Lieber Dr. Heizer,
nicht schlecht geschrieben, wie meistens. Allerdings wird von dem Anschlag in Paris viel mehr berichtet als von dem in Nigeria, der gestern statt fand. Frankreich ist uns halt näher.
Lieber Ce.,
ich habe kein Feindbild PEGIDA, ich kritisiere es nur.
Ich gebe zunächst mal einen Link:
http://www.ksta.de/politik/interview-mit-islamwissenschaftler-korchide--berauscht-von-der-eigenen-macht-,15187246,29515374.html Prof. Khochide ist allerdings kein Islamwissenschaftler, sondern islamischer Theologe, für die, die zu differenzieren wissen und es genau wissein wollen.
Dann wurde mir heute das hier zugeschickt:
"Sehr geehrte Damen und Herren,
im Anhang finden Sie die soeben veröffentlichte Sonderauswertung Islam der Bertelsmann Stiftung zum regelmäßig erhobenen Religionsmonitor.
Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick
1. Muslime in Deutschland sind mit Staat und Gesellschaft eng verbunden – unabhängig von der Intensität muslimischen Glaubens.
2. Das Leben als religiöse Minderheit prägt religiöse Orientierungen und Werthaltungen der Muslime in Deutschland. Diese denken häufiger über Glaubensfragen nach und sind insgesamt liberaler als Muslime in der Türkei.
3. Der offenen Haltung vieler Muslime in Deutschland steht aber eine zunehmend ablehnende Haltung der Mehrheit der Bevölkerung gegenüber. Die 4 Millionen in Deutschland lebenden Muslime leiden unter einem negativen Image, das vermutlich durch die kleine Minderheit der radikalen Islamisten (weniger als 1 % aller Muslime) geprägt wird.
4. Islamfeindlichkeit ist keine gesellschaftliche Randerscheinung, sondern findet sich in der Mitte der Gesellschaft. Islamfeindlichkeit als salonfähiger Trend kann zur Legitimation diskriminierender und ausgrenzender Verhaltensweisen gegenüber einer Minderheit genutzt werden.
5. Regelmäßige persönliche Kontakte helfen Vorurteile gegenüber Muslimen abzubauen. Häufig aber fehlen die Gelegenheiten."
Den Anhang kann ich natürlich nicht hier anhängen. Im Netz fand ich es so auch nicht, aber vielleicht findet Ihr es ja:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/de/unsere-projekte/religionsmonitor/Desweiteren kam eben das hier bei mir an:
""MuslimInnen und FreundInnen wehren sich gegen Gewalt und Angstschürung". Friedenskundgebung in Köln am Sonntag, dem 11.01.2015.
Gemeinsam mit euch/Ihnen möchte ich diesen Sonntag dem Frieden gedenken, welcher und langsam durch die Hände entgleitet. Zusammen möchte ich mit euch/Ihnen ein Zeichen setzen. Ein Zeichen dafür, dass es uns als zivile Bevölkerung reicht! Genug Hass wurde geschürt, Gewalt umgesetzt, Angst gesät und Rassismus freien Lauf gegeben. Es reicht! Wir dürfen uns gegenseitig nicht mehr verletzen! Wir müssen zueinander finden! Miteinander sprechen. Einander aushalten und Lösungen finden! Als Völker gegen Spaltungen und Gefahren zusammenhalten! Und eine klare Haltung haben: Übungsheften Gesellschaften darf kein Platz für Gewalt, Terror und Rassismus sein. Egal aus welcher Ecke.
Mit euch/Ihnen möchte ich die Stimme des Friedens erheben:
Ort: Domplatte Köln (Römerbogen)
Uhrzeit: 15:00-17:00 Uhr
Gedenkkerzen und friedliche Plakate sind willkommen.
Ich werde den Glauben an den Frieden nie aufgeben. Und wenn ich alleine dort stehe.
In Frieden und Liebe.
