Autor Thema: Rock und Mann?  (Gelesen 7658 mal)

Offline Zareen

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Rock und Mann?
« am: 21.12.2013 12:58 »
Hallo,

neulich wollte ich mit meiner Frau schick Essen gehen. Sie im schicken Kleid, ich im langen Rock mit Trachtenhemd und Jacke. Das geht gar nicht, dann bleibe ich zu Hause, intervenierte sie, als ich angezogen war. Aber ich habe ja noch einen schönen Kilt. Also nur das einröhrige Beinkleid getauscht und den Kilt angezogen. Das Restaurant war mäßig besetzt, wir kommen rein, sagen Guten Abend und keine neugierigen Blicke. Die Bedienung freundlich und.... keine Bemerkung. Am Morgen darauf beim Frühstück war nur ein älteres Paar am Nachbartisch und ? Nichts! Außer der Erwiederung des Guten Morgens kein Blick, keine Bemerkung. Auch nicht von der morgendlichen Bedienung, und nicht von der Rezeptionistin, einer jungen Dame Mitte 20.

Das sagt mir doch, daß ein einröhriges Beinkleid, vom Mann getragen, scheinbar in den letzten Jahren bei sehr vielen Menschen schon gar nicht mehr als weibliches Klischee betrachtet wird. Und wer mit einem Kilt beginnt und dann auch mal Röcke zwischendurch trägt, dem kann es wie mir im Sommer auf unserer Terrasse geschehen, daß ein anderer Kiltträger nur sagt: oh, der sieht ja auch toll aus, hast du den neu? Damit meinte er dann meinen kiltlangen khakifarbenen Napapijri-Rock,der mit einigen Schnürungen und Bändseln eher wie ein Männerrock aussieht.

Und den hatte ich zu Hause an, als uns meine Tochter und Enkelin besucht hatte. Reaktion: KEINE. Null. Fast erschreckend normal.

Damit wird jede unsinnige Diskussion um "Röcke tragen nur Frauen - Hosen nur Männer (außer Kilts)" oder "Männer in Röcken sind schwul" tief im Keim erstickt. Wer sich solche Diskussionen wünscht, wenn er im Rock auf die Straße geht, der soll doch dann bitteschön die Passanten mal daraufhin ansprechen. Er wird erstaunt sein, was er zur Antwort bekommt.

Zaka
Mann-sein hängt nicht vom Tragen einer Hose ab.
Warum dann nicht Rock tragen? Nur Mut....

Offline cryptoman

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #1 am: 21.12.2013 17:56 »
Wer sich hinter dem Label "Männerrock" versteckt, lebt im falschen Leben, zumal "kultivierte" Personen ziemlich einfallsreich sind, wenn es darum geht, die Realität zu ignorieren. Dann wird auf Konzepte wie die "Mehrheit," die "Norm" oder noch schlimmer, die "Kultur" ausgewichen, statt einzugestehen, dass man - Aussenstehender - nicht denken kann oder will. ;)
Radelfreudiger Rockextremist

Offline Ce_Jäger

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #2 am: 22.12.2013 16:24 »
[...]
Und den hatte ich zu Hause an, als uns meine Tochter und Enkelin besucht hatte. Reaktion: KEINE. Null. Fast erschreckend normal.
[...]
halllo Zaka

dieses "Reaktion: Keine" - ist so oft, meist ärgere ich mich da nur um meine zuvor selbst gestellten Befürchtungen ;)

Aber eigentlich ist es ja das, was "wir" erreichen wollen; der getragene Rock an sich egal, maximal die Art und Weise eine Randnotiz wert. Die "Hilfe - ein Mann im Rock"-Fraktion wird immer mehr überholt :)

gruß
Ce.
...ob Hose oder Rock - was sollte es denn für einen Unterschied für mich machen?

