Autor Thema: Im Rock auf der Arbeit  (Gelesen 78697 mal)

Offline Peter55Muc

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #750 am: 15.12.2023 16:58 »
Super cool wie du das machst, jetzt kannst du noch leichter zu Hause darauf verzichten Rock zu tragen, da du dir genügend andere Gelegenheiten geschaffen hast, Hut ab.

Offline cephalus

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #751 am: 15.12.2023 18:28 »
Alle Achtung, Hirti!
Deine Outfits sind immer sehr geschmackvoll und stilsicher - die Souveränität hast du mittlerweile auch  :)

Offline Walter

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #752 am: 15.12.2023 18:46 »
Wie kann Mann so in die Arbeit ohne das die Frau etwas weiß

Online Silkman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #753 am: 15.12.2023 22:52 »
Hallo Hirti,
Erstmal Herzlichen Glückwunsch, dass Du die eine weitere "Feuerprobe" so gut bestanden hast  :)
Wie üblich war Dein Outfit - ohne jemals fast unsichtbar zu sein - seriös genug, um nicht von den Inhalten abzulenken.

Und dass Du Deine kranke Kollegin heimgeschickt und - trotz aller Bedenken - selber übernommen hast, spricht ganz stark für Dich, da hab ich schon vieles anderes erlebt...


Online Silkman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #754 am: 15.12.2023 23:04 »
P.S.:
Was waren eigentlich die Teilnehmer der Schulung (gans grob:)?

aktive Techniker (mit Praxisbezug)
passive Techniker (imManagement)
Nerds (ohne Bezug)

???

fracht
Jürgen

Offline MAS

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #755 am: 15.12.2023 23:08 »
P.S.:
Was waren eigentlich die Teilnehmer der Schulung (gans grob:)?

aktive Techniker (mit Praxisbezug)
passive Techniker (imManagement)
Nerds (ohne Bezug)

???

fracht
Jürgen

Interessante Aufteilung!  ???

LG, Micha
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Offline Uckermärker

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #756 am: 16.12.2023 14:51 »
Bei uns im TV- Fachgeschäft registrieren es glaube ich auch nicht alle Kunden, dass ich Rock trage. Sie sind oft so gedanklich mit den Produkten beschäftigt, zu denen ich sie berate.

Frauen bemerken es eher/schneller und sie finden es spannend - Blicke verraten da sehr viel - öfter sehe ich ein freundliches Lächeln bei Kundinnen. Sie machen oft plötzlich einen viel wacheren und interessierteren Eindruck.

Und ich habe das Gefühl, dass Frauen sich von mir mehr ernst genommen fühlen - über Frauen und Technik wird ja sonst eher gelächelt. Ich sage ihnen auch oft, dass es nichts mit Inteligenz sondern mit Interesse zu tun hat.

Ansonsten sind jetzt nach 1 1/2 Jahren (fast ausschließlich) Rock-Tragen die meisten daran gewöhnt und somit sind Reaktionen selten geworden.

Gestern fragte mich ein älterer Kunde, ob es mir nicht jetzt langsam zu kalt wird mit meinem Rock. Ich habe ihm erklärt, dass ich Rock trage, weil ich keine Lust habe ich Jeans zu frieren  ;). Den Vergleich hatte ich letzten Winter mal ausprobiert, und damit war das Thema Hosen für mich endgültig abgehakt ...

LG
Jens

Wenn eine Frau der Ansicht ist, ihr steht ein Anzug, so trägt sie ihn einfach.

Wir können für uns selbst entscheiden, was uns steht - nur Mut zur Emanzipation... lieber Rock-Star als Hosen-Träger  ;)

Offline hirti

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #757 am: 16.12.2023 22:12 »
Hallo Leute!

Vielen Dank für eure Komplimente!
Die freuen mich sehr und machen auch Mut, weiterzumachen. (wenngleich ich eh nicht vorgehabt hätte, mit Rocktragen aufzuhören  ;D)

@Peter55Muc
Du hast meine Motivation richtig gut verstanden!
In der Arbeit macht mir das Rocktragen so viel Spaß, da kann ich daheim getrost darauf verzichten.

@Walter
Meine Frau weiß davon - sie will's nur nicht sehen und in unserem Umfeld nicht haben und darauf nehme ich Rücksicht.

@Silkman
Die Menschen, die ich eingeschult habe, sind CAM Programmierer. Das heißt, sie arbeiten in der Fertigung von Maschinenbauunternehmen und programmieren Bearbeitungszentren damit aus 3D Konstruktionen die Teile werden, die man in geniale Maschinen einbauen kann.

