Autor Thema: Identifikation als "Mann" oder als "Frau" - warum scheint das wichtig?  (Gelesen 15629 mal)

Offline doppelrock

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Noch wichtiger als die Identifikation, also das Wünschen, Glauben, Hoffen, was man gern wäre, ist das, was man tatsächlich ist.
2 Beispiele:
Seit längerem bekannt ist der Fall aus New Jersey, in dem ein männlicher Sexualstraftäter für seine Vergehen eine Gefängnisstrafe erhielt und er nach seiner "Identifikation als Frau" in ein Frauen-Gefängnis kam und dort 2 Frauen schwängerte. Der Gender-Mainstream stand vor einem Rätsel, ähnlich der unbefleckten Empfängnis. Wie kann eine Frau eine andere schwängern? Naja, mal nachdenken...

Bis zum Ausbreiten des wokeism mit Marschrichtung Mittelalter lernte die Medizin gerade, dass Männer und Frauen unterschiedlich krank werden. Das heißt, dass ein Herzinfarkt je nach biologischem Geschlecht unterschiedliche Symptome zeigt. Blöd nur, wenn sich bei einer Studie zeigt, dass die Hälfte der Frauen trans sind, also Männer, die sagen, sie seien eine Frau und somit die Symptome von Männern zeigen. Hier ist dieses Verhalten also unter Umständen lebensgefährlich, wenn medizinische Erkenntnisse verhindert werden.

Ich kann auch gut damit leben, wenn sich jemand aggressiv auf der Beziehungsebene zu meiner Aussage äußert, nämlich, dass ich es für eine persönliche Störung halte, wenn jemand gern etwas anderes wäre als er ist. Dabei ist es für mich ganz gleich, ob der Wunsch-Charakter Napoleon, Frau statt Mann oder Comic-Fuchs ist. Mann sein und Frau sein ist mehr als deren Aussehen anzunehmen und Vorurteilen über sie zu entsprechen, wie Karohemd oder lackierte Nägel, keine oder intensive Gefühle zeigen usw. Leute, lernt zu akzeptieren, wer und was ihr seid!

Offline MAS

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Alles klar, lieber Wolfgang!

Dann lass uns mal weiter das Thema erörtern.

LG, Micha
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Online Skirtedman

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Antw:Warum muss ich wissen, ob jemand "Mann" oder "Frau" ist?
« Antwort #17 am: 18.01.2023 11:38 »
Hallo Doppelrock,

du machst mich auf einen Fehler aufmerksam, den ich vor drei Jahren bei der Schaffung dieses Threads machte.

Du sprichst im wesentlichen von der Selbstzuschreibung, der Eigenidentifikation eines Menschen zu "Mann" oder zu "Frau". Das ist aber nicht Intention dieses Threads. Meiner Meinung nach müssen wir das hier nicht erneut diskutieren, ob und warum jemand sich selbst als etwas fühlen oder definieren kann, was er biologisch offensichtlich so nicht in die Wiege gelegt bekommen hat. Dass sowas auf vielfältigen Ebenen zu Irritationen gleich welcher Art führen kann, mag klar und offensichtlich sein.

Hier in diesem Thread ging es mir darum:
"Warum ist es wichtig für jemanden oder für "die Gesellschaft", jemanden schnell und eindeutig als "Mann" oder "Frau" identifizieren zu können???"
oder anders ausgedrückt:
"Wozu ist es denn unbedingt notwendig, dass man eine (andere) Person (als man selbst) zu "männlich" oder "weiblich" zweifelsfrei und ohnehin eben überhaupt zuordnen muss. Nur aus Höflichkeit? Um zu wissen, ob "Herr XY" oder "Frau XY" angebracht ist?"

