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Andere interessante Themen => Gender => Thema gestartet von: Zareen am 12.01.2022 11:42

Titel: Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 12.01.2022 11:42
Hallo, an Euch alle,

diese Frage beantworte ich nicht hier.
Ich sehe auf servus.tv gerade eine Folge von
'Mysterien des Weltalls' von Morgan Freeman, betitelt 'Müssen wir in Stereotypen denken?'

Mega interessant, wie wir Vorurteile überwinden können - seht selbst
https://www.servustv.com/wissen/v/aa-1vxm6t6s92112/

Viel Spaß dabei
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 12.01.2022 17:14
Kann ich wegen Geo-Blocking leider nicht sehen.

Aber es wird wohl stimmen. In der Schule habe ich gelernt, dass die Ratio sehr spät dazugekommen ist. Sie ist dem Thalamus nachgeschaltet.
Vorurteile erhöhten früher die Überlebenschancen. Man stelle sich vor, ein Caveman würde erstmal prüfen, ob der nahende Säbelzahntiger sich vielleicht vegan ernährt. Die pauschale Annahme das alle Säbezahntiger immer Menschenfresser sind hat da möglicherweise unser Aussterben verhindert.

Vorurteile hatten in der Evolution die Funktion handlungsfähig zu bleiben, wenn man nichts Genaues wusste, Man konnte oft einfach nicht so lange warten, bis man es besser wußte. Vorurteile waren bei allen Fehlern präziser als gar keine Handlungsoption zu haben.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: sebaldus am 12.01.2022 18:13
Servus TV

Alternative Fakten bei ServusTV: Wird der Sender zum österreichischen Fox News?
https://web.de/magazine/panorama/alternative-fakten-servustv-sender-oesterreichischen-fox-news-36484192

Ein Sender für Corona-Leugner?
https://www.tagesschau.de/ausland/europa/servus-tv-corona-101.html

Dietrich Mateschitz im Zwielicht
https://www.rtl.de/cms/dietrich-mateschitz-servus-tv-als-sprachrohr-fuer-fake-news-red-bull-gruender-in-der-kritik-4889019.html

Servus-TV ist die neue Einstiegsdroge für Corona-Leugner
Er ist Österreichs reichster Mann, und jetzt lässt Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz auf seinem Fernsehsender Fake News und Verschwörungstheorien über die Corona-Pandemie verbreiten
https://nzzas.nzz.ch/international/die-neue-einstiegsdroge-fuer-corona-leugner-ld.1660981?reduced=true

und viele weitere Berichte dazu und den Besitzer Mateschitz und Verbindungen zur österreichen braunen FPÖ
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Skirtedman am 12.01.2022 18:53
Danke für die Einschätzung von Servus TV als Programmangebot.

Ich weiß nicht, wie in Österreich das mit Lizenzierung und Aufsicht bei Privatsendern geregelt ist, aber auch in Deutschland haben Privatsender mehr Möglichkeiten, einseitige Positionen zu beziehen als die Öffentlich-rechtlichen Anstalten. Und im Unterschied zu den Privatsendern sind eben öffentlich-rechtliche Medien immer noch diejenigen Quellen, bei denen man sich am sichersten sein kann, dass grundsätzliche einseitige Tendenzen allenfalls einen engen Spielraum haben.

Davon abgesehen habe ich diese Folge auch schon einmal gesehen auf einem Programm wie arte, 3sat, Phoenix, One oder so, also in einem bundesdeutschen öffentlich-rechtlichen Programmangebot.

Ich finde die Inhalte, die Morgan Freeman präsentiert, sehr oft spannend und interessant aufbereitet, auch wenn ich nicht immer die dargestellte Sichtweise teile oder manches vermisse, wie so oft in all den anderen guten, informativen Dokus, Produktionen z.B. mit Harald Lesch mit eingeschlossen.

Zur angesprochenen Folge kann ich jetzt mich inhaltlich aber nicht mehr entscheidend erinnern. Dazu müsste ich sie wohl noch einmal mir gezielt anschauen.

Vielleicht kann Zareen aber auch uns noch mal darauf hinweisen, welche konkreten Schlüsselstellen die für uns relevantesten Informationen beinhalten könnten.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: sebaldus am 12.01.2022 19:51
"Der Sender erhielt in der Vergangenheit gute Kritiken für seine Diskussionssendungen, Informationen und Dokumentationen.
Seit 2016 ist Ferdinand Wegscheider Intendant des Senders und trägt damit zugleich die Verantwortung für Programm und Budget, was bei Fernsehsendern eher unüblich ist und zuvor auch bei ServusTV getrennt war. Wegscheider geriet bereits häufiger für seinen umstrittenen wöchentlichen Fernsehkommentar Der Wegscheider in die Kritik, der ihm den Spitznamen „Wut-Chefredakteur“ einbrachte. Seine Positionen werden teilweise als rechtspopulistisch angesehen und werden häufig in der rechten Szene verbreitet, wovon sich Wegscheider bisher nicht distanziert hat" (Wikipedia)

"Mateschitz gehört nicht nur die Energy-Drink-Marke Red Bull, sondern seit 2007 auch Servus TV, quasi der Heimatsender des österreichischen Rechtspopulismus. Und auch die "Rechercheplattform" Addendum, gegründet vor einem Jahr, wird über ihn von einer Privatstiftung finanziert. Addendum gibt sich als Alternative zur angeblich sehr unfreien System- und Lügenpresse und stellt dabei solche Fragen: "Ist Demokratie wirklich so eine gute Idee?""
https://www.sueddeutsche.de/kultur/pop-und-politik-der-rechte-flueueuegel-1.4165794
Titel: Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: doppelrock am 12.01.2022 20:24
Schade, dass hier ein guter Beitrag mit sinnvollen Inhalten gleich wieder mit Vorurteilen gegen den Sender niedergemacht wird.

Offensichtlich sind noch nicht alle hier so moralkompetent, dass sie selbst erkennen und entscheiden können, ob eine Sendung gut oder schlecht ist, losgelöst vom Sender. Also Beispiele für Denken in Stereotypen.

Es wäre schön, wenn sich weitere Beiträge mit dem Inhalt der verlinkten Sendung beschäftigen. Für Kritik und Vorurteile kann man dann ein eigenes Thema aufmachen, sofern einem danach ist...
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Albis am 12.01.2022 22:03
Also ich habe den Beitrag ohne Beachtung des Rufs des Senders bis zur Minute 23 geguckt und finde das alles durchaus plausibel. Ich merke an mir selbst, wie mein erster Eindruck von fremd aussehenden eher reserviert ist. Aber ich habe mir angewöhnt, noch einmal kurz nachzudenken, bevor ich mich zu einer Reaktion hinreißen lasse. Zum Glück laufen hierzulande ja mehr Menschen mit Handy als mit Knarre rum.

In jedem Fall danke für die Verlinkung, Zareen!  :)
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: skortsandtights am 12.01.2022 23:13
Schade, dass hier ein guter Beitrag mit sinnvollen Inhalten gleich wieder mit Vorurteilen gegen den Sender niedergemacht wird.

Offensichtlich sind noch nicht alle hier so moralkompetent, dass sie selbst erkennen und entscheiden können, ob eine Sendung gut oder schlecht ist, losgelöst vom Sender. Also Beispiele für Denken in Stereotypen.

Es wäre schön, wenn sich weitere Beiträge mit dem Inhalt der verlinkten Sendung beschäftigen. Für Kritik und Vorurteile kann man dann ein eigenes Thema aufmachen, sofern einem danach ist...

Sehe ich genau so wie du.
Ich werde mir die sendung in ruhe ansehen ganz egal von wem sie nun stammt und mir dann ein urteil bilden.
Auf jedenfalll ein interessantes thema auch von mir ein danke fürs verlinken.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 14.01.2022 16:29
Lieber Zareen,

ich hoffe nicht, dass die Frage nach den Vorurteilen, die du hier aufgeworfen hast, nicht weiter diskutiert wird. Tatsächlich gibt es eine Menge Forschung darüber wie Vorurteile entstehen. Und es ist wichtig darüber zu reden, weil sie Einfluss haben wie wir uns eine Meinung bilden. Das würde dann auch erklären, warum es hier so oft ein Hauen und Stechen gibt.

Ich möchte zu dem Thema Voreingenommenheit (Bias) einen kurzen (13Min.) und unterhaltsamen TED-Beitrag eines Psychologen der Uni München empfehlen. Der spricht in gut verständlichem "deutschen" Englisch. Und dann hoffe ich auf Reaktionen von Leuten, die deine oder meine Videoempfehlung angesehen haben. Das gibt diesem Thread vielleicht wieder etwas Schwung.
https://www.youtube.com/watch?v=nVRco_eLjdc&list=PL_IE58K5wiT4SYvotooGnWyPtFMYH-v-W&index=109&t=275s
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 14.01.2022 16:40
Servus TV

Alternative Fakten bei ServusTV: Wird der Sender zum österreichischen Fox News?

