Autor Thema: Frauen im Rock?  (Gelesen 34119 mal)

McMorghey

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #45 am: 19.10.2010 08:36 »
hoi tine

"Die weiblichkeit abgwöhnt" so titelte mal ein artikel hier in der schweiz.
warum trägst du an tagen an denen du keien lust hast nicht einen jeansROCK und t-shirt? glaub mir, das lebensgefühl steigt sofort!  :D

gruess us dr schwiz
McMorghey

Offline MasinAD

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #46 am: 19.10.2010 10:36 »
Hallo Tine!

Mehrfach kam explizit: "eine Frau" sieht im Rock hübscher aus... Geschmacksache, hätte ich gesagt. Aber warum sehen viele Leute das so und "wehren" sich gleichzeitig gegen Männer im Rock?

Haben wir eigentlich einen Psychologen unter uns, der das mal erforschen könnte? ::)

Ich bin kein Psychologe, und ich denke, die Frage sollte man eher einem Soziologen stellen -- der ich auch nicht bin. Ich kann nur meine Beobachtungen zum Besten geben.

Der Rock, von dem hier immer wieder die Rede ist, ist in der Vorstellung des einzelnen Lesers sicher immer ein Rock, der nicht bis zum Boden geht. Ich kann gerne in der Zukunft mal in meinem Bekanntenkreis dazu entsprechende Fragen stellen, aber der Rock mit der größten Assoziationsstärke ist sicherlich eher ein Midi- oder Minirock. Beiden gemein --letzterem noch mehr als ersterem-- ist, dass sie das Bein entblößen, Haut zeigen, den Körper ein Stück bloßstellen.

Wenn ich mir die Seh- und Kleidungsgewohnheiten anschaue, dann sehe ich, dass es in unserer Gesellschaft keine Kultur männlicher Entblößung abseits des Sports oder schwerer körperlicher Arbeit gibt. Entblößung zu ästhetischen Zwecken ist eine Domäne von Frauen, und Mode und Ästhetik gehören zusammen, wenn sie auch nicht deckungsgleich sind. Es gibt also eine Kultur der weiblichen Entblößung, die Ästhetik bedienen soll, aber auch der körperlichen Anbiederung, der körperlichen Gefälligkeit dient. Unsere Gesellschaft sieht so etwas für Männer nicht vor.

Der Körper des Mannes ist nichts, was gefallen soll, dementsprechend wird er verpackt oder nur ausnahmsweise entblößt. Er wird in keinem Falle attraktiv präsentiert. Da ein Rock gegenüber einer Hose gewisse Nachteile hat --schwere, körperliche oder gefährliche Arbeiten lassen sich darin eher schlecht denn recht durchführen, und zählen wir mal Kämpfen und Sport treiben dazu--, Männer aber nicht eitel sondern pragmatisch sein sollen, liegt hier ein Konflikt vor: Für legere Stunden deutet ein Rock zuviel selbstbewusste Eitelkeit beim Mann an, den eigenen Körper zu entblößen, für Arbeiten ist er nicht praktisch genug. Ich will nicht damit sagen, dass dies meiner Meinung entspricht, nur meiner Auffassung, wie andere Menschen das unbewusst einordnen können.

Vorkämpfer für eine Kultur der männlichen Entblößung wiederum müssen sich den Fragen stellen, warum sie in Gefilden der Frauen wildern und ob da nicht eine Identitätsstörung vorliege. Körperlich gefallen zu wollen, wird sehr eng mit der Rolle der Frau assoziiert, weswegen Frauen modisch große Freiräume eingeräumt werden. Selbst der aktuelle Boyfriend-Look versucht ja den Spagat zwischen 'männlicher' Verhüllung und 'weiblicher' Entblößung, indem z.B. der Schritt der Hose zwar sonstwo sitzt, die Waden aber entweder frei oder hauteng verhüllt sind.

Eine Kultur der 'männlichen' Entblößung erfordert meines Erachtens, dass Männer und Frauen auch Männern zugestehen, körperlich gefallen zu dürfen. Solange aber solche Versuche als 'schwul' oder 'tuntig' oder anderweitig diffamiert werden, wird weder die Mehrheit der Männer dazu zu bewegen sein, sich auch mal in einem Rock zu zeigen, noch die Mehrheit der Frauen dazu, solche Männer attraktiv zu finden. Vergessen wir nicht, dass viele Frauen unbewusst auch den gesellschaftlichen Status eines Mannes in der persönlichen Attraktivität einbuchen. Bescheidenheit, Unauffälligkeit und Bodenständigkeit werden gesellschaftlich bei Männern immer noch höher bewertet als körperliche Gefälligkeit und modische Experimentierfreude. Ausnahmen sind natürlich möglich.