Eure/Ihre
Saloua Mohammed
Menschenrechts- und Friedensaktivistin"
Zu Jan Assmann empfehle ich sein Buch: Die Mosaische Unterscheidung.
Jesus war Jude. Muhammad beruft sich auf die Offenbarungen Gottes in der Thora und im Evangelium. Insofern stehen beide in der Tradition Abrahams, Isaaks bzw. Ismaels und Moses. Laut Assman geht die gegenüber anderen Religionen intolerante Form des Monotheismus auf Moses zurück. Das mag man jetzt kritisieren und sagen, dass Moses ja auch schon Vorgänger hatte. Aber die Zehn Gebote, deren erstes hier besonders wichtig ist, sind von ihm übermittelt worden. (Mal davon abgesehen, dass die Thora ca. 700 Jahre später geschrieben wurde und nicht von Moses stammt.)
Den Zusammenhang zwischen dem islamistischen Terrorismus und den - sagen wir mal - patriotischen Forderungen der Front National, PEGIDA usw. hat doch Hajo ganz gut erklärt.
Ich fasse es mal so zusammen:
1. Islamisten wollen die Demokratie und den Säkularismus abschaffen.
2. Dazu wenden sie Gewalt an.
3. Ziel ist es zudem, junge Muslime auf ihre Seite zu kriegen.
4. Daz ist es gut, die Solidarität der jungen Muslime mit der säklaren, demokratischen Gesellschaft zu zerstören.
5. Um dazu erreichen, wenden Sie Gewalt an, nicht der paar Toten wegen, sondern um die Säkularen gegen alle Muslime aufzubringen, da sie - leider zu recht - davon ausgehen, dass viele das nicht unterscheiden können.
6. Einige oder viel zu viele Nichtmuslime fallen darauf herein und rufen zum Kampf gegen Muslime, wenn auch zunächst ohne Waffengewalt (so blöd sind sie nun auch wieder nicht).
7. Junge Muslime sehen sich angefeindet und laufen zu den Islamisten über, die sie willkommen heißen.
Das ist so ähnlich wie mit den Deutschen nach dem I. Weltrkieg: Sie fühlten sich von den Siegermächten gedemütigt, was den Radikalen der rechten Szene viel Zulauf brachte. Wo das endet, wissen wir.
Also: Willst Du jemanden radikalisieren: demütige ihn, verlange, dass er seinen Glauben, seine Identität usw. ändert oder aufgibt, respektiere ihn erst, wenn er sich assimiliert hat.
Da die meisten PEGIDA-Mitläufer das aber nicht wollen, aber das Spiel nicht durchschauen, muss man es ihnen erklären. Das versuche ich hiermit.
Berechtigte Islamkritik:
1. Wenn Du mit Muslimen redest, zeige Ihnen Respekt.
2. Wenn sie die Friedlichkeit ihrer Religionen betonen, unterstütze sie in ihrer Haltung.
3. Wenn sie sich radikal zeigen, mache sie auf friedliche Islaminterpretationen aufmerksam, z.B. auf Saloua Muhammad, auf Prof. Khorchide (das wird zwar nicht immer fruchten, da die beiden von den Fanatikern angefeindet werden, aber bei den noch nicht fanatisierten kann das fruchten).
Was Du nicht machen darfst:
Zeige Ihnen nicht, wie gewaltverherrlichend der Koran angeblich ist. Du verstehst zu wenig von Koraninterpretation (die Islamisten übrigens auch).
"Liebe Deine Feinde, aber nicht das was sie tun" ist doch schon mal gan gut.
Aber dazu kommt noch: Schaffe Dir lieber Freunde als Feinde.
Die einzelnen Punkte der PEGIDA-Agenda zu diskutieren fehlt mir jetzt die Zeit, da ich gleich eine VHS-Exkursion zur Griechisch-Orthodoxen Metropolie in Bonn begleite. Ich komme später darauf zurück.
Pax vobiscum! Salam aleikum! Friede sei mit Euch!
LG, Michael