@Uckermärker
Auch wenn dein Stil und meiner recht unterschiedlich sind, die Freude daran dürfte die gleiche sein.
Dass sich Frauen bei dir gut aufgehoben und wohl fühlen, das glaube ich dir gern. Ich kann mir gut vorstellen dass sie von manchem Kollegen deiner Branche immer noch Dummerchen betrachtet werden für die schönes Design zählt, aber die Technik erklärt man lieber dem Mann an ihrer Seite.
Ich finde es jedenfalls großartig wie du deinen Stil trägst und ein positives Lebensgefühl ausstrahlst.
Kann man sich eigentlich schöneres für seine Arbeit wünschen?

Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #758 am: 22.12.2023 22:58 »
Heute hatte ich meinen letzten Arbeitstag in der Kita und seit meinem letzten Bericht hier, hatte sich einiges getan. Ich möchte euch ein Update geben und versuche mich kurz zu halten, was nicht einfach ist.

Vorletzte Woche kam ich mit einem Vater ins Gespräch, der sich über andere Eltern aufregte. Dann plauderte er aus dem Nähkästchen, dass es, seitdem ich in der Kita arbeite, Vorbehalte gibt. Es sind einige Familien, die sehr übel über mich reden. Er und einige andere Familien haben mich immer verteidigt. Meine Gegner möchten im Allgemeinen nicht, dass Männer in der Kita arbeiten, weil sie Angst haben, dass wir ihre Kinder anfassen würden und im Speziellen haben sie noch Angst bei mir, dass ich ihre Kinder homosexuell mache, weil ich Rock und Nagellack trage. Vor allem in der Anfangszeit wurde wohl sehr krass in der Whatsappgruppe über mich gelästert. Das deckt sich mit den Beschwerden bei den Kolleg*innen über mich und den distanzierten Verhaltensweisen mir gegenüber.

Meine Leitung kam in der Zwischenzeit nach längerem krankheitsbedingtem Ausfall wieder in die Kita. Im Gegensatz zu der anderen Leitung (wir haben eine Doppelleitung), die es nicht wirklich ernst nahm, war sie schockiert und es ging ihr sehr nahe, wie man mich hier behandelt hatte. Offene Anfeindungen gab es nie, denn es geschah alles hintenrum oder durch passiv-aggressives Verhalten mir gegenüber. Meine Leitung war enttäuscht und hätte nicht gedacht, dass das Ausmaß so groß ist. Wir haben dann auch gemeinsam einen Aushang formuliert, indem wir im ersten Absatz die Gründe für meine Kündigung offen und direkt, aber in sehr fairer Weise darstellten und im zweiten Absatz noch Dankesworte formulierten. Der Träger hatte uns allerdings verboten dieses Schreiben aufzuhängen und ich vermute, dass sie Angst vor negativen Reaktionen haben, wenn dieses Schreiben die Runde macht. In einem Telefonat mit der Fachberatung erklärte diese mir, dass der erste Teil ein schlechtes Bild von mir aufzeigt, weil ich ja ein positives Bild bei den Eltern hätte und ich die Elternschaft angreifen würde. Ich dürfte nur den Teil mit den Dankesworten aufhängen. Das habe ich abgelehnt und meinte, dass ich dann gar nichts aufhängen möchte. Ich betonte, dass die Eltern sowieso Bescheid wissen, auch ohne meine Information, weil mich bereits einige Eltern auf diesen Umstand angesprochen haben. Zudem sagte ich ihr: "Auch wenn ich es nicht thematisiere, wissen es alle. Ich wurde schon häufiger angesprochen und ich erfahre immer mehr Bruchstücke von den Eltern. Das Thema lässt sich nicht totschweigen und unter den Teppich kehren." Die haben eine Täter-Opfer-Umkehr daraus gemacht. Man bat mich, das mit den Röcken und Nagellack nicht zu thematisieren, weil es unfair gegenüber den Eltern wäre und man solche Vorurteile nicht ändern kann. Die Menschen wären halt so, wie sie sind. Für Pädagogen fand ich das eine ziemlich fatale Einstellung.

Es haben sich heute viele Eltern bei mir verabschiedet und es waren viele dabei, die sehr traurig, teilweise auch wütend waren. Viele standen hinter mir, aber konnten meine Entscheidung auch vollkommen nachvollziehen. Einige waren geschockt, dass es wirklich Leute in einer Großstadt wie Frankfurt gibt, die so massive Probleme damit haben. Sie haben mich bestärkt, dass ich mich nicht unterkriegen lassen soll und sich sehr positiv über meine Arbeit geäußert. Für viele war ich der Lieblingserzieher und sehr beliebt für meine Art. Übrigens haben sich auch Familien verabschiedet, die gegen mich Stimmung gemacht haben und das war sehr heuchlerisch, wie sie ihr "Bedauern" ausdrückten. Ihre Kinder hingegen trauerten wirklich, weil sie mich sehr gerne mochten, manche haben sogar geweint.

