Wenn mich zum Beispiel jemand für einen Muslim hält oder für einen Fußballer oder für einen Schlagerfan oder für einen Schotten oder für einen Homosexuellen, dann kann mir das egal sein, solange der, der mich so falsch zuordnet, mir keinen Nachteil daraus macht.
Vollkommen richtig!!!
Und damit benennst Du genau das Problem:
Ehefrau, Kinder, Freunde, Nachbarn, Chefs gestalten aber aus dem "Mann im Rock" nachteilige Reaktionen.
Und darum ist es bei benachteiligten oder von Benachteiligung bedrohten Männern besonders wichtig, sich von den Ursachen, die die Nachteile auslösen, zu distanzieren.
Es nutzt nicht, zu warten, bis andere diskriminierte Gruppen, zu denen man fälschlicherweise gezählt wird, sich gesellschaftlich voll etabliert haben, man muss selbst sich gesellschaftlich etablieren, und das funktioniert in dieser langen Übergangsphase in vielen Situationen oftmals nur durch klare Unterscheidung.
Wenn mich der Mensch auf der Straße für LGBT hält, obwohl ich es nicht bin, mag das peinlich sein, ist aber auszuhalten.
Wenn meine Schwiegermutter mich für LGBT hält, obwohl ich das nicht bin, ist es nicht nur peinlich, sondern mit Sicherheit auch mit spürbaren Nachteilen verbunden.
Wenn meine Lebenspartnerin mich für LGBT hält, obwohl ich das nicht bin, erhält diese fälschliche Zuordnung noch einmal eine ganz andere einschneidende Qualität. Und die ist ägnlicherweise schon erreicht, wenn die Lebenspartnerin denkt, dass Nachbarn, Kollegen, Freunde, Verwandte, Bekannte mich für LGBT halten könnten.
Hier werden doch ganz andere Lebensbereiche berührt, als wenn mich jemand fälschlicherweise für einen Schotten hält.
Machen wir uns doch nichts vor, dass jeder mit solch einer verständnisvollen Frau / Freundin, Familie und Umfeld ausgestattet ist, wie manch einer von uns sich das glücklicherweise schon erarbeitet hat.
Der Nicht-LGBTQ+-Mann mit Rockgelüsten muss exakt in gleicher Weise sich gesellschaftlich behaupten und abgrenzen, wie das die LGBT+-Gruppen für sich auch tun.
Es hat nichts mit eigens gelebter Diskriminierung anderer Gruppen zu tun, wenn man sich aus besagten Gründen abgrenzt, es hat mit der Etablierung zu tun, um zu sagen "Ich bin so, wie ich bin, und mache dies bzw. das, auch wenn man etwas anderes von mir erwartet."