Ein Sender für Corona-Leugner?

Dietrich Mateschitz im Zwielicht

Servus-TV ist die neue Einstiegsdroge für Corona-Leugner [...]
und viele weitere Berichte dazu und den Besitzer Mateschitz und Verbindungen zur österreichen braunen FPÖ

Lieber Sebaldus,

Boah ey, ich bin sehr erstaunt und erfreut, daß Du uns hier gleich ein praktisches Beispiel gibst.
(Ist vielleicht nur ein ganz klein bisschen unglücklich formuliert. Dein Post kommt so rüber, als hättest Du die Meinung, alle Filme auf ServusTV seien alternative Fake News.
)
Ist doch immer wieder praktisch, live zu lernen  :)

Butter bei die Fische:
Der Film ist NICHT von "Servus TV" produziert, sondern, wie ich bereits schrieb, ein Film vom Discovery Channel in dem der Schauspieler Morgan Freeman in einem Film der Reihe 'Mysterien des Weltalls' den Fragen auf den Grund geht 'Müssen wir in Stereotypen denken?'

Nimm einfach das Thema wieder auf 'Müssen wir in Stereotypen denken' - es ist megainteressant.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 14.01.2022 16:56
Lieber Holger Haehle,

Zu den im Film erwähnten Biases gibt es bei Wikipedia eine super Grafik:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/65/Cognitive_bias_codex_en.svg

Viele Grüße
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 14.01.2022 18:10
Ah, da sieht man mal wie vielschichtig die Stereotypisierung abläuft.
Es besteht also ein sehr differenziertes Bild darüber.
Wir sollten uns mehr damit beschäftigen, denn letzlich verarschen wir uns ja selber, wenn wir so voreingenommen sind und schlimmstenfalls Meinungen oder gar Visionen generieren, die voll an der Realität vorbeigehen.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: JoHa am 14.01.2022 19:19
Zum Thema Stereotypen hatte ich bisher immer nur die ideologische Brille auf und erblickte einige Auffälligkeiten:
wer Coronamaßnahmen als Humbug abtat, sah auch
eine liberale Asylpolitik kritisch, fand auch
den Klimawandel herbeigeredet.
Ihr werdet wahrscheinlich beliebig viele stereotype Urteile zu politischen Themen finden.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Olivier am 14.01.2022 21:18
So. Jetzt habe ich sowohl den TV Beitrag als auch den TED Vortrag gesehen. Beides sehr interessant und aufschlußreich. Besonders spannend fand ich, dass das Gehirn je nachdem ob jemand liberal oder konservativ eingestellt ist unterschiedliche Areale nutzt um Entscheidungen zu fällen. Das geht dann mit einem unterschiedlichen Erleben - Bedrohung oder zu lösendes Problem - einher. Von daher macht es schon Sinn, dass bestimmte Einstellungen dann auch im Multipack auftreten. Danke für die links.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 15.01.2022 03:40
Ja JoHa,

das sehe ich genauso. Wir werden wahrscheinlich beliebig viele stereotype Urteile zu politischen Themen finden. Und leider nicht nur zu politischen Themen.

Das noch größere Problem ist, dass noch mehr Fakten uns nicht helfen werden, weil wir ja konsequent alle eingehenden Infos ganz unbewusst selektiv verarbeiten. Fakten, die unsere Linie bestätigen  verstärken unsere Haltung und bei Fakten gegen unsere Haltungen lösen Abwehrmechanismen aus.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 15.01.2022 09:41
Ja JoHa,

das sehe ich genauso. Wir werden wahrscheinlich beliebig viele stereotype Urteile zu politischen Themen finden. Und leider nicht nur zu politischen Themen.

Das noch größere Problem ist, dass noch mehr Fakten uns nicht helfen werden, weil wir ja konsequent alle eingehenden Infos ganz unbewusst selektiv verarbeiten. Fakten, die unsere Linie bestätigen  verstärken unsere Haltung und bei Fakten gegen unsere Haltungen lösen Abwehrmechanismen aus.

Natürlich ist es so, daß die Vielschichtigkeit aufgrund der individuellen Erlebnisse der Menschen sehr groß ist.

Und natürlich helfen noch mehr Fakten nicht weiter, weil auch diese meist stereotyp verarbeitet werden.

Meiner Ansicht nach hilft nur, wenn jeder einzelne sein eigenes stereotypes Verhalten in Frage stellt und es immer wieder erneut anhand von eigenen Erfahrungen abgleicht und korrigiert.

Beispiel:
Ich bin tatsächlich noch damit erzogen worden, daß tätowierte Menschen entweder Seeleute, oder Knackis sind - also für einen "anständigen" Sonntags-in-die-Kirche-Gänger eher suspekte Menschen. Wer sich also von den Sonntags-in-die-Kirche-Gängern tätowieren lässt, macht sich diesen Menschen gleich, auch wenn die Gründe ganz anders sind. Außerdem sind das die 'Bösen', weil die 'Guten' ja Sonntags in die Kirche gehen.
Zum Glück lernte ich in meinem Leben viele stark tätowierte Menschen kennen und habe sie als durchaus wertvolle Menschen lieben gelernt. Das aber nur, weil ich mich von dem gelöst habe, was ich anerzogen bekam und es infrage gestellt habe.
Oder:
Wer einen Vollbart trägt, ist ein Revoluzzer, der hat nichts in den Reihen einer anständigen Christengemeinde zu suchen.
Oder:
Alles, was nicht eindeutig Mann / Frau ist, ist widernatürlich und daher abzulehnen. Und selbst da gibt es noch Grenzen.
Dazu passt die Szene im Film 'Harold und Maude' wo ein Pastor unter mühevollem Unterdrücken seines Ekels Harold, ein 18 Jähriger, davon abbringen soll,, Maude, einer 80 jährige, zu heiraten.

Das alles zu hinterfragen und eigene Erfahrungen zu machen, kostet Zeit. Und die will man uns rauben. Man will uns mit immer schnelleren Informationstechnologien mit Fakten überschütten, die darin enden, daß wir Fakts von Fakes nicht mehr unterscheiden und diese dann unser Denken bestimmen.
Denken, Erfahrungen sammeln, braucht Zeit, ebenso, wie das Wachsen einer Pflanze. Und je länger das Wachstum benötigt, umso stabiler ist das Ergebnis.

Ich frage mich manchmal, ob das überhaupt noch gewünscht ist, oder ob die Masse Mensch nur noch ein beherrschbarer Haufen Arbeitswilliger sein soll, der am Ende des Lebens nur noch entsorgt werden muss? Bedrückend wird das in dem Film 'Soylent Green - 2020, die überleben wollen' gezeigt.
Deswegen ist es äußerst wichtig, sich mit den eigenen stereotypen Denkmustern auseinander zu setzen.
Und das geht nicht mit einem "Du musst...", sondrrn nur mit "ich will..."
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Olivier am 15.01.2022 10:27
Deswegen ist es äußerst wichtig, sich mit den eigenen stereotypen Denkmustern auseinander zu setzen.
Und das geht nicht mit einem "Du musst...", sondrrn nur mit "ich will..."

100%-ige Zustimmung. Blöderweise ist das Ganze unbequem und führt auch zu erstmal unangenehmen Erkenntnissen. Das "ich will …" verursacht dann auch noch Arbeit.
Daher gibt es jede Menge Menschen denen das alles zu viel ist und die lieber ihre Vorurteile hegen und pflegen.

LG, Olivier
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 15.01.2022 18:04
Deswegen ist es äußerst wichtig, sich mit den eigenen stereotypen Denkmustern auseinander zu setzen.
Und das geht nicht mit einem "Du musst...", sondrrn nur mit "ich will..."

100%-ige Zustimmung. Blöderweise ist das Ganze unbequem und führt auch zu erstmal unangenehmen Erkenntnissen. Das "ich will …" verursacht dann auch noch Arbeit.
Daher gibt es jede Menge Menschen denen das alles zu viel ist und die lieber ihre Vorurteile hegen und pflegen.

LG, Olivier
Lieber Oliver,

Auch Dir 100% Zustimmung. Nach meinem ersten Diversity Workschop war mir auch ganz "schwindelig" zumute.
Das ist so. Viel zu lange haben wir denken lassen:
Von den Eltern
Von den Lehrern
Von den Politikern
Von den Lobbyisten
Von den religiösen Führern

Es ist dringend erforderlich, - so, wie es Neale Donald Walsch in einem seiner Bücher sagt - die Grundannahmen zu hinterfragen.
Doch leider ist das etwas, womit ich mich bei mir selbst, und auch bei anderen nicht sonderlich beliebt mache.

