Autor Thema: Heute trage ich Rock  (Gelesen 7659 mal)

Offline Luan

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Heute trage ich Rock
« am: 20.03.2009 18:23 »
Hallo zusammen,

ich bin heute in der Programmankündigung für das Abendprogramm bei ARTE auf etwas gestoßen, was interessant sein könnte:

Auszüge aus dem Begleittext von ARTE
Zitat
Lehrerin an einer Problemschule in einer Pariser Vorstadt, wird unversehens selbst zur Geiselnehmerin ihrer Klasse und fordert einen offiziellen Tag unter dem Motto ''Heute trage ich Rock!''.

Sonia ist am Ende mit ihrem Latein. Eigentlich ist es ihre Aufgabe, den Schülern die Inhalte des Lehrplans zu vermitteln. Doch dazu kommt sie kaum, da sie sich tagtäglich den Großteil der Unterrichtsstunde mit ihren verzogenen Schülern herumschlagen muss.

„Heute trage ich Rock!“ begeisterte das nationale Publikum 2008 am Festival von La Rochelle. Nach seiner internationalen Premiere auf der Berlinale ist der Film von Jean-Paul Lilienfeld bei ARTE zum ersten Mal im Fernsehen zu sehen.
Den vollständigen ARTE-Text zum Film gibt's als PDF-Datei.
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

Offline Jürgen64

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #1 am: 20.03.2009 20:04 »
Danke für den Hinweis!

Gruß
Jürgen
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Offline robotobo

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #2 am: 20.03.2009 20:21 »
Hallo Luan,

warum sollte es interessant sein? Nach Durchlesung des pdf-textes, klingt es, als ob nur alle Mädchen an einigen Tagen im Rock erscheinen sollten. Dass wäre doch die Rückkehr in die konservative Mode der fünfziger Jahre. "Heute trag ich Rock" müsste ein Slogan sein, der sich an beide Geschlechter richtet! Diesen Slogan scheint die Lehrerin nicht zu äußern!

LG robotobo
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Offline henri

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #3 am: 21.03.2009 08:29 »
Hallo

Ich habe den Artikel auch gelesen. Aber man(n) sollte sich durch das Wort "Rock" nicht blenden lassen. Im Gegenteil: Hier werden "nur" die Mädchen angesprochen und der Rock gilt hier als etwas typisch Weibliches, ja sogar minderwertig. Das sieht man an den Reaktionen der Schüler.
Also bewirkt der Film eigentlich gerade das Gegenteil von dem, was WIR wollen!
Meine Meinung: Alter Quatsch, alte Klischees!! >:( >:(

Gruss
heinz
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Offline franco

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #4 am: 21.03.2009 09:28 »
Ich habe den Film zwar nicht gesehen, aber ich weiss, dass an französischen Schulen es seit einigen Jahren einen "Tag des Rockes" gibt (http://www.spiegel.de/schulspiegel/0,1518,407413,00.html). Dabei sind vereinzelt auch (männliche) Schüler im Rock zur Schule gekommen!

Die Franzosen legen generell Wert auf gute Kleidung. Mal eben in der verwaschenen Jeans zum Bäcker nebenan springen, das gibt es für die Pariserin so nicht! Sie macht sich fertig, als ob sie zur Weihnachtsfeier mit der Familie geht!

Geht mal durch französische Einkaufsstraßen und -zentren, wo die Menschen sich sicher fühlen! Euch wird sofort auffallen: Im Durchschnitt tragen weitaus mehr Französinnen Röcke als deutsche Frauen, und das geht durch alle Altersstufen!

Der soziale Druck, im Rock als "minderwertig" zu gelten, wird aber an sozialen Brennpunkten anders verstanden als bei uns! Anders gesagt: Die meisten deutschen Frauen tragen Hosen, weil sie vielleicht praktischer sind - die meisten französischen Frauen tragen Hosen, weil sie sich nicht mehr trauen Rock zu tragen! Dabei tragen die besonders unterdrückten muslimischen Frauen mit ihren bodenlangen schlichten Einheits-Röcken natürlich besonders zu diesem Klischee bei, weil sie sich mit ihrer glaubensmäßigen "Rolle der Minderwertigkeit" ja voll identifizieren. Davon wollen sich die westlich orientierten Frauen und Mädchen schon mal lieber gleich distanzieren!

Die Lehrerin erzählt ein Stück weit unsere Herausforderung als Männerrock-Träger. Nur mit dem Unterschied, dass sie als Frau eigentlich Röcke schon in ihrer Kindheit kennen gelernt hat, wir sind erst als Erwachsene auf die Idee gekommen. Aber das macht keinen Unterschied.

Dieser Film hat nicht das grundsätzliche Ziel, Röcke populär zu machen. Er ist ein Sozialdrama. Und er zwingt zum Nachdenken!
"Ja, ich kann! - sogar im Rock!"

