Liebe Lea,
ich bertrachte die Sache mal rational und ganz neutral. Also ich werde dich nicht von einer Sache überzeugen. Nur Denkanstöße geben, um gesellschaftliche Entwicklung besser zu verstehen.
Auf deinem Avatar sehe ich ein hübsches junges Mädel und du bestätigst meine Thesen, je femininer und weiblicher die Frau, desto männlicher das Pendant. Man kann nun mal keine 40.000 Jahre alte Evolution in 10 Jahren verbiegen. Wir haben Muster abgespeichert auf die wir beim anderen Geschlecht reagieren oder eher befremdlich finden. Das einzige was helfen wird, ist, ob deine Mutter es bei deinem Vater akzeptiert oder nicht.
Ein Kompromiss kann ein Kilt oder Männerrock sein. Wenn aber die Akzeptanz allgemein zum Rock nicht da ist, nützt auch kein Männerrock. Rock ist Rock. Nicht wenige Männer geifen aber auch zu Röcken, weil sie Kilts aus unterschiedlichen Gründen nicht mögen. Stell dir vor, du bist Vegetarierin und man stellt dir Fleisch hin, weil die ganze Familie Fleisch isst. Die Gesellschaft ist zwar noch nicht ganz so weit, Menschen unabhängig ihrer angetsammten Kleidung zu bewerten, weil Kleidung identitätstiftend ist. Die Gesellschaft ist aber in ständiger Bewegung und die Menschen sind aber so weit, dass Männer in Röcken kein Korisorium mehr für sie sind. In den 70ern trugen die Männer nach 200 Jahren auch erstmals wieder hohe Absätze. Runtergebrochen, sind es immer die Männer die Trendsetter in der Mode waren, bevor es die Frauen übernehmen und dann feminisieren und damit für Männer untragbar wird, weil sie eben keine Frauen sind.
Für behaarte Beinen gibt es blickdichte Strumpfhosen. Ansonsten kann man auch 2 oder 3 hautfarbene Strumpfhosen übereinander ziehen. Männer und Frauen sind gleich viel behaart. Bei Frauen sind die Haare aber feiner.
Dann sagst du, dein Vater hat schöne Brusthaare. Gut. Finden die meisten Frauen an Männern. Die Krux darin liegt komischerweise, dass das an Männern als animalisch und unsexy bewertet wird. Von Männern wird verlangt, sich körperbedeckt zu verhüllen, damit man es eben nicht sieht. Das ist die Funktion der Krawatte. Und keine Hemden die Haut zeigen. Das ist auch das Problem bei Röcken, unter denen nackte Beine sichtbar werde. Meinetwegen müssen sich Frauen auch nicht unbedingt die Beine rasieren, nur weil sie Röcke tragen. So viel haben sie nicht, dass es blöd aussieht. Haare gehören zum Menschsein dazu. Männer rasieren sich auch das Gesicht, ohne ihre Männlichkeit zu verlieren. Im Islam dürfen Männer sich erst nach 40 Tagen rasieren.
Auch ist ein haarloser Körper oder unbehaarte Beine nichts weibliches, sonst hätten Frauen keine Haare am Körper. Der unbehaarte Körper ist ursprünglich ein Schönheitsideal aus der griechischen Antike.
Ich halte auch den Vergleich mit der Frau im Anzug für etwas vermessen, wenn man nämlich genauer hinschaut ist eine Frau im Herrenanzug für die meisten Männer genauso unattraktiv oder gewönungsbedürftig wie für Frauen Männer in Röcken. Ich persönlich finde aber Männer in Röcken schöner anzuschauen als in den komischen Cargo und Schlappershorts. Das hat aber damit zu tun, dass ich es öfters sehe und darauf sozialisiert bin.
Ich denke auch nicht, dass sich die Beziehung bessert, wenn dein Vater (was ich nicht glaube) sich zur Frau angleichen lässt. 1. ist deine Mutter hetero und nicht lesbisch, dann wäre die Ehe eh vorbei. 2. sind die Probleme und Selbstzweifel deswegen nicht weg. 3. zeugt es von struktureller Gewalt, Menschen in ein Korsett zu pressen, damit sie die (christliche) gesellschaftliche Ordnung wieder herstellen. In dem Punkt ist die Gesellschaft eben noch nicht so weit, Menschen nur ihrer Persönlichkeit zu betrachten und auch einen Platz zwischen Frau und Mann zu lassen. Es braucht für viele klare Orientierungen, hier die Frauen, dort die Männer.
Zudem bekommen Mädchen durch ihren Vater das entsprechende Männerbild vorgelebt, zu dem sie später oft tendieren. Bei Jungs ist es die Mutter. Der Vater und die Mutter leben widerum die eigene Geschlechterrolle des Kindes vor. So entsteht eine Mehrheitsgesellschaft, wie die Geschlechter sich anziehen und sich stylen.
Ich halte von den Gefühlsdusseleien hier nicht viel ala Gott und jede Beziehung birgt Tränen. Klar müssen deine Eltern sprechen und einen Kompromiss finden.
Die Lösung liegt aber darin, entweder sie akzeptiert es oder nicht. Geschmäcker kann man nicht verbiegen. Genauso wie du auf Naturbuschen stehst. Ich stehe auch auf total feminine Frauen. Butches kämen für mich nicht infrage außer vielleicht ein paar Außnahmen.
Du sagst, dass du Röcke trägst, weil sie zum Frausein dazu gehören. Männer tragen Hosen weil es für die Mehrheit zum Mannsein dazu gehört. Das finde ich oberflächlich, weil Frauen wieder auf Röcke ggf. Stöckelschuhe reduziert werden, gegen dass sie in den 50ern angkämpft haben, wie Männer heute noch auf ihre Hosen reduziert werden Dem Rock und Hosenzwang steht die Frau in Hosen und der Mann im Rock gegenüber, die diesem vermeintlich Naturgesetz widersprechen. Zur Hosengeschichte haben hier ja schon andere geschrieben. Die Argumente mit der einschränkenden Männermode werden dich sicherlich nicht überzeugen. Ich finde es auch ein wenig schade, dass dann viele User, Aggro Smileis in ihre Beiträge setzen, wo du doch für deine Sozialiserung nichts kannst und wir alle zu Männern und Frauen erzogen wurden und es nicht leicht ist, diese Ordnung zu überwinden. Den eigenen Geschmack können wir oder andere sowieso nicht verbiegen oder ändern. Dass müssen wir respektieren.
Bevor ich es vergesse, ich höre auch von vielen, Die anderen können tragen was sie wollen aber mein Mann, mein Sohn, mein Bruder bitte nicht. Nun haben die anderen Männer, die du in Röcken siehst, aber auch Familie und Verwnadtschaft. Du würdest keinen von denen sehen, wenn auf sie die gleiche strukturelle Gewalt seitens der Familie ausgeübt werden würde. Auch ich und andere hier, wären jetzt gar nicht da.
Übrigens trägt Will Smith's Sohn Röcke.
Viele Grüße