Stelle Dir vor, ich besuche Dich zu Hause und sage Dir, Du mögest bitte 10 Schubladen aus Deinem Schrank ziehen und den Inhalt einfach fallen lassen. Und dann verabschiede ich mich wieder und lasse Dich mit dem einräumen alleine. Was meinst Du, wieviel Überflüssiges Du beim Einräumen findest, was nicht wieder in die Schubladen kommt und wieviel Du anders einsortieren wirst!
(Film: Peaceful Warrior (mit Nick Nolte))
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: doppelrock am 16.01.2022 17:55
Hallo Zareen,
deinem Standpunkt stimme ich zu.
Neben den genannten Gruppen, denen man das Denken überlässt, sehe ich auch noch die Medien. Denn die haben in der letzten Zeit sehr deutlich bewiesen, wie sie uns steuern. Das Medium A wird per so als gut dargestellt und manche glauben das vorbehaltfrei. Dieses Medium A behauptet dann, Medium B sei schlecht, weil es anderes spricht als A. Und sofort zeigen die Leute mit dem Finger auf B und behaupten B würde lügen, ohne B zu kennen oder sich mit den Inhalten zu beschäftigen. Das fällt ja auch hier im Forum sehr deutlich auf. Wenn B eine staatliche Datenbasis verwendet oder eine saatliche Auswertung zitiert, ist es trotzdem gelogen, wenn  B es zitiert und nicht A. Ja, so einfach ist die Welt manchmal.

Dein Beispiel mit den Schubladen ist anschaulich. Die Leute, die das Aufräumen zum Aussortieren nutzen, können sich glücklich schätzen. Hier wird gelegentlich mit den Schubladen nach der Person geworfen oder weils gerade passt, einfach der nasse Hund mit in die Schublade gesteckt. Oder es bleibt alles liegen und der Schuldige benannt.

Gruß
doppelrock
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 18.01.2022 14:24
Ja JoHa,

... Fakten, die unsere Linie bestätigen  verstärken unsere Haltung und bei Fakten gegen unsere Haltungen lösen Abwehrmechanismen aus.

Ja, genau! Das ist eben die Stategie des Gehirns, mit möglichst wenig Energie viel Information zu verarbeiten.
Und da hilft nur, sich den Fakten die gegen unsere Haltung sprechen, zu stellen und selbstkritisch zu hinterfragen und immer wieder WARUM? zu fragen.
Warum sind diese Fakten mit meiner Haltung im Widerspruch?
Warum löst ein Faktum einen Abwehrmechanismus aus?

Erst wenn ich für mich erkenne, daß meine Haltung unhaltbar ist, kann ich sie aus Überzeugung ändern.
Eine Haltung nur zu übernehmen, bringt niemanden weiter.

Ich habe folgendes von Buddha gelesen, das dieses untermauert:
https://www.tibet.de/zeitschrift/themen/buddhismus/news/grundzuege-buddhistischer-philosophie-teil-2/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=d48fc42f89a514da1d0a357e7186cc93 (https://www.tibet.de/zeitschrift/themen/buddhismus/news/grundzuege-buddhistischer-philosophie-teil-2/?tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&cHash=d48fc42f89a514da1d0a357e7186cc93)
Zitat
Deshalb hat der Buddha auch in einem Sutra gelehrt: »Meine Lehre sollte von den Gelehrten und Mönchen nicht aus Respekt vor mir akzeptiert werden, sondern deshalb, weil sie sie gut untersucht haben, ähnlich wie ein Goldschmied das Gold untersucht, indem er es schneidet, feilt und anbrennt, und es erst dann als reines Gold akzeptiert.«
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 18.01.2022 16:41
Richtig Zareen, das Gehirn arbeitet lieber ökonomisch, weil der Einsatz der Ratio den ATP-Umsatz, das ist der verwendete Energieträger, um etwa ein Viertel steigert.

Daneben ist es in einer Welt, die immer komplexer wird, unmöglich geworden alles zu wissen. Früher gab es mal Universalgenies. Heute weiss selbst ein Arzt nach langem Studium nur in seinem Fachgebiet Bescheid. So braucht ein Diabetologe den Augenarzt, wenn der Diabetiker eine Retinopathie entwickelt und einen Nephrologen bei diabetischen Nierenversagen.

Wir müssen darauf vertrauen, wenn wir ein Auto kaufen, dass das wohl funktioniert. Wir können deswegen ja nicht alle eine Ausbildung zum Mechaniker machen.

Damit unser Vertrauen aber nicht missbraucht wird, sind vertrauensbildende Maßnahmen hilfreich. Von bloßen Behauptungen sollten wir uns nicht über den Tisch ziehen lassen.
Nachprüfbare Belege sind hilfreich. Fakten ebenso, wenn sie nicht nach persönlicher Interpretation als Halbwahrheiten aufbereitet wurden.
Bei Medien, die ein Thema nur aus einem Blickwinkel betrachten, sollten wir uns fragen, warum andere Aspekte unterschlagen werden.

Skepsis ist gegenüber allem angebracht, was wir nicht durch unterschiedliche Quellen bestätigt finden.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 19.01.2022 07:54
Zitat
Bei Medien, die ein Thema nur aus einem Blickwinkel betrachten, sollten wir uns fragen, warum andere Aspekte unterschlagen werden.

Skepsis ist gegenüber allem angebracht, was wir nicht durch unterschiedliche Quellen bestätigt finden.

Das ist sehr gut auf den Punkt gebracht.
Aber Du weißt ja auch, daß etwas, was ich niicht kenne nicht existiert - jedenfalls für mich nicht.
Woher weiß ich deņn dann, welche Aspekte mir unterschlagen werden?

Und woher weiß ich, daß unterschiedliche Quellen wirklich unterschiedlich sind?

Ich bin mit Dir durchaus einer Meinung, daß Skepsis wichtig sehr ist.
Meine Erfahrung ist, daß ich immer dann einer 'Sauerei' auf der Spur war, wenn auf meine Skepsis mehr oder weniger aggressiv reagiert wurde.
Wer auf der sicheren Seite ist, wird Skepsis zulassen, weil er weiß, daß der Skeptiker eh zu seinem gleichen Ergebnis kommen wird.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 19.01.2022 08:38
Das mit den unterschiedlichen Quellen ist aber nicht so einfach: Nicht selten hat ein*e Wissenschaftler*in etwas erforscht, worum sich niemand anders gekümmert hat. Es hat sich auch niemand dazu gedrängt gefühlt, zu versuchen, es zu falsifizieren. Es gibt dann also keine zweite Quelle dazu, also keine unabhängige, sondern allenfalls Quellen, die auf eben dieser Forschung basieren, sie ins eigene System einbauen, sie interpretieren usw. Was es vielleicht gibt sind ähnliche Forschungen, die die eine Forschung plausibel erscheinen lassen.

Nachwievor gilt eine wissenschaftliche Erkenntnis als gültig, solange sie nicht falsifiziert ist.

Manchmal gibt es aber auch den Fall, dass ein*e Forscher*in sich die Mühe gibt, andere Forschungen zu falsifizieren, aber bleibt die einzige die es tut, und ihre Methoden sind nicht allgemein von den Fachkolleg*innen anerkannt. Dann stehen zwei Erkenntnisse einander aussschließend nebeneinander, wobei die eine vom fachlichen Mainstream unterstützt wird, und die andere eine Außenseiterpostition darstellt.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 19.01.2022 08:46
Gute Berichterstattung ist immer kritisch. Neben den positiven Seiten einer Sache werden auch die negativen Aspekte genannt.

Ich hoffe unterschiedliche Quellen zu erfassen, indem ich neben dt. Quellen auch englische und französische Medien konsumiere.

Ich lese linke und konservative Medien. Ich sehe Staatsfernsehen, Bezahlfernsehen und Youtube Kanäle, um alle Blickwinkel auf eine Sache auszumachen.

Besonders skeptisch werde ich, wenn Behauptungen emotionell präsentiert werden und keine Begründungen folgen, die sie logisch nachvollziehbar machen.

Das sieht man auch hier im Forum. Je hitziger die Diskussion, um so gewalttätiger werden Standpunkte vertreten. Argumente treten dann sehr in den Hintergrund. Das steckt halt in unserer Biologie. Emotionen werden in einem anderen Hirnareal verarbeitet als Sachbeziehungen. Das ist schon neurologisch schwer zusammenzubringen.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 19.01.2022 09:06
Klar, lieber Holger, aber so manche Forschung kommt ja gar nicht in die Nichtfachmedien. Und es kommt schon einer eigenen Forschung gleich, den Fachdiskussionen um ein Thema in verschiedenen Fachmedien nachzuspüren. Das ist zeitintensiv. Und wenn es sich dann noch um eine Fachdiskussion in einem einem selbst fremden Fach handelt, versteht man sie als Nichtfachmensch unter umständen gar nicht.

Emotionalität kann zudem auch die Leidenschaft für das Fach und die neuen Erkenntnisse zum Ausdruck bringen. Sie schließt auch nicht aus, dass logische Begründungen folgen, die nachvollziehbar sind, wenn man sich auf die gegebenen Axiome einlässt.

