Autor Thema: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers  (Gelesen 30025 mal)

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Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« am: 18.06.2008 18:35 »

Wer bin ich?

Bevor ich meine Geschichte und meine Gedanken zum Thema Rock am Mann schildere, erlaube ich mir, mich vorzustellen:
Ich heiße Klaus, wohne im Norden Österreichs und bin als Ingenieur tätig. Habe eine Freundin, ein Haus und fahre eine deutsche Limousine. Bin also kein außergewöhnlich schräger Vogel aber durchaus typisch für die Besucherschaft von Rockmode. 3 Jahre habe ich als Mann Röcke getragen und dann aber damit aufgehört.

Vorgeschichte

Meine Vorgeschichte ähnelt der vieler anderer. Ich zeigte bereits in meiner Kindheit ein etwas höheres Interesse an weiblicher Kleidung als andere. Habe auch das eine oder andere Mal heimlich einen Rock meiner Schwester probiert, aber im Fasching, da wollte ich nie einen tragen.

Dann kamen aber andere Interessen und ich vergaß Röcke & Co. Ende der 90 Jahre, ich war gut 20, war ich sehr gerne und viel in Diskotheken und auf Raves unterwegs. Da gab es immer wieder allerlei schräge Vögel. Irgendwann kam ich dann auf die Idee, ich könnte auf der Mayday in Dortmund (eines der berühmtesten Events dieser Szene) einmal einen langen Rock tragen. Ich tat das dann auch und erntete einiges positives Feedback. Im Jahr darauf toppte ich das, indem ich bereits im langen Lackrock und dazupassendem restlichen Outfit in den Bus nach Dortmund stieg. Es machte mir eine Menge Spaß, aber daran, einmal im Alltag einen Rock zu tragen, dachte ich nicht.

Ein paar Jahre später stieß ich dann auf rockmode.de. Wie, das weiß ich heute nicht mehr, denn nach irgendetwas muss ich ja in den Weiten des Webs gesucht haben. Ich las mit großem Interesse jeden Artikel der hier geschrieben wurde und war doch recht erstaunt, dass es hier wirklich erwachsene Männer gibt, die öffentlich einen Rock tragen.

Aber los ließ mich das Thema nicht mehr und ich beschloss, es ihnen gleich zu tun. Kurze Zeit später ging ich eines sonnigen Freitag Nachmittags in einen Second Hand Laden, erstand einen knielangen Jeansrock und ging noch am selben Tag damit einkaufen. So begann meine Rock-Zeit ...

Meine Zeit als Mann im Rock

Bald stellte ich fest, dass einem als Mann im Rock eine recht tolle Bandbreite an Stilen und Outfits zur Verfügung steht. Sehr wichtig war es mir dabei, immer glaubwürdig als Mann zu wirken und keine zu extremen Outfits zu tragen. Schließlich sollte ich auch Kollegen, Bekannten & Co über den Weg laufen können, denn ich ging im Rock aus dem Haus und trug ihn auch in meiner Umgebung oft und gerne.

So trug ich eigentlich fast nie Röcke in Kombination mit hohen Absätzen und bei den Oberteilen bediente ich mich immer an ausschließlich männlichen Teilen. Ich experimentierte viel und entwickelte mit der Zeit einen Stil, der wie ich finde, gut zu mir passte und gut aussah. Dabei trug ich die verschiedensten Längen, vom bodenlangen Jeansrock bis zum sehr kurzen Mini war alles dabei.
Und ich trug die Röcke oft, sodass ich wirklich weiß wovon ich spreche, wenn vom Mann im Rock die Rede ist.

Warum habe ich aufgehört?

Für den geneigten Leser klingt es wahrscheinlich so, als ob mir das Tragen von Röcken viel Spaß gemacht hätte, und das war auch tatsächlich so.

Aufgehört habe ich wegen meiner Partnerin. NEIN, sie ist KEIN BÖSER DRACHEN, der mir nichts gönnt, so wie schon gelegentlich gemutmaßt wurde. Aber sie kann mit einem Partner, der Röcke trägt, nicht klar kommen.

