Autor Thema: Im Rock auf der Arbeit  (Gelesen 78604 mal)

Offline Jean

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #675 am: 18.09.2023 11:02 »
Da hast Du sicherlich recht, Jean. Noch bin ich nicht soweit. Deine Outfits gefallen mir übrigens auch. Meistens trage ich zu dem Rock auch eine Strumpfhose. Meiner Meinung nach, sollte jeder sich so kleiden wie er möchte. Und wenn einer Blümchenkleider, High Heels usw. tragen möchte, soll er das doch tun. Mein Ding ist das zwar nicht, aber warum sollte mich das stören?

Danke das dir meine outfits gefallen für mich muss es einfach praktisch sein. Da sind für mich shorts mit strumpfhosen einfach ideal und zu dem noch das ganze jahr gut tragbar.
Ich war die letzten zwei wochen in den ferien darum die späte antwort🤗
Ich finde auch das jeder mensch das tragen sollte was er mag.
Ob rock oder hose ist egal hauptsache man fühlt sich wohl👍 Also lass dir zeit🙂
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Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #676 am: 19.09.2023 21:29 »
Bereits vor einigen Tagen habe ich von meinem Kindergartenalltag berichtet und auch eine negative Reaktion beschrieben:

Ein Vater beschwerte sich bei einer Kollegin: Er möchte wissen, als was ich mich identifiziere, er sei gegen Frühsexualisierung und ich soll hier nicht meinen Fetisch ausleben.

Nun gesellt sich eine zweite Reaktion von einer neuen Mutter hinzu. Es wurde sich diesmal wieder bei Kolleginnen beschwert. Sie meinte: "Ich bin ja tolerant, aber...". Allerdings konnte sie nicht genau erklären, was sie stört. Ein Mann im Rock würde nicht ihren Werten entsprechen und sie überlegt, dass sie ihr Kind aus der Einrichtung abmeldet. Beim Nachhaken wiederholte sie nur diese Sätze. Sie unterstellt mir "Propaganda".
Meine Kolleginnen haben für Toleranz und Offenheit plädiert und meine Leitungen haben sich heute auch nochmal zu meiner Kleidung geäußert. Sie stehen hinter mir und ich muss mir deswegen keine Sorgen machen. Mein Kleidungsstil habe nichts mit meiner Arbeit zu tun: "Du könntest morgen geschminkt kommen oder dir die Haare grün färben. Da hat niemand Anderes reinzureden. Das ist deine persönliche Entscheidung." Abgesehen davon würden mich die Kinder "feiern" für meinen Nagellack und meine Röcke.
Es stärkt unglaublich, wenn man weiß, dass alle hinter einem stehen und von so negativen Einzelmeinungen lasse ich mich nicht unterkriegen.

Online MAS

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #677 am: 19.09.2023 21:36 »
Ich wüsste gerne mal, wie diese Frau ihre Werte beschreibt, denen Du angeblich nicht entsprichst, lieber Yoshi!

LG, Micha
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Offline cephalus

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #678 am: 19.09.2023 21:50 »
Genau Deine Frage habe ich mir auch gestellt, Micha!

Vermutlich können die Leute nicht formulieren, welches Problem sie genau haben.


Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #679 am: 19.09.2023 22:57 »
Tut mir leid für dich Yoshi dass du solche Reaktion erlebst. Es ist wohl das, wovor sich jeder hier fürchtet bevor er zum ersten Mal im Rock oder Kleid in die Arbeit geht.

Mütter gehen oft recht radikal vor wenn es darum geht, ihre Kinder vor etwas zu schützen von dem sie meinen dass es davor geschützt werden sollte.

Super wenn deine Vorgesetzten zu dir stehen und drück dir die Daumen!


Offline high4all

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #680 am: 20.09.2023 08:16 »
Bereits vor einigen Tagen habe ich von meinem Kindergartenalltag berichtet und auch eine negative Reaktion beschrieben:

Ein Vater beschwerte sich bei einer Kollegin: Er möchte wissen, als was ich mich identifiziere, er sei gegen Frühsexualisierung und ich soll hier nicht meinen Fetisch ausleben.