Zudem gibt es ja auch Moden in den Wissenschaften, also bestimmte Schwerpunkte, Perspektiven und Fragestellungen, die eine Zeit lang en vogue sind, irgendwann aber auch wieder durch andere ersetzt werden.

Holger, ich stimme mit Dir überein, was das Ideal angeht, meine nur, dass es nicht immer so einfach ist.

LG, Micha

Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 19.01.2022 11:18
Lieber Micha,

Emotionalität verklärt häufig.
Da bin ich erst mal vorsichtig.
Wenn dann der Passion eine logisch nachvollziehbare Begründung folgt, justiere ich meinen Eindruck gerne nach. Aber bis dahin hege ich Vorbehalte.

So lange ich unsicher bin, weil ein Sachverhalt sich mir nicht ausreichend erschließt, bin ich mit einem Vorurteil erstmal auf der sicheren Seite.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 19.01.2022 11:30
Lieber Holger,

es kommt jetzt natürlich auch darauf an, was Du unter "Emotionalität" verstehst. Ich meine damit z.B. einen Ausdruck von Begeisterung für die eigene Erkentnnis oder auch einen Ausdruck von Geringachtung anderer Ansichten zum selben Thema. Diese Emotionalität liest man oft weniger heraus, als man sie bei mündlichen Vorträgen heraushören kann.

Vorsicht ist m.E. auf jeden Fall immer geboten, selbst dann, wenn jemand seine Emotionen "im Griff" hat und sich möglichs emotionslos gibt. Es kann ja alles auch nur reine Selbstberrschung sein.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 19.01.2022 14:52
Lieber Micha,

So lange ich unsicher bin, weil ein Sachverhalt sich mir nicht ausreichend erschließt, bin ich mit einem Vorurteil erstmal auf der sicheren Seite.

Lieber Holger,
Mal ein Vorschlag von mir: Du schreibst, daß Dir bei nicht ausreichend erschlossenem Sachverhalt ein Vorurteil Sicherheit bietet.
Das ist bei den meisten Menschen so und der einfachste Weg für Dein Gehirn in Kohärenz zu kommen.
Frage: wie lange meinst Du, gibt sich Dein Gehirn damit zufrieden, mit einem Vorurteil (also: Schublade auf, rein damit, Schublade zu) Ruhe und Frieden (Kohärenz) zu haben?
Darf ich raten? Möglichst lange.
Mein Vorschlag ist also, die für Dich wichtige Lösung zu Beginn des Satzes zu suchen und nicht am Ende.
Dein Satz beginnt mit "Solange ich unsicher bin..."
Was hälst Du davon, möglichst schnell die Unsicherheit zu beseitigen, Sachverhalte zu klären und damit einem Vorurteil nicht einmal im Keim eine Chance zu geben?

Ich weiß von mir, wie lange ein Vorurteil gerne in der Schublade liegt. Und wenn es dort erst einmal längere Zeit liegt, dann bekommt es ein Eigenleben und wehrt sich, wenn es wieder aus der Schublade heraus soll. Es führt alle möglichen Gründe an, warum es besser sei daß ich es dort lasse. 'Ich könne es doch dort vergessen und einfach ignorieren, es würde sich auch nicht von selbst melden und alles wäre gut. Ich bin doch gut zu Tieren, also, warum wolle ich denn jetzt unbedingt das Vorurteil aus der warmen kuscheligen Schublade holen? Ist das nicht schon 'Diskriminierung von Minderheiten'? ' - ja, ja, unser gutes Gehirn....

Erfolgreiche Grüße
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Olivier am 19.01.2022 15:27
Hallo Zareen,

schön geschrieben und 100%-ige Zustimmung.
Beim letzten Absatz mußte ich dann herzhaft Lachen - das tat gut. Danke.

LG, Olivier
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 19.01.2022 15:37
Ja Zareen schon richtig. Es wäre schön, die Unsicherheiten immer gleich ausräumen zu können. Das gelingt aber nicht immer. Und was mache ich dann?
Vielleicht dazu noch ein Tipp aus dem Schweizer Fernsehen über die Tücken der Vernunft:
https://www.youtube.com/watch?v=iviBqjZlohQ&list=PL_IE58K5wiT4SYvotooGnWyPtFMYH-v-W&index=157&t=14s
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 19.01.2022 19:53
Lieber Zareen,

Vorurteile tragen so lange, wie man damit nicht auf Widerstände stößt, die einem sagen, dass das Vorurteil falsch ist.

Vorurteile zu überprüfen geht manchmal schnell und manchmal dauert es Jahre der Forschung. Um letzteres zu tun, muss man die Zeit haben, was auch oft bedeutet, das Geld dafür zu haben. Da kommt es darauf an, wie wichtig es einem ist.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 22.01.2022 14:28
Lieber Zareen,

Vorurteile tragen so lange, wie man damit nicht auf Widerstände stößt, die einem sagen, dass das Vorurteil falsch ist.

Vorurteile zu überprüfen geht manchmal schnell und manchmal dauert es Jahre der Forschung. Um letzteres zu tun, muss man die Zeit haben, was auch oft bedeutet, das Geld dafür zu haben. Da kommt es darauf an, wie wichtig es einem ist.

LG, Micha
Lieber Micha,

Das hört sich etwas fatalistisch an "solange jemand nicht mit viel Zeit und Geld meine Vorurteile erforscht hat, belasse ich es dabei."

Bitte vergiss nicht, daß sich Vorurteile ausschließlich in jedermans eigenem Kopf bilden. Wenn sie dann in der z.B. Zeitung, oder TV verbreitet werden, sind es verantwortungslose Menschen, die das tun.

Ich will damit sagen, daß die Verantwortung für ein Vorurteil bei jedem Menschen selbst liegt. Niemand zwingt uns, ein Vorurteil bei zu behalten. Das ist unsere eigene Entscheidung.

Ebensogut können wir uns jetzt und hier dazu entscheiden, ein Vorurteil einfach aufzugeben. Es ist unsere ureigenste Entscheidung, die durch kein geschriebenes Gesetz beeinflusst wird.

Wer sagt denn, daß ein Vorurteil falsch ist? Oder daß es richtig ist?
Die Frage ist, WARUM bildet sich unser Gehirn ein Vorurteil?

Genau da sollten wir ansetzen, und darüber gibt's genug Literatur und Erklärungen.
Also die Mechanismen ergründen, nicht die Auswirkungen erforschen.

LG
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 22.01.2022 16:51
Lieber Zareen,

es gibt ja sehr viele verschiedene Vorurteile.

Vielleicht kann man die unterscheiden in a) allgemein gültige Vorurteile, die in der jeweiligen Gesellschaft zum anerkannten Weltbild gehören und b) individuelle Vorurteile z.B. aufgrund von Verallgemeinerungen von einzelnen Erfahrungen oder aufgrund eines Bauchgefühls.

Die zur Gruppe a) gehörenden Vorurteile sind sicher schwerer zu überprüfen als die zur Gruppe b) gehörenden.

Nehmen wir z.B. das Vorurteil, Spinat enthalt viel Eisen. Das hat man immer so gehört und glaubt es demzufolge. Dann kommen Wissenschaftler*innen und stellen fest, dass ein Komafehler in einer Veröffentlichung diese Vorstellung in die Öffentlichkeit gebracht hat. Trotzdem hält es sich bei vielen Leuten nachwievor, vielleicht, weil sie die Korrektur noch nicht gehört haben, vielleicht, weil sie sich einfach so sehr daran gewöhnt haben, damit zu leben, ihr Spinatgenuss auch keinen spürbaren Eisenmangel nach sich zog und sie keinen Anlass sehen, dieses Vorurteil zu überprüfen. Um es aber selbständig zu übrprüfen, müsste man wissen, wie man den Eisengehalt in Gemüse misst und müsste dieses Wissen auch methodisch umsetzen können. Das weiß und kann aber nicht jeder.

Oder nehmen wir das Vorurteil, Sinti und Roma seien unehrliche Zigeuner. Nun kenn man selbst keinen Sinti und auch keinen Roma, hört aber immer wieder, man solle sich vor ihnen in Acht nehmen. Man könnte ja Fachliteratur dazu lesen, aber dazu muss man erstmal das Interesse haben, dieses Vorurteil zu übrprüfen. Man könnte versuchen, einen Sinti oder Roma kennenzulernen. Abre dazu muss man die Gelegenheit haben und dann den Mut, sich auf so eine vermeintlich gefährliche Begegnung einzulassen.

Letzteres mache ich immer wieder, nicht mit Sinti und Roma (mit denen habe ich gar keine Probleme), aber mit angehörigen von sogenannten Sekten. Ich suche die Begegnung und überprüfe meine Vorurteile und werfe diese dann meistens über Bord oder relativiere sie zumindest. Nun mache ich das aber auch beruflich und bringe mein Wissen an meine Studierenden und an die Öffentlichkeit weiter. Ich mache dabei aber auch bisweilen die Erfahrung, dass mir nicht so recht geglaubt wird. 