Offline Zareen

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #3 am: 22.12.2013 23:08 »
Wer sich hinter dem Label "Männerrock" versteckt, lebt im falschen Leben

Warum wird eigentlich alles auf "Manner...." und Frauen...." reduziert.
Kaufe ich mir eine "Damenhose", weil sie mir im Schnitt gefällt, kommt niemand, wirklich NIEMAND auf die Idee, zu sagen: "sieh mal, ein Mann in Frauenklamotten".
Warum nicht?
Weil es in den Köpfen immer noch nach Klischee zugeht: Wenn ein Mann eine Hose trägt, tut er recht. Trägt eine Frau eine Hose, trägt sie etwas, was extra für sie geschneidert ist, eine "Damenhose", die passt eh keinem Mann. Und schließlich haben sich Frauen dieses Recht (?) mühsam erkämpft.

Geht's noch?

Was machen wir denn mit Hosen, die aufgrund ihres Schnittes sowohl Frauen, als auch Männern passen?

Werden die je nach Träger umgewidmet? Nein, die heißen dann aus Unsicherheit einfach (leider vom Hersteller vorgegeben) "unisex" und so sind die Größen dann auch XS, S, M, L, XL usw.
Es gibt Unisex-Hosen, Unisex-T-Shirts, Unisex-Jacken, Unisex-Schals, Hüte, Handschuhe, und, und, und....

Nur keine Unisex-Röcke. Und DAS muß sich ändern!

WANN kommt der UNISEX-Rock?

Gehe ich einen Klamottenladen und sage "ich hätte gerne eine Hose", kommt die Antwort "welche Größe haben Sie?"
Gehe ich einen Klamottenladen und sage "ich hätte gerne einen Rock", kommt die Antwort "welche Größe hat die Dame?"
Sage ich dann "nein, für mich" sehe ich erst einmal in ein irritiertes Gesicht und danach kommt meist ein OK. (kommt eher selten vor, weil die DOB-Abteilungen meist Selbstbedienung sind.

Kaufe ich mir eine Geldbörse, die schön viele Fächer hat, sie für gut befinde und sage "die nehme ich", kommt garantiert die Antwort "soll ich die als Geschenk einpacken?" sage ich "nein, die brauche ich selbst" - nun kommt der für sie wichtige Nachsatz von der Verkäuferin, damit ich auch für mich ja das rechte kaufe, "das ist aber eine Damen-Geldbörse".  >:(  Und dann fange ich an zu diskutieren....

Wenn ich für mich etwas als praktisch, brauchbar, nutzenswert einstufe, mit welchem Recht sagt mir jemand, "das ist nichts für dich, das ist nur etwas für's andere Geschlecht".

Haben die Frauen Angst? Scheinbar ja.
Angst, daß wir kleine dumme vertrottelte Männchen von unseren Sandkästen, in denen wir Claims abstecken üben, Kriegsszenarien nachspielen, aufschauen und plötzlich herausbekommen, daß es außer Rennen auf der Autobahn zu fahren, und Autos und Motorräder tunen auch noch eine weniger eingeschränkte Welt gibt, in der es praktischere Gegenstände des täglichen Bedarfs gibt, bequemere Kleidung, angenehmere Stoffe, usw...?
(entschuldigung für diesen sehr klischeehaften schwarz-weißen Sarkasmus!)

Mädels! Freut Euch doch über den Mut, den immer mehr Männer aufbringen, aus Klischees auszubrechen. Habt Ihr doch schon hinter Euch.

 :D Z.
Mann-sein hängt nicht vom Tragen einer Hose ab.
Warum dann nicht Rock tragen? Nur Mut....


androgyn

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #4 am: 23.12.2013 00:31 »
Nur bringen die Frauen eher Verständnis auf, die in der Emanzipation aufgewachsen sind. Das sind die älteren Frauen. Die jungen Mädels und Mitte 30 Frauen wissen doch gar nicht, dass früher Frauen, Hose tragen verboten war.

Offline GregorM

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #5 am: 23.12.2013 08:04 »
Hallo Zaka,

eine schöne Geschichte vom Restaurant.

