Hallo Leute,
Seit ich mich vor 11 Jahren in diesem Forum registriert habe, ist viel geschehen.
Ich habe wohl so um die 100 Röcke (total verrückt - habe sie aber meist alle für schmales Geld von 2nd-Hand)
Begonnen habe ich mit fast bodenlangen und bin für den Herbst bei einem Woll'mini' mit Thermostrumpfhose gelandet.
Hosen? Manchmal, zum Arbeiten ja, außer im Sommer einen Arbeitskilt, sogar einen für beruflich selbst eingefärbt in pink. Ja, und meine geliebten unendlich weiten Aladdin-Hosen.
So richtig zum ersten Mal bin ich mal im tiefsten Bayern südlich von München mit einem langen schwarzen Rock, einer langen kupferglänzenden Schürze, einem groben Leinenhemd und Weste durchs Land gefahren - und habe von niemandem abfällige Bemerkungen gehört - im Gegenteil, eine ältere Dame an der Kasse von Kloster Andechs fand diese Zusammenstellung sogar sehr hübsch.
Inzwischen habe ich mir zwei lange Leinenröcke genäht. Den einen so richtig rustikal.
Ich gehe auch im Dorf mit Rock in die Kneipe. Oder in den nächsten Ort zum Einkaufen mit Rock zum Supermarkt, oder in den Baumarkt. Aber auch ebenso im Blaumann.
Ich bin Mann und kein Mädchen. Mir gefallen viele Teile aus der Damenecke, die nicht nur Rock sind und die trage ich auch. Ist nur schwierig, weil es zu wenig fast 2m große Frauen gibt. Auch meine Liebste hat eine viel zu kleine Größe, daß wir uns die Kleidung teilen könnten.
Ich war mal zur Reha und bin vom ersten Tag an dort nur mit Rock 'aufgetreten. Irgendwann hat mir jemand erzählt, die dachten, ich sei der neue Yogalehrer. Niemand hat gelästert. Eher haben sie gefragt, warum ich Röcke trage. "Weil es viel bequemer ist". Das hat bei allen Frauen Zustimmung gefunden. Sogar Frauen türkischer Herkunft meinten, daß Rock bei mir gut aussehe. Das war mir besonders etwas wert.
Und nach so vielen Jahren Rock tragen frage ich mich bei vielleicht 10 Männern die ich außer mir im Rock/Kilt getroffen habe, wo sind die ganzen Männer aus den vielen Foren, die sich so mutig über das Rocktragen auslassen? Habt doch einfach den Mut, mit Rock in die Öffentlichkeit zu gehen!
Ich habe allerdings stets darauf geachtet, daß mich meine Mitwelt immer noch als Mann wahrnehmen konnte. Ich wollte niemals erwas anderes darstellen. So sehr ich schrille und bunte Dragqueens mag, ich würde mich auch so anziehen, aber dann würde ich eine Rolle spielen, eine Phantasiefigur darstellen, die ich im täglichen Leben nicht bin.
Ich mit Rock spiele nicht eine Rolle, sondern bin einfach nur ich.
Ich wünsche mir, daß auch andere Männer erkennen, daß sie ein Rock nicht zu einem Menschen zweiter Klasse macht und sie mit einem Rock nichts an Männlichkeit einbüßen. Rock=weniger Mann spielt sich im Kopf des Rockträgers ab, nicht bei den anderen.
Und überhaupt: was geht mich an, was andere denken? Ich gehe doch auch nicht ungefragt in andere Wohnungen, oder Häuser. "Tu was du willst, die Leute reden doch." Und welchen Vorteil habe ich, wenn die Menschen nur so über mich reden, wie ich es will? Mehr Geld? Nix! Lediglich ein lahmes Kreuz, weil ich mich ständig anpassen und verbiegen muss.
Schluss jetzt.