Manch begeistertem Rockträger stellen sich dabei die Nackenhaare auf und er versteht es nicht. Ich aber habe inzwischen gelernt, dass es für manche Frau einfach nicht zu akzeptieren ist. Klar geht man beim Partner Kompromisse ein, aber das war für sie ein Einreißen des Bildes das sie von ihrem Partner hat und haben möchte. Sie möchte einen „männlichen“ Freund und dazu passen Kleider die normalerweise eine Frau trägt nicht. Klingt komisch, ist es aber nicht.Ich habe es irgendwann verstanden indem ich in mich geblickt habe. Und da drin sitzt ein Mensch dem Äußerlichkeiten auch sehr wichtig sind.

Ich wünsche mir eine Freundin, die feminin ist. Ich mag sie in Minirock und Stiefeln, schönen Strümpfen und ihre Weiblichkeit betonendem decolletiertem Oberteil. Ich würde sie nicht in einem weiten alten Holzfällerhemd und einer unpassenden Jeans sehen wollen, weil das auch nicht in mein Bild von einer begehrenswerten Frau passt.
Und darum verstehe ich meine Partnerin und habe mit dem Tragen von Röcken aufgehört.

Rock und Partnerschaft oder
Wie wichtig ist es mir, einen Rock zu tragen?

Man mag jetzt meinen, dass es mir so wichtig nicht gewesen sein kann, aber ich sage das Gegenteil: Es war mir „zu wichtig“.

Ich habe zuerst selber einmal herausfinden wollen, was ich eigentlich will. Darum habe ich mit dem Rock tragen begonnen und es dann eineinhalb Jahre gemacht ohne mit meiner Partnerin darüber zu sprechen. Eineinhalb Jahre sind eine lange Zeit um etwas vor dem Partner geheim zu halten. Als ich es erzählt habe, fiel die Meine aus allen Wolken und reagierte sehr ablehnend.

Ich wollte aber meine Röcke nicht aufgeben und habe die Probleme meiner Partnerin damit auch nicht richtig verstanden. Auf unsere Beziehung wirkte sich das sehr negativ aus. So zogen 3 Jahre ins Land. Dann zogen wir zusammen und im gemeinsamen neuen Haus wollte ich einen wirklich guten Neuanfang starten und gab von mir aus bekannt, ich werde keine Röcke mehr übersiedeln und auch keine mehr tragen.
Eine Verbesserung brachte das auch, trotzdem hinterließ die Geschichte einen Riss bei uns beiden.

Manch einer hatte mir bereits zu einem früheren Zeitpunkt geraten, auf meine Beziehung zu pfeifen wenn meine Freundin mich so nicht akzeptiert wie ich bin. Ich sehe das aber anders. Wenn einem eine Beziehung wirklich wichtig ist, dann muss man auch bereit sein viel zu geben und man wird viel zurück bekommen.
Für mich ist der Rock doch noch immer nur ein Kleidungsstück. Ich würde lügen, behauptete ich,  die Zeit damit hätte mir nicht viel Spaß und mehr gebracht. Aber dafür eine Liebe aufzugeben an der mein Herz hängt, dass ist es mir nicht wert.

Ich würde auch keinen Job dafür riskieren. Darum war ich auch niemals im Rock in der Arbeit, wo ich Kundenkontakt habe und die Geschäftsleitung Wert auf ein kundentaugliches Erscheinungsbild legt.

Rock Freaks ...

Andere Rockträger sehen das anders und auch die akzeptiere ich. Für manche ist Rock tragen eine Lebensanschauung und ich finde das gut. Denn ich fing durch deren überschwänglich begeisterte Schilderungen erst mit dem Rock tragen an. Hätte es deren Begeisterung nicht gegeben, da wäre mir echt etwas entgangen!

Was mache ICH eigentlich noch hier?

Auf rockmode.de? Obwohl ich doch gar keine Röcke mehr trage?Ich bin sicher nicht mehr so oft hier wie früher. Trotzdem schaue ich gern mal rein, weil ich finde dass sich hier tolle Leute tummeln, die ich, zumindest über dieses Medium schon seit Jahren kenne und schätze.
Keine Phantasten, aber auch keine Phantasiegeschöpfe, sondern Männer, die neben dem Interesse an außergewöhnlicher Kleidung auch andere interessante Facetten haben und mit denen man sich toll über alles mögliche unterhalten und auch mal super kontrovers diskutieren kann. Das unterscheidet dieses Forum für mich von den meisten anderen und darum komme ich auch nach wie vor gern hierher zurück.

