Autor Thema: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!  (Gelesen 47346 mal)

Offline Jo 7353

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #15 am: 18.06.2015 21:32 »
Hallo Dr Heizer,

Das Hauptproblem, beim Röcke tragen hast Du richtig benannt:
"Was könnten die Leute von Dir denken?"
und ich ergänze: "und wie werden sie mich aus diesen Gedanken heraus behandeln?" Die Gedanken allein könnten einem noch gleichgültig sein, aber wenn daraus Handlungen entstehen, kann man sie nicht mehr so einfach ignorieren. Außer dem,was sich iin den Köpfen abspielt, und wie Menschen aus diesen Gedanken reagieren, gibt es kein Problem mit dem Rock am Mann. Dieses Problem muß aber bearbeitet werden. Diese Sorgen lassen sich nur durch positive Erfahrungen wirklich abbauen, aber dazu muß man den Mut finden, es trotz dieser Sorgen zu wagen. Die beispielhaften Ansätze, die Du genannt hast, sind gut hierfür.

Gruß,
Jo
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Offline MAS

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #16 am: 18.06.2015 21:49 »
Hallo Dr Heizer,

Das Hauptproblem, beim Röcke tragen hast Du richtig benannt:
"Was könnten die Leute von Dir denken?"
und ich ergänze: "und wie werden sie mich aus diesen Gedanken heraus behandeln?" Die Gedanken allein könnten einem noch gleichgültig sein, aber wenn daraus Handlungen entstehen, kann man sie nicht mehr so einfach ignorieren. Außer dem,was sich iin den Köpfen abspielt, und wie Menschen aus diesen Gedanken reagieren, gibt es kein Problem mit dem Rock am Mann. Dieses Problem muß aber bearbeitet werden. Diese Sorgen lassen sich nur durch positive Erfahrungen wirklich abbauen, aber dazu muß man den Mut finden, es trotz dieser Sorgen zu wagen. Die beispielhaften Ansätze, die Du genannt hast, sind gut hierfür.

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Sehr richtig, Jo!

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joelh

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #17 am: 18.06.2015 21:56 »
Könntest Du das evtl. etwas näher erläutern?
Wen oder was meinst Du, vor dem man sich nicht distanzieren soltel? Die Nörgler? Die stillen Betrachter mit den großen Augen?
Hallo Joel,
gegenüber den Schwulen, Transen, Travestiten, Tunten und und und.

Wie sollte die Annäherung aussehen?
In dem wir unsere strenge Kleidung endlich fallen lassen und uns nicht von Randgruppen und Frauen distanzieren.

Wie sieht eine Annäherung aus mit einer Gruppe von Leuten, die selbst keine Annäherung will, sondern nur laut prolt?
Die wenigsten sind Prolle. Selbst die halten schnell das Maul, wenn sie keinen Angrifsspunkt haben oder merken es lohnt sich eh nicht, weil er hinnimmt als schwul gesehen zu werden. Und die anderen, wie Arbeitskollegen kann man bewusst lenken und aufklären. Die meisten wollen nur eine Erklärung. In Schubladen einordnen ist aber für das Gehirn erstmal einfacher, als über zig tausende Motivationen nachzudenken.

Warum verschwinden dadurch die Ängste, wenn man sich nicht mehr distanziert.
Fühlst du nichts, wenn du Röcke trägst? Wann sind dir Röcke angenehm und ab wann nicht mehr? Genau, wenn unweigerlich die Vermutung des Phantasmas des schwulen Mannes aufkommt. Stärker dürfte die Poralisierung durch Kleider und High_Heels sein. Darum tragen das Männer nicht. Röcke gehen gerade noch so. Männlichkeit differenziert sich gegenüber dem Weiblichen, die mit schwul gleichgesetzt wird, weil es wiederum mit dem Werben von Männern zu tun hat.  Nimmst du es hin und es ist dir egal, ob du als schwul, transgendig gewertet wirst, ist es keine Distanzierung zu Anderem und zu dir selber mehr. Erst dann kannst du deine Röcke selbstverständlich überall tragen, ohne dich zu krämen.
Ah, ich habe da völlig in die andere Richtung gedacht.
SO verstehe ich es und es entspricht voll und ganz meiner Rede.
Es gibt kaum einen Grund, sich über diese "Gruppen" zu erheben. Vielmehr können wir sie auch als Verbündete sehen.
Ich kenne übrigens eine ganze Menge schwuler Menschen und der eine oder andere darunter trägt Röcke. "Ich darf das, ich bin schwul", sagte mir einmal einer schelmisch. Den Mut und ein bisschen die Selbstverständlichkeit können wir uns ohne weiteres abgucken. Die Motivation Röcke zu tragen ist nicht so weit von unserer Entfernt, finde ich. Die wollen ja auch darin "nur schön aussehen"...