Zuguterletzt: In den vergangenen 3 oder 4 Jahren habe ich mich an den Gedanken gewöhnt, dass die Sache mit dem 'schönen Geschlecht' eine Mär ist, eine Propagandalüge, wenn man so will. Frauen sind nicht per se schöner als Männer und ihre Schönheit ist dazu noch oftmals vergänglicher. Männer machen nur selten was aus sich, so dass man ihre Schönheit mitunter aufwendig suchen muss. Frauen hingegen können das ganze Repertoire modischer und kosmetischer Möglichkeiten nutzen. Bei denen, die das nicht tun, sieht man auch nur schnöde Banalität. Allein eine ordentliche Frisur kann den Unterschied ausmachen zwischen 'will ich gar nicht genauer betrachten' und 'Wow!'. Ansonsten findet man fliehende Kinne, müde Blicke, eingesackte Haltungen, hängende Mundwinkel und was weiß ich noch alles auch bei Frauen fast so häufig wie bei Männern[1]. Ich sehe allerdings auch, dass Frauen, die sich mit ihrem Äußeren ein wenig Mühe gegeben haben, eher lächeln und eher glücklich zu sein scheinen (gilt übrigens nicht für Mädchen, warum auch immer). Was da was bewirkt, kann jeder selbst überlegen.

LG
Masin

[1] Da Mädchen und Frauen sich eher mit dem Konzept der körperlichen Gefälligkeit identifizieren können, würde ich doch glatt erwarten, dass z.B. kieferorthopädische Behandlungen tendenziell häufiger bei ihnen als bei Jungens und Männern durchgeführt werden. Auch die leicht andere Ernährungsweise in Form von mehr Obst, Gemüse und Nüssen dürfte einer gesunden und geraden Kieferentwicklung zugutekommen. Dann bekommen Mädels auch nicht so häufig Verletzungen, die Narben nach sich ziehen, und in der Pubertät achten sie wohl mehr als Jungens auf reine Haut, wodurch sich auch weniger Pickelnarben bilden.

teerpirat

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #47 am: 19.10.2010 10:58 »
@masinAD:

Sehr gut kommentiert, dem ist nicht mehr hinzuzufügen.

Ich hatte mich auch schonlange mit der Frage auseinandergesetzt, warum der Mann keine Haut entblössen darf. Ich habe bis heute keine schlüssige Antwort darauf gefunden. Damit ziehe ich die Schlussfolgerung, dass das eine von der Gesellschaft hausgemachte Konvention ist und daher ad absurdum zu führen ist.

Deshalb trage ich freizügeige Kleidung und erlaube es mir ebenso wie eine Frau Haut zu zeigen - soweit mein Spiegelbild es zulässt.
Ich habe jedenfalls nicht mit Cellulite, Rettungsringen und SS-Streifen zu kämpfen ;)

Narben, Krampfadern ja - und? Ich bin keine 20 mehr und habe auch nicht vor, an einer Mister-Universum-Wahl teilzunehmen. Und ich stehe dazu.

LG
teerpirat

Tine

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #48 am: 19.10.2010 21:47 »
Hallo Männers,
hallo Masin,

ganz nachvollziehen kann ich Deine Argumentation nicht.
Warum sollen Männer keine Haut zeige? Muscle-Shirts und kurze Hosen sind doch auch geeignet sich eine angenehme "Blöße" zu geben. Während das bestrumpfte Bein einer Rockträgerin doch eigentlich verhüllt ist.

Ich muss gestehen, dass ich durchaus den einen oder andern Mann in etwas weniger Stoff auch ganz ansehnlich finde. Und die knielange Bermuda ist im Endeffekt doch auch nichts anderes, bezogen auf die sichtbare Beinfläche, als ein Rock mittlerer Länge, der vermutlich in den Köpfen der meisten Mitteleuropäer als "Rock" herumspukt. Aus meiner Sicht ist der Unterschied nicht annähernd so groß, wie Masin ihn beschreibt.