Und was hat das Rock-Tragen mir gebracht?

Eine ganze Menge würde ich sagen!

Klar, es hat mich um eine Menge Erfahrungen reicher gemacht. Ich weiß jetzt, wie es ist, wenn einem der warme Abendwind um die Beine streicht, während man bei einem Spaziergang so richtig schön mit „der Seele“ baumelt. Ich weiß, dass ein Lederrock bei einer starken Brise gewisse Vorteile gegenüber seinem leichten Pendant aus Stoff hat. Aber ich wollte eigentlich anderes erzählen.

Ich habe Begegnungen gemacht und Gespräche geführt, die hätte ich ohne den Rock wohl nie gehabt. Oft sprachen mich Menschen auf meinen Rock an und es entwickelte sich ein interessantes Gespräch. Einmal sprach mich ein hübsches Mädel an, ich dürfe ihren Rock lüften, wenn sie sehen dürfe, was ich unter meinem trüge. Mal ehrlich, wem ist das in Hose schon passiert?

Vor allem aber hat mir das Bewältigen von außergewöhnlichen Situationen einen Schub in meiner Persönlichkeitsentwicklung gebracht.
Wenn man als Mann im Minirock vorbeispaziert, dann kann man sich der ungeteilten Aufmerksamkeit vieler Augenpaare sicher sein. Man kann dadurch das selbstsichere Auftreten in der Öffentlichkeit unglaublich gut trainieren. Denn wirklichen Erfolg erzielen „unqualifizierte Wortspenden“ erst, wenn man Schwäche zeigt. Zeigt Mann im Rock die nicht, kommt man erstaunlich gut rüber.

Andererseits kann man mit Wortmeldungen auf zweierlei Arten umgehen:

  • Man kann sie ignorieren.
  • Oder man kann darauf reagieren. Der bessere Weg!
Zugegeben, es bedarf einiger Überwindung, geradewegs auf eine Gruppe Herren mittleren Alters zuzugehen die an der Bar beim Feierabend-Bier stehen. Aber das Gesicht dessen den man dann um eine Ausführung seines eben von weitem gerufenen Kommentars bittet, ist unbezahlbar. Und das Grinsen seiner Kumpels ebenfalls.

Ich habe aus all diesen Situationen sehr viel für mich mit genommen. Heute bin ich sicher weniger schüchtern als früher, ungewohnte Situationen oder Vorträge vor anderen Leuten machen mir mehr Spaß als je zuvor. Wenn ich mir Gehör verschaffen möchte, gelingt mir das. In meinem Beruf ein großer Vorteil, weil ich häufig Präsentationen und Schulungen halte.

Eine typische Situation aus meinem Privatleben fällt mir dazu gerade ein. Ich war kürzlich im Kino bei einer Premiere. Ein Moderator fragt den vollbesetzen Kinosaal, wer auf die Bühne kommen und eine Gewinnfrage beantworten möchte. Da sieht man, dass eigentlich fast jeder davor zurückschreckt, vor 500 Leuten in ein Mikrofon zu sprechen. Ich hab dafür ein Gratisabo meiner Lieblingszeitung und ein neues Kaffeehäferl bekommen.

Und jetzt?

Bin ich jetzt wieder die graue Maus die in der Masse verschwindet, weil ich keine Röcke mehr trage?

Keineswegs! Ich bin der, der nach wie vor den auffälligeren Kleidungsstil trägt. Der, der stilsicher zum Anzug goldene Krokolederschuhe und den passenden Gürtel trägt. Der, der öfter mal gefragt wird, wo er die coolen Schuhe schon wieder her hat ...

Ach ja, ich bin auch der, der sich den knallroten Passat bestellt hat, während alle anderen Firmenautos schwarz, silber oder grau sind ...

Was rate ich ...

