Hallo Micha,
So viel Zeit widme ich dem Kleidungskauf eigentlich nicht.
Ich war ja auch nicht Kleidung kaufen, sondern shoppen.
Lieber Joe,
das Wort "shoppen" ist bei mir negativ besetzt. Dir Tochter einer Freundin, 17 Jahre alt, hat Shoppen sozusagen als Haupthobby. Immer wieder fällt dabei der Namen "Primark". Nun berichete ihre Mama, ihre Tochter sei nun auch freitags bei den "Friday-for-future"-Demos dabei und sei nun auch bereit, zwei Tage hintereinander dieselbe Kleidung anzuziehen. Bisher habe sie immer alles nach einmaligem Tragen in die Wäsche gegeben.
Nicht, dass ich nicht shoppen würde: So durchstöbere ich Getränkeläden nach Biersorten, die ich nicht kenne oder bei Umstiegen in Bahnhöfen schaue ich in den Buchläden nach interessanten Büchern und werde schwindelig ob der Auswahl. Zwei Stunden dauert das trotzdem nicht, sondern zehn Minuten oder so.
Bei Kleidung schaue ich oberflächlich, ob was Interessantes dabei ist. Wenn ich was sehe, kämpfe ich mit meiner Gier, und manchal siegt die Gier und manchmal siege ich.
Ich habe immer Sokrates' Spruch im Ohr: "Wie herrlich viele Dinge gibt es auf dem Markt - die ich alle nicht brauche."
Ich habe also eine Diskrepanz in mir zwischen dem wozu ich Lust habe und dem, was ich gerne wäre.
"Shoppen" wäre dabei vielleich das, wozu ich Lust hätte, aber nicht das, was ich gerne wäre bzw. tun würde.
Ich habe dabei immer auch Konsumkritik im Kopf und die Worte von Ayya Khema, die sagte, als sie Nonne wurde, musste sie sich nicht mehr morgens Gedanken machen, was sie anziehen solle, denn die ziehe eben ihre Robe an. So habe sie sich dann um wichtigere Dinge kümmen können.
Aber: Was ist wichtig?
Vgl. das anderswo gepostete Hermann-Hesse-Zitat.
LG, Micha