Also fatalistisch sehe ich es keineswegs, aber auch nicht in jedem Fall so einfach, wie es sich anhört.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 25.01.2022 02:16
Lieber Zareen,

es gibt ja sehr viele verschiedene Vorurteile.

Vielleicht kann man die unterscheiden in a) allgemein gültige Vorurteile, die in der jeweiligen Gesellschaft zum anerkannten Weltbild gehören und b) individuelle Vorurteile z.B. aufgrund von Verallgemeinerungen von einzelnen Erfahrungen oder aufgrund eines Bauchgefühls.

Die zur Gruppe a) gehörenden Vorurteile sind sicher schwerer zu überprüfen als die zur Gruppe b) gehörenden.
Lieber Micha,
Darf ich Dir da aus meiner persönlichen Meinung heraus widersprechen?
Ein allgemein gültiges Vorurteil - hmmmmmm
Ist das nicht ein Widerspruch?
Na ja, ein Vorurteil ist doch so etwas wie eine schnell gebildete Meinung, bevor sie durch sachliche Argumente zu einer bewiesenen Tatsache wird.

Dein Beispiel mit Zigeunern ist da nicht verkehrt. Ich kenne welche und die sind alles andere als Landstreicher und Diebe (Song von Cher: Gypsies, tramps and thiefs)
Ich bin so erzogen worden, daß ich mich von denen fernhalten soll. Wenn die in den 1950er Jahren mit ihren Teppichen von Tür zu Tür gingen, hat meine Mutter die Wäsche von der Leine genommen und alle Außentüren abgeschlossen - weil die ja nur auf Klautour wären und ausbaldowern wollten, wo es was zu holen gäbe - so meine Mutter.

Das war also ein
Zitat
allgemein gültiges Vorurteil, das in der jeweiligen Gesellschaft zum anerkannten Weltbild gehörte.

Aber aus meiner Erfahrung ist das kein 'Weltbild' dem Anerkennung gebührt, sondern eine Diskriminierung.

(Nebenbei: mir haben Zigeuner gesagt, ihnen sei es lieber, Zigeuner genannt zu werden, als 'Sinti und Roma' weil das für diejenigen die nicht den beiden Sippen, oder Stämmen der Sinti und Roma angehören, auch wieder eine Diskriminierung sei - ich vergleiche das mal damit, niemals einem Franken zu sagen, er sei ein Bayer, obwohl es landespolitisch stimmt.)

Unter b) beschreibst Du genau das, was ich auch unter einem Vorurteil verstehe: ein Urteil, das ich mir aufgrund eines Bauchgefühls, oder einer Verallgemeinerung bilde.

Aber in beiden Fällen sollte ich nicht zu lange damit warten, mir ein richtiges Urteil zu bilden.

Zitat
Letzteres mache ich immer wieder, nicht mit Sinti und Roma (mit denen habe ich gar keine Probleme), aber mit angehörigen von sogenannten Sekten. Ich suche die Begegnung und überprüfe meine Vorurteile und werfe diese dann meistens über Bord oder relativiere sie zumindest. Nun mache ich das aber auch beruflich und bringe mein Wissen an meine Studierenden und an die Öffentlichkeit weiter. Ich mache dabei aber auch bisweilen die Erfahrung, dass mir nicht so recht geglaubt wird. 

Sind denn Vorurteile, die wir aufgrund von Erfahrungen reaktivieren, noch Vorurteile? Sind das nicht dann Erfahrungen und damit unsere eigenen Urteile, die einzig und alleine jeder für sich gemacht hast?

Lieben Gruß
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 25.01.2022 03:16
Erfahrungen sind wahr, wo wir sie objektiv erlebt haben. Ihre Verallgemeinerung und Übertragbarkeit kann plausibel sein, birgt aber ein Restrisiko. Deswegen liefert selbst die Statistik auch nur relative Wahrheiten. Auch bei einer Ereigniswahrscheinlichkeit von 99.9% muss damit gerechnet werden, dass es mal anders kommt.

Erfahrungen sind also nur näherungsweise Wahrheiten. Streng genommenl bleiben es Vorurteile.

Erfahrungen mit hoher statistisch nachgewiesener Signifikanz sind empirisches Wissen. Das gilt als wahr, so lange es nicht falsifiziert bzw. widerlegt ist.
Nur deduktive Wahrheit ist immer wahr, weil sie durch den mathematischen Beweis unwiderlegbar belegt ist.

Aber was ist in der Wissenschaft mathematisch beweisbar? So viel ist das nicht. Meistens haben wir nur empirisches Wissen. Wenn das aber eine hohe statistische Signifikanz hat, dann heißt das, dass man damit verläßlich und seriös arbeiten kann. Das gilt besonders für die Klimaforschung, weil dafür weltweit standardisierte Daten über lange Zeiträume erhoben und mathematisch verarbeitet werden.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 25.01.2022 09:42
Lieber Zereen,


ich denke, dass man beides als "Vorurteile" bezeichnen kann, sowohl die sozial induzierten, die für "den Mann auf der Straße" als "Wissen" gelten, als auch die spontanen Bauchgefühle. Auch letztere wurzeln oft in diesen sozial induzierten Meinungen.

Und ja, man sollte sie rational hinterfragen. Dabei können sie aber auch bestätigt werden. So werden dann aus Vorurteilen Nachurteile. Es gibt auch fälle, in denen uns unser Bauchgefühl warnt, wir bei rationaler Überprüfung zu dem Schluss kommen, dass diese Warnung nicht gerechtfertigt ist, sich aber später herausstellt, dass das Bauchgefühl gestimmt hat. Ratio alleine ist eben auch nicht unfehlbar.


Lieber Holger,

du schreibst von mathematischen und statistischen Wahrheiten. Letztlich ist Statistik auch eine Disziplin der Mathematik. In den Kulturwissenschaften wird Statistik in der quantitativen Forschung eingesetzt. Es gibt aber auch die qualitative Forschung, die Einzelfälle untersucht. Methoden sind Interviews, Beobachtung usw. Auch damit kommt man zu empirischem Wissen, das aber nicht so einfach verallgemeinerbar ist.

Nun sind aber auch Wissenschaften nicht ganz frei von Vorurteilen. Immerhin gab es auch mal eine Rassenkunde, die als Wissenschaft anerkannt wurde. Da wurde auch beobachet, vermessen usw. Und doch stufen wir das heute als Ideologie ein, nicht als Wissenschaft. Das zeigt aber auch, dass "Wissenschaft" nicht immer gleichermaßen für etwas steht, was objektives Wissen erzeugt, sondern auch ideologieanfällig und auch Moden unterworfen ist. Und diese Ideologien und Moden sind auch wiederum von Vorurteilen beeinflusst.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 25.01.2022 12:41
Micha, wierum man es auch dreht. Es bleibt immer ein Rest Nichtwissen, solange ein deduktiver Beweis nicht möglich ist. Trotzdem kann auch relatives Wissen mit hoher Signifikanz qualitativ genutzt werden. In solchen Fällen würde ich nicht mehr von einem Vorurteil sprechen.

Übrigens, Rassenforschung gibt es in der Tier- und Pflanzenzucht immer noch. Die Kritik gegen die Rassenkunde am Menschen bezog sich weniger auf ihre qualitativen Aspekte. Im Kern ging es darum, dass selbst wenn es Rassenunterschiede gibt, es trotzdem unethisch ist diese zu erforschen. Eine Forschung, die die Unterschiede zwischen Ethnien hervorhebt, ist kontraproduktiv zu dem Anspruch alle Vertreter von Homo sapiens als gleich anzuerkennen. Dieses Prinzip ist in Dtld. auch rechtlich verankert für die höheren Primaten.

Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 25.01.2022 17:24
Lieber Holger,

wobei richtiges empirisches Forschen induktiv vorgeht, also mit Schlussfolgerungen von Einzelfällen auf das Allgemeine.

Und ja, sicher kann man dann von "Kenntnis" oder "Wissen" sprechen, das so lange gilt, bis es falsifizert wurde,

Bei Wildtieren und -pflanzen spricht man m.W. nicht von Rassen, sondern von Unterarten. "Rassen" ist eher ein Begriff für Zuchtformen. Was Menschen angeht, habe ich lange nicht verstanden, warum man nicht zwischen z.B. negrider und europider Rasse unterscheidet, bis mir jemand erklärte, dass es unter den sog. Negriden genetische Untrerschiede gibt, die größer sind, als zwischen einigen Negriden und Europiden. Das bezieht sich dann also auf den biologischen Rassebegriff. Heute werden alle jetzt lebenden Menschen unter dem Namen Homo sapiens sapiens (Gattung, Art, Unterart) zusammengefasst. Eine andere Unterart wäre aber der Homo sapiens neandertalensis. Der ist aber ausgestrben, hat aber genetische Spuren in uns hinterlassen.

