Bei uns heißt es „Besenbrennen“ oder „Hexenfeuer“ oder schlichtweg „Höhenfeuer“. Gemeint sind jene am 30.April entzündeten großen haufenartig augeschichteten Gebilde aus Holz, Reißig und Ästen, welche mit Ihrem Feuerschein am Abend bis weit in die Nacht weithin sichtbar den Winter endgültig verabschieden und den Frühling begrüßen sollen. Oben drauf meist eine gebastelte Hexe, welche dem Feuer feierlich geopfert wird.
Diese Feuer am letzten Tag des Aprils bringen auch nach der Zeit der kurzen Tage und langen Nächte wieder die Menschen mal so richtig ungezwungen draussen zusammen, es gibt was leckeres vom Grill oder direkt am Stock über offenem Feuer gebrutzeltes, natürlich auch Getränke und viele schöne Gespräche im Feuerschein zu vorgerückter Stunde.
Wir waren schon vor der Dämmerung im Heimatort meiner Frau und meine Frau hatte schon einige Bekannte und Freunde begrüßt, ich zwischenzeitlich noch den Wagen abseits geparkt- Ich lief über die Wiese zum Festplatz, als meine Schwägerin auf mich zukam und lauthals rief: "Du musst verückt sein, hier im Rock aufzukreuzen!
Wir alle frieren hier im kalten Wind, sind extra dick angezogen und Du kommst mit Rock!“ – „Wenn das Feuer dann brennt, wird Euch doch warm und ich friere nicht!
“
Wir umarmten uns und danach begrüßte ich die anderen zahlreich Anwesenden. Manche von ihnen kannten mich bereits in Rock und Kilt, doch die überwiegende Mehrheit eher nicht. Von völlig unbeeindruckt über kurze Blicke waren die Reaktionen bis zum Kompliment zahlreich gestreut und mache machten sich tatsächlich Gedanken, ob das nicht zu kalt sei. Ich gebe zu, es war wirklich sehr windig und in unserer Ecke ist es immer recht kalt. Dazu sei gesagt: schwarze, normale, gute Lederschnürer, schwarze Kniestrümpfe und ein leichter Kilt mit einem darunter getragenen kürzeren Strickrock sind deutlich wärmer, als eine Jeans. Mir zumindest.
Darüber trug ich ein Poloshirt , eine Lederjacke und einen dunkelblauen Schal. Ich fror nicht und spätestens wenn das Feuer entzündet würde, wäre genug Wärme für alle da.
Als der kleine Sohn von Verwandten als soeben auf dem Festgelände Angekommener herumlief und die ihm bekannten Menschen begrüßen sollte, stutze er bei meinem Anblick. Er ist erst etwas über 2 1/2 Jahre, musterte mich von oben bis unten und fragte die neben mir anwesende Tochter meines Schwagers: „Wer issn des?“ Nach Erklärung durch die junge Dame unter einem leichten Lachanfall angesichts seiner Reaktion und einer Begrüßung meinerseits rannte er zu seinem Opa und stellte die selbe Frage nochmals seinem Opa. Ah ja, er schien uns also nicht zu glauben. „Aber der hat einen Rock an!“ Es folgte auch nochmals vom Opa die Bestätigung, dass ich ich bin. Mache konnte ihr Lachen bereits nicht mehr unterdrücken. Es wurde beschlossen von dem Kleinen, dass ich komisch angezogen sei und alle, die es mitgehört hatten lachten nun herzhaft, denn es war klar: kindliche Assoziation hatte wohl dazu geführt, dass er mich Anfangs nicht wirklich sicher erkannte und hat daher nach Bestätigung gefragt hatte. Ein Rock am Mann passte noch nicht in sein Bild. Scheinbar wird in diesem Alter für den Wiedererkennungseffekt nicht nur Gesicht und Stimme gespeichert, sondern es spielen eine Vielzahl von Faktoren eine Rolle für sein Gesamtbild, Gut, dieses nun mit meinem Kilt (den viele als Rock bezeichneten) ins rechte Licht gerückt zu haben. Anschließend wurde ich dann auch fröhlich von ihm begrüßt, der „Rock“ war für ihn den ganzen Abend keine Erwähnung mehr wert.
Während zahlreichen Unterhaltungen und leckerem Essen war es zwischenzeitlich dunkel geworden, das Feuer brannte und der Wind wurde kalt. Gut, dass ich meinen Schal dabei hatte, sonst hätte ich mir vielleicht den Nacken verkühlt. Doch so war alles prima, die Bänke wurden mit allmählichem Niederbennen des Holzhaufens näher zum Feuer gerückt und wir hatten auch unseren Spaß. Das Kleidungsthema wurde zeitweise nochmal angesprochen und wir lachten noch öfters über die Frage vom Abend “ Wer issn des?“.
Fakt war, dass erwartungsgemäß der Kilt überall positiv aufgenommen wurde, nur die Befürchtung, dass ich frieren könnte, folgte meist sogleich. Das mit dem Frieren hat sich nicht bestätigt, mir war zeitweise sogar zu warm und ich stellte mich hinter eine Bank der im Wärmebereich des Feuers Sitzenden, um nicht ganz so hitzig angestrahlt zu werden. Der Dr. Heizer braucht nicht so viel Wärme von aussen, der produziert selbst.
Anmerkung: ich war der Einzige unter allen Anwesenden, der keine Hosen an diesem Abend trug. Und vielleicht auch einer der wenigen, die auch abgewandt vom Feuer nicht froren!
Ich war ähnlich gekleidet wie hier:
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