Offline MAS

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #18 am: 18.06.2015 22:33 »
Die Motivation Röcke zu tragen ist nicht so weit von unserer Entfernt, finde ich. Die wollen ja auch darin "nur schön aussehen"...

Also das "nur", lieber Joel, würde ich für mich nicht unterschreiben, sondern vor allem liebe ich das Tragegefühl von Röcken, sodann den Gedanken, emanzipiert zu sein, und dann kommt das Aussehen.

Aber ansonsten d'accord!

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androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #19 am: 19.06.2015 07:26 »
und der eine oder andere darunter trägt Röcke. "Ich darf das, ich bin schwul", sagte mir einmal einer schelmisch. Den Mut und ein bisschen die Selbstverständlichkeit können wir uns ohne weiteres abgucken.
Guten Morgen Joelh,
witzigerweiße offenbart der Satz Ich....bin...schwul...Ich....darf....das mehr, als wir glauben und regt die Leute, insbesondere die Männer, erst dadurch zum nachdenken an. Dabei muss man nicht schwul sein, um mit diesem Spruch zu kontern. Es geht nicht um das Homosexuelle, sondern den letzten Teil, Ich darf das, weil...Du nicht.  Ersetze Schwul einfach mal mit Frau, dann erkennst du das Privileg und wieviel Homosxuelle mit Frauen, aber nicht mit Heterosexuellen gemein haben (dürfen). Erst durch Distanzierung und Ausgrenzung verstärken wir die Ursachen, wie es bspw. die Mc-Kennas tun.

Gruß

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #20 am: 19.06.2015 07:26 »
Ah, ich habe da völlig in die andere Richtung gedacht.
SO verstehe ich es und es entspricht voll und ganz meiner Rede.
Es gibt kaum einen Grund, sich über diese "Gruppen" zu erheben. Vielmehr können wir sie auch als Verbündete sehen.
Ich kenne übrigens eine ganze Menge schwuler Menschen und der eine oder andere darunter trägt Röcke. "Ich darf das, ich bin schwul", sagte mir einmal einer schelmisch. Den Mut und ein bisschen die Selbstverständlichkeit können wir uns ohne weiteres abgucken. Die Motivation Röcke zu tragen ist nicht so weit von unserer Entfernt, finde ich. Die wollen ja auch darin "nur schön aussehen"...
Die Motivation schwuler Rockträger Röcke zu tragen unterscheidet sich m.E. nicht von unseren Beweggründen: Bequemlichkeit, Schönheit, Freiheit.

Wir können doch ebenfalls sagen: "Ich darf Röcke tragen, ich bin hetero" oder allgemeiner: "Ich trage Röcke, denn ich bin ein Mann (Mensch)!"

"Nur schön aussehen" klingt ein wenig abwertend, finde ich. Ist vielleicht eine "typische" Sichtweise von Männern, da muss wenigstens etwas Zweckmäßiges oder Bequemes dabei sein, um vor anderen und vor sich selbst ein gutes Gewissen zu haben. Und zur Abgrenzung von Frauen, denn unsere Denkweise ist doch überwiegend folgende (vereinfacht):

- Frauen tragen Röcke und Kleider, um schön auszusehen (eher ein emotionaler Grund).

- Männer tragen Röcke und Kleider, weil es bequem ist (eher ein rationaler Grund).

Bin ich jetzt kein (richtiger) Mann mehr, weil der Aspekt der Schönheit für mich genauso wichtig ist, wie die Zweckmäßigkeit oder Bequemlichkeit oder Emanzipation?

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androgyn

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #21 am: 19.06.2015 07:48 »
Die Motivation schwuler Rockträger Röcke zu tragen unterscheidet sich m.E. nicht von unseren Beweggründen: Bequemlichkeit, Schönheit, Freiheit.
Hallo Hajo,
genauso sehe ich das auch,

Wir können doch ebenfalls sagen: "Ich darf Röcke tragen, ich bin hetero" oder allgemeiner: "Ich trage Röcke, denn ich bin ein Mann (Mensch)!"
Können wir. Das Paradoxon liegt aber im Gender. Etwa, Männer tragen keine Röcke, Du bist ein Mann und keine Frau usw.