Und wer mit einem Kilt beginnt und dann auch mal Röcke zwischendurch trägt…
Und den hatte ich zu Hause an, als uns meine Tochter und Enkelin besucht hatte. Reaktion: KEINE. Null. Fast erschreckend normal.

Ja, es geht und auch im Rock. Mit dem richtigen Umfeld und dem eigenen passenden Einsatz.

Gruß
Gregor  
Gruß
Gregor

Offline DesigualHarry

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #6 am: 23.12.2013 10:35 »
Hallo!

Ich selber sehe das Problem eher darin, dass unsere derzeitige Gesellschaft wohl keine Eigenständig handelnde Menschen haben möchte...Sie werden auch von keiner Schule, keinem Staat und keiner Weltreligion gefördert. Weil eben nur der unselbständige Mensch manipulierbar wird. Und so Leben wir halt in einer Welt wo Männer das tun dürfen was andere Menschen für sie für richtig halten, und umgekehrt Frauen das tun dürfen was andere Menschen für sie für richtig halten.

Gruß Harry :)

androgyn

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #7 am: 23.12.2013 12:53 »
Hallo!

Ich selber sehe das Problem eher darin, dass unsere derzeitige Gesellschaft wohl keine Eigenständig handelnde Menschen haben möchte...Sie werden auch von keiner Schule, keinem Staat und keiner Weltreligion gefördert. Weil eben nur der unselbständige Mensch manipulierbar wird. Und so Leben wir halt in einer Welt wo Männer das tun dürfen was andere Menschen für sie für richtig halten, und umgekehrt Frauen das tun dürfen was andere Menschen für sie für richtig halten.

Gruß Harry :)



Bei den Männern könnte es ausnahmslos funktionieren. Haben keine eigene Meinung, sofern sie nicht von anderen Männern und besonders Frauen befürwortet wird.
Frauen werden sich nichts sagen oder auf diktieren lassen. Sie sind das stärkere Geschlecht.

Offline DesigualHarry

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #8 am: 23.12.2013 13:34 »
Hallo shir!

Ich möchte hier nur über das Thema Mode sprechen. Die Situation derzeit das es Frauen erlaubt ist alles anzuziehen, ist ja auch nur deshalb so weil es eben wiederum andere so sagen... So höre ich oft von Frauen sagen "das trägt man jetzt so" , oder "das ist jetzt Mode". Aber genau wie bei Männern machen sich eben auch viel zu wenige Frauen Gedanken ob dieses oder jenes Kleidungsstück wirklich zu mir passt. Sie beziehen das Recht alles anzuziehen eben auch von anderen, gleich wie die Männer es umgekehrt machen. Frauen lassen sich deshalb nichts in Sachen Mode sagen, weil ihnen niemand wiederspricht.

Offline cryptoman

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #9 am: 23.12.2013 13:37 »
Hallo!

Ich selber sehe das Problem eher darin, dass unsere derzeitige Gesellschaft wohl keine Eigenständig handelnde Menschen haben möchte...Sie werden auch von keiner Schule, keinem Staat und keiner Weltreligion gefördert. Weil eben nur der unselbständige Mensch manipulierbar wird. Und so Leben wir halt in einer Welt wo Männer das tun dürfen was andere Menschen für sie für richtig halten, und umgekehrt Frauen das tun dürfen was andere Menschen für sie für richtig halten.

Gruß Harry :)



Bei den Männern könnte es ausnahmslos funktionieren. Haben keine eigene Meinung, sofern sie nicht von anderen Männern und besonders Frauen befürwortet wird.
Frauen werden sich nichts sagen oder auf diktieren lassen. Sie sind das stärkere Geschlecht.


Der Witz war gut. Das Problem mit der Verallgemeinerung eben. ;D Das die Mehrheit der Frauen individualistischere Menschen wäre, darf Angesichts eines großen Marktsegments von Modemagazinen und Ratgebern, die Frauen sagen, was sie zu mögen oder zu denken haben, bezweifelt werden. Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass Frauen ohne den 2. Weltkrieg und staatlich subventionierten Feminismus, derartige Bekleidungsfreiheiten hätten.
Radelfreudiger Rockextremist

androgyn

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #10 am: 23.12.2013 20:08 »
"das trägt man jetzt so" , oder "das ist jetzt Mode".
Sag ich auch immer, falls blöde Kommentare kommen.
Aber genau wie bei Männern machen sich eben auch viel zu wenige Frauen Gedanken ob dieses oder jenes Kleidungsstück wirklich zu mir passt.