Dass Du, Doppelrock, nicht auf die Intention meines Threads eingegangen bist, kann ich Dir nicht zum Vorwurf machen. Alte, aufgewärmte Threads oder auch Threads, die voll im Gang sind, schaue ich mir selten auch noch einmal mit dem Eröffnungsbeitrag an, wie sie gemeint sind, sondern orientiere mich auch primär daran, was mir die Überschrift vermittelt.

Als ich vor 3 Jahren die dazugehörige Überschrift schuf, war mir in jenem Moment nicht klar, dass die notwendige Verkürzung zu Fehlinterpretationen führen kann. Das kann ich jetzt im Nachhinein leider nicht mehr gänzlich ändern.

Trotzdem würde ich bitten, diesen Thread eben mit dem Schwerpunkt der Intention zu nutzen, und die Fragen der Eigenidentifikation / der Eigenzuschreibung mit all ihren Pros und Contras hier im Thread allenfalls dann zu diskutieren, wenn sie wesentlich zum hiesigen Schwerpunkt beitragen. Drum nochmal die "Aufgabenstellung", bzw. die Einladung zum Nachdenken über:

"Wozu ist es denn unbedingt notwendig, dass man eine (andere) Person (als man selbst) zu "männlich" oder "weiblich" zweifelsfrei und ohnehin eben überhaupt zuordnen muss. Nur aus Höflichkeit? Um zu wissen, ob "Herr XY" oder "Frau XY" angebracht ist?"

Online Skirtedman

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Antw:Warum muss ich wissen, ob jemand "Mann" oder "Frau" ist?
« Antwort #18 am: 18.01.2023 12:18 »
Darum, Doppelrock, versuche ich, nur überwiegend auf die Aspekte Deines Beitrags einzugehen, die die Information über das Geschlecht eines Menschen angehen. Im tagtäglichen Umgang scheint das ja eines unserer fundamentalen Kriterien zu sein, obwohl es selten etwas zur Sache tut.


...lernte die Medizin gerade, dass Männer und Frauen unterschiedlich krank werden. Das heißt, dass ein Herzinfarkt je nach biologischem Geschlecht unterschiedliche Symptome zeigt.

Ich zitiere hier nur beispielhaft Deinen Beitrag, um auch schnell einen Link bereitzustellen, wo der Interessierte auf Deinen Beitrag - drei Beiträge vor diesem hier im Thread - schnell zurückgreifen kann.

In einem anderen Thread schreibst Du gerade:
In den meisten Situationen ist es auch vollkommen egal, ob Kim Mann oder Frau ist oder als Mann oder Frau gesehen werden möchte.

Und ja, dieser Satz gilt auch hier. Und trifft genau einen Kern hier in unserem Thema. Und trotzdem machen wir ein Trara draus, zu wissen, was unser Gegenüber ist.

Doch manchmal spielt es irgendwo schon eine Rolle, drum greife ich den medizinischen Aspekt, den Du angebracht hast, mal als allererstes heraus:

Unter "gender-gerechter Medizin" hat seit etwa 10 Jahren die Medizin erkannt und verstanden, dass Männer und Frauen unterschiedlich erkranken. Statistiken hierzu gab es viele Jahrzehnte zuvor auch schon, auf deren Grundlage auch bereits lange schon medizinische Diagnosen erstellt wurden.

Die "gender-gerechte Medizin" hat aber seit rund 10 Jahren erkannt, dass insbesondere bei der Medikation auf diese Unterschiede allenfalls in Fragen der Dosierung eingegangen wird (anhand des statistischen oder tatsächlichen Körpergewichts, bestenfalls noch mit Berücksichtigung der statistisch signifikanten Unterschiede zwischen Muskelmassenanteil oder Fettanteil).
Mehr noch, nahezu alle Medikamente wurden nur an Männern erprobt und deren Nebenwirkungen an Männern erforscht. Es gibt eine Reihe von - teils nachvollziehbaren - Gründen, weshalb die Medikamentenerprobung an Frauen nicht praktiziert wurde (als Beispiel: Beeinträchtigung der Gebährfähigkeit, monatsweise stark schwankende Hormonspiegel).

