Damit sind jetzt aber auch nicht die kuriosen Wortschöpfungen mit Profx gemeint sondern ein Anschreiben könnte dann so aussehen das dort nicht mehr "Sehr geehrter Herr", sondern einfach "Guten Tag Max Muster" steht.
Hallo Mario,
erstmals herzlich willkommen hier.
In DK haben wir vor Jahren in der Praxis die Bezeichnungen Herrn, Frau und Fräulein abgeschafft. Wir würden „Lieber Max Muster“, "Hej Max Muster" oder einfach „Hej Max“ schreiben, das letzte auch wenn wir ihn nicht besonders gut kennen sollten. Auf dem Briefumschlag – insofern wir noch altmodische Briefe schreiben – Max Muster ohne irgendeinen Titel. Das gleiche mit einer Frau. Und ob Karina Hansen verheiratet ist, verheiratet war, oder ihr ganzes Leben als Jungfrau verbracht hat, ist uns egal. Sie ist Karina Hansen oder Karina.
Das alles hat aber in keiner Weise zur Geschlechtsneutralität geführt. Auch andere Grenzen sind dabei nicht verschwunden: Ein Direktor ist auch bei uns ein Direktor, auch wenn wir ihn nie Direktor titulieren würden, und auch die Putzfrau zu ihm du sagt.
Und zu glauben, dass man Kindern ihre Geschlechtsidentität durch Verschweigen ihrer Existenz „berauben“ könne, halte ich für Unsinn.
Gruß
Gregor
Ich mag diese etwas egalitäteren Umgangsformen, die Ihr in DK und S, habt, Gregor, aber sicher gehen dadurch weder Geschlechter, noch Hierarchien verloren. Doch zumindest letztere weichen etwas auf, oder nicht? Oder finden sie nur neue Ausdrucksformen.
Was die Geschlechtsneutralität angeht: Ich denke, Kinder und Jugendliche verhalten sich oft entsprechend der Rückmeldungen von Gleichaltrigen. Wenn ein nicht weiblich genug gekleidetes Mädchen oder ein nicht männlich genug gekleideter Junge negative Rückmeldungen bekommt, wird es*er schnell damit aufhören. Sind die Feddbacks positiv, bestärken sie dieses Verhalten.
Apropos "es": Das "es" und "das" haben wir in der dritten Person im Deutschen längst für Mädchen. In den rheinischen Mundarten sogar bei grammatisch femininen Vornamen. So sagen wir nicht "die Karla", sondern "dat Karla". Bei Jungen und Männern allerdings nie "dat Karl", nein das ist dann "de Karl", also "der Karl". Hier werden also Mädchen und Frauen neutralisiert, also grammatisch, was aber dann nicht geschlechtsneutral ist.
Im Mosel- und Rheinfränkischen gibt es übrigens einen grammatischen Tausch der Geschlechter. Die Frau sagt "meine Mann" und der Mann "mein Frau" oder "mei Fraa" (letzteres im Hessischen).
LG, Micha