Autor Thema: Rockfreundliche Arbeitgeber  (Gelesen 33261 mal)

Offline cephalus

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Rockfreundliche Arbeitgeber
« am: 31.05.2012 18:09 »
Hi!

Als ich gestern den Corte Inglès im Zentrum Madrids betrat, fiel mir gleich ein Verkäufer in der Kosmetikabteilung auf, weil er scheinbar auf seiner Glatze eine Kippa trug. Beim Näherkommen erkannte ich, dass es sich nicht um eine Kappe sondern im einen kreativen Haarschnitt handelte. Auch sonst stellte er eine ungewöhnliche Erscheinung dar: Shorts (eigentlich unüblich) lackierte Fingernägel ein weit ausgeschnittenes ärmelloses Shirt und eine schwere Halskette.
Als ich heute wieder dort war, habe ich ihn schon von weiten wegen der Frisur gesehen und bin dann mal vorbeigegangen um zu sehen, ob er heute auch wieder so kreativ gekleidet sei. Ich war überrascht, dass er heute einen knapp knielangen schwarzen geraden Rock trug, schwarzes Hemd und statt der dort sonst üblichen Krawatte eine auffällige, gut 15 cm lange Klammer oder Nadel aus Silber, mit bunten Steinen .

Was mich überrascht  ist die Tatsache, dass sonst scheinbar schon ein Dresscode fürs Verkaufspersonal existiert.
Ob die Chefs den Dresscode sehr großzügig auslegen oder der Herr Narrenfreiheit genießt weil er einen wirklichen Hingucker darstellt wäre interessant…

Jedenfalls geht es scheinbar bei manchen Firmen durchaus, in öffentlichkeitswirksamer Position als Mann Rock zu tragen – sogar in Spanien.
Kennt noch jemand ähnliche Beispiele?

Cephalus

karli

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #1 am: 31.05.2012 18:33 »
Kennt noch jemand ähnliche Beispiele?

..ja, ich!
Denn meinereiner hat Narrenfreiheit bei DB Regio. Bis zum obersten Chef - sogar bis in die Zentralen nach Berlin und Frankfurt- ist der verrückte Rockträger bekannt. Und da für alle diese Chefs nur Leistung - und nicht nur das Outfit- zählt, wird es toleriert.
Es kommen sogar ab und zu extra aus den Zentalen Leute, um einmal den "Mann im Rock" zu sehen.
Aber ich betreibe auch einiges an Öffentlichkeitsarbeit bei der Bahn.
Also so lange ich meine Leistung bringe, ist mein Outfit (letztes Jahr war ich 2x in Hosen im Büro) toleriert.
Leider dürfen aus Dresscodegründen die Damen nicht so kurz tragen wie ich- schade....
Übrigens hat mein Outfit auch Auswirkungen auf die Ladies- sie tragen viel öfter Rock.

Kurze Frage zu Spanien:
Ich habe gehört, dass dort Generalstreiks anstehen, falls das verordnete Sparpaket durchgesetzt wird.
Das macht mir Angst, denn ich bin vom 07.07.-10.07. in Spanien und Portugal unterwegs.
Gibt es da schon Erkenntnisse, ob oder wann gestreikt wird und ob die Züge betroffen sind?

Viele Grüße
Karli

Offline hirti

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #2 am: 31.05.2012 18:46 »
Hey Karli!

Das klingt ja super was du da erzählst!
Du bist mir zwar schon ewig als bosnders stilsicherer Rockträger bekannt, aber dass du dir diese Freiheit auch in der Arbeit erarbeiten konntest, das wusste ich nicht.
Es spricht für deinen Arbeitgeber der zeigt dass ihm deine Leistung wichtiger ist als deine Optik. Und es spricht auch für dich, denn du scheinst deine Sache im Rock recht gut zu machen.
Hast du eigentlich jemals hier erzählt wie du begonnen hast, in der Arbeit im Rock zu erscheinen und ob es ein Kampf war bis du als Rockträger da akzeptiert wurdest?

Kompliment jedenfalls!
Hirti

Offline cephalus

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #3 am: 31.05.2012 19:39 »
Kurze Frage zu Spanien:
Ich habe gehört, dass dort Generalstreiks anstehen, falls das verordnete Sparpaket durchgesetzt wird.
Das macht mir Angst, denn ich bin vom 07.07.-10.07. in Spanien und Portugal unterwegs.
Gibt es da schon Erkenntnisse, ob oder wann gestreikt wird und ob die Züge betroffen sind?

Ich glaube das weis niemand wirklich - das Sparpaket wird wohl kommen, aber wenn man hier mit den Leuten redet, ist die Meinung sehr geteilt, sowohl zu Paket, als auch zu Streik. Die Stimmung ist allgemein eher schlecht, vor allen bei den Jüngernen, die meist keine Arbeit finden - und jetzt soll auch noch der Rotstift an Unis und Schulen angesetzt werden.
Auch wenn es zynisch ist - Streiks werden von Gewerkschaften organisiert, Mitglieder sind Arbeitnehmer, aber die Streikwilligsten hatten noch nie Arbeit ...