Allerdings führten die medizinischen Erkenntnisse über Medikamente zu einem Zerrbild in Dosierung, Wirkung und Nebenwirkungen, die bei Anwendung bei Frauen zu manchmal extrem gender-ungerechten Effekten führten, bis hin zur Fehlmedikation, manchmal gar zum Tod.

Deswegen, Doppelrock, den Aspekt, den Du mit der Verfälschung von Statistiken oder Studienergebnissen ansprichst, ist absolut nicht von der Hand zu weisen.

Hier ist es in der Tat sicher wichtig zu wissen, ob es sich bei einer Person um Mann oder Frau handelt, mehr noch, das biologische Geschlecht mag da noch wichtiger sein.

Mir ist zwar nichts bekannt über eine Studie, die durch vermehrte Transmenschen in ihrer Aussagekraft verfälscht worden sein soll, der theoretische Gedanke daran ist aber wirklich substanziell. Ich könnte mir vorstellen, dass manche Studien bei der Erhebung von Daten bei diesem Aspekt - gerade hier in Deutschland - am Datenschutz scheitern könnten. Obwohl mein sich mir als gesund vorgaukelnder Menschenverstand sagt, dass die biologische Herkunft eines Menschen in Fragen der Medizin unabdingbar mit zur Medizingeschichte eines Menschen gehört und nicht durch Datenschutz unzugänglich sein dürfte.

Dennoch sollte ich mir auch vorstellen können, dass bei einer gut fundierten Studie ein paar Transmenschen in der Statistik nicht zu einer fatalen Verzerrung der Studienergebnisse führen sollten.

Doppelrock, Dein anderes Beispiel mit dem Einsitzen im Gefängnis zeigt, dass in bestimmten Situationen es dann doch irgendwie wichtig ist zu wissen, ob es sich bei einer Person um einen Mann oder einer Frau handelt. Das ist ein wenig vergleichbar damit, um zu begründen, warum die Trennung von öffentlich zugänglichen Toiletten zwischen Herren- und Damentoilette sinnvoll sein kann. Ich glaube, die Trennung entstand vor allem durch die Möglichkeit, den Männern ein schnelles Steh-Urinieren im halböffentlichen Bereich zu ermöglichen. Aber es lassen sich sicherlich noch weitere Pro-Argumente für eine Trennung finden, alleine schon, um die Chance auf sexuelle Übergriffe zu reduzieren (weil die Mehrzahl der Menschen vermutlich noch immer eher hetero- als homosexuell sind).

Als Beispiel, wo - wie ich es hier zuvor nannte - ein "Trara" gemacht wird, zu wissen, ob man es mit einem Mann oder einer Frau zu tun hat, möchte ich nun berichten. Das trenne ich nun aber der Übersichtlichkeit halber auf in einen neuen, gleich folgenden Beitrag


Online Skirtedman

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Warum muss ich wissen, ob jemand "Mann" oder "Frau" ist?
« Antwort #19 am: 18.01.2023 12:48 »
Es gibt so viele Standard-Situationen im alltäglichen Umgang miteinander, wo es von der Sache her absolut unerheblich ist, ob ich es nun mit einer Frau oder einem Mann zu tun habe. Dennoch wird auf die Feststellung des Geschlechts auch in diesen Standard-Situationen so viel Wert gelegt.

Ich möchte zunächst die Standard-Situation beschreiben, wo es völlig pille-palle ist, ob Mann oder Frau.
Dann möchte ich ein paar dazu einschränkende Gedanken äussern, wo es hilfreich sein kann, eben doch zu unterscheiden.
Und anschließend möchte ich in Frage stellen, ob die Unterscheidung wirklich so fundamental wichtig ist und ob nicht auch andere Wege denkbar wären.