"Nur schön aussehen" klingt ein wenig abwertend, finde ich. Ist vielleicht eine "typische" Sichtweise von Männern,
Schön aussehen ist nicht abwertend. Es wird nur an Männern abgewertet.  Nur Frauen und lsutigerweiße Schwule sind von Natur aus schön. (Ich rede von der allgemeinen Sichtweise)

denn unsere Denkweise ist doch überwiegend folgende (vereinfacht):

- Frauen tragen Röcke und Kleider, um schön auszusehen (eher ein emotionaler Grund).

- Männer tragen Röcke und Kleider, weil es bequem ist (eher ein rationaler Grund).
Ja. Wobei viele der Meinung sind, Frauenn tragen Kleider und Röcke, um auf Männr zu wirken. Was sie zweifelsfrei tun. Aber es gibt auch den umgekehrten Fall. Frauen tragen Hosen, nicht weil sie unbedingt schön sind, sondern bequem und praktischer, als Röcke. Aus weiblicher Sicht gesehen.
Wenn wir Männer sagen, wir tragen Röcke nur, weil es bequem ist, verweißen wir nur auf eine neutrale heteronormative Sichtweise und Empfindung, um keinen Verdacht zu erregen. Zweifelslos gibt s auch bequeme Hosen. Daher dürfte der grund für einige nicht nachvollziehbar sein. Schon gar nicht für Frauen. Wenn man eingesteht, dass man Röcke für sich schöner und besser findet, als Hosen, verstehen das die Anderen schon besser.

Bin ich jetzt kein (richtiger) Mann mehr, weil der Aspekt der Schönheit für mich genauso wichtig ist, wie die Zweckmäßigkeit oder Bequemlichkeit oder Emanzipation?

LG
Hajo
Darüber lässt sich streiten. Meine Meinung kennst du. Viele sehen aber einen Mann im Rock und High_Heels nicht mehr als Mann an. Da reichen schon beinbetonende Hosen aus. Wobei das Gelebte mir andere Erfahrungen zeigt. Aber die Grundeinstellung ist immer noch bei vielen so.

Offline MAS

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #22 am: 19.06.2015 08:58 »
Lieber Rock aktiv,

das "nur" interpretiere ich nicht im dem Sinne, als sei Schönheit etwas minderwertiges, sondern in dem Sinne, dass es keine anderen Gründe gibt. Deshalb habe ich ja andere Gründe aufgezählt: Tragegefühl und Emanzipation.

Lieber Hajo,

Schönheit kann auch ein rationaler Grund sein: Als Frau schön zu sein, zieht Männer an, darunter auch den Vater der Kinder, die die Frau mit ihm kriegen will, was dann den Fortplanzungstrieb bedient und die Arterhaltung gewährleistet.

Und Bequemlichkeit kann auch emotional sein: Wenn zum Beispiel Sicherheitskleidung vernünftiger wäre, man sich in ihr aber nicht wohl fühlt, weswegen man lieber bequemere Kleidung trägt, ist das sicher eher emotional als rational.

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Offline GregorM

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #23 am: 19.06.2015 09:18 »
Wir haben es früher diskutiert. Lass mich ganz kurz meine Meinung wiederholen:

Es ist etwas natürliches, schwul, Crossdresser, Transvestit oder transsexuell zu sein, genau wie hetero. Nur bilden heterosexuelle Männer und Frauen eine Mehrheit. Und damit haben sie es, wie Mehrheiten aller Art, es leichter. Glücklicherweise haben diese Minderheiten in den meisten Gesellschaften es viel leichter bekommen, werden aber in einigen noch verfolgt, und in anderen ist noch etwas nachzuholen.  

Ich weder kann oder will mich von diesen Mitmenschen distanzieren. Aber auch möchte ich weder eine spezielle Hetero-Uniform, (Hosen, Anzug etc.), noch dass man eine spezielle Uniform mit Männern der erwähnten Gruppen verbindet, also Röcke etc. am Mann.

Es sollte genau so natürlich sein, dass Männer, ohne Rücksicht auf ihre sexuelle Neigungen, Röcke tragen, wie Frauen, seien sie hetero oder schwule, in Hosen gehen.

Wollen wir den Vorurteilen (und es gibt sie) entkommen, müssen wir der Gesellschaft irgendwie klarmachen, dass sich ALLE Männer in Röcken usw. kleiden können. Deshalb sollen wir uns nicht von den Minderheiten distanzieren, nur zeigen, dass wir, die Mehrheit, es auch können und wollen. Damit helfen wir letztendlich besser den Minderheiten zur noch größeren Akzeptanz.

