... die Urknalltheorie sofort glauben, wäre da nicht die eine Frage: Wie kann aus nichts plötzlich etwas werden?
Also, wenn man weiss wie aus dem nichts etwas entsteht, dann dann braucht man an die Urknalltheorie auch nicht mehr zu glauben, denn man weiss es dann ja. Glauben ist der Ersatz für nicht wissen.
Eine belastbare Antwort zum "Davor" werden wir, so Harald Lesch in seinen ZDF Beiträgen, nie geben können, weil ein Blick vor die Entstehung der Zeit nicht möglich ist. Selbst das beste Radioteleskop oder irgendein zukünftiger Superdetektor brauchen materielle Spuren, die die Zeit hinterlässt. Und vor dem Knall gab es keine Zeit, denn sonnst hätte das Universum in der bekannten Größe nicht entstehen können. Eine Ausdehnung in Überlichtgeschwindigkeit geht unter Zeitbedingungen auch nicht, denn die Lichtgeschwindigkeit ist eine Konstante. Nur ohne Zeit ist es möglich einen Raum aus Energie zu schaffen, der mit Zeit viele Lichtjahre gebraucht hätte.
Spekulationen in Fachkreisen postulieren energetische Fluktuationen für das "Davor", weil Einstein mit seiner berühmten Formel E=mc2 gezeigt hat, dass Materie aus anderer Materie nur umgeformt wird aber nicht entsteht. So wie die Kernfusion in der Sonne zeigt, kann Materie sich sozusagen auflösen in nichts als reine Energie. Und umgekehrt geht das auch wie beim Urknall. Die Materie aus der das Universum besteht, entstand durch einen energetische Fluktuation bei der Materie und Antimaterie entstanden sind, die sich danach nicht vollständig ausgelöscht haben, wegen eines messbaren aber noch nicht weiter erklärbaren Ungleichgewichts der Mengen.
Den Effekt der vollständigen Auslöschung von Materie und Antimaterie wenn sie im Verhältnis 1:1 vorliegen, können Ingenieure heute bereits für die Computertomographie medizinisch nutzen. Die Auslöschungsenergie malt nämlich die schönen Bilder im PET. Die Funktionsweise der Positronen im Tomographen und beim Urknall ist weder mit "normalem Menschenverstand" noch mit klassischer Physik und Mathematik verstehbar. Es braucht eine komplexere Vorstellung von den Zusammenhängen der Naturgesetze, wie sie erst die Quantenmechanik liefert.
Nur weil wir etwas nicht verstehen, heißt das ja noch nicht, dass es keinen Grund gibt. Nicht verstehen heißt erst mal nur, dass wir nicht die Technik, das Werkzeug oder das spezielle Wissen haben, um etwas zu verstehen. Es brauchte eben erst intensive Forschungsarbeit durch Planck, Heisenberg, Schrödinger u.a. eine neue Tür des Wissens zu öffnen. Bis dahin haben wir nur unsere Fantasie und unseren Glauben.
Wissen zu gewinnen ist aufwendig und langwierig. Eigentlich wissen wir trotz Einstein und Co. noch recht wenig über die Welt. Deswegen ist Glaube so wichtig. Denn wir müssen ja auch handeln können, wenn wir etwas nicht oder nicht so genau wissen. "Guter" Glaube versucht intuitiv so objektiv wie möglich einen Sachverhalt einzuschätzen. Daniel Kahnemann (Schnelles Denken langsames Denken) hat gezeigt, dass bei Verhaltensentscheidungen Glaubensentscheidungen überdurchschnittlich häufig zu guten Resultaten führen.
Leider gibt es in Bezug auf die Bibel sehr unterschiedliche Dokumente in unterschiedlichen Übersetzungen. Es gibt sogar unterschiedliche Evangelien zur gleichen Lebensphase von Jesus. Das macht es sehr schwer zu exaktem Wissen über Gottes Wille zu kommen. Uns bleibt nur der Glaube. Und der fällt aufgrund unterschiedlicher individueller Erfahrungen und Wahrnehmungen unterschiedlich aus. Selbst die Theologen sind sich nicht einig. Deswegen kann man Glauben nur so leben wie man ihn fühlt oder nicht fühlt. Mehr ist nicht drin, solange wir nicht mehr wissen.