Richtig, Männer machen sich, wenn sie modebewusst sind, weit aus mehr Gedanken, was passt und was nicht.

Sie beziehen das Recht alles anzuziehen eben auch von anderen, gleich wie die Männer es umgekehrt machen. Frauen lassen sich deshalb nichts in Sachen Mode sagen, weil ihnen niemand wiederspricht.

Warum lassen sich die Männer reinreden? Tun doch sonst immer so, als wenn sie die besten, schönsten und stärksten wären.

Zitat
Das die Mehrheit der Frauen individualistischere Menschen wäre, darf Angesichts eines großen Marktsegments von Modemagazinen und Ratgebern, die Frauen sagen, was sie zu mögen oder zu denken haben, bezweifelt werden.

Und Mens Health z.B. sind keine sexistischen Modemagazine die uns etwas vorschreiben? Wieder erlebt. Die Frauen sind wohl die Ratgeber der Männer in Sachen Mode?! Ich lasse mir von keiner Frau irgendetwas vorschreiben was ich zu mögen und zu denken habe.

Zitat
Darüber hinaus ist es unwahrscheinlich, dass Frauen ohne den 2. Weltkrieg und staatlich subventionierten Feminismus, derartige Bekleidungsfreiheiten hätten.

Möglich. Muss aber nicht. Man sieht aber daran, dass Männer nur unterdrücken.

Offline Peter

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #11 am: 24.12.2013 13:37 »
"das trägt man jetzt so" , oder "das ist jetzt Mode".
Sag ich auch immer, falls blöde Kommentare kommen.

Hab' ich auch schon festgestellt: der Spruch "Das ist die neueste Mode aus Paris!" reicht oft völlig aus als Erklärung für ungewöhnliche Garderobe.

Entweder der Gegenüber ist damit völlig zufrieden, -oder er erzeugt ein Gefühl von "anscheinend-bin-ich-nicht-mehr-auf-dem-Laufenden"...

LG

Peter
Jetzt sind die guten alten Zeiten, nach denen wir uns in zehn Jahren zuruecksehnen werden.

Offline Remoulade

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Re: Rock und Mann?
« Antwort #12 am: 08.01.2014 08:19 »
Die Bekleidungsfreiheit der Frauen ist auch eine Gefahr, wenn sie dann zugunsten der sogenannten "aktuellen Mode" auf jegliche Ästhetik verzichten zu dürfen meinen. Mann erinnre sich bitte nur einmal an die 80er, als die unsäglichen Leggins aufkamen, worin sich schon eher angjahrte Damen in möglichst enge Kleidungsstücke zwängten und sich dabei kaum darum zu kümmern schienen, wie die überquellenden Speckröllchen eher eine Karrikatur ihrer selbst abzeichneten ...
Und nur weil sich ein paar Designer etwas aus den Fingern gezogen haben, damit sie ihren Umsazt weiterhin generieren können, heisst dies noch lage nicht, dass sämtlich Entwürfe auch schön odr ansehnlich sein müssen.
Aber wie schon an anderer Seite erwähnt: "De gustibus disputandum non est!" Also sich einfach denjenigen zuwenden, die einen ähnlichen Geschmack haben ...
Natürlich gibt es auch wertvolle Hinweise von anderen, denn niemand ist unfehlbar und Feedback kann sehr bereichernd sein, wenn es ehrlich und korrekt vorgetragen wird, was aber für viel offenbar nicht ganz so einfach ist. Solange ich niemanden verletze, nehme ich mir die Freiheit heraus, kleidungstechnisch das zu tun und lassen, was mir gefällt und was ich für rechtens erachte!


 

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