Viel schlimmer als die Tatsache, dass Mann keine Haut zeigt, finde ich, dass viele Frauen mehr oder weniger freiwillig aufreizend freizügig unterwegs sind.
Geradezu peinlich finde ich die derzeit üblichen Wettkampfklamotten im Sport, z.B. Leichtathletik. Die Frauen könnten gleich ganz nackt gehen, weil der letzte Rest Stoff auch nicht mehr viel verdeckt. Bei den Männern ist es noch ein bisschen besser, aber nicht arg.
Diese Nabelschau und Hautfreilegung bei Frauen finde ich im Grunde abstoßend, weil sie das Individuum auf einen mehr oder weniger schönen Körper reduziert. (Warum sind so viele Frauen mit ihrer Figur unzufrieden? Viel mehr als Männer? Am Ende, weil sie Röcke tragen dürfen und Haut zeigen müssen um dem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen?) Wenn sich Männer und Frauen da ein wenig angleichen könnten, wäre allen gedient. Behaupte ich mal so auf's Gerate-wohl.

Eine meiner Erfahrungen zum Thema "Schönheit" ist die Morgensternsche Weisheit, dass alles, was man mit Liebe betrachtet, schön ist.
Oder wer kennt nicht das zerfledderte Kuscheltier, das schon fadenscheinig geknuddelt, mit durch Wald und Wiesen gezogen und am Früstückstisch in der Kakaopfütze gebadet wurde und das trotz allem "schön" war?

Die lächelnde Frau, die sich dezent schminkt und eine gepflegte Frisur trägt, ist schön, weil sie sich wohl fühlt, weil sie ist wie sie ist und, weil sie sich akzeptiert. Die Mühe, die sie auf ihr Äußeres verwendet, dient weniger dem "Schönsein", als dem Ausdruck der eigenen Wertschätzung. Deswegen funktioniert es auch bei den Mädchen gerade nicht. Aber auch Männer, ungeschminkt aber gut rasiert ;), die mit sich im Reinen sind, sehen einfach besser aus als die, die sich noch nicht gefunden haben. Mit oder ohne Rock! Wer einen "schönen" Menschen ganz genau ansieht, wird genauso viele "Makel" finden wie bei einem andern, nur stören die das Gesamtbild nicht, weil die zufriedene Ausstrahlung ihnen die Kraft nimmt.

Viele Grüße
Tine

PS an Teerpirat: Deinem Beitrag entnehme ich, dass Frauen mit Cellulite, Rettungsringen und Schwangerschaftsstreifen keine Haut zeigen sollen. Warum nicht? Wahrscheinlich haben die Damen (zu denen ich mich leider auch zählen muss) mit Ihrer Kandidatur zur Miss Germany auch schon längst abgeschlossen.

PS an McMorghey: Ok, ich werde es probieren. Aber nur, wenn ich an dem Tag nicht radeln muss, sonst würde ich in Zukunft wahrscheinlich regelmäßig Jeansröcke tragen... ;)


Offline MasinAD

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #49 am: 19.10.2010 22:24 »
Hallo Tine!

ganz nachvollziehen kann ich Deine Argumentation nicht.

Das ist nicht weiter tragisch, ich hatte es auch nur runtergeschrieben, wie es mir in den Sinn kam.

Warum sollen Männer keine Haut zeige? Muscle-Shirts und kurze Hosen sind doch auch geeignet sich eine angenehme "Blöße" zu geben. Während das bestrumpfte Bein einer Rockträgerin doch eigentlich verhüllt ist.

Ich muss gestehen, dass ich durchaus den einen oder andern Mann in etwas weniger Stoff auch ganz ansehnlich finde. Und die knielange Bermuda ist im Endeffekt doch auch nichts anderes, bezogen auf die sichtbare Beinfläche, als ein Rock mittlerer Länge, der vermutlich in den Köpfen der meisten Mitteleuropäer als "Rock" herumspukt. Aus meiner Sicht ist der Unterschied nicht annähernd so groß, wie Masin ihn beschreibt.

Ich schreibe von einer Kultur der Entblößung, und dass es diese bei Männern nicht gebe. Das ist auch der Grund, warum Frauen im halbwegs schicken Restaurant auch mit Minirock willkommen sind, Männer aber mit 3/4-Hosen nicht. Oder weswegen Frauen ein Dekolleté bis zum Bauchnabel tragen dürfen, wo Männer mit Hemd und Krawatte kommen müssen.