... Dir, der du vielleicht überlegst ob du auch künftig ein Rockträger sein könntest?Ausprobieren! Man weiß erst, wie es sich anfühlt, wenn man es ausprobiert hat. Muss ja nicht daheim sein, wenn man das Umfeld erst einmal nicht damit konfrontieren will. Aber probiere es aus!

Ich hätte mir nie vorstellen können, wie viel Positives ich im Rock erfahren konnte. Und wie wenig Negatives. Mir ist niemals etwas Schlimmes dabei passiert. Blöde Meldungen gab's schon, klar, aber was einen nicht umbringt, das macht einen härter. Sagt ein weiser Spruch und diesbezüglich stimmt er auf jeden Fall.

Nur bitte nicht übertreiben. Deine Mitmenschen haben auch Wünsche die respektiert werden wollen. Hier wurde schon von den unterschiedlichsten Typen berichtet. Partner, Familienmitglieder, Chefs die nie damit leben konnten, welche die es von Anfang an genial fanden und welche, die im Laufe der Zeit damit umgehen konnten. Wie das in deinem Umfeld ist, das solltest du selbst herausfinden.

Dabei wünsche ich dir viel Spaß

Hirti

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Offline McKilit

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #1 am: 05.02.2019 12:51 »
Lieber Hirti,

ich danke Dir für deinen tollen Bericht und auch dafür, wieviel Du von Dir selbst erzählt hast.

Du machst mir damit klar, das es zum einen wichtig ist, sich selbst auszuprobieren und aber auch sich selbst zu reflektieren. Für das einzustehen was einem selbst wichtig ist.

Vielen herzlichen Dank für diese Worte.

Offline Ludwig Wilhem

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #2 am: 07.02.2019 18:51 »
Hallo Hirti

danke für deine offenen Worte. Bei vielen Punkten finde ich mich wieder, darf aber noch Röcke und Kleider tragen. Früher hatte ich mir vieles selber ausgesucht, manches gefiel meiner Partnerin, manches machte sie aggressiv. Mittlerweile haben wir ein Agreement abgeschlosssen, dass sie jedes neues Kleidungsstück mit beurteilt. Vieles darf ich leider nur im Haus oder ohne sie anziehen. Aber es gibt Kleider und Röcke, die auch sie mittlerweile akzeptiert und mit mir in die Öffentlichkeit geht. Somit sieht es bei mir anders aus als bei Dir, ab er ich kann deinen Entschluß gut teilen, die Beziehung wäre auch mir wichtiger als meine Lust Kleider und Röcke zu tragen.
Gruß Ludwig
Ich trage Röcke oder Kleider gerne, denn es sind Kleidungsstücke für uns alle.

Online MAS

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #3 am: 07.02.2019 19:42 »
Lieber Hirti,

die wichtigste Selbstbeobachtung scheint mir zu sein, dass Du Deine Freundin nicht im Holzfällerhemd und unpassender Jeans sehen, sondern wie von Dir beschrieben. Und somit hast Du eine Empathie für Deine Freundin, die Dich nicht im Rock sehen will. Verständlich!

Meine Frau akzeptiert mich im Rock, will aber auch, dass ich sie in Hosen akzeptiere. Ich sähe sie manchmal lieber im Rock und sie mich in der Hose, aber wie respektieren, dass wir uns eben sie in der Hose und ick im Rock wohler fühlen. So kann man es auch machen.

LG, Micha (7.2.2019, 19.42 Uhr)
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Offline hirti

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #4 am: 15.02.2019 10:10 »
Hallo Leute!

Manch einer von euch hat sich vielleicht gewundert, wie ich auf der einen Seite vom Rocktragen schreibe, Bilder zeige und dann dieser Artikel erscheint in dem ich berichte, mit dem Rocktragen aufgehört zu haben.

Leider werden die Artikel dieser Kategorie ohne Datum abgedruckt. So merkt man nicht, dass es wohl fast ein Jahrzehnt her ist dass ich diesen Bericht hier geschrieben habe.