Max

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #5 am: 21.03.2009 09:45 »
Ich habe den Film teilweisegesehen und der Rock wurde für das Problem von ausländischen Jugendlichen mit der Rolle der Frau instrumentalisiert.
Es war die Aussage zu hören das die Frauen  jahrhundertlang für das Recht auf Hosen gekämpft haben.
Frauen die Röcke tragen sind nicht gleichzusetzen mit Nutten wollte man vermitteln. Zugegebenermasen habe ich schon von jungen Männern gehört eine Frau die Rock trägt "brauchts".

Man frägt sich überhaupt bei all den "schlauen und aufklärenden" Berichten und Sendungen was beim  "gemeinen Volke"ankommt.

Ich habe den Eindurck das die Toleranz gegen alles außerhalb der Norm weniger wird. Die Menschen werden agressiver.
Nachbarn grüßen nicht mehr und üble Nachrede über jeden Nichtanwesenden ist Programm.
Die Menschen werden immer dumpfer. Das Fernsehprogramm das konsumiert wird spricht doch Bände.

Ist doch so ..... :-\

Offline Luan

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #6 am: 21.03.2009 10:12 »
Die Lehrerin erzählt ein Stück weit unsere Herausforderung als Männerrock-Träger. Nur mit dem Unterschied, dass sie als Frau eigentlich Röcke schon in ihrer Kindheit kennen gelernt hat, wir sind erst als Erwachsene auf die Idee gekommen. Aber das macht keinen Unterschied.

Dieser Film hat nicht das grundsätzliche Ziel, Röcke populär zu machen. Er ist ein Sozialdrama. Und er zwingt zum Nachdenken!

Ich hatte den gestrigen Hinweis auf das abendliche TV-Programm keineswegs als "Werbung für den Rock" verstanden wissen wollen, vielmehr hatte ich die Vermutung, dass es sich dabei um ein Sozialdrama handeln wird, was sich dann ja auch bewahrheitet hat.

Auch hier im Forum war schon oft die Rede davon, dass sich Männer im Rock "irgendwie selbst erniedrigen könnten" -- oder wie auch immer man das am besten ausdrückt. Das hat man dann ja auch an den Jugendlichen sehen können, denen irgendwie alles am A... vorbei ging.

Ein Ausspruch/Zitat in dem Film lautete sinngemäß: "Dummheit ist schlimmer als AIDS". Anfangs war dieser Mouss mit seinen tumben Ansichten sowas wie ein "Meinungsführer", als er dann aber selbst angeschossen wurde, wurde er etwas "kleinlauter" -- die Lehrerin hat sich Respekt verschafft -- auch wenn sie dazu, um das zu erreichen, zu einer Waffe greifen musste.

Mich hat dieser Film auf jeden Fall nachdenklich gemacht.
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Max

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #7 am: 21.03.2009 11:30 »
und am Schluß hat sie mir ihrem Leben dafür bezahlt -

das sollte man erwähnen - und bei der Aggressivität einiger Mitbürger ist dies nicht ganz von der Hand zu weisen.


Erwin52

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #8 am: 21.03.2009 12:38 »
Hallo,
ich habe nur die 2. Hälfte des Films gesehen. Das Wort "Sozialdrama" finde ich sehr passend. Auch ich habe das Gefühl, dass die Aggressivität in der Gesellschaft steigt. Die Gründe hierfür sind sehr vielfältig: Nicht nur Wirtschaftskrise, auch Vermarktung von Gewalt in den Medien (nicht nur Computerspiele), mangelnde Integrationsbereitschaft, und vieles mehr.
Der Rock hat Symbolcharakter! Er steht auch für minderwertig. In sozialen Brennpunkten um so verstärkter. Es liegt auch an uns hieran was zu ändern. Auch kleine Schritte zählen.
Erwin

Offline robotobo

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #9 am: 21.03.2009 14:40 »
@Henri,

du hast selbstverständlich recht. Allerdings sind die Schlussszenen etwas anders. Die Lehrerin wird ja geoutet, dass sie eine Araberin ist. Arabische Frauen werden durch die männliche Interpretation des Korans erniedrigt. Kurze Röcke bringen Frauen in die bestimmte Rolle. Deswegen tragen die Schülerinnen solche nicht. Da kann man schon verstehen,warum sie ausruft, dass ein Tag des Rockes gebraucht würde. Klar noch besser wäre es,wenn  der Tag des Rockes sowohl an Jungen wie an Mädchen adressiert worden wäre. Im Kern hat der Film doch eine andere Aufgabe, einen Einblick zu geben, in Alltäglichkeiten an französischen Schulen, die am Rand der Gesellschaft liegen.