Ein bisschen dumm ausgedrückt, ich weiß, aber mir fiel nicht besseres ein: Auch richtige Männer gehen im Rock.

Gruß
Gregor
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Offline cephalus

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #24 am: 19.06.2015 10:02 »
Ein bisschen dumm ausgedrückt, ich weiß, aber mir fiel nicht besseres ein: Auch richtige Männer gehen im Rock.

Mir fällt zwar gerade auch keine Formulierung für das ein, für das was du ausdrücken willst, aber Dein Satz degradiert alle die nicht dem Maintream entsprechen.

VG
Cephalus

Offline Dr.Heizer

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #25 am: 19.06.2015 10:07 »
Hallo Dr Heizer,

Das Hauptproblem, beim Röcke tragen hast Du richtig benannt:
"Was könnten die Leute von Dir denken?"
und ich ergänze: "und wie werden sie mich aus diesen Gedanken heraus behandeln?" Die Gedanken allein könnten einem noch gleichgültig sein, aber wenn daraus Handlungen entstehen, kann man sie nicht mehr so einfach ignorieren. Außer dem, was sich in den Köpfen abspielt, und wie Menschen aus diesen Gedanken reagieren, gibt es kein Problem mit dem Rock am Mann. Dieses Problem muß aber bearbeitet werden. Diese Sorgen lassen sich nur durch positive Erfahrungen wirklich abbauen, aber dazu muß man den Mut finden, es trotz dieser Sorgen zu wagen. Die beispielhaften Ansätze, die Du genannt hast, sind gut hierfür.

Gruß,
Jo

Die Ge-dan-ken si-ind frei... , das heißt, es steht jeden frei, das zu denken, was er möchte. Ich weiß auch nicht, was andere denken, doch ich habe in dem einen Jahr viele Menschen erlebt, die sich nicht nur ihren Teil zum Rock denken, sondern auch handeln. Handeln, in dem sie auch mit mir ins Gespräch kamen. Die meisten Gespräche ergaben sich, wenn ich allein unterwegs war. Es war kein einziges Gespräch dabei, bei dem ich gefragt wurde, ob ich es tue wegen sexueller Orientierung. Ich bin bisher wegen des Rockes noch nicht als "schwul", "Idiot" oder "Spinner" bezeichnet worden. Auch von Halbstarken kam bisher nicht einmal auf der Straße etwas in diese Richtung. Die rufen eher "Guck mal, der hat einen Rock an!" Ach, es ist also den anderen gar nicht aufgefallen oder sie fanden es nicht erwähnenswert. Damit kann ich gut leben!

Vielleicht wurde ich von bösen Verbalatacken zufällig verschont ??? vielleicht war auch mein Aufttreten und meine Wirkung ausschlaggebend? Ich bin nicht besonders groß, doch ich trete entschlossen auf, verstecke mich nicht. Ich tue ja niemandem was böses, ich lebe und das gerne. Das sieht man mir auch (meistens) an.

Was uns Sorge bereitet, ist die Angst davor, dass es doch einmal geschehen könnte? Dass jemand eine Behauptung aufstellt und ausspricht, die nicht zutrifft? Tröstet Euch, anderen geht es genau so. Was hat der Koch oft Sorge, dass es den bewirteten Gästen nicht schmeckt. Meist unbegründet, wenn er es eben wirklich kann. Doch es ist und bleibt eine Geschmacksfrage, nicht nur des Könnens.

Was kann also der Koch dafür, wenn jemand ein anderes Geschmacksempfinden hat und trotz perfekter Zubereitung und Anrichtung die Speise nicht mag? Nichts. Genau wie bei uns. Wenn ich Rock trage, tue ich es, weil ich weiß, dass ich es kann. Ob es allen anderen schmeckt? Weiß ich vorher nicht, doch ich weiß, dass ich es gut kann. Ich trage den Rock genau da, wo er hingehört, nicht unterhalb der Achseln, nicht an den Kniekehlen. Dazwischen, so wie eine Hose. Damit weiß ich, wie es geht. Also kann ich es!
Man kann also lernen, wie man ihn anzieht und trägt, dazu braucht es keine Ausbildung von mehreren Jahren oder langjährige Erfahrung: Rock so wie eine Hose anziehen, fertig (Hose anziehen kann ja jeder, daher kann er auch Rock).
Wenn also jemand sagt, es schmeckt nicht, ist es so nicht richtig, denn es "schmeckt" nur ihm nicht. Andere können es toll finden. So ist es mit den Speisen genau so, wie mit einem Rock.