Die Standard-Situation:

In meiner beruflichen Praxis bin ich nahezu tagtäglich in vielen Gesprächen mit Menschen am Telefon verbunden, deren Namen ich oft zunächst nicht kenne, von denen ich nichts weiter kenne als die spontane Stimme am Telefon.
Und doch ist es für mich scheinbar fundamental wichtig, zuerst zu wissen, ob die Person am anderen Ende mit "Herr" oder mit "Frau" angeredet werden soll(te). Das ist für mich fundamentaler zu wissen als der tatsächliche Nachname der Person. Selten wird beim Erstkontakt der Vorname mit transportiert. Meistens nur der Nachname. Aber selbst beim Vornamen (ja auch nicht immer auf Anhieb verständlich) kann ja nicht unbedingt eine Eindeutigkeit herausgelesen werden. Und die Stimme führt nicht selten auch auf einen Holzweg.

Anekdote: Ich hatte eine Zeitlang gelegentlichen Kontakt zu einem Kleinstunternehmen mit 3 Personen, in dem Herr und Frau Muñoz (Name geändert) die Geschäftsführer waren. Beim dritten oder vierten telefonischen Kontakt hatte ich den erneuten Fehler gemacht, mit Frau Muñoz verbunden werden zu wollen, wo die Person am Telefon den Hörer genervt an ihren Mann rüberreichte und dabei quer übern Tisch sagte: "Da ist wieder der Herr Skirtedman am Apparat, der einfach nicht glauben will, dass ich Frau Muñoz bin!" - Es ist tatsächlich so, dass Frau Muñoz eine ausgesprochen männliche Stimme hat, und Herr Muñoz ohne jegliches Wissen eine unzweifelhaft als Frauenstimme zu deklarierende Stimmfärbung hat. So sehr kann man sich täuschen, wenn man sich nur auf die Stimme verlassen will.

Oft sind es ja auch eher ältere, pardon rauchende Damen, die typischerweise in Unternehmen die Telefonapparate im Erstkontakt bedienen - da lässt sich oft auch nicht anhand der Stimme erkennen, ob die Person nun zweifelsfrei ein Mann oder doch eine Frau ist.

Im Akt des Telefonierens und des Weiterverbindens ist es von der Sache her absolut unerheblich, ob nun Frau Müller oder Herr Müller im Empfang sitzt. Dennoch ist es in dieser Situation wichtig, genau diesen Unterschied in Erfahrung zu bringen. Ist es wirklich nur wegen der Höflichkeit??? Ich möchte fast sagen ja (naja, und weil die höfliche Sprache das eben so will - aber warum?) -  !?

Einschränkung, warum es doch nicht so pille-palle sein kann:

Freilich gibt es gerade in kleineren Familienunternehmen den Thomas, den Adrian und die Sandrine Schmidtbauer (Beispielnamen). Da ist in der Kommunikation es schon einmal hilfreich zu wissen, wenn mir eine Frau Schmidtbauer etwas sagte, dass der Thomas weiss, dass es nicht der Adrian gewesen sein kann. Auch gibt es in größeren Unternehmen mehr als nur einen Menschen mit Nachnamen Müller, da kann es auch schon einmal hilfreich sein, wenn man sich auf "Frau Müller" berufen kann, dann schränkt das die Zahl der potentiell in Frage kommenden Personen deutlich ein. Aber genau nach diesen Vorteilen hört es doch schon auf, sachdienlich zu sein, ob mein Telefongegenüber ein Mann oder eine Frau war.

Und die Frage bleibt:

Was also macht es wohl so fundamental wichtig zu wissen, ob mein Gegenüber ein Mann oder eine Frau ist?? ??
Kann man die paar wenigen Gründe, wo es hilfreich sein kann, nicht auch irgendwie anders lösen?

Offline doppelrock

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Danke skirtedman für deine sehr ausführlichen Antworten.