LG Robotobo
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Offline Rockfan-ol

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #10 am: 21.03.2009 17:37 »
und die eine Lehrerin meinte noch als es um den Rocktag ging, *wir haben lange für die Hose gekämpf*

lg rockfan-ol

AsiaHarry

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #11 am: 27.03.2009 19:52 »
Hallo!

Heute war über diesen Hintergrund des Filmes ein Bericht in einer Österreichischen Zeitung:

http://www.kurier.at/nachrichten/306214.php

Dabei ist vor allem eine Lesermeinung Interessant: ;)
"Ich kann die Ängste der Frauen in solchen Bezirken durchaus verstehen. Vielleicht sollten Männer mit weniger agressivem Hintergrund auch Röcke tragen. Aus Solidarität zu den Frauen. Wär mal was anderes"

Offline martin77

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #12 am: 27.03.2009 20:29 »
Aus Solidaritaet zu den Frauen koennte man natuerlich alle auffordern Rock zu tragen, schliesst alle maennlichen Jugendlichen ein.
In dem Bericht werden zwei Dinge gekoppelt, die Problematik der Urbanisierung in Grossstaedten mit Feminisierung [Sexualisierung]. Beides allerdings hat den Ursprung in der Gesellschaft und ihren Formen, das weitere Auseinanderdriften der Geschlechter. Forciert wrd das Ganze durch die Industrie und leider auch durch das 'postmoderne' Komminikationsmittel der Zukunft, dem Computer.

Das ist uebrigens eines der Hauptgruende, dass ich ebenfalls etwas forciert Werbung fuer den Rock beim Mann mache. Nicht, dass ich jeden Mann im Rock sehen moechte, vielmehr damit jeder wieder einmal zum Nachdenken kommt WARUM Maenner Roecke tragen wollen und damit schlussendlich zum Kernpunkt zurueckkehrt, die zumindest erst einmal aeussere Annaeherung der beiden Geschlechter und ein besseres Verstaendnis. Mit Hosen ist das einfach nicht zu machen, weil ja die Hosen zum reinen Zweck werden wuerden. Ein Rock waere da nur ein Mittel zum Zweck. Klingt kompliziert, ist aber einfach - nach zehnmaligem lesen dieses Textes.
Sorry, aber vielleicht kann mir das jemand in gutes Deutsch uebersetzen.
Gruss
Martin77

Offline conne

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Re: Heute trage ich Rock
« Antwort #13 am: 29.03.2009 14:45 »
Der fränzösichen Titel (La journee de la jupe) ist hier schlecht übersetzt worden, es müßte "Der Tag des Rockes" heißen.
Ich habe mir den Film auch angeschaut, vor allem wegen Isabell Adjani.
Im Film spielt sie eine Lehrerin an einer Schule mit vorwiegend lernunwilligen Migrantenkindern. Weil viele von denen, vor allem die mit muslimischen Hintergrund, eine Frau in einem kurzen (naja, knielangen) Rock als Nutte betrachten trägts sie als Lehrerin gerade deswegen solche Röcke. Es geht ihr mehr darum, daß man in Frankreich lebt und dort jede Frau einen kurzen Rock tragen kann. Ob es dem muslimischen Nachparn passt oder nicht, er hat das gefälligst zu akzeptieren. Deswegen betont sie auch immer wieder, daß sie sich in einer laiizistischen Schule befinden, sobald ein Schüler mit dem Koran argumentieren will.
Nachdem sie bei einem Schüler eine Waffe findet, nimmt sie diese an sich, ihre Schüler als Geiseln und zwing sie dazu, dem Unterricht zu folgen.
Als die Polizei eingreift, stellt sie nur 2 Forderungen. Sie möchte ihre Geschichte vor der Presse berichten und si möchte, daß ein "Tag des Rocks" eingeführt wird, aus den Gründen oben.
Die Situation eskaliert, ein Schüler erschießt einen anderen und die Lehrerin wird von der Polizei erschossen. Auf ihrer Beerdigung kommen die Schülerinnen im Rock.

Der Film thematisiert vor allem die Probleme der (nord-)afrikanischen oder arabischen Bevölkerung in Frankreich. Zeigt aber auch, daß diese an ihrer schlechten Situation eine gehörige Portion Mitschuld trägt. Vor allem durch den Unwillen der Jugend zu Lernen und durch das starke Zurückziehen und Fokussieren auf vermeintliche alte Traditionen.

Die Sache mit dem Rock ist hier nur ein Beispiel. Und die Lehrerin wollte auch nie, daß die Jungs auch Röcke tragen.
Sie will, daß die Mädchen wieder Röcke tragen, um diesen Dummköpfen zu zeigen, daß sie (die Mädchen) das können und dürfen (wir sind in Frankreich) und sie deswegen noch lang keine Nutten sind.

So habe ich den Film gesehen.

Grüßle
Conne


 

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