Inzwischen hat sich bei mir die Meinung gefestigt dass ein Mann der einmal die Freude an Frauenkleidern gefunden hat auch nicht mehr damit aufhören mag ohne sich weiter danach zu sehnen. Zumindest bei mir ist das so und so habe ich auch wieder irgendwann damit begonnen.
Aus meiner Freundin ist im Lauf der Jahre meine Frau geworden und wir haben unseren Weg gefunden, mit meinem Kleidergeschmack umzugehen den ich liebe und sie nicht. Ich trage meine weiblichen Outfits selten und mit viel Freude, Kreativität und Liebe zum Detail wenn ich fern unseres Umfelds bin.
Meine Partnerin weiß davon, akzeptiert es, mag es nicht und so passt das für uns beide.

lg

[15.02.2019]

Goldie

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #5 am: 26.09.2019 08:41 »
Mein lieber Hirti,

ich habe deine Ausführungen aufmerksam gelesen und fand es interessant, das du einfach so mit dem Röcke tragen aufhören konntest.
Deiner Partnerin zuliebe. Ich habe damals mit dem Rauchen aufgehört. Auch meiner Partnerin zuliebe. Es war schwer, aber von Erfolg
gekrönt und heute bin ich schon mehr als 10 Jahre rauchfrei und verschwende keinen Gedanken mehr daran.

Bei den Röcken wäre dies anders! Ich trage Röcke und Kleider nicht in der Hauptsache weil ich sie so modisch oder stylisch finde. Der
Hauptgrund ist, das ich es überhaupt nicht mag wenn meine Genitalien ständig eingequetscht werden. Es ist ein so unglaublich befreiendes
Gefühl wenn man diese Enge unter dem Rock nicht mehr hat. Man wird nicht alle 10 Minuten durch ein Zwicken oder Zwacken daran
erinnert das es unbequem ist. Mit weichen weiten Slips und/oder Strumpfhosen unter dem Rock ist das ein so anderes Körpergefühl als mit Hosen.
Das kann man nur verstehen wenn man es ausprobiert hat. Aber DANN kann man nicht einfach wieder darauf verzichten! ICH könnte
dies nicht und würde es auch nicht.

Da ich auch deinen letzten Beitrag gelesen habe, weiß ich nun, das du es auch nicht konntest und einen Kompromiss eingegangen bist - Naja, ob das
auf Dauer klappt wird die Zeit zeigen. Ein besserer Kompromiss wäre es in MEINEN Augen, lieber nur solche Röcke zu wählen die eher männlich
sind. Trifft auf fast alle Jeansröcke schonmal zu und damit kann man sich als Mann auch ÜBERALL sehen lassen. Sogar im Büro, denn ein solcher
Rock ist nicht unmännlich wenn er knielang ist! Dies kann ich dir aus meiner Erfahrung sagen, denn damit hat es bei mir angefangen. Ansonsten
prophezeie ich dir, das du mit der jetzigen Lösung "weit weg wo dich keiner kennt mal einen Rock anziehen" dauerhaft nicht zufrieden sein wirst.
Wie du geschrieben hast war dein Stil immer als Mann rüberzukommen - Mit männlich wirkenden nicht zu kurzen Röcken geht das problemlos!

Auch ich muss Kompromisse eingehen. Meine Partnerin tut sich auch schwer damit, akzeptiert es aber immer mehr. Allerdings ist sie eigentlich auch
Jemand der nie (außer im Urlaub) Röcke oder Kleider trägt und auch keine hochhackigen Schuhe etc. Sie kleidet sich (außer bei den Farben) eher
wie ein Mann es üblicherweise tut.
Daher ist meine Argumentation einfacher wenn ich ihr sage das sie sich eben auch weiblich kleiden soll sie das aber nicht möchte  8) Wenn wir zusammen
weggehen hat sie ein Mitspracherecht welchen Rock ich tragen darf. Obwohl ich sogar auf der Arbeit manchmal ein Kleid trage ist es mit ihr zusammen
derzeit noch ein No Go! Ich verstehe aber das es ein längerer Prozess ist mit dieser Umstellung. Schließlich wird man von Geburt an auf Mann und Frau gepolt.
Das sie Ängste und Sorgen hat das Freunde und Bekannte sich abwenden oder ähnliche Dinge verstehe ich. Manchmal vergreife ich mich auch in der Wahl
dessen was ich kaufen und anziehen möchte und bin froh wenn sie mir den Spiegel vorhält damit ich mich nicht draußen lächerlich mache  :o