Die sprichts von "Ethnien". Das ist doch eher ein kultureller, als ein biologischer Begriff. Bei Pimaten von "Ethnien" zu sprechen, ist mir unvertraut. Aber ja, es gibt teilweise auch bei Primaten verschiedene Kulturen im Sinne von erlernten und dann gruppenintenr tradierten Verhaltensweisen, wie z.B. das Baden in heißen Quellen bei Makaken in Japan oder das Waschen von Süßkartoffeln in Salzwasser bei anderen Makaken (ich weiß nicht mehr wo).

Ja im Englischen wird das Wort "races" auch für Ethnien verwendet.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 25.01.2022 23:02
Lieber Zareen,

ich hoffe nicht, dass die Frage nach den Vorurteilen, die du hier aufgeworfen hast, nicht weiter diskutiert wird. Tatsächlich gibt es eine Menge Forschung darüber wie Vorurteile entstehen. Und es ist wichtig darüber zu reden, weil sie Einfluss haben wie wir uns eine Meinung bilden. Das würde dann auch erklären, warum es hier so oft ein Hauen und Stechen gibt.

Ich möchte zu dem Thema Voreingenommenheit (Bias) einen kurzen (13Min.) und unterhaltsamen TED-Beitrag eines Psychologen der Uni München empfehlen. Der spricht in gut verständlichem "deutschen" Englisch. Und dann hoffe ich auf Reaktionen von Leuten, die deine oder meine Videoempfehlung angesehen haben. Das gibt diesem Thread vielleicht wieder etwas Schwung.
https://www.youtube.com/watch?v=nVRco_eLjdc&list=PL_IE58K5wiT4SYvotooGnWyPtFMYH-v-W&index=109&t=275s

Hallo Holger, hallo Ihr alle,

Ich habe das Transcript dieses und zweier anderer TEDx Beiträge gefunden. Wenn der Browser automatische Übersetzung macht, könnt Ihr den Text auch in ganz leidlichem Deutsch lesen. Es gibt dort auch weitere Transcripte (Mitschriften)

1.Link zum Video
https://singjupost.com/why-we-are-wrong-when-we-think-we-are-right-chaehan-so-transcript/?singlepage=1

https://singjupost.com/3-kinds-of-bias-that-shape-your-worldview-j-marshall-shepherd-transcript/?singlepage=1

https://singjupost.com/paul-rulkens-why-the-majority-is-always-wrong-at-tedxmaastricht-transcript/?singlepage=1

Viel Spaß damit
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: sebaldus am 26.01.2022 00:29
Interessantes Gespräch zu Geschlechterrollen, Feminismus etc.

""Von „TERFS“ und „Trans*frauen“ – Feministische Grabenkämpfe
Gespräch mit Dr. Antje Schrupp"
Deutschlandfunk Kultur, "Fazit", ca. 10Min.
https://ondemand-mp3.dradio.de/file/dradio/2022/01/25/zwischen_trans_und_terf_wohin_steuert_der_feminismus_drk_20220125_2309_a054f7a1.mp3
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 26.01.2022 02:58
Ja Micha, so kann man es stehen lassen.

Danke Zareen, für das Transkript meiner TED-Empfehlung. So kann es jetzt jeder verstehen.

Und danke Sebaldus, für eine neue Quelle zum Thema. Solche Empfehlungen geben professionellen Input, den man selbst meist auch nicht besser formulieren könnte.

 
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 26.01.2022 03:50
Zu dem Gespräch im Deutschlandfunk mag ich mich nicht postionieren, auch weil Transidentität keine einfach einzuordnende biologische Kategorie ist wie Intersexualität. Transidentität wird als psychologisches Geschlecht beschrieben. Ein Transmann hat mir mal gesagt, dass er sich in den Selbsthilfegruppen nicht mehr engagiert, da man untereinander sehr uneinig und auch zerstritten ist über eine korrekte Zuordnung. Müssen wir für Transmenschen vielleicht eine weitere diverse Kategorie einführen? Ich jedenfalls, erlebe Transfrauen sehr unterschiedlich, manchmal auch in Bezug zu Biofrauen.

Da gibt es schon morphologisch Unterschiede, denn das TSG erlaubt unterschiedliche Umsetzungen und gibt den Personeneintrag weiblich auch dann, wenn weiterhin ein männliches Genital vorhanden ist.
Während ich viele Transfrauen ganz als Frau wahrnehme, irritieren mich andere, die sich als Spiegelbilder männlicher, heterosexueller Fantasien geben. Das diese Frauen, die jedes Klischee über Frauen hochhalten, den Unmut gerade von Feministinnen wecken, wundert mich nicht. Wenn Transfrauen ihr Frausein reduziert als aufgetakelte Tussi leben, dann verstehe ich den Vorwurf, dass da ein männlicher Fetisch ausgelebt wird. Das ist ja in Ordnung, aber es ist eben das Frausein das ein Patriarchat ihnen aufgezwungen hat.

Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Asterix am 26.01.2022 12:31
Zitat
Das ist ja in Ordnung, aber es ist eben das Frausein das ein Patriarchat ihnen aufgezwungen hat.

Kann es nicht sein, dass die Transfrauen selbst "aufgetakelte Tussi" sein wollen?

Gruß
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: JoHa am 26.01.2022 13:32
Dazu fällt mir der heiß umstrittene Begriff Autogynäphilie ein.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 26.01.2022 15:05
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, hier eine Präzisierung. Transfrauen sind genauso eine heterogene Gruppe wie andere auch. In dieser Gruppe gibt es neben anderen auch solche, die das Frausein zelebrieren, das vom Patriarchat gefordert wird. Natürlich dürfen sie das. Aber genau gegen so ein auf die aüßérliche Schönheit und Unterwerfung reduzierendes Frauenbild kämpfen Feministinnen. Das entspricht eben nicht ihrer eigenen Vorstellung vom Frausein. Diese Transfrauen fallen den Biofrauen sozusagen in den Rücken und sie fragen sich dann, ob es sich bei diesen Transfrauen wirklich um Frauen handelt, oder um Männer mit einer besonderen sexuellen Fantasie. Für die Aufnahme in die Gruppe der Frauen, so sagte es mir die stellvertretende Vorsitzende vom feministischen Studentinnenverband unserer Uni, mache das einen Unterschied.

Mit dem Begriff Autogynäphilie kann ich erstmal nichts anfangen. Vielleicht weiß da jemand mehr.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Asterix am 26.01.2022 15:35
Frauen, die sich "auftakeln", schminken, High Heels tragen usw, tun das nicht zwingend, weil sie Männern gefallen wollen. Viele wollen sich selbst gefallen, inklusive mir...

Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 26.01.2022 16:13
Asterix,

so wie ich die Biofrau verstanden habe, geht es nicht um das schönmachen allein, sondern ums aufbrezeln als Teil einer den Männern unterordnenden minderwertigen Identität, Es geht um die Reduzierung von Frausein auf eine fügsame Männerfantasie.

Es geht wohl darum, dass diese spezielle Gruppe von Transfrauen viele andere weibliche Eigenschaften, die standardmäßig in jeder Frau stecken,  vermissen lassen und deswegen eben Zweifel wecken an echtem Frausein.

Ich habe extra nochmal den Text hier von meiner Frau lesen lassen, damit ich das auch nicht durcheinanderbringe. Meine Frau sagt, und meine beiden Töchter nicken dazu, dass Schönheit höchstens 10% der gesammten weiblichen Identität ausmachen.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Asterix am 26.01.2022 17:16
Holger, kannst du mir bitte sagen, auf welchen Text du dich beziehst? Danke
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: JoHa am 26.01.2022 17:48
Hallo, Holger:
"Mit dem Begriff Autogynäphilie kann ich erstmal nichts anfangen. Vielleicht weiß da jemand mehr."
Ich habe mich vertan. Es sollte heißen Autogynophilie, nachzuschlagen bei Wikipedia.
Der Begriff hat mich damals verwirrt. Ich halte die Theorie nicht für hilfreich.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 26.01.2022 18:03
Holger, kannst du mir bitte sagen, auf welchen Text du dich beziehst? Danke

ich meine den Text hier, den ich gerade schreibe. Um sicher zu sein, dass ich nicht falsch widergebe, was ich von feministischer Seite gehört habe, habe ich es von meiner Frau checken lassen. Das soll nämlich nicht meine Meinung sein, weil ich als Mann ja gar nicht aus mich heraus wissen kann was eine Frau denkt.

