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Röcke und mehr... => Erfahrungsberichte => Thema gestartet von: cephalus am 28.02.2023 23:26

Titel: Der Bekannte im Rock
Beitrag von: cephalus am 28.02.2023 23:26
Es ist zwar schon eine Weile her, aber gerade habe ich Zeit und Muße es niederzuschreiben, und ich denke es ist ganz interessant für manche(n):

Im Frühjahr 2022 war ich mit meiner Frau bei einem bekannten Ehepaar zu Besuch. Es ist keine enge Freundschaft, auch wenn wir uns seit gut 30 Jahren kennen, so kommen wir über durchschnittlich drei Treffen im Jahr und Geburtstagsanrufe nicht hinaus, aber so selten ist es trotzdem ganz nett. Für häufigere Treffen ginge uns vermutlich der Gesprächsstoff aus.
Auf jeden Fall trug ich das letzte Mal, erstmals einen Rock, was die Gastgeberin auch unmittelbar wohlwollend kommentierte. Sie meinte, das würde ihrem Mann auch stehen. Seine  Reaktion damals war verhalten , aber nicht grundsätzlich abgeneigt, dass er jemals einen Rock trage würde, das konnte ich mir aber nicht vorstellen.
Im Herbst trafen wir uns wieder, hatten einen netten Abend und Rock war, wie zu erwarten, kein Thema.
Das dachte ich, bis wir wieder zuhause waren.
Die Gastgeberin nahm wohl irgendwann meine Frau zur Seite und erzählte ihr, dass ihr der Rock und das Gesamtoutfit so gut gefallen hatte, dass sie ihren Mann davon überzeugte, und, nachdem er letztendlich sonst nicht in Bewegung gekommen wäre, auch für ihn einen Rock gekauft hätte.
Er probierte ihn wohl an, und zog damit, ohne Skrupel, los (und ich Trottel, brauche Jahrzehnte dafür und habe manchmal immer noch Hemmungen) .
Soweit so gut, sie fand ihren Mann wohl noch attraktiver im Rock und alles wäre gut gewesen, eigentlich…
Ihr Mann hat sich jetzt wohl noch andere Röcke gekauft, und trägt jetzt in ihren Augen zu oft einen Rock.
Warum?
Sie fragte meine Frau, wie der Cephalus im Rock sei, und was der Unterschied zur Hose wäre. Meine Frau war nur ratlos verwundert, der Cephalus wäre immer der Gleiche.
Der Mann der Bekannten, bedauerte selbige, wäre im Rock ein anderer, er würde sich anders verhalten, wäre nicht mehr genau ihr Mann. Der Rock würde irgendwas mit ihm machen, auch wenn sie es nicht definieren könne.
Jedenfalls mag sie das nicht. Sie mag nicht mehr, dass er Röcke trüge, und sie bedauert ihn auf diese Idee gebracht zu haben.

Ja ich weiß, das Ganze ist sehr vage, aber ich könnte mir vorstellen, dass dieser Fakt, oder die Angst davor, manche Frau einen Rock am Mann ablehnen lässt.
Seid ihr dieselben in Rock wie in Hose? Und auch in den Augen eurer engsten Mitmenschen?
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: Peter am 28.02.2023 23:32
Der Mann der Bekannten, bedauerte selbige, wäre im Rock ein anderer, er würde sich anders verhalten, wäre nicht mehr genau ihr Mann. Der Rock würde irgendwas mit ihm machen, auch wenn sie es nicht definieren könne.
Jedenfalls mag sie das nicht. Sie mag nicht mehr, dass er Röcke trüge, und sie bedauert ihn auf diese Idee gebracht zu haben.
...erinnert mich an einen Film: Vielleicht wird er ja das Münchner Girl... Na muss ja auch nicht gleich sein, vielleicht geniesst er nur seine neue Freiheit...
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: Peter am 28.02.2023 23:39
...aber ich könnte mir vorstellen, dass dieser Fakt, oder die Angst davor, manche Frau einen Rock am Mann ablehnen lässt.
Seid ihr dieselben in Rock wie in Hose? Und auch in den Augen eurer engsten Mitmenschen?
Das kann schon sein. Die erste unreflektierte Reaktion von Herzdame war auch "...und wann lässt du dich umoperieren?"...
Ich denke schon, dass ich der selbe geblieben bin, ich vermute nur, dass meine weiblichen Anteile, die ja jeder hat, ein bischen herauskommen. Aber ich denke, die waren schon vorher auch da. Wurde mir jedenfalls schon bestätigt.
Aber die Angst davor, dass das überhand nimmt, ist bestimmt bei einigen Mitmenschen präsent.
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: Chris Schumann am 28.02.2023 23:41
Ja, ich bin immer ich... - immer derselbe, der ich schon immer war... - mehr oder weniger...
Man entwickelt sich natürlich in über 20 Jahren "Karriere", aber mir ging es da nie drum, jemand anderes zu werden.
Nur darum, mich einfach auszuleben. Ohne Skrupel tun, was mir gefällt.

