Hallo Ricarda,
Ich weiss, dass es in Deutschland einen negativen Touch hat, wenn man an einer Sache Geld verdient oder es vorhat. Das ist historisch bedingt und ist deshalb auch kein Vorwurf. Da aber auch ich Kosten habe, kann ich die Röcke nicht herschenken. Meine Mitarbeiter arbeiten in erster Linie nicht bei mir, weil es ihnen zu Hause langweilig ist, sondern weil sie Familien zu ernähren haben. Auch sie arbeiten gegen Geld.
Das Problem ist in meinen Augen nicht das Geld, das damit verdient werden soll. Das ist völlig legitim, und wenn man Angestellte hat, schaut man noch mehr darauf, daß meine seine Mitarbeiter auch bezahlen kann. Und wir, die davon nicht abhängig sind, reden uns natürlich auch wesentlich leichter, als Du, die auf Käufer angewiesen sind.
Den wirklich großen Modeschöpfern unterstelle ich allerdings mal, daß sie sehr wohl in der Lage wären, so ein Risiko einzugehen.
Allerdings basieren die Männerock-Seiten im Internet zum größten Teil auf Privat-Initiative und Ehrenamt. Die Erstellung und Pflege solcher Seiten erfordert auch Zeit und Geld, wobei diese natürlich Investitionen in keinem Verhältnis zum Entwurf einer Männerrock-Kollektion stehen.
Am Wochenende habe ich mich auf einem Empfang mit einigen Kollegen unterhalten, die z. T. sehr bekannte Namen haben. Einer sagte mir, dass er nicht investieren würde, weil das Risiko nicht kalkulierbar sei. Eine Kollegin meinte, dass der Mann viel zu lange nur Hosen verpasst bekam, und man ihm implementierte, dass er nur dann ein Mann sei.
Das erklärt zumindest ansatzweise, warum es in der Mode (bei Frauen und Männern) nicht wirklich etwas Neues gibt. Andererseits stellt sich dabei die hypothetische Fage, warum man dem nicht schon früher entgensteuerte.
Ein anderer Kollege meinte wörtlich, "wenn die Jungs Röcke haben möchten, dann sollen sie eben die Konditionen anfragen und welche in Auftrag geben."
Das wird ja zum Teil praktiziert, und es gibt Schneider, die das auch machen (
http://www.mode-trend-s.de). Ansonten ist dies Antwort sdo hochnäsig, daß sich eine Antwort darauf eigentlich erübrigt.
Von den Mädchen kam ein lauter Proteststurm. Hosen sind für Buben und Mädchen, Röcke nur für Mädchen. Auf unsere Frage "warum" antworteten die Mädchen, das ist halt so.
Töchter (und auch Söhne) rocktragender Väter würden sicher anders antworten, weil es ihnen vor allem in jungen Jahren letztlich egal ist, was ihre Eltern anhaben.
Unser Eindruck:
Es wird den Kindern von Eltern, Familie und Gesellschaft schon äusserst frühzeitig die klassische Rolle von Mann und Frau implementiert. Damit werden die Basics der Weltanschauung gesetzt. Andererseits hat es vor Flowerpower, Woodstock und der 68er-Bewegung keine Männer mit langen Haaren gegeben. Und in den 70ern waren bei den Männerfrisuren sogar die Ohren verdeckt.
Wichtig für uns ist, wo können wir den Hebel ansetzen!
Wir müssen die rund 40 Millionen Männer (in Deutschland) ansprechen. Erreichen wird man anfangs nur einen Bruchteil dessen, aber das wäre zumindest ein Anfang. Die Leute müssen sich darunter konkret etwas vorstellen können. Theorteische Befragungen helfen da nicht großartig weiter. Sie müssen es mit eigenen Augen sehen und ggf. (be)greifen können.
Eine Aktion, wie sie Jürgen und Ferdi gerade anleiern, ist in meinen Augen ein sinnvoller Weg. Sofern es ihnen gelingt, mögliche Vorbehalte und Denblockaden in den entscheidenden Instanzen aufzubrechen, wäre ein wichtiger Schritt gemacht. Noch besser wäre allerdings eine bundesweite Aktion der von Jürgen genannten EKZ-Kette. Das setzt allerdings auch die nötige Anzahl von Aktiven voraus.
Die Wege und Vorstellungen eines jeden Einzelnen mögen noch so verschieden sein, aber gemeinsam können wir schon etwas auf die Beine stellen. Das setzt natürlich das Engagment und auch die nötige Konsensfähigkeit bzw. Diplomatie voraus. Aber daß hier mitunter heftig diskutiert wird, zeigt, daß Dein Engagment zumindest bewegt.
Gruß
Collantix
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