Autor Thema: Die Nachbarschaft  (Gelesen 12921 mal)

Rockio

  • Gast
Re:Die Nachbarschaft
« Antwort #15 am: 01.06.2008 18:42 »
Ich will nicht sagen, dass es überall ohne Probleme zugehen müsste , denke aber, wenn man sich nicht  extrem kleidet, wird man meist eher auf Freundlichkeit oder halt auf freundliches Desinteresse stoßen.

... Gerade heute wieder: Es war/ist noch warmes Sommerwetter mit gut 25° im Schatten.
Meine Frau und ich wollten Grillen und sind am Mittag an einen der vielen Seen gefahren - dieser hier liegt um die Ecke, nicht mal 2 km mit dem Auto (ohne das Grillzeug zu Fuß erheblich näher, ca. 700 m).    

Erst zum Supermarkt um Sachen einzukaufen, im Nachbargebäude, also eine Minute von der Wohnungstür. Es war Mittagszeit:  Familie mit Kindern, ein paar Studenten, ein paar Frauen, zwei ältere Leute, zwei Angestellte ... An der Kasse kleiner Stau, ich stelle mich an, andere kommen nach.
Reaktionen: Nichts wahrnehmbares. Freundliches Desinteresse

Während meine Frau ein paar Vorbereitungen trifft, habe ich noch Altglas entsorgt. Wieder vorbei an der Supermarkt-Tür und den anschließenden Wohnungen, in denen meist Studenten wohnen. Einige Jugendliche draußen, ein paar Passanten latschen an mir vorbei.
Reaktion wie oben.


Dann zum See also.  
Warm, viel Geplansche. Wir erstmal vorbei an mehreren hundert Leuten aller Altersklassen und völlig gemischter Zusammensetzung.

See und Strand empfiehlt sich bestimmt zu einem ersten Outing - da sind die Leute entspannt und jede/r läuft in allem möglichen Zeugs herum.
Und alle die Jungen und Männer samt Begleitung, die offenbar nichts dabei finden, sich einige Zeit mit einem Handtuch als Wickelrock zu bekleiden  (das habe ich als Kind schon gerne gemacht in Ermangelung von echten Röcken), sind ja mindestens zeitweise Rockträger. :)

Am Grillplatz angekommen, hatten wir eine Familie als Nachbarn. Ich hatte wegen des Grillens eine Frage. Daraus entspann sich eine kurze nette Unterhaltung. Ich habe die nicht auf ihr Erscheinungsbild angesprochen, und die mich nicht auf meins. So what? ...

Später wieder an allen zurück. Null Reaktionen, keine nennenswerten Blicke (hier würde man schon den einen und anderen Blick bemerken, wo überall oben und unten auf Felsen und an den zum See abfallenden Hängen Leute sitzen).


Zuhause angekommen, saß ein Nachbar und Besuch, eine Frau,  zwei Häuser weiter, vor der Haustür. Die haben wie immer freundlichst gegrüßt. Als wir unsere Haustür öffnen, sehe ich zur Seite und der Besuch, eine Frau, ist aufgestanden und schaut mir hinter her. Ich dachte, endlich reagiert mal jemand, wie ich es immer gedacht habe, dass die halbe Welt reagiert. Denkste! Sie stand auf, um mich abzufangen und darauf hinzuweisen, dass ich die Autofenster noch geöffnet hatte! Nicht, dass etwas passiert. "Besten Dank", sage ich, und dass ich gleich wieder los wollte und deswegen bei der Wärme die Fenster nicht geschlossen hatte. "Ach so" - und sie ist wieder nett abgedampft. Eine Minute später wieder an denen vorbei, mich bedankt und ein supernettes Lächeln kassiert -
das war's wohl für heute mit rockigen Erlebnissen

Beste Grüße

Rockio

chrisko

  • Gast
Re:Die Nachbarschaft
« Antwort #16 am: 02.06.2008 11:10 »
Genau das ist doch auch... den meisten Menschen ist es vollkommen egal was da jemand anhatt.

Manche schauen ... und wenn man für sich selbst das Gefühl hat etwas zu tun... was andere eben nicht tun ... dann meint man alle Augen auf sich gerichtet.

Und mal ehrlich... was gehen mich eigentlich die anderen Menschen an, soll doch jeder seit Teil machen... hauptsache er / sie lässt mich in Ruhe.