Ich muss jetzt ins Bett. Wir sind hier 7 Stunden weiter. Tschüss, bis morgen.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 26.01.2022 21:30
Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, hier eine Präzisierung. Transfrauen sind genauso eine heterogene Gruppe wie andere auch. In dieser Gruppe gibt es neben anderen auch solche, die das Frausein zelebrieren, das vom Patriarchat gefordert wird. Natürlich dürfen sie das. Aber genau gegen so ein auf die aüßérliche Schönheit und Unterwerfung reduzierendes Frauenbild kämpfen Feministinnen. Das entspricht eben nicht ihrer eigenen Vorstellung vom Frausein. Diese Transfrauen fallen den Biofrauen sozusagen in den Rücken und sie fragen sich dann, ob es sich bei diesen Transfrauen wirklich um Frauen handelt, oder um Männer mit einer besonderen sexuellen Fantasie. Für die Aufnahme in die Gruppe der Frauen, so sagte es mir die stellvertretende Vorsitzende vom feministischen Studentinnenverband unserer Uni, mache das einen Unterschied.

Mit dem Begriff Autogynäphilie kann ich erstmal nichts anfangen. Vielleicht weiß da jemand mehr.

Lieber Holger,
Ich mag die Aufteilung in Gruppen nicht. Das erinnert mich zu sehr an 'Schubladen' / Kischees. Da bringen wir mühsam unsere Gehirnschubladen in Odnung und dann teilen wir Menschen in Gruppen ein?

Meine Idee wäre, alle Klischees und Gruppen hinter uns zu lassen und dann nur den Menschen, das Lebewesen zu sehen. Ein buntes, ein schlichtes, ein schrilles, ein leises, männliche, weibliche, und weitere, eigentlich ist es egal, weil jedes Lebewesen seinen Beitrag zu einem bunten, spannenden, interessanten Leben beiträgt.

Mir schwarnt, es gibt noch etwas anderes, als Hass, Diskriminierung, Krieg, Hunger Armut, Reichtum, Gier.
Etwas, was den Sinn des Lebens ausmacht, den Spaß, die Freude, die Erfüllung, das Miteinander und die Zufriedenheit.

LG
Zareen
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 26.01.2022 22:01
Lieber Zareen,

so ganz ohne Gruppeneinteilung wird es nicht gehen. Wir alle sind ja nicht nur Individuen, sondern Mitglieder von Familien, Stadteinwohnerschaften, Regionalmannschaften, Ethnien, Nationen, Kulturen, Religionen, Vereinen, Berufskollegenschaften, Parteien, Nachbarschaften usw. usf. Mein Geschichtslehrer pflegte zu sagen: "Der Mensch ist ein zoon politikon, ein Gemeinschaftswesen." Und mit jeder Gruppe, der wir angehören, gibt es Gruppen, denen wir nicht angehören. Selbst wir von einer einheitlichen und vereinten Menschheit sprächen und selbst dann, wenn wir uns Menschen zur Gruppe der Tiere zählten, hätten wir immer noch, dass wir keine Pflanzen, keine Pilze, keine Viren usw. usf. sind. Und keine Außerdirdischen.

Was indes klar ist: Eine solche Gruppenzugehörigkeit bestimmt nicht unser ganzes Wesen. Jeder Mensch ist eine eigene Mischung verschiedener Gruppenzuehörigkeiten. So gehöre ich zu den Gruppen: Schmiedel, Siegburger, Rheinländer, Deutsche (Ethnie), Deutsche (Nation), /Kultur ist jetzt unterschiedlich einzuordnen, aber hauptsächich west-mitteleuropäisch,  Christentum & Buddhismus, Vereine: REMID, BIM, RfP, ...), Religionswissenschaftler, (keine Parteizugehörigkeit), Nachbarn von (Namen lasse ich jetzt weg) usw. usf.


LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: JoHa am 26.01.2022 22:56
So ganz ohne Gruppenzugehörigkeiten ist man nie. Aber es kommt darauf an, inwieweit diese Zugehörigkeit unser Denken und Handeln beherrscht. Daß die Zugehörigkeit uns beeinflusst, ist unvermeidlich. Aber unsere Ratio ermöglicht es uns, dessen bewusst zu werden und es entsprechend zu steuern. In einem langen Leben gehörte ich so vielen Gruppen an. Nun finde ich es an der Zeit, das zu ordnen. Ich bin alt, weiß (hellbraun), männlich, kein Berliner, Solinger, Emsländer, sondern Europäer. Ich liebe meine Frau (auch Frauen und ihre Kleidung), meine Kinder und Enkel , sowie meine Freunde, die ich gerne und öfter als derzeit möglich, feste drücken möchte.
Also, welche Zugehörigkeit zu welcher Gruppe, Opa, Ehemann, Vater, Rockträger, Nylonliebhaber, etc bestimmt wohl mein Leben?
Mein Leben ist ein bunter Salat, von dem ich je nach Stimmung, Stückchen für Stückchen genieße.
Die Kehrseite ist, daß ich auch manchmal unter Stückchen für Stückchen leide. Aber THAT´S LIFE !
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 27.01.2022 00:14
Ja, genau, man kann und sollte es rational steuern, wie welche Gruppenzugehörigkeit uns beeinflusst.

Über einen Satzteil, lieber Joachim, bin ich gestolpert:
Zitat
kein Berliner, Solinger, Emsländer, sondern Europäer.

Der erinnert mich an eine Diskussion mit einem Kollegen vor ca. 30 Jahren, in der er meinte, es schließe sich gegenseitig aus, Deutscher und Europäer zu sein, während ich meinte, das eine sei eine Teilmenge vom andern. Er meinte wohl, man müsse sich entscheiden, was einem wichtiger sei. Für ihn war es das Deutschsein. Ich meinte, ein Deutscher sei klar Europäer und eben kein Afrikaner oder Amerikaner. Okay, es gibt auch Deutsche, die in Afrika oder Amerika leben und dort auch beides sind. Aber Deutschland ist nunmal Teil von Europa. Und Berlin, Solingen und das Emsland sind Teile von Deutschland und damit von Europa. Und damit von der Welt.

Ich frage mal so: Würdest Du sagen, Du seist Europäer und kein Weltbürger oder umgekehrt oder würdest Du meinen, dass sich beides nicht gegenseitig ausschießt?

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Holger Haehle am 27.01.2022 03:00
Zareen, du hast da eine schöne Vision. Aber Menschen brauchen Kategorien zur Orientierung, sonst sind sie schnell überfordert, denn jede Kategorie braucht verschiedene Verhaltensweisen. Ich hoffe, dass viele Kategorien das Problem unterschiedlicher Identitäten lösen werden.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: doppelrock am 27.01.2022 07:33
Wenn man sich der Gruppen und Kategorien bewusst ist, braucht man sich nicht für die eine ODER andere entscheiden. Man kann auch als Kölner, Hintertuxer , Nordschleswiger oder was auch immer vom europäischen Gedanken überzeugt und seiner Region oder Heimat verbunden sein.
Die schwarzweiß-Denke ist nicht zwingend erforderlich. Um das eine zu leben, muss man das andere nicht aufgeben. Ich bin überzeugt, dass Europa sogar besser funktioniert, wenn jeder seine Wurzeln pflegt und das gemeinsame Interesse voranbringt. Das ist genau das Gegenteil der von oben diktierten Gleichmacherei, die den europäischen Gedanken letztlich zerstört.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: skortsandtights am 27.01.2022 08:34
Zu dem Gespräch im Deutschlandfunk mag ich mich nicht postionieren, auch weil Transidentität keine einfach einzuordnende biologische Kategorie ist wie Intersexualität. Transidentität wird als psychologisches Geschlecht beschrieben. Ein Transmann hat mir mal gesagt, dass er sich in den Selbsthilfegruppen nicht mehr engagiert, da man untereinander sehr uneinig und auch zerstritten ist über eine korrekte Zuordnung. Müssen wir für Transmenschen vielleicht eine weitere diverse Kategorie einführen? Ich jedenfalls, erlebe Transfrauen sehr unterschiedlich, manchmal auch in Bezug zu Biofrauen.

Da gibt es schon morphologisch Unterschiede, denn das TSG erlaubt unterschiedliche Umsetzungen und gibt den Personeneintrag weiblich auch dann, wenn weiterhin ein männliches Genital vorhanden ist.
Während ich viele Transfrauen ganz als Frau wahrnehme, irritieren mich andere, die sich als Spiegelbilder männlicher, heterosexueller Fantasien geben. Das diese Frauen, die jedes Klischee über Frauen hochhalten, den Unmut gerade von Feministinnen wecken, wundert mich nicht. Wenn Transfrauen ihr Frausein reduziert als aufgetakelte Tussi leben, dann verstehe ich den Vorwurf, dass da ein männlicher Fetisch ausgelebt wird. Das ist ja in Ordnung, aber es ist eben das Frausein das ein Patriarchat ihnen aufgezwungen hat.