ICH könnte nicht mehr darauf verzichten Röcke zu tragen. Kleider müssen nicht unbedingt sein. Sie sind einfach praktisch und noch einen Tick bequemer.
Zum Glück muss ich mich aber nicht allzu sehr bei der Auswahl einschränken und werde mittlerweile sogar von ihr unterstützt. Sie hat oft ein gutes Gespür
dafür was ich tragen kann und was nicht. Bei sich selber ist sie da leider weniger sicher  :( Ich würde sie auch gerne mal in einem schönen Kleid sehen, aber
sie will es einfach nicht. Nun, ich zwinge sie nicht und sie mich nicht.

Goldie

Offline GregorM

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #6 am: 26.09.2019 11:18 »

Bei den Röcken wäre dies anders! Ich trage Röcke und Kleider nicht in der Hauptsache weil ich sie so modisch oder stylisch finde. Der
Hauptgrund ist, das ich es überhaupt nicht mag wenn meine Genitalien ständig eingequetscht werden. Es ist ein so unglaublich befreiendes
Gefühl wenn man diese Enge unter dem Rock nicht mehr hat. Man wird nicht alle 10 Minuten durch ein Zwicken oder Zwacken daran
erinnert das es unbequem ist. Mit weichen weiten Slips und/oder Strumpfhosen unter dem Rock ist das ein so anderes Körpergefühl als mit Hosen.
Das kann man nur verstehen wenn man es ausprobiert hat. Aber DANN kann man nicht einfach wieder darauf verzichten! ICH könnte
dies nicht und würde es auch nicht.


Hallo Goldie,

was ich aus deiner Begründung fürs Tragen von Röcken lesen kann, ist, dass du für dich den Kilt hättest wählen sollen. Er hat alles, wonach du fragst. Noch dazu könntest du möglicherweise auf einen Schlip verzichten oder sie durch einen dünnen Skaterrock ersetzen. Und auf jeden Fall auf eine Strumpfhose, denn untern Kilt ist man immer gut temperiert.

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Leichtgewichtkilt, Marke O'Neil of Dublin. Stewart Navy Tartan

Teurer? Schon, aber wer bezahlt nicht gerne ein bisschen extra für sein Hobby?

Gruß
Gregor

PS. Ich trage auch ganz gewöhnliche Röcke aus der Damenabteilung.

    
Gruß
Gregor

Online MAS

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #7 am: 26.09.2019 15:58 »
Lieber Goldie,

Hirti ist ja längst wieder rückfällig geworden! :)

LG, Micha
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Offline JJSW

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #8 am: 27.09.2019 05:27 »
Hallo Goldie

Was Du geschrieben hast kommt mir aus meiner Beziehung bekannt vor. Auch meine Frau trägt meist nur Hosen und Shirts.
Von meinen Röcken und Kleidern war sie anfangs nicht sehr begeistert.
Inzwischen kann ich nahezu alle Röcke problemlos tragen, zuhause und unterwegs, auch in ihrer Gegenwart.
Manche Kleider mag sie weniger an mir sehen, wenn ich sie in der Heimatstadt trage. Außerhalb oder im Urlaub ist es dann kein Problem.
Und nun trägt sie auch ab und zu gerne mal Rock :)

Mit dem Rauchen aufhören, find ich gut (Hab selber nie geraucht)
Aber aufs Rock tragen verzichten? Das muss nun wirklich nicht sein.

Grüßle
Jürgen


Laßt Euch nicht von Zweifeln plagen
und genießt das Röcketragen

Online Chris Schumann

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #9 am: 27.09.2019 21:56 »
Ein toller Bericht. Vielen Dank dafür!

Ich selbst stand vor 3 Jahren auch am Scheideweg:
Ich hatte seit einem dreiviertel Jahr eine heiße Flamme, und das ganze lies sich sehr gut an.
Ich hatte mir auch geschworen, Sie zeitnah mit meinen Vorlieben vertraut zu machen. Hart aber herzlich.