In aller Kürze gesagt gibt es für mich nur sehr wenige Situationen, wo es wichtig scheint, sofort das Geschlecht zu erfahren. Allermeistens geht es um Arbeit, um Sachthemen, um Tagespolitik usw., wo es für mich und mein Gegenüber keine Rolle spielt.
Gestern bei der Meisterin in der Sattlerei, der Verkäuferin im Lebensmittelhandel, dem Schadensgutachter war es völlig einerlei, ob Mann oder Frau. Sie waren alle sehr angenehme, sympathische und kompetente Menschen. Sie alle waren zwar eindeutig als Mann oder Frau erkennbar, wie ich als Mann, aber für die Begegnungen hatte es keine Bedeutung.

Eine Rolle würde es bei Anbahnung einer Partnerschaft spielen, bei einer guten Freundschaft ohne Sex behaupte ich, dass es keine Rolle spielt. Ich würde mit einer Frau gleichermaßen Autoschrauben wie mit einem Mann Reisen oder Gärtnern.

Als Trainer im Sport müsste ich natürlich sofort wissen, ob der Bewerber zu den Jungs oder Mädels gehört, aber das sollte klar sein, ohne eine Wertung zu betreiben. Bei einem gemischten Team wäre sogar das zweitrangig.

Offline Holger Haehle

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Da wir aber aus einer patriarchalen Gesellschaft kommen mit unterschiedlichen Rechten und Pflichten ist eine Markierung nach Rang, Stand und Geschlecht zwingend. Da wo die Unterschiede aufgehoben werden, verliert sich diese Notwendigkeit. In einer gleichen Gesellschaft braucht es im allgemeinen nicht die Unterscheidung in erkennbare Geschlechter, solange es nicht um Dating geht.

Die Geschlechtererkennung ist Teil  einer willentlichen Konstruktion im Zusammenhang mit der Festlegung soziokultureller Geschlechter (Gender). So steht es in soziologischen Büchern.

Aus biologischer Sicht gibt es außerhalb der Paarung und Revierhierarchie keine Notwendigkeit zur Unterscheidbarkeit der biologischen Geschlechter. Tiere haben übrigens kein Gender.

Äußerliche Geschlechtsmerkmale wie Kleidung oder Make-up zusätzlich zu den biologischen Merkmalen sind eine Erfindung denkender Menschen, die das auch ändern oder abschaffen können. Da wir die Regeln unserer Gesellschaft verinnerlicht haben, denken wir ganz automatisch in ihren Kategorien. Deshalb braucht unser Unterbewusstsein die erkennbare Unterscheidung.

Online Skirtedman

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Warum muss ich wissen, ob jemand "Mann" oder "Frau" ist?
« Antwort #22 am: 19.01.2023 02:50 »
Hallo Holger,

da klingt vieles plausibel.

Vor allem als Stichwort zusammengefasst "tief eingebrannt (verinnerlicht)" mag ganz vieles, auch die westliche Hosenverbundenheit der Männer, erklären lassen, selbst wenn viele Kulturäusserungen nicht mehr zeitgemäss sind.

Insofern lasse ich Deinen Beitrag als einen sehr zentralen Erklärungsansatz gelten, auch wenn ich in vereinzelten Punkten Widersprüchlichkeiten verankern könnte.

Über eine Aussage bin ich ganz besonders gestolpert, auch wenn das leicht vom Kernthema des Threads wegführt:

Zitat
Tiere haben übrigens kein Gender.

Ist das so?

Offline Holger Haehle

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Ja Wolfgang, das ist so, denn Gender ist eine kulturelle Konstruktion. Tiere zeigen Ansätze von Kultur, wenn z. B. ein Biber eine Behausung baut und den Wasserstand an seiner Haustür über die Dammhöhe reguliert, aber es fehlt Sprache für komplexen Informationsaustausch und ein Neokortex im Großhirn für logisch kausale Reflektionen und Bewusstseinsbildung. Gegenstände können als Werkzeuge benutzt, aber nur bedingt umgeformt werden. Das geschlechtliche Verhalten folgt ausschließlich triebhaften Impulsen. Selbst das Federkleid eines Paradisvogels, das ihn als Männchen markiert, ist nicht selbstgemacht und somit Ausdruck eines individuellen Bewusstseins, sondern ein biologisches Mitbringsel.

