Hallo Gisbert,
Ich glaube das sich MasinAd hier etwas Missverständlich ausgedrückt hat. Die Aussage bezieht sich wahrscheinlich mehr auf die alten Rollenzuweisungen und der Symbolik der mit ihnen verbundenen Bekleidung.
Vereinfacht formuliert und auf diese Aussage bezogenene Symbolik:
Hose -->Mann --> starkes Geschlecht -->Beschützer
Rock --> Frau --> schwaches Geschlecht -->beschützte
Behielte die Symbolik ihre Gültigkeit bei wäre die Aussage durchaus richtig. Wir müssen aber daran arbeiten die Symbolik der Bekleidung zu ändern, abschaffen werden wir sie nicht können.
Die Symbolkraft der Bekleidung ist schon erschreckend, wenn man bedenkt daß durch das bloße tragen entsprechender Kleidung, in den Augen eines unwissenden Betrachters, aus einem Niemand eine bedeutende Person wird und umgekehrt. Dieser Umstand lädt natürlich geradezu zum Missbrauch desselben ein z.B. Hochstapler, Heiratsschwindler u.s.w. (wer misstraut schon einem Mann im teueren Nadelstreifenanzug).
Ich hoffe daß mir die Deutung der Aussage von MasinAD einigermaßen gelungen ist.
Darüber können wir vielleicht streiten, würde aber voraussetzen, dass es eine absolute Deutung meiner Aussage gibt. In der Tat schließe einerseits von mir auf andere (Projektion, aber das kann man behandeln ;-)), andererseits habe ich dabei die Position aus einem US-amerikanischen Forum übernommen, wonach Männer Anzüge tragen, um darin Schutz zu finden. Verallgemeinernd betrachte ich Männerkleidung als den pragmatischen Ausdruck ständiger Kampf- und Verteidigungsbereitschaft. Frauen finden Schutz und Geborgenheit im Freundeskreis, in der Familie, beim Partner. Männer finden Schutz und Geborgenheit im Ausfüllen ihrer Rolle und in ihrem Anzug.
Da der Mann an die Hose gewöhnt ist und Ungewohntes verunsichert, wäre dies eine zweite Interpretation.
Es ist sowohl eine symbolische als auch eine psychologische Betrachtung zulässig (und vermutlich weitere). Zumindest ich empfinde so, dass ein Rock mir draußen auf der Straße oder in Gesellschaft derer, die mich nicht im Rock gewohnt sind (aber davon wissen), weniger Gefühl von Schutz und Geborgenheit bietet als eine gleichlange Hose, dafür aber eben Freiheit und Entlastung. Am intensivsten merke ich das bei meinem Minirock, der mir eine handbreit über den Hintern reicht. Eine gleichlange Shorts stellt ein bedeutend geringeres 'Problem' dar.
Ich würde die damit einhergehende Symbolik aber nicht ändern sondern zerlegen, wie ich es hier in diesem Forum (und in der BriCom und bei gofem) auch schon praktiziere: Was ist denn eigentlich 'weiblich', was 'männlich'? Beginnt man damit, stößt man zu Begriffen vor, die auch Männer sich zueigen machen können. Die Symbole werden einfach unterwandert und übernommen. Dafür muß man aber seine Sprache zügeln und lernen, 'weiblich' und 'männlich' (und Synonyme) als vermeintlich selbsterklärende Begriffe zu vermeiden.
Andererseits wird ein Streben nach Ästhetik und Feinsinn (die einzigen an Mode anlegbaren emanzipierten Kriterien) immer mehr dadurch vereitelt, dass Männer in solchen Sachen zu Autisten erzogen werden, die Dinge wild durcheinander würfeln oder bestenfalls:
- für Frauen alles 'schön' finden, was eigentlich nur sexuell reizvoll ist (und Aufmerksamkeit auf sie lenkt)
- für Männer alles 'schon' (der Begriff wird für Männer zumeist gar nicht verwendet) finden, was eigentlich nur Ausdruck von körperlicher, sozialer oder ökonomischer Stärke ist (geht doch mal im Geiste durch, was Eure besonders männlichen Bekannten so an Ästhetik verfolgen: harte Musik, schnelle und starke Autos, Fußball, Eishockey, Formel 1, Motorräder, Technik usw. -- überall sind Kraft und Leistung ausschlaggebend)
Die Einteilung muss man nicht mal auf Männer beschränken, auch viele, viele Frauen denken so -- was mich zu dem Schluss geführt hat, dass modisch-ästhetische Legastheniker zu großen Teilen auch dort zu finden sind. Das sklavische Befolgen einfacher Regeln bringt nie etwas Neues hervor. Der gekonnte Regelbruch ist es.
Zu den beiden Punkten nochmal: Aufgeklärtere Geschlechtsgenossen, die Frauen wirklich als gleichwertige Menschen wahrnehmen wollen, verurteilen alles vermeintlich 'Weibliche' als unnötigen Schnickschnack. Die Alternative kommt ihnen gar nicht in den Sinn: Frauen damit als gleichwertig zu betrachten, dass man mal deren Eigenheiten übernimmt. Es spricht also die pure Arroganz daraus, dass klassisch 'weibliche' Eigenheiten nichts Erstrebenswertes sein können, allein das 'Männliche' birgt das Seelenheil.
Und so komme ich wieder auf den Ursprungsteil zurück: Männer sind gesellschaftliche Einzelkämpfer, müssen in sich alles vereinen und schützen, was sie in der Gesellschaft benötigen. Es ist ein Anspruch höchster Autarkie, man kann es, man bringt es, man zeigt keine Schwächen. Einen Rock zu tragen heißt, von diesem Anspruch abstandzunehmen. Intelligentere Kritiker könnten da den Begriff des 'Geschlechtsverräters' prägen ;-).
LG
Masin