Viele wissen das mittlerweile mit meiner speziellen "Vorliebe" für weibliche Kleidungsstücke. Und akzeptieren das.
Einige sind aber bis jetzt noch nicht so richtig drüber weg gekommen, wer da im nachhinein knapp 20 Jahre die Kinder in der Jugendfeuerwehr "ausgebildet" hat...

Egal... - Beschwert hat sich dann doch noch keiner... - bin immernoch derselbe... - so wie halt schon immer... - auch mit lackierten Krallen... So what...
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: JJSW am 28.02.2023 23:54
@Cephalus
Hat sich der Mann verändert, wenn er Rock trägt oder nimmt ihn die Frau nur anders wahr?
Jeder Rockträger tickt anders. Einer wills bequem und luftig haben, einer will vielleicht eine wie auch immer geartete weibliche Seite ausleben, Gründe gibts viele.

Ich fühle mich jünger, frischer, lockerer im Rock, habe bessere Laune, ansonsten meine ich, derselbe geblieben zu sein.
Meine Frau hatte da auch zunächst Bedenken, aber inzwischen kein Problem mehr. Meistens.

Grüßle
Jürgen

Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: MAS am 01.03.2023 00:27
Ich denke, ich bin selbstsicherer, freier, fröhlicher, lockerer seit ich Röcke trage. Aber teilweise auch konsequenter und unnachgibiger, wenn es darum geht, das Recht auf Rocktragen zu verteidigen.
Manchmal fühle ich mich aber auch tatsächlich etwas femininer. Indes hat mir noch niemand gesagt, dass ich feminier wirke. Vielmeher meinen die Menschen, sie sei so normal wie in Hosen.

LG, Micha
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: Skirtedman am 01.03.2023 00:47
Hm, Cephalus, eine Story, die zum Grübeln anregt...

Jürgen JJSW: "Hat sich der Mann verändert, wenn er Rock trägt oder nimmt ihn die Frau nur anders wahr?"
Genau das hab ich auch gedacht.

Peter: "Aber die Angst davor, dass das überhand nimmt, ist bestimmt bei einigen Mitmenschen präsent."
Ich glaube, das macht ja den Großteil des Dilemmas aus, in dem sich der Mann mit Rockambitionen befindet.

Macht mich das Rocktragen anders?

Bin ich fast der Falsche, das zu beantworten, weil es mich in Hosen schon ewig nicht mehr gibt.

Micha erwähnte auch "manchmal etwas femininer", grob gesagt, geht mir manchmal auch so. Hatte ich vor paar Tagen ja was davon geschrieben (zur Erinnerung: bestimmte Kombi, bestimmte Situation (https://www.rockmode.de/index.php?topic=9333.msg172444#msg172444)), aber eigentlich nicht "femininer", sondern "mehr Frauenversteher", mehr Seelenverwandtschaft mit Frauen.

Ansonsten bin ich ich, fühle mich im Rock (auch als Frauenversteher) noch immer männlich.

Und die Leute sagen, alle meine Freundinnen sagten, dass ich so offen, so freundlich, nett, (manche meinen sogar 'beliebt' / 'gemocht') bin, WEIL ich mir das Röcketragen erlaubt habe.

Und über die Jahrzehnte hinweg muss ich sagen: Ja, eigentlich war ich früher ein eher Stiller; schüchtern, freiwillig dritte Wahl. Das hat sich mit Rock deutlich geändert. Meine Selbstsicherheit und Lebensfreude schreibe ich letztlich meinem Rocktragen zu. Und Rocktragen war ehrlich gesagt mir wichtiger, als in Hosen die glänzendste Karriere zu machen und die hübscheste Frau vom Nachbarort zu angeln.

Noch was: Dadurch, dass ich Rock trage, lasse ich anderen auch eher mal ihre Mätzchen durchgehen. Mag sein, dass das hier im Forum in meinen Beiträgen nicht immer für alle ersichtlich ist.. ;)
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: high4all am 01.03.2023 08:30
Nun, ich hoffe, dass ich nicht mehr derselbe bin wie früher. Warum? Weil ich mich in Laufe des Lebens weiter entwickelt habe und verändert habe. Rock oder Hose sind dabei nicht zwangsläufig wichtig. Das kann sein, muss aber nicht. Wenn sich in Folge des Tragens von Röcken etwas verändert hat, dann ist es beispielsweise die Sicht auf "männliche" Selbstverständlichkeiten/Verhaltensweisen, die ich mittlerweile kritisch hinterfrage. Und die ich ggf. nach Möglichkeit hinter mir lasse.
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: Timper am 01.03.2023 10:43
Hab mich nicht verändert. Man wird doch nicht Frau oder weiblicher nur weil man einen Rock trägt.
Im Umkehrschluss müssten Frauen männlich werden wenn sie Hosen tragen.