Was wäre, wenn jemand so etwas zu mir sagen würde? Problematisch? Nein, der Grund ist: ich entspreche nicht seinem Bild von einem Mann (Mann trägt Hosen, naja zumindest die meisten hierzulande).
Und er? Er entspricht vielleicht nicht meinen Bild von einem ordentlich gekleideten Menschen. Von ihm zu behaupten, er wäre ein Affe, weil er nicht wisse, wie man sich ordentlich kleide, wäre also auch falsch. Genau so falsch, wie allein von einem Kleidungsstück an einem Menschen auf dessen auf sexuelle Orientierung oder politische Gesinnung zu schließen.

So lasse ich ihm seinen Stil, auch seine Gedanken. Wenn wir ins Gespräch kommen, können wir uns darüber austauschen. Fragen nach dem Warum - ganz ruhig, nett und so erfahren wir vielleicht, was ihn zu diesen Stil bewegt. Oft sind es ähnliche Gründe wie bei uns: er möchte nicht so rumlaufen wie alle anderen. Er findet es toll oder bequem so. Ihn vorher als "Affe" bezeichnet zu haben, täte uns dann vielleicht Leid, es hätte jeden netten und aufschlussreichen Gesprächsansatz zerstört. Das hilt also nicht weiter.

Es wäre also richtig, sich damit zu beschäftigen um aus Erster Hand etwas zu erfahren, also von dem Menschen selbst.

So zerstören andere auch oft durch ausgesprochene Vorurteile jeden positiven Gesprächsansatz. Aus Angst vor bisher Unbekanntem oder Unwillen, sich mit dem Thema weiter zu beschäftigen. Sie gehen durch solche Äußerungen erstmal "auf Distanz", wollen nicht dazugehören - abwarten, was sich tut. Viele haben nicht den Mut dazu, jemanden wirklich anzusprechen und blocken mit einer verbalen Äußerung oder einen abfälligen Blick das Ganze ab. Verkriechen sich in Ihre gewohnte Sicherheitszone. Sie haben mehr Angst, vor neuen Dingen und Situationen, als wir! Und so haben sie auch Ängste davor, was geschehen könnte, doch ihnen fehlt das Bewusstein, es zuzugeben und der Mut, es zu ändern. Sie sind schwach, doch sie könnten es ändern, in dem Sie ihre Angst überwinden: "Hallo, mir ist aufgefallen, sie tragen einen Rock. Warum tun sie das?" Und keiner von uns würde entgegnen, dass es den Fragesteller nichts anginge, sondern wir würden darlegen, warum wir es tun - jeder aus seinem individuellen Grunde.

Ich weiß mittlerweile, dass es und wie es geht :).

In früheren Jahren hatte ich mich auch mal eine Zeit lang so verhalten: Alles, was ich nicht kannte oder von dem ich dachte, es nie zu wollen, habe kategorisch abgeblockt, teils auch vorschnelle verbale Äußerungen getätigt. Doch erfahrene Menschen öffneten mir die Augen und mein Denken wurde offener.

Es ist heute eine Bereicherung, zu wissen, dass man viel erfahren kann, wenn man sich mit anderen unterhält. Es baut auch das Gefühl von Einsamkeit und Unzufriedenheit ab. Man findet überall auf der Welt Menschen, die einen so mögen, wie man ist und die es einfach akzeptieren, dass auch ein Mann einen Rock trägt, so wie anderer eben gerne eine Mütze oder am liebsten keine Schuhe (einen solchen kenne ich auch, er ist ein angesehener Physiotherapeut).

Ich weiß eben, dass niemals Millionen Menschen auf dieser Welt meine Freunde sein werden. Müssen sie auch nicht. Mir genügen meine wirklichen Freunde, bei anderen reicht mir, wenn ich einfach respektiert und akzeptiert werde.