Nun gesellt sich eine zweite Reaktion von einer neuen Mutter hinzu. Es wurde sich diesmal wieder bei Kolleginnen beschwert. Sie meinte: "Ich bin ja tolerant, aber...". Allerdings konnte sie nicht genau erklären, was sie stört. Ein Mann im Rock würde nicht ihren Werten entsprechen und sie überlegt, dass sie ihr Kind aus der Einrichtung abmeldet. Beim Nachhaken wiederholte sie nur diese Sätze. Sie unterstellt mir "Propaganda".
Was solchen Leuten gemeinsam ist, ist ihre Feigheit vor einer direkten Konfrontation. Sie trauen sich nicht, Dich direkt anzusprechen und versuchen es hintenrum. Bei einem direkten Gespräch besteht für diese Menschen die Gefahr, dass sie möglicherweise von Deinen Argumenten berührt werden und ihr Weltbild* ins Wanken kommen könnte.

*Vater: Mann im Rock = schwul/Fetisch = Frühsexualisierung
*Mutter: Mann im Rock = linksgrüne Propaganda

Solche indirekten Beschwerden sind mir nicht bei der Arbeit, aber in der Freizeit begegnet. Einmal im Nähkurs und einmal im Gymnastikkurs, wo mir die Leiterinnen davon berichtet haben.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline Skirtedman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #681 am: 20.09.2023 15:02 »
Zitat aus dem Probier-Thread:
Ja, Gehschlitze vorne sind tatsächlich eine recht unbequeme Mode.
Ich habe einen sportlichen Jeansrock von New Yorker. Der sollte eigentlich mit Midilänge recht unproblematisch sein. Er hat aber auch einen Gehschlitz vorne in der Mitte bis übers Knie sodass ich im Büro doch wieder saumäßig aufpassen muss wie ich mich zu jemandem hinsetze.

Ja, das ist es aber, was Dein Rocktragen im Ansehen Deiner männlichen Kollegen leicht in Misskredit bringen kann: Wenn Deine Kleiding Dir sichtbare Aufmerksamkeit abverlangt.

Männer glauben, dass ihre Alltagskleidung praktisch ist und sie sich unterm Tag nicht damit beschäftigen müssen, sie also den Kopf frei haben, ihrer Arbeit uneingeschränkt nachgehen zu können. Lenkt Dich Dein Rock auch nur 3 sichtbare Sekunden von Deiner Arbeit ab, wird das oft von anderen als lästig und unnötig wahrgenommen.

Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #682 am: 20.09.2023 16:24 »
... welch passende Einleitung für mein Bild, Skirtedman!
Ich habe nämlich heute - nicht zuletzt aus diesem Grund - meinen wadenlangen Faltenrock gewählt.

Es ist mein erstes Mal im Rock im Büro seit mehreren Wochen. Teilweise war ich nicht im Büro und in den letzten beiden Wochen habe ich auch Rock vermieden um einen neuen Mitarbeiter im Team nicht unnötig zu irritieren.

Die Wahl des Rockes war goldrichtig - er fühlt sich so wunderbar luftig an, an diesem heißen Spätsommertag. Und das Gefühl, nach meinem anderthalb stündigen Lauf in der Mittagspause wieder in den leichten Rock zu schlüpfen, ist einfach unbezahlbar.

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PS.: Foto war am kühlen Morgen, daher mit Jacke

Offline cephalus

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #683 am: 20.09.2023 17:07 »
Und das Gefühl, nach meinem anderthalb stündigen Lauf in der Mittagspause wieder in den leichten Rock zu schlüpfen, ist einfach unbezahlbar.

Sieht sehr arbeitstauglich aus und so ein leichter Faltenrock hat etwas sehr Angenehmes, wie ich gestern wieder mal feststellen durfte.

Ja, das ist es aber, was Dein Rocktragen im Ansehen Deiner männlichen Kollegen leicht in Misskredit bringen kann: Wenn Deine Kleiding Dir sichtbare Aufmerksamkeit abverlangt.

Männer glauben, dass ihre Alltagskleidung praktisch ist und sie sich unterm Tag nicht damit beschäftigen müssen, sie also den Kopf frei haben, ihrer Arbeit uneingeschränkt nachgehen zu können. Lenkt Dich Dein Rock auch nur 3 sichtbare Sekunden von Deiner Arbeit ab, wird das oft von anderen als lästig und unnötig wahrgenommen.

Ich kann nicht beurteilen ob das tatsächlich so ist, dass mit zweierlei Maß zwichen Männern und Frauen gemessen wird. So lange es nicht überhand nimmt, stört sich bei Frauen kaum einer daran.
Gut, wenn die Nägel so lang sind, dass die Tastatur nicht mehr bedient werden kann ::)

Aber Mann ist es tatsächlich nicht gewohnt sich selbstverständlich um seine Kleidung zu kümmern und kommt sich selbst dabei blöd vor (ich zumindest):
Mit dem gestrigen Faltenrock bin ich Fahrrad gefahren, was an sich problemlos ging, nur wollte der Rock durch den Fahrtwind immer nach oben, beim Absteigen blieb er am Sattel hängen und ich war ständig in der Zwickmühle zwischen ignorieren und eingreifen.