Oder ist das hier vereinzelt die Ursache? https://de.m.wikipedia.org/wiki/Autosuggestion

Im Gegenteil , je länger am Tag oder Abend, Veranstaltung, ich einen Rock trage desto weniger achte ich darauf. Klar, beim hinsetzen ist das was anders .
Ansonsten reduziert sich die Wahrnehmung und was soll sich da an der Persönlichkeit ändern?
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: JoHa am 01.03.2023 11:30
Da alle meine Röcke höchstens bis zur Kniescheibe reichen, achte ich darauf, nicht zu viel Einblick zu gewähren. Ich achte mehr auf meine Beine, indem ich öfter beim Passieren eines Spiegels hinschaue und sie beim Sitzen gern berühre.
Wenn das als feminin wahrgenommen wird, OK.
Meine Frau und alle, die sich bisher zu meinem Rocktragen geäußert haben, lobten mein Aussehen und meine "virile" Ausstrahlung.
Einen gleitenden Übergang ins Weibliche sieht, mich eingeschlossen, niemand.
Titel: Antw:Der Bekannte im Rock
Beitrag von: Stadtneurotiker am 01.03.2023 16:45
Ich antworte jetzt mal, bevor ich die anderen Antworten lese.

Der Mann der Bekannten, bedauerte selbige, wäre im Rock ein anderer, er würde sich anders verhalten, wäre nicht mehr genau ihr Mann. Der Rock würde irgendwas mit ihm machen, auch wenn sie es nicht definieren könne.
Jedenfalls mag sie das nicht. Sie mag nicht mehr, dass er Röcke trüge, und sie bedauert ihn auf diese Idee gebracht zu haben.
Erster Gedanke: Die Geister, die sie rief...
Zweiter Gedanke: Es gab und gibt Männer, die über den Rock ihr (wahres) Geschlecht entdeckten und im Laufe der Zeit die Angleichung vornahmen. Zwei habe ich über die Foren (KtV und dieses) kennengelernt.
Vielleicht hat er mehr als das Rocktragen für sich entdeckt.

Ja ich weiß, das Ganze ist sehr vage, aber ich könnte mir vorstellen, dass dieser Fakt, oder die Angst davor, manche Frau einen Rock am Mann ablehnen lässt.
Ja, es ist vage: Aber: es ist ihre Wahrnehmung. Sie hat die Vergleichswerte. Und wenn es so ist, wie sie es wahrnimmt, wäre ich als Mensch, der schon lange mit ihm zusammenlebt, auch irritiert.
Und wir haben schon oft von hier Schreibenden gelesen, dass (Ehe-)Partnerinnen Röcke ablehnen; auch mit der Begründung, einen Mann und keine Frau geheiratet zu haben. Ich habe keine Ahnung, ob das abgenommen hat; ich war einige Jahre nicht hier.

Seid ihr dieselben in Rock wie in Hose? Und auch in den Augen eurer engsten Mitmenschen?
Da fällt mir eine alte Geschichte aus dem Arbeitsumfeld ein. (Womöglich habe ich sie hier schon mal zum Besten gegeben.)
Es hospitierte ein Zivildienstleistender bei uns (stat. Gruppe in der Behindertenhilfe). Ich war der einzige Betreuer im Dienst, trug mein Haar noch lang und wallend, einen etwa knielangen Rock und Ringelstrumpfhosen. Er guckte schon etwas sparsam, als er mich sah.
Er sagte dennoch zu und und ich hatte eh keinen Anlass, einen Zivi, der den Bewohner*innen auf Anhieb sympathisch und zugewandt war, abzulehnen.
Wir kamen, als er ein paar Monate später bei bei uns anfing, auf die erste Begegnung zu sprechen. Er meinte, anfangs sehr irritiert gewesen zu sein. Aber als ich ihn im Dialekt gefragt habe, ob er er einen Cappuccino möge, sei das Eis für ihn gebrochen gewesen. Wir verstanden uns hervorragend, gingen gemeinsam zum Fußballschauen und hatten auch über seine Dienerzeit hinaus noch Kontakt.

Ich glaube, dass ich unabhängig von Hose und Rock identisch wirke. Zumindest wurde ich nie darauf angesprochen, mich im Wesen verändert zu haben. Ab und zu habe ich bei der Einen oder dem Anderen nachgefragt, und es wurde verneint. Es hat sich auch Niemand von mir abgewendet.
Heute ist das eh kein Thema mehr. Zu viele Menschen haben mich im Rock kennengelernt und nicht das Weite gesucht.