Ich schreibe nicht, dass ich das gutheiße. Ich beschreibe meine Sicht des Ist-Zustands und versuche ihn auf eine nachvollziehbare Basis zu stellen, unabhängig davon, wie man dazu stehen mag. Es ist schön, dass Du den Unterschied als nicht allzu groß siehst, leider ist Deine Sicht nicht allgemeingültig :-). In den vorherrschenden Bekleidungsregeln spiegelt sich immer noch das alte Verhältnis zwischen Männern und Frauen wider: Mann als Macher und Anführer, der nicht an sich selbst zu denken hat, aber Erfolg zeigen soll, Frau als Statussymbol des Mannes und zu seinem Gefallen. Das hat sich mittlerweile verselbständigt, Männer sollen unabhängig ihrer Macher- und Führungsqualitäten sowie unabhängig der Verfügbarkeit entsprechender Posten trotzdem so aussehen, Frauen gefallen mittlerweile nicht mehr Männern sondern sich selbst und anderen Frauen.

Das eigene Selbstverständnis mag teilweise nicht mehr diesen Rollen entsprechen, die Erwartungen sind aber weitgehend so, da Menschen die Zeit ihrer Sozialisation als 'normal' empfinden und jede Abweichung davon als weiterer Verfall der guten alten Zeit wahrgenommen wird. Lustig ist dahingehend auch, dass Frauen sich den alten Rollen entsprechend kleiden, in Führungspositionen aufsteigen und trotz dem äußerlichen Widerspruch für ihre beruflichen Leistungen anerkannt werden wollen. Aber es ändert sich ja seit einigen Jahrzehnten stetig. Ich bin überzeugt, dass in den Chefetagen bald Parität herrscht, sobald Frauen sich modisch von dem Wunsch verabschiedet haben, Männern und sich selbst gefallen zu wollen.

Das wirft natürlich wieder die Frage auf, was 'weiblich' und was 'männlich' sei. Ist eine Frau denn noch 'weiblich', wenn sie sich pragmatisch und schnörkellos verhüllt, mit ihrem ganzen Auftreten den Eindruck vermittelt, dass nicht sie selbst im Mittelpunkt stehe, dafür aber Zeichen ihres Erfolges in Form von teuren Armbanduhren, Anzügen aus teurem Tuch und großen, leistungsstarken und natürlich teuren Autos selbstverständlich zurschauträgt? Wenn sie junge, vitale Männer, die sich leicht und lebenslustig geben, gönnerhaft auf einen Drink und zur Bewunderung ihres Erfolges und ihres gesellschaftlichen Standes einlädt?

LG
Masin

Offline MasinAD

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #50 am: 19.10.2010 23:08 »
Warum sollen Männer keine Haut zeige? Muscle-Shirts und kurze Hosen sind doch auch geeignet sich eine angenehme "Blöße" zu geben. Während das bestrumpfte Bein einer Rockträgerin doch eigentlich verhüllt ist.

PS: Ich habe vergessen auf diesen Teil Deines Textes einzugehen. Wenn Du schon ein wenig mehr von mir gelesen hast, dann kennst Du vll. schon meine Hypothese von dem modischen Dreieck mit den Eckpunkten
aristokratisch, proletarisch-bäuerlich und bürgerlich: Link, Link, Link (alle drei hier im Forum).

Dein Vorschlag für den Mann würde von mir in proletarisch-bäuerlicher Richtung verortet werden, er stellt für mich etwas Animalisch-Primitives dar, die Zurschaustellung roher Muskelkraft. Das weibliche Äquivalent aus Spaghettiträger-Top und Shorts, Hotpants oder Minirock würde ich auch nicht anders verorten, vielleicht entlang der Achse schwach<>stark verschoben.

Je nach Kontext kann das von Dir erwähnte bestrumpfte Bein einer Rockträgerin hiernach auch entweder proletarisch-bäuerlich (Ringel- oder Comic-Strumpfhose und Jeans-Rock) oder aristokratisch (Lurex-Strumpfhose oder Nylons und dazu Chiffon-Rock) ausfallen. Bürgerlich ist es in keinem Falle, da die 'bürgerliche' Frau keine Haut zeigen und also einen langen Rock oder eine lange Hose tragen würde.

Oben erwähnte ich es schon mal kurz, die Achse schwach<>stark. Es ist komplizierter als die beiden Begriffe allein, aber ich will jetzt nicht langschweifig erklären. Vereinfacht geht es darum, dass trotz gleicher Position zwischen den drei Ecken die als 'weiblich' anerkannte Variante immer ein wenig freier sein würde, ein wenig ungeschützter. Es entspricht ungefähr der erwähnten Kultur der Entblößung, diese verläuft aber leicht schräg von unten in der bürgerlichen Ecke aufwärts und weg aus dieser Ecke, spaltet sich auf und entwickelt sich in zwei gänzlich unterschiedliche Sachen, einerseits die aristokratische Selbstgewissheit auch ohne Kleidung, andererseits die Reduktion auf das Animalische im Menschen. Oder so ähnlich :-).

