Hallo alle zusammen!
Gestern wurde Angela Merkel zur ersten Bundeskanzlerin in der Geschichte der Bundesrepublik gewählt. Ein Anlass für mich, einige Zeilen hierzu zu schreiben.
Die Süddeutsche Zeitung schreibt in ihrer heutigen Ausgabe dazu:
Zitat:
Mit der Wahl von Angela Merkel zur Bundeskanzlerin nimmt das letzte grosse Kapitel im Buch der Gleichberechtigung seinen Anfang. Natürlich war ihre Wahl keine Rechts-, sondern eine Machtfrage. Aber die Durchsetzung dieser Macht und ihre künftige Ausübung wird dem Gleichheitssatz mehr Kraft verleihen, als ein paar neue Paragrafen es können. Es gibt Symbole, die Rechtskraft haben. Die Tatsache, dass eine Frau zum Kanzler gewählt wurde, ist ein solches Symbol.
Ende Zitat
Ich habe gestern mittag mal den Fernseher angemacht und einige Bilder aus Berlin auf mich wirken lassen. Da stand in einer Szene die frischgewählte Kanzlerin neben einigen Abgeordneten und unterhielt sich mit ihnen. Sie hatte gestern einen dunklen, richtig männlich wirkenden Hosenanzug an, der - jedenfalls in dem Fernsehbild - den Anzügen der beiden männlichen Abgeordneten verdammt ähnlich sah. Ich habe die Köpfe mal abgedeckt und konnte da optisch kaum noch einen Unterschied erkennen.
Die Bevölkerung muss nun erheblich grössere Veränderungen akzeptieren als sich mit röcketragenden Männern abzufinden. Eine Frau als Bundeskanzlerin - was ganz Neues! Eine Bundeskanzlerin, die nicht in der bisher üblichen Frauenkleidung vor dem Parlament steht, sondern in einem bisher den Männern vorbehaltenen Anzug - was ganz Neues! Insofern hat Kanzlerin Merkel schon Symbolkraft. Sie ist ein Symbol dafür, dass sich selbst betonharte Gewohnheiten ändern können. Vor 60, 70 Jahren hätte eine weibliche Kandidatin auf das Bundeskanzleramt, die auch noch Hosen trägt, einen mittelschweren Volksaufstand ausgelöst. Heute, im Zeitalter der Gleichberechtigung der Geschlechter, werden reihenweise Erbhöfe geschleift, deren Existenz nicht mehr begründbar ist. Dazu gehören männliche Erbhöfe wie hohe politische Ämter ebenso wie weibliche Erbhöfe auf schöne Kleidung und die Freiheit, diese zu tragen.
In diesem Lichte betrachtet hat die gestrige Wahl etwas Gutes für die rocktragenden Männer dieses Kontinents gebracht. Diese können jetzt argumentieren, dass, wenn sogar eine Bundeskanzlerin "Männerkleidung" trägt und ohne weiteres in dieses Amt kommt ohne dass sie jemand als "Transvestitin" bezeichnet, dann können sich die Männer auch ohne weiteres der bisher für Frauen reservierten Kleidungsstücke bemächtigen. Sie sind ebensowenig Transvestiten wie die Bundeskanzlerin in ihrem Hosenanzug.
Gruss,
Ferdi