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #684 am: 20.09.2023 19:28 »
Das könnte ich auch bei "Interreligiöser Dialog" posten, aber hier passt es auch rein, da es ja ein Teil meiner Arbeit ist. Wer findet den Mann im Rock?
https://news-europe.churchofjesuschrist.org/article/european-church-communication-seminar-focuses-on-interfaith-dialogue

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Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #685 am: 21.09.2023 07:23 »
Micha, ich hab dich gefunden!
Das Bild passt hier wirklich hervorragend rein, denn kaum jemand integriert wie du schon seit so vielen Jahren so stilsicher und unaufgeregt Röcke in seinen Arbeitsalltag.
Ich würde lügen, behauptete ich, du hättest nicht auch mir als Vorbild gedient ehe ich es zum ersten Mal gewagt habe.

cephalus und skirtedman haben da einen interessanten Aspekt angesprochen:
Aufmerksamkeit auf oder Ablenkung durch das eigene Outfit
Ja, es ist wohl so dass ein Rock auch weibisches Verhalten mit sich bringt. Und je außergewöhnlicher, femininer der Rock ist, desto mehr Aufmerksamkeit vom Träger möchte er haben.

Z.B. mein zuletzt abgebildeter bringt eine ganze Menge Stoff mit sich. Wenn ich mich hinsetze streife ich ihn fast immer glatt und bringe ihn so in Form dass er schön fällt. Sonst sitze ich auf einem Stoff-Wurschtel fühle mich nicht wohl und finde es auch nicht schön. Bei einem kurzen Rock kommt noch hinzu dass man die Beine übereinander schlägt oder zusammenhält wie ein Mann das normalerweise nicht machen würde.

Ich bin mir all dieser Handlungen sehr bewusst und finde sie - speziell in der Arbeit - einerseits schräg und sehr ungewohnt, andererseits genieße ich sie aber auch weil ich mir da meines schönen Rockes wieder umso mehr bewusst werde. Ich versuche sie nicht überhand nehmen zu lassen, aber verstecken muss ich sie auch nicht.

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« Antwort #686 am: 21.09.2023 08:34 »
Danke für die Blumen, lieber Hirti!

Als ich so da saß, habe ich auch mal die Beine so übereinander geschlagen, dass der Rock bei einem Bein übers knie rutschte. Als mir das bewusst wurde, habe ich die Haltung wieder geändert. Vor Jahren habe ich mal mit einem kurzen Jeansrock auf einem Podium gesessen, das auf einer Bühne stattfand, so dass unsere Stuhlsitze auf Augenhöhe des Publikums im Saal war. Da musste ich sehr aufpassen, dass mir niemand drunter gucken konnte. Das empfand ich als nicht so angenehm. Seit dem ziehe ich, wenn ich weiß, das so eine Podiumssitaion kommt, lieber einen langen Rock an. Und in religiösem Kontext erst recht.

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Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #687 am: 16.10.2023 00:37 »
Noch mal ein kleines Update zu dieser Situation:

Nun gesellt sich eine zweite Reaktion von einer neuen Mutter hinzu. Es wurde sich diesmal wieder bei Kolleginnen beschwert. Sie meinte: "Ich bin ja tolerant, aber...". Allerdings konnte sie nicht genau erklären, was sie stört. Ein Mann im Rock würde nicht ihren Werten entsprechen und sie überlegt, dass sie ihr Kind aus der Einrichtung abmeldet. Beim Nachhaken wiederholte sie nur diese Sätze. Sie unterstellt mir "Propaganda".