Was man in Restaurants mit ein wenig Anspruch nicht haben will, ist proletarisch-bäuerliche Kleidung. Da Frauenmode gerade in dem Bereich aber längst chaotisch ist, wird wohl bei Frauen eh nur noch resigniert, solange ihre Klamotten zumindest halbwegs sauber sind. Siehe auch die hier schon ab und zu erwähnte modische Narrenfreiheit der Frauen. Ich könnte mir vorstellen, dass diese Resignation gegenüber Frauen eine Entwicklung der letzten drei oder vier Jahrzehnte ist. Was sagen denn die älteren Semester dazu?

Summa summarum: Es ist nicht allein die Länge, die entscheidet. Aristokratische Stile sind bei Männern schlichtweg verpönt und werden gerne mit Effemination und Tuntigkeit in Verbindung gebracht.

LG
Masin

Tine

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #51 am: 19.10.2010 23:41 »
Hallo Masin,

ganz so kompliziert wie Du scheine ich nicht zu denken... oder ich versuche mir die Wirklichkeit so zurechtzudefinieren, wie ich sie ertragen will oder kann?

An Deiner Überlegung "Bürger, Bauer, Baron" (Sorry, konnte mir die Alliteration nicht verkneifen) ist bestimmt etwas dran. Auch Dein Ansatz, die Geschlechter mittels gesellschaftlichem Einfluss und Macht zu beschreiben, klingt schlüssig.
In diesen beiden Punkten würde ich zwar gerne, kann Dir aber leider nicht widersprechen.

Mein Ausgangspunkt war der "normale" Alltag. In edlen Restaurnants treibe ich mich selten rum. Mir fehlen die Manieren und die Sicherheit mich auf derart ungewohntem Parkett einigermaßen entspannt zu bewegen.

Vielleicht können wir unsere Beobachtungen auf den gemeinsamen Nenner bringen, dass sich Selbstverständnis, modischer Anspruch und gesellschaftliche Anerkennung der Geschlechter ändern sollen und dürfen, es vermutlich sogar tun, aber leider langsamer, als wir uns das in manchen Bereichen wünschen.

Es bleibt die Aufgabe der Pioniere neues Land zu erkunden, sich nutzbar zu machen und dabei auch das eine oder andere Risiko einzugehen, sowohl auf Seiten der Männer als auch der Frauen. Zugegebenermaßen bin ich dabei wenig mutig und deutlich unkreativ... und inzwischen auch ziemlich müde! ;)

Gute Nacht!
Tine

teerpirat

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #52 am: 20.10.2010 08:41 »
PS an Teerpirat: Deinem Beitrag entnehme ich, dass Frauen mit Cellulite, Rettungsringen und Schwangerschaftsstreifen keine Haut zeigen sollen. Warum nicht? Wahrscheinlich haben die Damen (zu denen ich mich leider auch zählen muss) mit Ihrer Kandidatur zur Miss Germany auch schon längst abgeschlossen.

Hallo Tine,

Ich hab mich da wohl etwas missverständlich ausgedrückt, das sollte keinesfalls so rüberkommen. Eigentlich wollte ich in erster Linie damit andeuten, dass die Frauen auch mit körperlichen Mängeln die modische Narrenfreiheit haben, während bei Männern sich regelmässig das Maul zerissen wird.
Wie oft liest man immer wieder Artikel von "selbsternannten" Stilberatern, die immer wieder verkünden: Das ist ein NoGo, das ein Don't, Nogo beim Mann hier, Nogo beim Mann da, und das wird dann immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt:
- Mann darf keine Shorts tragen
- Mann darf das Hemd nicht offen tragen weil eklig (wegen Brustbehaarung)
- Mann darf Brust nicht rasieren, weil unmännlich - ja was den nun?
- Mann darf keine offenen Sandalen tragen, weil Männerfüsse hässliche "Stumpen mit Stahlwolle" sind
- Mann darf kein Muskelshirt tragen, weil prollig
- Mann darf keine Socken zu Sandalen tragen

Mann darf hier nicht, Mann darf da hier nicht.
Und jedesmal läuft es darauf hinaus: Männer haben im Sommer gefälligst im Anzug zu schwitzen, weil Haut zeigen ist unmännlich und anstössig. Jedes Jahr der gleiche Mist, dabei merken diese Leute nicht mal, dass die Männer sich längst nicht mehr vorschreiben lassen, was sie anzuziehen haben.
Total antiquiertes Affentheater, das geht mir einfach nur gehörig auf den Zeiger! >:(

Bei den Frauen wird kein Wort darüber verloren. Selbst die beruflichen Dresscodes sind bei Frauen erheblich lockerer als bei Männern.

