Hallo zusammen!
Vor ein paar Tagen hatte ich Anlass meine Grenzen und Gewohnheiten zu hinterfragen.
Ich wurde direkt, in Gegenwart meiner Frau, auf das Tragen von Frauenkleidung angesprochen, mit einem 100% positiven Grundtenor.
Das Gespräch dauerte gut eine Viertel Stunde.
Interessant fand ich, dass mich diese Person keinesfalls in einem Rock oder Kleid kannte, bestenfalls enger Hose, evtl. Leggings mit langen Hemd darüber oder ungewöhnlichen Schuhen (keine Highheels).
Eigentlich für mich nur eine marginale Erweiterung der restriktiven Herrengarderobe.
Klar geworden ist mir dabei, dass die Antennen der Mitmenschen manchmal viel feiner sind, als man vermutet, und ich habe hinterfragt was, von dem das ich trage oder gerne tragen würde, wie wahrgenommen wird und welche Wahrnehmung ich mir wünsche, bzw. womit ich umgehen kann.
Im Endeffekt bleibt die Frage, womit ich mich in der Summe aller Wirkungen und Eigenschaften von Kleidung wohl fühle, sprich wo für mich die eigentlich Grenze des Wohlfühlens angesiedelt ist.
Das Gespräch hat mich, aufgrund der Intensität so beschäftigt, dass ich gut eine Woche tatsächlich rein traditionell "männlich" gekleidet war, ohne es bewusst zu merken.
Es folgte ein sehr offenes Gespräch mit meiner Frau, die schon immer alles positiv unterstützte was sie kannte, manche Kleider aber hatte sie noch nicht gesehen.
Nicht gesehen, nicht weil ich sie bewusst verstecke oder verheimliche - sie hängen offen in meiner Garderobe - sondern weil ich mir selbst nicht sicher bin, nicht den Mut hatte und keine Pferde scheu machen will, mit theoretischen Phantasien.
Nach dem Gespräch, in dem ich ihr auch Sachen vorgestellt habe, die ich sicher nie öffentlich tragen werde, ist mir klar geworden, ich muss meine Grenzen ganz alleine für mich finden und definieren, was eine fehlende äußere Begrenzung nicht unbedingt vereinfacht.
Die Aussage meiner Frau war schlicht, ich möge ALLES tragen, womit ich mich wohl fühle, sie unterstützt mich in allem und auch, oder gerade, weil ich nicht ganz normal und durchschnittlich wäre, wäre ich ihr Mann.
Ja , sie würde mir schon stilistische Tipps geben, wenn nötig, aber bis jetzt war ich in ihren Augen sehr stilsicher...
Und jetzt bleibt wieder die, nur persönliche, Grenze im Kopf, die von der Tagesstimmung abhängt, gepaart mit dem erweiterten Wissen um die Wahrnehmung und Gedanken von völlig themenfremden Dritten. Ich empfinde es gerade als sehr anstrengend jeden Morgen meinen persönlichen Wohlfühllevel in Abhängigkeit aller Faktoren zu finden.
VG
Cephalus