Ich weiß einiges über Menschen, habe vieles erlebt. Daher weiß ich auch, dass ich einen Rock tragen kann, ich habe es schon oft genug getan und erlebt, wie Menschen sich mir gegenüber verhalten.
Auch wenn ich bei den ersten öffentlichen Spaziergängen eine gewisse Angst verspürte, es ist gut, dass ich es gewagt habe. Auch der stärkste Wikinger hat irgend eine Angst (gibt es nur nicht zu). Heute brüllen auch die Wikinger nicht mehr herum, sind ganz nett. Viele Wikinger haben auch heute Ängste, genau wie wir alle.  ;)

Und so blieb auch ich trotz anfänglicher Angst einfach nett zu jedem, der mir begenete und grüßte freundlich die anderen Spaziergänger oder auch in der Stadt die Menschen, die mich bewust ansahen. Meist wurde ich freundlich - überrascht - zurückgegrüßt und die Angst vor dem, was andere sagen könnten, schwand - denn nun wusste ich es: Sie grüßen und gehen weiter - oder wir kommen anschließend ins Gespräch. Ja, ein Mann im Rock.  Das Eis ist gebrochen, der Dampfer nimmt Fahrt auf. Alles gut :).
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Online high4all

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #26 am: 19.06.2015 10:41 »
Ein bisschen dumm ausgedrückt, ich weiß, aber mir fiel nicht besseres ein: Auch richtige Männer gehen im Rock.

Mir fällt zwar gerade auch keine Formulierung für das ein, für das was du ausdrücken willst, aber Dein Satz degradiert alle die nicht dem Maintream entsprechen.

VG
Cephalus
Ich würde sagen, die Formulierung "richtige Männer" degradiert alle Männer, die keine Röcke tragen.

Laß einfach das Wort "richtige" weg: "Auch Männer gehen im Rock!"

Das würde besagen, dass nicht alleine die Frauen Röcke tragen, sondern auch Männer.

Frecher formuliert und ohne Rücksicht auf Empfindsame: "Echte Kerle rocken" oder "Echte Kerle tragen heute Rock!"

Damit hebe ich die Rockträger von den Hosenträgern ab. Und natürlich könnten sich Hosenträger herabgesetzt fühlen.

Aber zuviel Zurückhaltung muss nicht immer sein. Dann dürfte es auch fast keine Produktwerbung geben.

LG
Hajo
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Offline DesigualHarry

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #27 am: 19.06.2015 13:02 »
Hallo!

Ich trage Röcke nun doch schon wesentlich länger als der Erstellter dieses Threads Dr. Heizer, dessen Bericht ich doch sehr positiv wahrnehme,  aber mein zwischen Fazit bis hierhin geht mehr in die Richtung dass es mir großteils auch  um die Herausforderung geht generell als Mann einen Rock zu tragen.  Wenn es irgendwann vielleicht zur Normalität wird dass man als Mann auch Selbstverständlich Röcke tragen kann, dann müßte ich mir wohl eine neue Herausforderung suchen...

Früher dachte ich eigentlich immer dass ich richtige Entspannung finde wenn alles zur Zufriedenheit gelöst ist. Heute erkenne ich immer mehr dass eigentlich die Herausforderung und die dadurch entstehenden Spannungen im weiteren Verlauf zu richtigen Intensiven Entspannungen führen...

Offline Asterix

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #28 am: 19.06.2015 18:50 »
Lieber Dr.Heizer,

ich freue mich, dass Du so einen schönen Bericht von Deinem Werdegang im Rock geschrieben hast, der bestimmt mutmachend für andere Leser ist.

So ein wenig habe ich das ja mitbekommen und erinnere mich an Deine ersten Beiträge. Was für ein Unterschied zu heute.

Dem schließ ich mich an. Freut mich für Dich, Dr Heizer. Und auch für Dich, Hajo!

Zitat
Schade nur, dass dieser Thread schon wieder durch Grundsatzdiskussionen verhunzt wird. Ich kann verstehen, dass einige Forumsteilnehmer den Kanal voll haben und sich (teilweise) zurückgezogen haben. Aktuell ist es ein User aus Baden-Württemberg.

Ich sehe nicht, dass der Beitrag verhunzt wird. rock aktiv hat meines Erachtens schon einen berechtigten Einwand gebracht.

Wie dem auch sei, schönes Wochenende!

Liebe Grüß,

Asterix
"Fröhlich sein, Gutes tun und die Spatzen pfeifen lassen" (Giovanni Bosco)

Offline Ben

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Re: Ein Jahr "Rock am Mann" - Alles gut!
« Antwort #29 am: 19.06.2015 20:02 »
Eine sehr schöne Entwicklung hast Du gemacht, Dr. Heizer! Vielleicht macht die detaillierte Schilderung dem einen oder anderen stillen Leser, der sich noch nicht traut, ein wenig Mut, es Dir gleichzutun.


 

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