Scheinbar gibt es für Männer nur Berufskleidung (Anzug oder Blaumann) oder Strandkleidung. Alles, was nicht Berufskleidung ist, ist also Strand- oder Freizeitkleidung. Und dann gibt es noch Sportkleidung. Kurz, alles was einen Zweck erfüllt, aber mit Mode im eigentlichen Sinne nichts zu tun hat. Denn Mode gibts für Frauen von der Stange. Männer müssen sich ihre Mode erst zusammenstellen, und dabei braucht es in unserer ach soooo toleranten Gesellschaft eine gute Portion Selbstbewusstsein.

(So, jetzt hab ich Dampf abgelassen, jetzt geht's mir besser)

LG
teerpirat

Offline MasinAD

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #53 am: 20.10.2010 10:26 »
Guten Morgen, Tine!

ganz so kompliziert wie Du scheine ich nicht zu denken... oder ich versuche mir die Wirklichkeit so zurechtzudefinieren, wie ich sie ertragen will oder kann?

Dazu kann ich nichts sagen. Erfahrungsgemäß durchdringen Menschen aber meist eher selten die Oberfläche von Problemkomplexen und behandeln eher Symptome als Ursachen. Daraus entstehen dann furchtbar komplizierte Regelwerk wie z.B. unser deutsches Steuersystem :-).

An Deiner Überlegung "Bürger, Bauer, Baron" (Sorry, konnte mir die Alliteration nicht verkneifen) ist bestimmt etwas dran.

Hey! Die Alliteration ist großartig. Ich hoffe, ich darf sie mir mal ausleihen, wenn ich eine Überschrift oder einen Titel brauche :-).

Mein Ausgangspunkt war der "normale" Alltag. In edlen Restaurnants treibe ich mich selten rum. Mir fehlen die Manieren und die Sicherheit mich auf derart ungewohntem Parkett einigermaßen entspannt zu bewegen.

Kommt sicher auf das Restaurant an. Beim Italiener oder Jugoslawen (gibt's die überhaupt noch?) von nebenan, kann man wohl auch einfach so mal essen gehen. In gehobeneren Kreisen wäre ich bestimmt auch unsicher mangels Übung, würde es mir aber zutrauen. Meine Freundin saß mal bei einem Essen neben dem Sohn von FJS, war wohl irgendein Botschaftsempfang oder so. Und der gute Mann besaß wohl auch so gut wie keine Tischsitten :-D. Zumindest ihrer Aussage nach. Ich hoffe, das erfüllt jetzt nicht schon den Tatbestand der üblen Nachrede.

Vielleicht können wir unsere Beobachtungen auf den gemeinsamen Nenner bringen, dass sich Selbstverständnis, modischer Anspruch und gesellschaftliche Anerkennung der Geschlechter ändern sollen und dürfen, es vermutlich sogar tun, aber leider langsamer, als wir uns das in manchen Bereichen wünschen.

D'accord!

Zugegebenermaßen bin ich dabei wenig mutig und deutlich unkreativ... und inzwischen auch ziemlich müde! ;)

Tut mir leid, ich bereite manchmal eben schwer verdauliche Kost.

LG
Masin

Tine

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #54 am: 22.10.2010 18:58 »
Eigentlich wollte ich in erster Linie damit andeuten, dass die Frauen auch mit körperlichen Mängeln die modische Narrenfreiheit haben, während bei Männern sich regelmässig das Maul zerissen wird.