Wie ich Land und Leute kenne könnte ich es mir aber schon vorstellen.

Hast du eigentlich jemals hier erzählt wie du begonnen hast, in der Arbeit im Rock zu erscheinen und ob es ein Kampf war bis du als Rockträger da akzeptiert wurdest?

Ganz ehrlich kann ich mich daran auch nicht erinnern. Dass Du schon mal im Rock arbeiten gehst war mir bekannt, dass es der Standard ist, überrascht mich aber schon

LG
Cephalus


Offline skirty19

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #4 am: 31.05.2012 22:02 »
Zitat
Und da für alle diese Chefs nur Leistung

weh dem welcher mal in der Leistung einknickt und Rock trägt - das gefundene Fressen dann?

Muss man mit Rock mehr Leistung bringen? Das hört sich danach an das Durchschnittleistende besser keine Extravaganzen sich erlauben sollten.


Offline ChrisBB

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #5 am: 01.06.2012 08:50 »
Hi skirty19,

irgendwie erinnert mich dies an die Diskussion, dass Frauen in Ingenieursberufen angeblich mehr leisten müssen, um auf die gleiche Anerkennung zu kommen, als Männer.
Vielleicht sollten wir einfach den Rock ohne weitere Diskussion am Arbeitsplatz einführen. Jene Schwetzinger Brauerei hat es ja schon getan.
Als die Männer anfingen, Ohrringe zu tragen, da ging das am Arbeitsplatz doch auch. Ok, das war eine andere Zeit, die schon 25 Jahre zurück liegt.

Gruß,
ChrisBB

Offline Peter

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #6 am: 01.06.2012 10:07 »
weh dem welcher mal in der Leistung einknickt und Rock trägt - das gefundene Fressen dann?

Muss man mit Rock mehr Leistung bringen? Das hört sich danach an das Durchschnittleistende besser keine Extravaganzen sich erlauben sollten.

Hallo,

wenn du gefeuert werden sollst, wird man schon einen Grund finden, -wenn der Personalverantwortliche nicht total doof ist...

Oder einen passenden provozieren/konstruieren.

Oder deine Reisekostenabrechnungen mal prüfen...

Gruss

Peter aus T.

 
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Offline Peter

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #7 am: 01.06.2012 10:24 »
Als ich heute wieder dort war, -/-

Und, was hat er heute an?  ;D

Jedenfalls geht es scheinbar bei manchen Firmen durchaus, in öffentlichkeitswirksamer Position als Mann Rock zu tragen – sogar in Spanien. - Kennt noch jemand ähnliche Beispiele?

Vielleicht ist die Kosmetikbranche ein bischen offener: bei Douglas in Wiesbaden war schon vor Jahren jemand, der dort als Mann angefangen hatte zu arbeiten, dann über die Zeit sich immer weiblicher kleidete und dann vielleicht 2, 3 Jahre später eine Frau war. Ich habe das damals beobachtet, nicht weil ich Kosmetik kaufe, sondern weil er bzw. später sie mich öfters beim Trampen mitgenommen hat. Wie auch immer: scheint kein Problem im Job gewesen zu sein.

Zu der Jetztzeit: am Empfangstresen der Stadtverwaltung in Bordeaux/Frankreich sitzt oft ein Mann in, sagen wir mal, 'vogeliger' Kleidung. Hab ihn zwar nicht im Rock gesehen, aber Farben und Schnitte sind einem seriösen Beamtenapparat eigentlich nicht angemessen, geht aber anscheinend trotzdem. Ist nicht nur mir positiv aufgefallen.

LG nach Madrid

Peter

   
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Offline Asterix

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #8 am: 01.06.2012 13:25 »
Zitat
Und da für alle diese Chefs nur Leistung

weh dem welcher mal in der Leistung einknickt und Rock trägt - das gefundene Fressen dann?

Muss man mit Rock mehr Leistung bringen? Das hört sich danach an das Durchschnittleistende besser keine Extravaganzen sich erlauben sollten.



Man kann auch so argumentieren: Nur mit Rock bzw. Kleidungsfreiheit ist die ganze Leistung zu bringen. Macht Dich seelisch frei...

Gruß, Asterix
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karli

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #9 am: 01.06.2012 13:49 »
...mein Gott Leute - legt doch nicht jedes Wort auf die Goldwaage.

Ich bringe meine Leistung wie jeder andere - nur das zählt für meine Chefs und Chefchefs, und nicht wie ich im Geschäft rumrenne.
Wenn ich diese Leistung nicht mehr bringen kann, dann muss ich eben dort aufhören- das hat mit dem Rock überhaupt nix zu tun.
Auf mich wird wegen des Outfits nicht extra geschaut - ich habe einen Rock an und fertig!
Man muss es einfach tun!
Was man natürlich nicht als Firmenneuling tun sollte. Sondern erst die Mitarbeiter von seiner Arbeit überzeugen.
Dann ist immer noch Zeit für´s Röcketragen.
Bei mir im Geschäft sind sie jedenfalls immer besorgt, wenn ich doch mal in Hosen auftauche: Erkältung? Wette? Neue Partnerin?.....

