Hallo,
letzte Woche war ich, wie früher erwähnt, drei Tage in Düsseldorf und Köln. Nur in den Flughäfen und auf dem Flug trug ich Hosen, und das nur wegen der Metalldetektoren in der Sicherheitskontrolle.
Ich wohnte in einem Hotel in Düsseldorf und besuchte in Köln zweimal die Photokina Messe, Mittwoch bei Hitze und Sonne und Freitag bei Dauerregen. Freitagabend war ich zu Saisonpremiere in der Rheinoper in Düsseldorf, und wo La Boheme auf dem Programm stand.
Die Reaktionen zu den beiden Tartankilts, die ich mitgebracht hatte, waren fabelhaft gut. Keine negative Zurufe, kein Getuschel, keine verwunderte Blicke. Im Gegenteil. Überall, wo ich kam, wurde ich äußert freundlich und entgegenkommend behandelt. Mehrmals wurde ich angefragt oder angesprochen, wenn nicht immer über den Kilt, dann vielmehr als je in Hosen erlebt. Auch hat man mich stets auf Deutsch angesprochen, was für mich ein neues und positives Erlebnis in Deutschland war. Denn ich war dann nicht bloß ein Schotte in Tracht.
Beispiele:Schaffnerin In der ICE-Zug zwischen Düsseldorf und Köln: „Darf ich Ihnen etwas sagen? Ihr Schottenrock gefällt mir sehr.“
Auf der Messe: Ein Olympus-Angestellter fragt, ob er ein paar Fotos von mir machen dürfe? Dass ich mit Nikon D700 und Nikon-Tüte „bewaffnet“ bin, scheint ihn nicht das Geringste zu stören. Er bekommt die Erlaubnis, und er nimmt seine Fotos. Andere fragen nicht, fotografieren aber umso häufiger. Auf dieser Messe ist man wirklich freies Beutestück.
Am Donnerstag in Düsseldorf werde ich von einem jüngeren Mann auf einem Fahrrad nach Weg gefragt. Er hätte mit größerer Wahrscheinlichkeit einer vernünftigen Antwort fast jeden anderen fragen können. Ich konnte ihm dann auch nicht helfen.
Etwas später, als ich dem Rhein entlang gehe, sehe ich vorne 100-200 junge Leute, die vermutlich von einem Gymnasium kommen. Die meisten befinden sich auf einem großen Rasen, doch viele stehen oder sitzen auf beiden Seiten des Fußweges. Ich überlege kurz, ob es nun auch eine gute Idee ist, weiterzugehen. Wie Spießruten laufen?
Dann gehe ich weiter ihnen entgegen. Als ich näher gekommen bin und dann stehen bleibe um einige Fotos zu machen, entdecke ich plötzlich, dass ein um die zwei Meter hoher Junge auf mich zukommt.
„Darf ich fragen, wie viel der Rock gekostet hat?“ Ich erzähle ihm, er habe um die zwei hundert Euro gekostet und aus Edinburgh stamme. „Vielen Dank. Es ist ein sehr schöner Rock“. Dann geht er zu einigen seiner Kameraden zurück und berichtet offensichtlich darüber.
Als ich zwischen den jungen Menschen passiere, wird geguckt, aber es gibt keine Zurufe. Einige sagen zu mir oder zu einander, der Schottenrock sehe gut aus.
Ich gehe an ihnen vorbei und dann wieder zurück. Nur positives glotzen.
Außerhalb eines Warenhauses, wo ich einen eben gekauften Stadtplan studiere, fragt mich eine Frau um die 40, ob sie mir helfen könne? Sie gibt sich große Mühe, mir zu sagen, wo ich auf der Karte bin, und wie ich am besten den besagten Weg finde. Wäre ihr ein Mann im Kilt abstoßend, hätte sie es nicht nötig gehabt.
Zwei Männer in einem geparkten kleinen LKW fragen mich über den Kilt.
Zwei Frauen außerhalb eines Friseursalons: „Sehr sexy“. „Ja, wirklich. Sehr sexy“.
Bei der Kasse in einer Karstadt werde ich von zwei Verkäuferinnen gefragt, woher ich komme? Ich erzähle es ihnen und auch dass ich die Photokina-Messe besucht habe, und dann wird über Fotografieren gesprochen, nicht vom Kilt, aber mindestens fünf Minuten, was bei mir sehr außergewöhnlich ist.
Freitagmorgen bekomme ich einen Haarschnitt und werde zur verabredeten Zeit bestens von einer jungen Friseurin empfangen und behandelt.
Freitagabend auf dem Weg zum Opernhaus in Düsseldorf. Zwei Teenage-Mädchen zu einander: „Sieht aber cool aus.“ „Ja, echt.“
Im Opernhaus:
Eine junge Frau, als sie auf dem Weg zu ihrem Platz an mir vorbeigeht, sendet mir einen anerkennenden Blick und sagt laut: „SEHR schön, der Kilt.“
Mit der „Nachbarin“ und ihrem Mann spreche ich am Ender der Pause über Schottland, Kilts und mich im Kilt. Alles positiv. Die Frau hat die Initiative genommen.
Nach der Aufführung gibt es eine kleine Feier anlässlich der Saisoneröffnung. Das Publikum ist eingeladen sowie Singer, Musiker und der Dirigent. Mit einer Frau Mitte 50 spreche ich rund eine Stunde über Kilts (wie, warum, wie oft), Oper, Inszenierungen, Regisseuren sowie über sie und mich im Allgemeinen. Sie ist zu mir gekommen und hat gefragt, ob es ein echter Kilt sei. Das hätte sie mit einem der anderen Gäste diskutiert.
Um Mitternacht auf dem Weg zurück zum Hotel ruft hinter mir ein junger Mann, der ein wenig zu viel getrunken hat: „Ein echter Schotte trägt nichts unterm Schottenrock“. Er und drei-vier Kumpanen winken. Dasselbe tue ich.
Nur, es gibt nicht nur positives zu berichten. Am Freitagnachmittag bin ich in Köln. Im Utilikilt.
Auf dem Weg zum Düsseldorfer Hauptbahnhof halten Männer mehrmals inne und glotzen sich fast die Augen aus. Im Zug fragt mich einer: „Wo hast du dann das Röckchen geklaut?“
Auf der Messe ist es OK, und als ich im Regen durch Köln laufe gucken mich nur wenige verwundert oder missbilligend an. Kann aber auch mit dem kräftigen Regen einen Zusammenhang haben. Ich vermisse trotzdem den Schottenrock.
Konklusion:Nie früher habe ich so positive Reaktionen auf den Schottenrock erlebt, und nie so schlechte auf den Utilikilt wie in Köln und besonders Düsseldorf. Ich kann mir deshalb auch klar vorstellen, dass einigen von euch das Glotzen manchmal nervt.
Auffallen ist mir völlig in Ordnung, aber dann bitte positiv.
Gruß
Gregor
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