetzt machen, dass ich meinen Zug kriege.
Nur das noch: Wir sind nicht freiwillig und absichtlich kinderlos. Ich konnte mir nie vorstellen, keine Kinder zu haben. Aber das Leben fragt nicht unbedingt danach, wie wir es gerne hätten.
LG und einen schönen Sonntag!
Michael