Hallo Teerpirat,

vielleicht schweigen die ganzen Modezeitschriften die Frauen mit "Mängeln" einfach nur tot. (Die Models sind meines Erachtens zu einem erheblichen Anteil untergewichtig bis halbverhungert und haben gar keinen Platz auf Ihrer Haut für Streifen oder ähnliches). Auf der Straße sind Frauen mit nicht halbwegs "ordentlichen" Figuren regelmäßig dem Gespött der Leute (Männchen wie Weibchen) ausgesetzt. Vielleicht bekommst Du das als Mann mit eigenem Geschmack, der Du auf die Kommentare geeicht bist, die Du selbst abbekommst, nicht so mit. Ich habe schon vielen zerrissenen Mäulern beigewohnt, wenn der Rettungsring über den Mini quillt und das eignetlich nicht bauchfreie Top über dem zu engen BH nach oben gerutscht ist, oder wenn andere weniger ansehnliche Körperteile etwas frische Luft bekommen.
"Na mit den Krautstampfern würde ich aber längere Röcke bevorzugen!" ist noch einer der harmlosen Kommentare!
Frauen untereinander, vor allem noch jüngere, können ganz schön giftig werden.



Hallo Masin,

wenn mir die Kost zu schwer verdaulich ist, spucke ich sie einfach wieder aus! ;)

Außerdem, nur mal so und ganz unmaßgeblich: ich finde es gut, wenn Männer sich selbst und andern bekleidungsmäßig gefallen wollen. Ich kenne auch genug Frauen, die es anerkennen, wenn mann sich Gedanken macht. (Gut, bei "Rock" hat die eine oder andere Probleme. Bei kurzer Hose oder knackigem Oberteil sicher nicht. :))
Und wie so oft ist ganz viel dabei einfach nur Geschmackssache!

Viele Grüße
Tine

Offline cephalus

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #55 am: 24.10.2010 11:32 »
Ich habe schon vielen zerrissenen Mäulern beigewohnt, wenn der Rettungsring über den Mini quillt und das eignetlich nicht bauchfreie Top über dem zu engen BH nach oben gerutscht ist, oder wenn andere weniger ansehnliche Körperteile etwas frische Luft bekommen.
"Na mit den Krautstampfern würde ich aber längere Röcke bevorzugen!" ist noch einer der harmlosen Kommentare!

Hallo Tine,
damit hast du sicher Recht, und das sind nicht nur die Frauen untereinander...

Welche Frage ich mir dabei, auch im Vergleich zu Männern stelle, ist, warum sich viele Frauen so kleiden.
Meiner Ansicht nach gibt es wesentlich mehr Frauen, die sich bzw. ihren Körper und speziell auch die Problemzonen offensichtlich zu Schau stellen, als Männer die das tun.

Natürlich stellen Männer ihren Körper grundsätzlich seltener zur Schau, aber praktisch alle die das bewusst tun, können es sich leisten.
(mit bewusst möchte ich jetzt die halb bekleideten Typen in Feinripp und Bierflasche, die das aus Unüberlegtheit tun, ausschließen)

Frauen zwängen sich weit häufiger in Klamotten, die ihre nicht ideale Figur deutlich hervorheben,  oft sogar so, dass man die Figur eigentlich sogar ganz gut finden würde, wäre die Kleidung etwas geschickter gewählt.

Dass man sich damit eher kritischen Kommentaren aussetzt betrachte ich als natürlich, erst Recht wenn man in einer Gesellschaft lebt, in der die Geschlechter sehr unterschiedlich stark nach ihrem Aussehen beurteilt werden.

LG
Cephalus

Tine

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #56 am: 24.10.2010 15:32 »
Welche Frage ich mir dabei, auch im Vergleich zu Männern stelle, ist, warum sich viele Frauen so kleiden.
Meiner Ansicht nach gibt es wesentlich mehr Frauen, die sich bzw. ihren Körper und speziell auch die Problemzonen offensichtlich zu Schau stellen, als Männer die das tun.

Hallo Cephalus,

leider kann ich Dir aus meiner Erfahrung heraus nicht widersprechen. Ich hatte dazu schon die Idee, dass diese Frauen sich so sehr über ihre "Attraktivität als Frau" (= Weibchen der Gattung Mensch) definieren, dass sie das Gespött, das sie mit ihrer unpassenden Kleiderwahl provozieren, ignorieren oder vermutlich sogar unbewusst als kleineres Übel betrachten. Mit sonderlich viel Selbstwertgefühl scheinen mir diese Geschlechtsgenossinnen jedenfalls nicht ausgerüstet zu sein.
Vielleicht spielt dabei auch die Überlegung eine Rolle, dass (viele, manche, einige...) Männer ihre Frauen mehr für Bett und Küche wählen, denn eine gleichberechtigte Partnerin suchen. Ich behaupte mal (und hoffe es stimmt), dass selbstbewusste Frauen, die ihren Lebensunterhalt durchaus und erfolgreich selbst bestreiten (oder es zumindest jederzeit könnten), weniger dazu neigen sich in derart unpassende Schale zu schmeißen. Wobei auch davon schon Exemplare gesichtet wurden...