Das gespräch im radio hat mir sehr gut gefallen und anscheinend  sehen wohl viele cisfrauen den umgang  mit uns transfrauen eher locker.
Nicht nur das, sie spüren irgendwie auch das wir die gleiche wellenlänge haben und darum fühle ich mich gut aufgehoben.
Natürlich haben wir zum teil auch ähnliche themen wie zum beispiel mode wo ich schon mal als frau zu rate gezogen werde.
Also für transmenschen braucht es keinen speziellen eintrag im personenstandsregister.
Denn guten erfahrungen vor allem in den nördlichen staaten folgend,hat das parlament in der schweiz beschlossen den eintrag ins personenstandregister massiv zu vereinfachen.
Das heiss ich kann heute früh aufs amt gehen und meinen eintrag ändern lassen.
Ohne medizinische abklärung oder irgend ein atest.
Ich will das verfahren in Deutschland nicht kritisieren, aber hier in der Schweiz finden wir es die bessere lösung und darum haben wir sie gewählt.
Und niemand hat das referendum (https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum#Eidgenossenschaft) ergriffen.
Also ich kann den unmut der feministinnen beim besten willen nicht verstehen.
Den ganz egal als trans oder cisfrau jede kann so rumlaufen wie sie möchte.
Da den transfrauen etwas unterstellen zu wollen ist unterste schublade.
Auch da gibt in sachen mode alles vom tomboy bis zur tussi.
Viele vor allem in meinem alter haben sich sehr spät geoutet und da fehlts halt an der modischen erfahrung.
Auch am kritischen blick in den spiegel um zu sehen was zu viel des guten ist.
Ich werte das keinesfalls, denn mir ging es auch nicht anders und heute habe ich einen stil der meiner meinung nach zu mir passt.
Und da ich sowieso auf frauen stehe muss ich mich auch nicht für die männer aufbretzeln.
Generell sollte man das thema transgender lockerer und pragmatischer sehen, wie viele tansfrauen und transmänner auch tun.
Mein grosses anliegen ist und bleibt das man die kinder ernst nimmt wenn sie fühlen und wissen das ihr körper nicht zu ihnen passt.
Das sie nicht das durchmachen was wir äleteren transgender mitmachen mussten.
Generell zum thema transgender helfen keine ewigen diskussionen nach dem motto:
Seht ihr wir kümmern und drum sondern einzig und alleine unterstützung und pragmatische lösungen.
Und sei es nur wenn es überall UNISEX-WC gäbe.


Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: JoHa am 27.01.2022 09:47
Lieber Micha,
zu den verschiedenen Kleingruppen gehörte ich wegen meines Aufenthaltes, z.T. auch durch soziale Bindungen. Durch Umzug, Arbeitswechsel etc änderte sich immer wieder mal etwas und ich nahm eine andere Rolle an. So kann ich sagen, daß sich meine Zugehörigkeit zu Gruppen mal verstärkt, mal gemindert hat. Europäer bin ich durch meine Herkunft und aus Überzeugung.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 27.01.2022 23:48
Lieber Joachim,

was ich noch fragen wollte. Wenn Du überzeugter Europäer bist, bist Du auch überzeugter Welt- oder Erdenbürger? Oder schließt sich das aus?

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 27.01.2022 23:50
Ich habe eben einen neuen Begriff gelernt: "Anekdotische Evidenz".

Karl Lauterbach verwendete ihn bei Anne Will. Wikipedia erklärt ihn so: https://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz (https://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz)

LG, Micha

Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: JoHa am 28.01.2022 16:02
Welt- oder Erdenbürger?
Da weiß ich zu wenig über andere Länder, Menschen, Lebensarten. Europa kenne ich einigermaßen. Da fühle ich mich recht heimisch. Über politische Systeme müsste aber gesondert gesprochen werden.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 28.01.2022 16:35
Welt- oder Erdenbürger?
Da weiß ich zu wenig über andere Länder, Menschen, Lebensarten. Europa kenne ich einigermaßen. Da fühle ich mich recht heimisch. Über politische Systeme müsste aber gesondert gesprochen werden.

Danke, Joachim!

Ich fühle mich als ganz verschiedenes in mit vereint als Einwohner meiner Straße in meinem Stadteil und als Erdenbürger gleichermaßen. Die weite Welt beginnt mit einem Schritt vor die Haustür, und wenn ich auf der anderen Seite unseres Planeten zum Mond raufschaue, fühle ich mich daheim.

Ich identifiziere mich auch mit meinem Herkunftsort bzw, meinem Geburts- und meinem Auswachsort, und auch mit anderen, an denen ich gewohnt habe oder in Urlaub war.

Ich bin jedenfalls eher ein Stereotyp als ein Monotyp. Manchmal auch ein Polyphonietyp oder gar ein Kakophonietyp  ;D

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 18.02.2022 17:57
Zareen, du hast da eine schöne Vision. Aber Menschen brauchen Kategorien zur Orientierung, sonst sind sie schnell überfordert, denn jede Kategorie braucht verschiedene Verhaltensweisen. Ich hoffe, dass viele Kategorien das Problem unterschiedlicher Identitäten lösen werden.

Lieber Holger,
Ja, damit wollte ich jetzt auch etwas positives provozieren. Ich gebe Dir recht, unser Gehirn hat und braucht "Schubladen".
Nur: diese sollten zur Orientierung (waagerechte Ebene) und nicht zur Diskriminierung (senkrechte Ebene(n)) verwendet werden. Entscheidend finde ich das sich-bewusst-machen, auf welcher Dimension man unterwegs ist (senkrecht, oder waagerecht) um sich dann ggf. zu korrigieren.

Ich mache das an dem Beispiel fest: wenn ich mich als Deutscher und somit in Europa als Europäer und somit auf der nördlichen Halbkugel der Welt verorte, ist das OK. Wenn ich mich als Deutscher besser und intelligenter und zum Herrschen prädestinierter wähne als ein Rumäne, oder Bulgare (die ja auch Europäer sind) und sich das dann ausweitet auf den Vergleich zu Afrikanern oder Polynesiern (damit meine ich die sehr naturverbundenen Inselbewohner der Südsee), dann ist da eine sehr deutliche Schieflage bei mir zu erkennen.

Genau das letztere meinte ich damit, weg von dem Schubladendenken zu kommen. Von dem vergleichenden und herabsetzenden Schubladendenken, hin zum verortenden und orientierenden Schubladendenken
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 18.02.2022 18:10
Ich habe eben einen neuen Begriff gelernt: "Anekdotische Evidenz".

Karl Lauterbach verwendete ihn bei Anne Will. Wikipedia erklärt ihn so: https://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz (https://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz)

LG, Micha

Hallo Micha,

In welcher Anne Will Sendung war das? Ich will hier nicht in die Kerbe der Menschen bei YT  hauen, die auf anderen mit / ohne Grund herumprügeln. Erst mal den Kontext hören.
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Matthias am 18.02.2022 20:54
@Zareen
Was bedeutet denn YT?
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 18.02.2022 22:23
Ich habe eben einen neuen Begriff gelernt: "Anekdotische Evidenz".

Karl Lauterbach verwendete ihn bei Anne Will. Wikipedia erklärt ihn so: https://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz (https://de.wikipedia.org/wiki/Anekdotische_Evidenz)

LG, Micha

Hallo Micha,

In welcher Anne Will Sendung war das? Ich will hier nicht in die Kerbe der Menschen bei YT  hauen, die auf anderen mit / ohne Grund herumprügeln. Erst mal den Kontext hören.

Lieber Zareen,

in der Sendung vom 27.1.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: MAS am 18.02.2022 22:24
@Zareen
Was bedeutet denn YT?

YouTube. Ich las die Abkürzung neulich in einer Masterarbeit gelesen und anhand der Fußnote entschlüsselt.

LG, Micha
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: Zareen am 18.02.2022 22:26
@Zareen
Was bedeutet denn YT?

Das ist die Internetseite, auf der es Videos gibt: YouTube 😁
Titel: Antw:Müssen wir in Stereotypen denken?
Beitrag von: doppelrock am 19.02.2022 08:13
In einem gewissen Maße sind Stereotype oder Vorurteile überlebenswichtig. Etwa wenn der Neandertaler dem Säbelzahntiger ausweicht, weil der ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit töten würde. Im Gegensatz dazu sind Vorbehalte schädlich, wenn sie nur dazu dienen, eine gewohnte, irrationale Denkweise aufrecht zu erhalten.

Es gibt ein Beispiel von Henry Ford II, der eine Führungskraft anwies, einen Mann zu entlassen, der nach Fords Meinung zu enge Hosen trug und deshalb homosexuell und somit ungeeignet für sein Unternehmen zu sein. Es half auch nicht der Einwand der Führungskraft, dass dieser Mann ein brillanter Konstrukteur, ein sympathischer Familienvater und im Unternehmen sehr gut anerkannt sei. Als Außenstehender würde ich einschätzen, dass Ford nicht in der Lage war, anhand dieser Fakten seine Vorurteile zu überdenken, sondern lieber daran festhielt. Vielleicht aus mehreren Gründen wie Machterhalt oder Weltbild.

Es gibt also nützliche und schädliche Vorurteile und wir müssen das für uns erkennen, welche welche sind und warum.