Nach einem anfänglichen: "Das werden wir schon unter einen Hut kriegen", kristallisierte sich aber bald heraus, das das doch nix wird, solange icih meine Spleens habe.
Ich komme ja aus der High-Heels-Ecke, und habe dementsprechend nicht nur Röcke als "Spleen".
War aber auch egal, das ich ohnehin eine "Homezone" einhalte. Das war bald klar das das nicht gut geht.

Ich hab mich dann damals schon entschieden: Die Dame muss weg! - Klarer Fall !!
Denn wie Hirti vermutlich im nachhinein auch erkannt hat:
Ich bin Ich! - Und ich bin, wie ich bin! - Ich werde mich für niemanden verstellen. Entweder der-/diejenige akzeptiert mich, oder soll es eben bleiben lassen...
Alles andere ist nur eine unnötige Belastung. Und zwar für mich! - Und ich mach mich nicht für andere kaputt...s
Ich möchte mein Leben leben, so wie ich es mag. Das heißt nicht, das ich keine Rücksicht nehme, aber halt eben auch nicht 24/7/365 nur nach der Pfeife anderer tanze...


Gruß,
CES
Es ist schwieriger, eine vorgefasste Meinung zu zertrümmern, als ein Atom... (Einstein)

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Online MAS

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #10 am: 27.09.2019 23:25 »
Alles andere ist nur eine unnötige Belastung. Und zwar für mich! - Und ich mach mich nicht für andere kaputt...s
Ich möchte mein Leben leben, so wie ich es mag. Das heißt nicht, das ich keine Rücksicht nehme, aber halt eben auch nicht 24/7/365 nur nach der Pfeife anderer tanze...


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Online Matthias

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #11 am: 07.11.2019 21:34 »
Hallo Chris,

wie hat sich das denn inzwischen bei dir weiterentwickelt?

Grüße
Matthias
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Offline paul72 (Sally)

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #12 am: 08.11.2019 03:04 »
Alles andere ist nur eine unnötige Belastung. Und zwar für mich! - Und ich mach mich nicht für andere kaputt...s
Ich möchte mein Leben leben, so wie ich es mag. Das heißt nicht, das ich keine Rücksicht nehme, aber halt eben auch nicht 24/7/365 nur nach der Pfeife anderer tanze...


Gruß,
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Ich würde sogar sagen, es täte der Frau auch nicht gut, wenn Sie einen verstellten Partner hätte.

LG, Micha :)

Ich würd sagen,dass das den meissten frauen egal ist, haupsache es wird nach ihrer pfeife getanzt.

Lg
Paul

Offline Barefoot-Joe

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #13 am: 08.11.2019 07:27 »
Ich würd sagen,dass das den meissten frauen egal ist, haupsache es wird nach ihrer pfeife getanzt.

Zum Glück ist meine Frau da anders. Sie hat es völlig akzeptiert, beschwert sich nur mitunter, dass ich zu viele Röcke und Kleider habe. ;) Und in seltenen Fällen gibt es auch mal einen Einspruch, aber mittlerweile weiß ich auch ganz gut, was zusammen passt und wo die Grenzen liegen, so dass das kaum noch vorkommt. Sie trug früher eigentlich auch fast nur Hosen und nachdem ich mit Röcken und Kleidern anfing, begann sie auch wieder vermehrt Röcke und Kleider zu tragen - allerdings nur im Sommer, aber das ist ein Temperaturproblem. So gesehen eine Win-Win Situation.