Mir wäre am allerliebsten, wenn auch auf diesem Gebiet eine Angleichung stattfände, sprich, dass sich Männer selbstverständlich z.B. in kurzem Beinkleid oder knappem Shirt "zur Schau stellen" können, aber nicht müssen, und Frauen sich ebenso selbstverständlich über andere Eigenschaften definieren als über ihren, manchmal etwas zu sparsam verhüllten, Körper.
"Dürfen aber nicht müssen" wäre für alle Beteiligten die angenehmste Lösung, nur wie den Rest der Welt davon überzeugen? ???

Viele Grüße
Tine

Offline cephalus

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #57 am: 24.10.2010 17:13 »
"Dürfen aber nicht müssen" wäre für alle Beteiligten die angenehmste Lösung, nur wie den Rest der Welt davon überzeugen? ???

Hi Tine,
hier kommst du beim "Generaldilemma" dieses Forums an: Das Dürfen trauen.

Fast jede(r) sich geben wie und tragen was er will - wenn er (sie) sich traut sich über die, teilweise auch nur vermuteten, gesellschaftlichen Konventionen hinweg zu setzen.

Überzeugen muß man primär die Betroffenen oder ihnen das erforderliche Selbstbewusstsein verschaffen.
Eher selten fordert eine "höhere" Instanz wie Partner oder Chef ein bestimmtes Aussehen - und das oft nur weil es selbigen am Selbstbewusstsein mangelt.

LG
Cephalus

Offline GregorM

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #58 am: 25.10.2010 08:59 »
"Dürfen aber nicht müssen" wäre für alle Beteiligten die angenehmste Lösung, nur wie den Rest der Welt davon überzeugen? ???

Hallo Tine,

die Begriffe Dürfen versus Müssen finde ich sehr relevant. Wo Müssen Vorstellungen von Zwang, Begrenzungen und gar Unterdrückung hervorrufen, indiziert Dürfen für mich Freiheit, Möglichkeiten und Individualität.
 
Nur damit es nicht zu reiner Anarchie kommt, ließe sich Dürfen mit Rücksicht und Verstand oder Vernunft kombinieren, wobei ich mit Müssen nichts Richtiges anfangen kann, um es positiver zu machen.     

Viele Grüße
Gregor

PS. Tine, ich hoffe nicht, glaube nicht, dass es viele Fälle gibt, wo Männer ihre Frauen mehr für Bett und Küche wählen, denn eine gleichberechtigte Partnerin suchen.
Gruß
Gregor

Tine

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Re: Frauen im Rock?
« Antwort #59 am: 25.10.2010 14:10 »
"Dürfen aber nicht müssen" wäre für alle Beteiligten die angenehmste Lösung, nur wie den Rest der Welt davon überzeugen? ???

die Begriffe Dürfen versus Müssen finde ich sehr relevant. Wo Müssen Vorstellungen von Zwang, Begrenzungen und gar Unterdrückung hervorrufen, indiziert Dürfen für mich Freiheit, Möglichkeiten und Individualität.

Hallo Cephalus, hallo Gregor

"dürfen" soll in dem Zusammenhang heißen: ganz selbstverständlich tun können ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen; und unter "müssen" verstehe ich: ohne Wahlmöglichkeit und eventuell sogar gegen die eigene Überzeugung etwas tun, was man lieber nicht oder anders machen würde.

Bis "Männerröcke" soweit verbreitet sind, dass Mann sie tragen darf, müssen noch einige Männer sich "dürfen" trauen, aber hier gibt es ja schon einige, die den entsprechenden Mut aufbringen!  :) Weiter so!

Zitat
PS. Tine, ich hoffe nicht, glaube nicht, dass es viele Fälle gibt, wo Männer ihre Frauen mehr für Bett und Küche wählen, denn eine gleichberechtigte Partnerin suchen.

Dazu möchte ich keine Wertung abgeben, denn außerhalb des eigenen Freundes- und Verwandschaftskreises weiß ich zu wenig Bescheid. Wenn ich von meiner Ehe auf andere schließe, spricht alles für eine gleichberechtigte Partnerschaft. Aber dann geht mir ja meine Theorie baden, die ich mir gerade so schön zusammengereimt habe... ::)

Viele Grüße
Tine


 

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