Offline GregorM

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Antw:Warum muss ich wissen, ob jemand "Mann" oder "Frau" ist?
« Antwort #24 am: 19.01.2023 16:32 »
Selten wird beim Erstkontakt der Vorname mit transportiert. Meistens nur der Nachname. Aber selbst beim Vornamen (ja auch nicht immer auf Anhieb verständlich) kann ja nicht unbedingt eine Eindeutigkeit herausgelesen werden. Und die Stimme führt nicht selten auch auf einen Holzweg.


Ich kann mir kaum noch vorstellen, dass eine Person sich nur mit Nachnamen präsentieren sollte. Ich denke, dass die meisten Leute es unhöflich oder gar unverschämt finden würden. So sind Kulturen unterschiedlich.

Gruß
Gregor
Gruß
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Offline MAS

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Ja Wolfgang, das ist so, denn Gender ist eine kulturelle Konstruktion. Tiere zeigen Ansätze von Kultur, wenn z. B. ein Biber eine Behausung baut und den Wasserstand an seiner Haustür über die Dammhöhe reguliert, aber es fehlt Sprache für komplexen Informationsaustausch und ein Neokortex im Großhirn für logisch kausale Reflektionen und Bewusstseinsbildung. Gegenstände können als Werkzeuge benutzt, aber nur bedingt umgeformt werden. Das geschlechtliche Verhalten folgt ausschließlich triebhaften Impulsen. Selbst das Federkleid eines Paradisvogels, das ihn als Männchen markiert, ist nicht selbstgemacht und somit Ausdruck eines individuellen Bewusstseins, sondern ein biologisches Mitbringsel.

Unter Makaken gibt es insofern verschiedene Kulturen, als einige es gelernt haben, Früchte in Salzwasser zu waschen, weil das besser schmeckt, andere, in warmem Wasser zu baden, weil das wärmt und gemütlich ist. Wichtig für Kultur ist eben, dass das Verhalten nicht angeboren ist, sondern durch lehren und lernen bzw. vormachen und nachmachen tradiert wird.

Ob Makaken ein soziales Geschlecht haben? Ich weiß nicht genug über sie, um das sagen zu können.

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Offline Holger Haehle

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Lieber Micha, du beschreibst kulturelle Phänomene, so wie ich es weiter oben für Tiere und Vormenschen getan habe. Das sind Ansätze, die zu Kultur führen können, wenn sie komplexer und reflektiver werden.

Dein Früchte-in-Wasser-legen Beispiel zeigt ein Verhalten, dass auf Erfahrung beruht, die zufällig gemacht und dann wegen des besseren Geschmacks wiederholt wurde. Die Makkaken treffen also nur eine Entscheidung es so oder so zu machen. Für Kultur müsste das Salzwasser zubereitet werden. Um das zu leisten, braucht es ein Großhirn mit einem logisch kausal arbeitenden Neocortex, der aber bei Makkaken nur rudimentär vorliegt.

Auch der Mensch hatte nicht immer Kultur. Als Urmenschen entdeckten, das Holz brennen kann und durch Blitzschlag in Brand gesetztes Holz dem Brandort entnommen und mit weiterem Holz genährt haben, war das ein einfaches kulturelles Phänomen. Die Kultur begann erst, als der Mensch das Feuer selbst machen konnte. Ein Feuer zu nähren ist eine empirische Leistung, die ein Zwischenhirn braucht, aber das Feuermachen geht einen Schritt weiter und braucht die Beteiligung von Strukturen des Großhirns, um nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip kausal schlussfolgernd zu Erkenntnis zu kommen.

