Diese industrielle Formatmusik nach Algorithmen gibt es, Nico. Umso interessanter, dass beim letzten ESC ein Sänger gewonnen hat, der so ganz aus dem Rahmen fiel. Er sang nicht auf Englisch, sondern auf Portugiesisch, sein Lied erinnerte nicht an Pop oder Musical, sondern es war ein ganz zartes, leises Lied. Es war eine Absage an den Einheitsbrei, selbst in diesem Format, den der ESC bietet.
Daran ist nix ungewöhnliches. der ESC ist fernab jeglicher Charts und Verkäufe. Das ist eine eigene Bubble wie Männeröcke, die gegen den Mainstream schwimmen. Der ESC ist dafür bekannt geworden, musikalisch sein eigenes Land zu vertreten. Bei Lena gab es damals den Einwand, dass sie auf englisch singt statt auf deutsch
als sie für Deutschland antrat.
Nationale Musik? Mich interessiert noch mehr regionale Musik. Also ein noch kleinerer Raum. Und doch findet über diese auch Völkerverständigung statt, weil die Regionen manchmal die nationalen Grenzen überschreiten.
Nenne es von mir aus regional. Das meine ich damit. Regional ist aber nochmal enger gesteckt als national, ob jemand auf hessisch oder sächsisch singt. Und das lässt sich erst recht nicht an Masse verkaufen, geschweige, dass es im Formatradio läuft.
Über regionale/nationale Musik findet eben keine Völkerverständigung statt, weil sie Grenzen setzt, statt sie zu überschreiten. Der ESC ist da beste Beispiel dafür. Weder einer der ESC Gewinner eines anderen Landes lief oder läuft im Radio, noch würde dass die Masse kaufen oder anhören, weil z.B. portugiesisch für deutsche Ohren befremdlich klingt und weniger verstanden wird als Englisch oder Französich. Lena war eine Außnahme, da sie voher schonmit ihren Satelite in den Charts platziert gewesen ist. Selbst Conchitas Gewinner Song und alle anderen nachfolgenden Lieder hörte man nicht im Radio, außer vielleicht mal im österreichischen. Und Östereich ist unser Nachbarland. Anders siehts bei Bilderbuch und Wanda aus, die auch aus Österreich stammen und deutsch bzw, schon sehr regional singen. Der Unterschied zu den deinen gezeigten Künstlern ist, dass sie nicht mehr am Nabel der Zeit sind und nicht den Zeitgeist treffen wie die jüngeren Bands die in ihrer Heimatsprache singen. Bei deiner Doggerland Gruppe habe oder konnte ich keine 10 Sek anhören, weil ich vlt. damit nichts anfangen kann aber auch, weil solche Musik für mich out of date ist. Das hat jetzt nix mit den Jahrzehnten zu tun, sondern wie Musik gemacht wird und wie sie klingt und auf einen wirkt. Ich höre auch 80er an von denen es viele zeitlose Stücke gibt, bzw. sich immer wieder anhören kann ohne es über zu bekommen. Es ist auch ein Punkt, warum hier wenige junge Menschen anwesend sind, weil auch in anderen Themen sehr "altbackene" Ansichten/Interessen diskutiert werden. Sich als konservativ zu bezeichnen aber darauf bestehen Röcke als neuen Trend zu verkaufen, dürfte auf viele ziemlich merkwürdig und widersprüchlich wirken.
Die Loveparade und der Techno waren maßgeblich für eine gemeinsame "Sprache" oder Sprachrohr für alle Völker und was die Völker verständigte. Aus diesem Hintergrund hatte Paul Van Dyk für seine Musik für Völkerverständigung und Friedensvermittlung auch das Bundeverdienstkreuz erhalten. Keine andere open Air Veranstaltung wie die Loveparade hatte soviele Massen an einen Platz verschiedener Nationen zusammen gebracht, die friedlich mit einander feierten.
Und weil die Menschen verschiedener Regionen zusammenkommen und ihre jeweiligen Eigenheiten und Spezifika gegenseitig genießen. Neulich hörte ich ein Konzert der Gruppe Doggerland, die über die Nordsee hinweg Musik aus England, Norwegen und Schweden miteinander verbinden: https://www.youtube.com/watch?v=3N7jswpZSl0 Über das Konzert habe ich auch gerade eine Rezension geschrieben.
LG, Micha
Was verbindet da oder kommt als Ganzes zusammen, außer ein paar vereinzelte Musiker, die sich zusammen tun, um ein Projekt zu machen? Es gibt viele Musiker, die mit anderen Bands zusammenarbeiten. Aber das ist noch nicht das selbe, wie wenn die halbe Welt zu einer gleichen Musik tanzt.