Genau diese Einstellung finden wir überall und immer wieder.

Ich hab mir einfach auch irgendwann die Frage gestellt: Wer ist mir in meinem Umfeld eigentlich wirklich wichtig?

Ich war für mich sehr überrascht ... wie wenige Menschen das eigentlich waren... trotz vieler Freunde. Eigentlich bin ich auch überzeugt, anderen geht das genauso.

Heute habe ich auch klar festgestellt, das es z.B. im Geschäftsleben viel wichtiger sein kann, Individualität zu zeigen. Allgemeines nachmachen bestimmter Konventionen und Vorgaben wird hingenommen ... aber man fällt auch nicht auf. Das Ganze ist ideal, um sich eben selbst zurück zu nehmen und eben nicht aufzufallen.

Will man auffallen ... lass dir was einfallen :-)

Ist auch manchmal für den geschäftlichen Erfolg von großem Vorteil...


Chrisko

Offline Matthias

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Re:Die Nachbarschaft
« Antwort #17 am: 03.06.2008 00:16 »
Hallo allerseits,

mit Begeisterung habe ich den Beitrag von Rockio gelesen. Der beschreibt richtig schön bildhaft wie er diesen Sonntag im Rock erlebt hat.
Auch wenn es solche positiven (man muss wohl eher sagen neutralen Erlebnisse im Bezug auf Reaktionen) gibt bleibt nach wie vor die Frage offen, was einen Mann daran hindert im Rock unter Leute zu gehen.
Letztendlich sind es wohl doch Reaktionen, die man von Mitmenschen befürchtet, die aber völlig unbegründet sind.
Ist es vielleicht doch die Befürchtung, man könnte von gesellschaftlichen Dingen ausgeschlossen werden.
Wo sind die wirklich sich im Kopf abspielenden Blockaden, die einen daran hindern im Rock unter Leute zu gehen?

In diesem Zusammenhang möchte ich mal wieder diesen Thread Die Blockade ins Leben rufen.

Grüße
Matthias
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Offline Rockfan-ol

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Re:Die Nachbarschaft
« Antwort #18 am: 03.06.2008 07:08 »
mit der Blockade habe ich leider immer noch zu kämpfen, ich gehe zwar ab und zu mal in Damenstiefeln oder im Sommer auch mal in Pumps Einkaufen, sogar in meiner nahen umgehung, aber in meinen Jeansrock habe ich mich noch nicht vor die Tür getraut, es ist so wie es hier beschrieben wurde, was passiert wenn ich im Rock nach draussen gehe? werde ich mit lauten gelächter und und nervigen angeglotze Empfangen?
oder kommen da sprüche wie Tunte schwuli oder der gleichen?
das sind zum beispiel meine befürchtungen die in meinen kopf rumspuken.



euch noch einen schönen Tag im Rock :)


lg rockfan-ol


chrisko

  • Gast
Re:Die Nachbarschaft
« Antwort #19 am: 03.06.2008 13:15 »
Hi Rockfan,

es ist immer schwer zu beschreiben ... aber du musst dich selbst einfach wohlfühlen...

Wenn dem so ist, wirst du das auch transportieren und alle werden es so akzeptieren. Wenn dem nicht so ist, wirst du das auch ausstrahlen und damit viel Segelfläche bloßgeben.

Mittlerweile nervt es mich, das so überhaupt nichts kommt. War heut morgen beim Arzt... im vollen Wartezimmer nichts, die Sprechstundenhilfe wie immer, ganz normal unterhalten... über dieses und jenes geflachst, meine Tochter war mal wieder Thema... - Sie war im Rahmen des Zukunfttages im Cockpit, einmal London und zurück... das Ganze von der Presse begleitet... - kannst du auch bei unserer AZ online nachlesen...

Das war wichtiger und spannender ...

Chrisko

McMorghey

  • Gast
Re:Die Nachbarschaft
« Antwort #20 am: 04.06.2008 16:38 »
hallo zusammen
seit gut zwei wochen gehe ich nun im kilt zur arbeit (vgl auch mein artikel: im kilt zur arbeit...) und bisher erhielt ich erst gestern (!) die ersten rückmeldungen.
positive, natürlich  ;D
"ist ja super! schön das du so mutig bist!"

tut doch gut, oder?
das sollte doch für alle ein zusätzlicher ansporn sein, oder?

schwiizer grüessli
McMorghey


 

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