Kultur setzt immer die Bearbeitung von Materialien voraus. Künstlerische Leistungen müssen im Stil wiederholbar sein. Gedanken und Geistesgebilde müssen mit Sprache kommunizierbar und durch Bild oder Schrift visualisierbar sein.

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Die Erkennbarkeit des biologischen Geschlechts wurde durch die Einführung von Gendern erreicht.

Das sie in uns immer noch ohne Notwendigkeit präsent ist, ist ein strukturelles Phänomen, das mit Prägung zusammenhängt.

Es gibt Hinweise, dass mit der Agrarrevolution und der beginnenden Arbeitsteilung eine soziale Rang- und Geschlechterordnung eingeführt wurde. Die früheren Jäger-Sammler Gesellschaften der Steinzeit kannten wenn überhaupt nur Gender in einer sehr einfachen und reduzierten Form. Es gab keine Arbeitsteilung. Steinwerkzeuge wurden von Männern und Frauen gefertigt. Es gab Kulturen mit weiblichen und andere mit männlichen Stammesführern. Alle Stammesmitglieder gingen auf die Jagd. Am Lagerfeuer zurück blieben nur Hochschwangere und Alte. Es gab nur Unisexkleidung.

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Lieber Micha, du beschreibst kulturelle Phänomene, so wie ich es weiter oben für Tiere und Vormenschen getan habe. Das sind Ansätze, die zu Kultur führen können, wenn sie komplexer und reflektiver werden.

Dein Früchte-in-Wasser-legen Beispiel zeigt ein Verhalten, dass auf Erfahrung beruht, die zufällig gemacht und dann wegen des besseren Geschmacks wiederholt wurde. Die Makkaken treffen also nur eine Entscheidung es so oder so zu machen. Für Kultur müsste das Salzwasser zubereitet werden. Um das zu leisten, braucht es ein Großhirn mit einem logisch kausal arbeitenden Neocortex, der aber bei Makkaken nur rudimentär vorliegt.

Auch der Mensch hatte nicht immer Kultur. Als Urmenschen entdeckten, das Holz brennen kann und durch Blitzschlag in Brand gesetztes Holz dem Brandort entnommen und mit weiterem Holz genährt haben, war das ein einfaches kulturelles Phänomen. Die Kultur begann erst, als der Mensch das Feuer selbst machen konnte. Ein Feuer zu nähren ist eine empirische Leistung, die ein Zwischenhirn braucht, aber das Feuermachen geht einen Schritt weiter und braucht die Beteiligung von Strukturen des Großhirns, um nach dem Ursache-Wirkungs-Prinzip kausal schlussfolgernd zu Erkenntnis zu kommen.

Kultur setzt immer die Bearbeitung von Materialien voraus. Künstlerische Leistungen müssen im Stil wiederholbar sein. Gedanken und Geistesgebilde müssen mit Sprache kommunizierbar und durch Bild oder Schrift visualisierbar sein.

Das würde ich so nicht sagen, lieber Holger. Nach Deiner Definition dürfte es keine Kultur der Jäger und Sammler geben, denn Kultur dürfte demnach erst vorhanden sein, wenn Nahrung nicht gesammelt oder gejagt, sondern angebaut und gezüchtet, Pflanzen und Tiere also selbst hergestellt würden. Oder, okay, Du sprichst schon von Kultur, wenn Werkzeuge für das Sammeln und Jagen hergestellt werden. Dann müsste aber auch Werkzeugherstellung von Affen, die es ja auch gibt, als Kultur bezeichnet werden.

Ich denke, man kann reine Natur und Kultur nicht so strickt voneinander trennen, sondern es gibt Übergangsbereiche und Kulturen von unterschiedlicher Komplexität.

LG, Micha

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Lieber Holger,

Du meinst damit die Erkennbarkeit des biologischen Geschlechts, auch wenn der Mensch, dessen Geschlecht man erkennen will, nicht (nackt) vor einem steht. Oder?

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