Hallo Max,
ich bring mal Deinen Text ein wenig in Unordnung, versuche aber den Sinn nicht zu entstellen oder zu verdrehen.
Bilden wir uns was ein. War der Rock am Mann vielleicht schon immer ein Fehler.
Oder liegt es daran das zuviele Röcke tragen die eigentlich für Frauen sind und darum einfach nicht richtig passen?
Gegenprobe: Stecken wir eine Frau in Männerkleidung, die von der Größe her paßt. Ergebnis: Es kann immer noch gut aussehen. Sind Frauen einfach das schönere Geschlecht? Möglich, ich denke aber, daß Frauen gesellschaftlich zugestanden wird, für ihr Aussehen bewundert zu werden. Nein, es ist sogar gesellschaftlicher Konsens, daß es für Frauen erstrebenswert ist. So wachsen also Mädchen und Jungen damit auf, Mädchen und Frauen für ihr Aussehen zu bewundern. Für Jungen und Männer ist es nicht erstrebenswert, weswegen es sowohl gesellschaftlich als auch medial ignoriert wird. Es gibt kein Protokoll, wie Männern Komplimente gemacht werden, wie man ihr Aussehen lobt usw. Daraus resultiert dann nicht nur eine Vernachlässigung der Fähigkeiten, die für Schönheit einfach notwendig sind, sondern sogar eine Ablehnung, die dann auf die 'Weiblichkeit' entsprechender Bemühungen hinweist.
Niemand würde wohl ernsthaft behaupten, daß Priester mit ihrer Soutane häßlich aussehen, der Anblick ist halbwegs gewohnt. Und so sind bodenlange Röcke bei Männern zumeist auch das geringste Problem. Bein zu zeigen bei einem Rock allerdings ist ein Spiel mit der eigenen Körperlichkeit. Männer zeigen ihren Körper nur bei Funktionsgewinn (Temperaturregelung bei hohen Temperaturen oder für Sport und harte Arbeit), nicht aber aus körperlichen, ästhetischen Gründen. Männer kokettieren nicht bzw. es ist gesellschaftlich ungewohnt und weckt Widerstand.
Beim einröhrigen Kleidungsstück kann man eigentlich nicht sonderlich viel unterscheiden zwischen Mann und Frau bzw. deren Körperbau. Bestenfalls müssen Frauenröcke eine größere Differenz zwischen Taille und Hüfte berücksichtigen, was aber zumeist über elastische Stoffe erreicht wird. Außerdem muß man die Neigung des Beckens berücksichtigen. Aber wie eine Hose eben bei Mann und Frau ein wenig anders sitzt, so sitzt auch der Rock ein wenig anders. Ein Ergebnis ins Gegenteil verkehren diese Unterschiede aber nicht.
die letzen Tage mußte ich mir immer wieder anhören das Mann und Rock einfach nicht gut aussieht.
Der Einwand das dies vielleicht nur ungewohnt ist wurde vereint.
Wie ich oben schrieb: Ich bin der Überzeugung, daß es an gewissen gesellschaftlichen Erwartungen an den Mann liegt. Hinzukommt natürlich, daß die wenigsten über soviel Selbstreflexion verfügen, die Hintergründe ihrer Gefühle zu erkennen. Was tatsächlich passiert: Menschen sehen einen Mann im Rock, die unbewußt vorliegenden Erwartungen werden enttäuscht, es entsteht eine negative Grundstimmung. Darauf aufbauend ist dann kein rein ästhetisches Urteil mehr möglich. Für solch eines solltest Du Dich an die Menschen wenden, die mit Männern keine gesellschaftlichen Erwartungen verbinden -- zumeist also Lesben.
Kann es sein das der männliche Körperbau nicht zum Rock paßt. Mich interessieren ja Männer grundsätzlich nicht und drum kann ich es eigentlich nicht beurteilen. Männer im Rock finde ich eigentlich auch immer unästhtisch - auch mich selber - aber das muss vielleicht so sein.
Nein, muß es nicht. Ein weit verbreitetes Problem ist es, nicht zwischen Attraktivität und Ästhetik unterscheiden zu können. Oft wird als unästhetisch bezeichnet, was schlicht unattraktiv ist. Die Betonung des Geschlechtlichen und die Fähigkeit, auf dem Paarungsmarkt zu bestehen, sind ärgerlicherweise gesellschaftlich erstrebenswert. Ich denke, daraus entsteht unglaublich viel persönliches Unglück -- bei den einen, weil sie sich ihrer eingefahrenen Schienen nicht bewußt sind, bei den anderen, weil sie die gesellschaftliche Mißbilligung erfahren.
Ich habe an anderer Stelle, in einem anderen Forum mal geschrieben, wie ich zu einer entspannteren Haltung fand, was die Akzeptanz männlicher Schönheit anging: Ich ärgerte mich! Ich ärgerte mich darüber, wie meine weibliche Begleitung, die mir durchaus nicht abgeneigt war und ich ihr nicht, das Aussehen der anderen Frauen offen genoß -- aber nicht das meine. Dieser Ärger stieß aber Überlegungen an: Wie kann eine Frau das Aussehen anderer Frauen bewundern, ohne irgendwelche sexuellen Absichten zu besitzen? Welche Geisteshaltung steckt dahinter? Ich bin Rollenspieler, sowas wie Schauspieler für sich selbst, aber die Techniken zur Darstellung anderer Charaktere sind ähnlich. Ich kannte das Ziel, mußt jetzt aber einen Weg von mir dorthin finden. Und es geht. Man kann andere Männer schön oder nicht schön finden, ohne irgendwelche sexuellen Hintergedanken zu haben. Es ist nur sehr enttäuschend. Denn aus der oben erwähnten Vernachlässigung der Pflege der eigenen Schönheit von Männern resultiert leider auch, daß die meisten Männer eher unästhetisch anzuschauen sind.
So wie Ästhetik aber nicht gleich der Attraktivität ist, so ist Unästhetik nicht gleich der Unattraktivität. Viele bei Frauen als 'billig' verschriene Kombinationen sind unästhetisch aber durchaus attraktiv. Das nur so nebenbei, aber auch als Erklärung, warum unästhetische Männer für Frauen immer noch attraktiv sein können. Als Heterosexueller empfindet man Attraktion ja eh nur zum anderen Geschlecht.
LG
Masin