Ich muss ja nicht jeden Modetrend mitmachen. Wenn ich einen Basisfundus an Röcken etc. habe, brauche ich nicht jede Saison was Neues zu kaufen. Ausserdem gibt´s zeitlose Modelle, die ich tragen kann, bis sie auseinander fallen.
Hier sehe ich vielleicht auch einige Probleme:
1. Männer sind der Modeindustrie nicht so attraktiv wie Frauen. Sie haben keinen Innovationsdrang, und sie begnügen sich sowieso mit wenigen Sachen im Schrank. Deshalb ist man bei Männern weniger aufmerksam auf kleinere Segmente, die sich kaum lohnend zeigen würden.
2. Männer im Rock könnten Frauen abwegig aussehen, nicht nur weil im Rock, sondern weil in einem Rock, den sie für total unmodisch und deshalb jetzt ganz daneben hielten.
Gruß
Gregor
Hi Gregor,
ich verstehe, was Du meinst:
zu 1.) Wenn der typische (?) Mann sich mit wenigen Klamotten begnügt, ist er für die Modeindustrie ein uninteressanter Kunde. Wenn ein Kunde wenig Umsatz verspricht, geben sich die Modeverkäufer weniger Mühe mit Innovationen. Auch sind die Stückzahlen geringer und das Angebot sehr überschaubar.
Hier wird auch die Wechselwirkung deutlich: Die Industrie bietet nur das an, was gefragt ist. Wenn Männer keine Röcke verlangen, werden keine angeboten.
Ich habe vor kurzer Zeit eine Verkäuferin bei Carl Gross gefragt, warum sie keine roten Sakkos im Laden anbieten. Sie sagte darauf, dass die Kunden nicht nach so was fragen (ich war wohl der erste in dieser Filiale, der gefragt hat). Im internet bietet Carl Gross solche Sakkos an.
zu 2.) Wenn Frauen Männer in altmodischen Röcken noch abwegiger finden, als in Röcken überhaupt, bin ich „gezwungen“, up-to-date zu sein, um nicht ganz daneben zu liegen.
Aber wo ist der Unterschied zwischen daneben und ganz daneben? Mich interessiert nur die Meinung meiner Frau. Und die hat das Selbstbewusstsein und die Größe, einen Mann im Rock (mich) zu akzeptieren, zu respektieren, zu lieben.
Ob andere Leute (Frauen oder Männer) nun denken, dass ich daneben oder voll daneben liege, ist total wuarscht (egal). Leute, die Männer in Röcken ablehnen, werden ihre Meinung auch nicht ändern, wenn ich modisch top aktuell bin. Und Leute, die es akzeptieren, werden vielleicht sagen, wenn er einen modischeren Rock tragen würde, sähe er noch besser (!) aus.
Ich finde, dass es genügend zeitlose Damen-Röcke gibt, die alle Modeströmungen überdauert haben. Ein knielanger, schwarzer Bleistiftrock z.B. geht immer, Jeansröcke kommen auch immer wieder „neu“ auf, von Minis ganz zu schweigen.
Auf dem Flohmarkt habe ich neulich einen Bildband von Kopenhagen erworben. Die Fotos sind etwa Ende der 60er-Jahre aufgenommen worden. Die Frauen auf den Fotos tragen Kleider oder Röcke, die sie heute tragen könnten, ohne dabei altmodisch zu wirken.
Die Vielfalt ist im Bereich der Damenmode recht groß, in abgeschwächter Form auch bei den Herren. Somit ist es leicht, modisch einigermaßen en vogue zu sein. Ob das dem Betrachter gefällt, ist eine ganz andere Sache.
Gruß
H4A