Ich habe nähere Details erfahren von einer Kollegin: Die Mutter kann es nicht einordnen, dass ein Mann Röcke trägt, das widerspräche ihren afrikanischen Werten, die weiterhin undefiniert blieben. Ihre dreijährige Tochter wäre verwirrt und würde meinetwegen die Welt nicht mehr verstehen. Ich würde Röcke nur aus Propagandazwecken in der Kita tragen. Sie vermutet das, weil es ein Bild von mir am Aushang gibt, wo ich auf einer Fortbildung eine Hose trage und das sei ziemlich verdächtig für sie. Ich würde meine Röcke extra nur in der Kita anziehen, um die Kinder zu beeinflussen. Sie sei tolerant und habe nichts gegen Schwule, denn sie hätte angeblich in ihrem Freundeskreis viele Homosexuelle, aber sie möchte nicht, dass so ein Mann ihre Tochter wickelt. Wenn ich hier weiter arbeiten würde, dann würde sie ihre Tochter abmelden, denn ein Mann im Rock ginge entschieden zu weit.
In Absprache mit der Leitung habe ich die Mutter angesprochen, weil ich generell offen und dialogbereit bin. Nachmittags ging ich auf sie zu und sagte: "Ich habe von den Kolleginnen gehört, dass du Gesprächsbedarf mit mir hast. Ist das noch aktuell?" Sie wirkte überrascht und bestätigte es. Ich fuhr fort: "Wir können uns jetzt gerne zurückziehen ins Gesprächszimmer, um kurz zu reden." Nach einem kurzen Augenblick Stille fing sie zu Stammeln an: "Heute geht es nicht. Wir sind auf dem Spielplatz verabredet." Ich schlug stattdessen vor, einen Termin auszumachen, aber sie lehnte das ab. Sie würde lieber mal spontan am Nachmittag auf mich zukommen.
Das war vor gut drei Wochen und sie hat bisher mein Gesprächsangebot nicht wahrgenommen. Die ersten Tage fiel es ihr sehr schwer mit mir Blickkontakt zu halten und zur Begrüßung bekam ich häufig ein gequältes Lächeln zu sehen. Es war ihr sichtlich unangenehm, dass ich von ihrer Beschwerde weiß. Mittlerweile redet sie mit mir, als sei nichts gewesen. Bei meiner Leitung hat sie sich vor Kurzem sogar positiv über mich geäußert. Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ob sie ihre Vorurteile über Bord geworfen hat oder einfach nur feige ist, kann ich nicht einschätzen. Ich glaube allerdings nicht, dass sie es noch mal bei mir thematisieren wird.

Offline hirti

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« Antwort #688 am: 16.10.2023 08:10 »
Hallo Yoshi!

Tut mir leid, dass du solche Probleme in der Arbeit hast.

Vermutlich bist du in dem kritischsten Bereich tätig, den es gibt. Wenn man eine Bedrohung oder negative Beeinflussung der Kinder befürchtet, wird manches Elternteil zur Furie und wirft jegliche Rationalität über Bord. Manchmal (aber sicher nicht in allen Fällen) könnte sich nach der anfänglichen Holzhammer-Reaktion aber doch ein wenig abflachen der Emotionen einstellen.

An deiner Stelle würde ich die Mutter noch einmal bewusst und sehr freundlich darauf ansprechen dass du gern darüber reden würdest was sie über dich denkt und auch gerne Fragen beantwortest. Ich glaube ein gutes Gespräch könnte hier Wunder bewirken und auch weitere Kreise ziehen weil Eltern ja auch untereinander reden - bestimmt auch über dich.
Wichtig ist wohl dass die Mutter das nicht als "zur Rede stellen" empfindet, sondern als nette Gesprächseinladung. Aber ich gehe davon aus dass du bei deiner Berufserfahrung bestimmt weißt, wie man am besten mit verunsicherten Eltern spricht.

Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #689 am: 16.10.2023 09:27 »
Ich habe auch erfahren, dass diese Mutter getrennt lebt vom Vater. Die Beziehung war wohl sehr konservativ, traditionell afrikanisch und toxisch. Sie ist mittlerweile sehr schlecht auf den Vater zu sprechen und unterstellt ihm, mit kriminellen Geschäften sein Geld zu verdienen. Der Vater hat keinen Kontakt mehr mit der Familie und die Mutter schweigt das Thema bei ihrer Tochter tot, wenn sie nach ihm fragt. In der Vergangenheit hatte sie schon mit allen anderen Erziehern in der Einrichtung Probleme, die sie nicht als Bezugsperson haben wollte und hat sich bisher über jeden einzelnen Mann beschwert. Ironischerweise wird ihre Tochter jetzt von drei Männern in unserer Gruppe betreut, was ihr gar nicht gefällt. Das scheint wohl in Richtung frustrierter Männerhass zu gehen und hat absolut nichts mit mir als Person zu tun. Auf mich wirkt es so, dass sie nur nach Gründen sucht und da ist mein Rock halt nur ein Anlass mehr.


 

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