Mein Gott, ich fühle mich wohl und da macht die Arbeit doch auch Spass....


Gruß
Karli

Offline hirti

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #10 am: 01.06.2012 15:04 »
Man kann auch so argumentieren: Nur mit Rock bzw. Kleidungsfreiheit ist die ganze Leistung zu bringen. Macht Dich seelisch frei... Gruß, Asterix

Na dann... viel Spaß im echten Leben wenn du versuchst das deinem Chef zu erklären nachdem er Kunden verloren hat die sich mit der Bemerkung "bei der schw...en Firma kauf' I nix mehr" verabschiedet haben.
Ich glaube, in Branchen wo es um Style, Design, Kreativität, Mode und ähnliches geht, da ist sicher mehr modische Freiheit möglich und man könnte sie sich auch einfach nehmen. In typisch männlich besetzten Branchen, speziell im Außendienst halte ich es aber für eher gefährlich für die eigene Position.

Auf gut Deutsch: So wie ich meine Kunden in der Maschinenbaubranche kenne, denke ich nicht dass ich im Rock die Verkäufe mehr ankurbeln könnte als in Hose und so lass' ich's lieber.
lg, Hirti

Offline cephalus

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #11 am: 01.06.2012 15:28 »
Und, was hat er heute an?  ;D

Sehr kanppe schwarze Shorts, Militärmütze, Militärstiefel, schwarzes Hemd mit einem orden am Kragen geschlossen  ;D
Tatsächlich habe ich einen kleinen Umweg heut in Kauf genommen um zu gucken ;)


Zurück zu Thema:

Lang scheint die Liste der Arbeitgeber eher nicht zu werden. Da bleibts bislang also bei:

El Corte Inglès
Deutsche Bahn


oder ist eder Rest noch nicht getestet?

Cephalus

Offline Peter

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #12 am: 01.06.2012 19:00 »
Lang scheint die Liste der Arbeitgeber eher nicht zu werden. Da bleibts bislang also bei:
El Corte Inglès
Deutsche Bahn
-oder ist eder Rest noch nicht getestet?

-Ferdis Uni,
-diese Brauerei mit den Kilts

...es gibt schon noch ein paar...

Aber wie Hirti sagt: "je nach Branche..." oder wie Karli: "...einfach machen..."

LG

Peter
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Offline skirty19

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #13 am: 03.06.2012 16:57 »
also ich find eben das Anforderung an den Arbeitnehmer unabhängig von persönlicher Lebenweise sein sollte.
Aber wir wissen alle, dass je nach Lage beim Chef mal ein Auge zugedrückt wird.
Ich habe mal gelesen das wenn man sich Extravaganzen am Arbeitplatz erlaubt man ein besser 2 Leistungsstufen drauf packen soll.

Auf Deutsch, wenn einer Leistungmäßig am knabbern ist - warum auch immer - ist der Rock dann vielleicht das gefundene Fressen.


Offline Jürgen64

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Re: Rockfreundliche Arbeitgeber
« Antwort #14 am: 03.06.2012 17:11 »
also ich find eben das Anforderung an den Arbeitnehmer unabhängig von persönlicher Lebenweise sein sollte.
Aber wir wissen alle, dass je nach Lage beim Chef mal ein Auge zugedrückt wird.
Ich habe mal gelesen das wenn man sich Extravaganzen am Arbeitplatz erlaubt man ein besser 2 Leistungsstufen drauf packen soll.

Auf Deutsch, wenn einer Leistungmäßig am knabbern ist - warum auch immer - ist der Rock dann vielleicht das gefundene Fressen.


Als Außendienstler habe ich immer gelernt, dass Dein Chef Dich so lange nicht fragt, wann und wie Du Deine Arbeit machst, solange er mit dem Ergebnis zufrieden ist. Fragt er, stimmt Dein Arbeitsergebnis nicht! Auch wenn in einem Büro noch der Faktor Betriebsklima hinzukommt, so stimmt diese Aussage auch dort noch (*). Im Klartext: wenn er daran denkt ohne Dich auszukommen, dann mag der Rock zwar ein Vorwand sein, aber nicht die Ursache!

Genau der Schuss des Arbeitgebers kann aber auch ganz gewaltig nach hinten losgehen. An der Stelle greift nämlich das AGG. Das bedeutet: mit diesem Vorwand als Kündigungsgrund hat er denkbar schlechte Karten. Der Arbeitnehmer muss nämlich an dieser Stelle noch nicht mal den Beweis erbringen, dass er deswegen gekündigt wurde, sondern der Arbeitgeber muss beweisen dass die Kündigung deswegen nicht erfolgte (Beweislastumkehr). Klartext: er kann, wenn mal wieder etwas Gras über die Sache gewachsen ist, sich einen anderen Kündigungsgrund ausdenken!

(*) der Arbeitgeber muss gemäß AGG sogar dafür sorgen, dass das Betriebsklima mit Deinem Rock noch stimmt, also ggf. die anderen abmahnen!

Gruß
Jürgen
Sei Du selbst. Von den anderen gibt es schon genug!


 

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