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Buddhistische Götter im Kleid

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Holger Haehle:
Ich war über die Neujahrstage im Fo Guang Shan Kloster. Das ist das größte buddhistische Zentrum Taiwans. Alle Mönche und alle Buddhadarstellungen trugen Röcke oder Kleider. Habe ich mich angemessen und dezent gekleidet?
 
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Dabei ist mir aufgefallen, dass die beliebteste buddhistische Göttin, deren Altar man in fast jedem Tempel findet, ein originärer Mann ist. Die weiße Statue neben mir mit weiblichen Gesichstszügen und einem Damenkleid ist Guanyin (觀音). Natürlich bringt man ihr Blumen mit, wie man ganz klar neben mir sehen kann.

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Die chinesische Wikipedia Seite zeigt oben rechts eine besonders sanfte weibliche Darstellung (https://zh.wikipedia.org/wiki/%E8%A7%80%E4%B8%96%E9%9F%B3%E8%8F%A9%E8%96%A9).

Wenn ihr die Übersetzung auf deutsch ändert, seht ihr oben recht eine männliche Darstellung.

Im ostasiatischen Mahayana-Buddhismus ist Guanyin der/ die bedeutendste Bodhisattva. Ursprünglich als Avalokiteshvara und als Mann bekannt, wird diese Gottheit aufgrund ihres außergewöhnlichen Mitgefühls meistens als Göttin verehrt. Männliche Darstellungen, sitzend mit angewinkelten oder übergeschlagenen Beinen sind selten. In Japan ist sie als Kannon (觀音) bekannt, in Vietnam als Quan Âm oder Quan Thế Âm Bồ Tát und in Korea als Kwan Seum Bosal.

Warum nur wird Mitgefühl weiblich gelesen? Stünde Mitgefühl nicht jedem gut? Wahrscheinlich liegt es an der martialischen Geschichte des Patriarchats.

Ludwig Wilhem:
Danke für diesen schönen Beitrag. Ich war zwar auch in Asien und habe diverse Buddha Darstellungen gesehen, muss aber zu meiner Schande sagen, dass ich mir keine Gedanken über die Kleidung und dem Geschlecht der "Gottheit" gemacht habe, ich war einfach fasziniert von den schönen farbigen Darstellungen in den Tempeln. Insgesamt macht Buddha durch seine Figur eh einen sanften Eindruck auf mich. Gruß Ludwig.

Holger Haehle:
Und in welcher Kleidung bist du ihnen entgegengetreten? Auf Bali ist der Sarong Pflicht.

Zwurg:
in Südostasien trugen die Männer von jeher Röcke und Gewänder. Zumindest länger als in Europa. Von daher wundert mich diese Darstellung nicht.
Auch Jesus wird fast immer im Gewand dargestellt. Und innerhalb der Kirche tragen Männer noch immer Gewänder, Kleider, wenn man die lithurgischen Gewänder oder die Kleidung von Kardinälen und dem Papst sieht.
In Thailand habe ich auf dem Land vereinzelt noch Männer gesehen, die dieses traditionelle Tuch um die Hüften trugen.

MAS:
Danke, lieber Holger.

Allerdings ist ein Bodhisattva kein Gott, sondern ein Wesen (Sattva) auf dem Weg zum Erwachen (Bodhi). Im Mahayana-Buddhismus wird zudem gelehrt, dass weit fortgeschrittene Bodhisattvas schon verwehen (nirvanieren) könnten, aber aus Mitgefühl mit den noch nicht erwachten Wesen darauf verzichten und immer wieder auf die Welt kommen, so lange, bis alle Wesen aus dem Leidenskreislauf erlöst sind. So einer ist eben Avalokiteschvara/Chenresig/Guanyin/Kannon. Der Dalai Lama gilt als seine Menschwerdung.

Als Avalokiteschvara (sanskrit) und Chenresig (tibetisch) wird er männlich dargestellt, als Guanyin (chinesisch) und Kannon (japanisch) weiblich. Ich habe mich mit der Geschichte und Begründung dieser Metamorphose aber noch nicht beschäftigt.

Das Name "Canon" kommt übrigens auch daher.

LG, Micha

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