Das Problem in einer Beziehung ist, dass nicht nur wir unser Rollenmodell überwinden müssen, sondern auch unsere Partnerinnen. Auch sie haben ein Bild im Kopf, wie ein Mann zu sein hat und wie er sich kleiden muss, um ein Mann zu sein. Wenn wir davon plötzlich abweichen bedeutet das für sie vor allem eins: Ihr Mann ist kein Mann mehr. Die Aspekte, die sie schätzen und die für sie im männlichen Rollenmodell definiert sind, werden plötzlich durch feminine Aspekte ersetzt. Für die Partnerin wird der Mann damit zumindest teilweise zur Frau und damit muss sie erst einmal zurechtkommen. Sie muss lernen, dass der Mann immer noch da ist und die Art der Kleidung nichts daran ändert. Das mag zu Hause für viele noch akzeptabel sein, aber je mehr die Partnerin das "Was werden die anderen denken?" im Kopf hat, umso schwieriger wird es. Das ist alles ein Lernprozess - und für den muss sie ja erst einmal auch bereit sein. Und viele sind eben nicht bereit, ihr Leben, das sie ja gerne in geordneten Bahnen haben wollen, in dieser Form in Frage zu stellen und es der Kritik anderer auszusetzen.

Im Grunde ist so etwas ein guter Beziehungstest. Denn eine gute Beziehung ist kein Käfig, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass sich jeder frei entfalten kann und der Partner diese Entfaltung und Selbstfindung auch unterstützt - einfach deshalb, weil in einer guten Beziehung das Glück des anderen immer Vorrang vor dem eigenen Glück hat. Das nennt man Liebe. Und wenn das gegeben ist, dann lernt man sehr schnell, dass die Freiheit des Partners auch die eigene Freiheit ist und dass eine glückliche Beziehung darauf basiert, dass beide glücklich sind. Den Partner in seiner Freiheit einzuschränken, weil man selbst bestimmte Vorstellungen hat, führt weder zu einem glücklichen Partner noch zu einer glücklichen Beziehung.
Ich bin ein Mensch mit Irritationshintergrund.

Normality is a paved road: it’s comfortable to walk, but no flowers grow. - Vincent van Gogh

Offline cephalus

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Re: Aus der Sicht eines ehemaligen Rockträgers
« Antwort #14 am: 08.11.2019 08:01 »
Hallo zusammen!

Mich persönlich erschreckt immer wieder, was ich hier, seit Urzeiten, im Forum über Frauen lese. Dabei ist es ehal, ob es sich um konkrete, reale Erfahrungen handelt, oder es pauschal so angenommen wird und ein Vorurteil zum Fakt erhoben wird.
Es widerspricht schlicht meinen persönlichen Erfahrungen, insbesondere

Ich würd sagen,dass das den meissten frauen egal ist, haupsache es wird nach ihrer pfeife getanzt.

wenn ihnen abgesprochen wird sich um Befindlichkeiten des Partners zu kümmern und dafür nur den eigenen Willen durchsetzen zu wollen.

Zum Glück ist meine Frau da anders. Sie hat es völlig akzeptiert, beschwert sich nur mitunter, dass ich zu viele Röcke und Kleider habe. ;) Und in seltenen Fällen gibt es auch mal einen Einspruch, aber mittlerweile weiß ich auch ganz gut, was zusammen passt

Betrachte ich viele Aussagen im Forum als Realität, kann ich mich dem nur anschließen, auch meine ist da ganz anders ;)

. Für die Partnerin wird der Mann damit zumindest teilweise zur Frau und damit muss sie erst einmal zurechtkommen. Sie muss lernen, dass der Mann immer noch da ist und die Art der Kleidung nichts daran ändert.

Ich denke wenn Frau das so sieht, könnte es wirklich schwierig werden - würde mich meine "teilweise als Frau" empfinden, hätte sie tatsächlich ein Problem. Ein Kleidungsstück ändert aber weder mein Verhalten, noch meine Identität.

Im Grunde ist so etwas ein guter Beziehungstest. Denn eine gute Beziehung ist kein Käfig, sondern zeichnet sich dadurch aus, dass sich jeder frei entfalten kann und der Partner diese Entfaltung und Selbstfindung auch unterstützt - einfach deshalb, weil in einer guten Beziehung das Glück des anderen immer Vorrang vor dem eigenen Glück hat. 

Ich gebe Dir absolut Recht, nur würde ich das Glück des Partners nicht über das eigene stellen, sondern auf das gleiche Niveau - prinzipiell... Allerdings habe ich noch keine nennenswerte Situation erlebt, in der eine Konkurrenz aufgetreten wäre und kann sie mir auch nicht vorstellen ;D

VG
Cephalus


 

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