Im Team haben viele geweint und waren fix und fertig. Es gab neben positiven Äußerungen zu meiner Arbeit, auch sehr positives Feedback zu meinem Style. Viele finden es unfair wie der Träger mit mir umging. Die Eltern sind die eine Sache, aber diese Vertuschungsaktion und Täter-Opfer-Umkehr des Trägers eine ganz andere Sache. Eigentlich müssten sie mich vor Diskriminierung schützen und für einen sozialen Beruf wie meinen ist das wirklich eine Schande. Einige Mitarbeiter haben nun auch gekündigt und weitere stehen auch kurz davor. Das hat natürlich mehrere Gründe, aber meine Situation hat viele schockiert und spielt in der Entscheidungsfindung mit rein. Vor allem meine männlichen Kollegen haben Angst, dass sie nicht unterstützt werden, wenn Vorwürfe erhoben werden.

Meine Leitung hat sich vieles notiert und es wird im neuen Jahr einen Elternabend geben, bei dem thematisiert wird, wie hier mit Mitarbeitern, vor allem den männlichen, umgegangen wird. Sie möchte klar Stellung beziehen und sich aktiv gegen Diskriminierung einsetzen. Für mich kommt es zwar zu spät, weil es für mich kein Zurück mehr gibt, aber es ist auch ganz gut, dass mein Fortgehen Konsequenzen nach sich zieht. Hierzu wird es einen Themenelternabend geben, um das Thema Diskriminierung am Arbeitsplatz aufzuarbeiten.

Heute haben die Kinder übrigens ihre Weihnachtsgeschenke der Kita ausgepackt. Meine Leitung hat einen ganzen Stapel an Büchern bestellt. Die Kinderbücher haben Diskriminierung als Thema. Ein Buch handelt von einem Wiesel, das wegen seiner bunten Kleidung gehänselt wird, ein anderes thematisiert ein Kind mit lesbischen Eltern, ein weiteres einen Jungen, der gerne Meerjungfrau spielt und ein weiteres behandelt einen Jungen, der gerne im rosa Tutu in die Kita geht. Das waren bestimmt so sieben oder acht Bücher, die Diskriminierung thematisieren. Meine Leitung sagte zu mir: "Wir haben das bitter nötig. Das muss unbedingt aufgearbeitet werden."

Ich kann euch sagen, dass die letzte Zeit sehr anstrengend für mich war und heute war ein Wechselbad der Gefühle. Natürlich war ich traurig, weil ich das Team mag, mir die Kinder ans Herz gewachsen sind und viele Familien wirklich toll sind. Das positive Feedback, die traurigen Gesichter, die vielen Geschenke und das ausgedrückte Bedauern, haben mich wirklich gerührt. Es fällt aber auch ein unglaublicher Druck von mir und eine Erleichterung macht sich breit. Ich versuche die positiven Erfahrungen mitzunehmen und mich davon leiten zu lassen. Die Menschen mit positiven Vibes, werde ich weiterhin im Herzen tragen. Die negativen Erfahrungen hingegen werden mich nur umso stärker machen und davon lasse ich mich nicht unterkriegen. Ich mache weiter und stehe zu mir. Meine Pädagogik, meine positive Art Menschen zu begegnen und mein Lebensentwurf sind so richtig, wie sie sind. Ich bin so stolz auf mich, was ich geleistet habe und ich finde mich einfach nur cool. Zu meinen Röcken und meinem Nagellack kann ich auch nur eins sagen: Ich liebe es viel zu sehr, als dass ich damit aufhören würde.

Offline Olivier

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #759 am: 23.12.2023 11:57 »
Hallo Yoshi,

Danke für das Update und ich hoffe, dass du an deinem neuen Arbeitsplatz gut aufgenommen wirst.

So ein unter-den-Tisch-Kehren und kuschen vor Mobbing kenne ich übrigens nur aus katholischen Umfeldern, umso konservativer umso ausgeprägter.

LG, Olivier
"The presence of those seeking the truth is infinitely to be preferred to the presence of those who think they’ve found it." - Terry Pratchett

Offline Skirtedman

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #760 am: 23.12.2023 13:54 »
Ja, Olivier, da muss ich als angeborener und noch immer nicht wegkonvertierter Katholik leider Recht geben.

Das mag draussen auf dem Land sogar noch weit mehr zutreffen als in einer Millionenregion. Ich beobachte aber auch, dass sehr enger Konservatismus auch gehäuft in gut evangelischen Kreisen beheimatet ist.

So ein Vertuschen soll eben "das gute Gesicht" wahren. Leider ist das in solchen Kreisen oftmals so wichtig, dass die "Guten" eben auch über Leichen gehen, um "gut" zu bleiben. Wieviel Leid sie dabei hinterlassen, ist ihnen meist unwichtig.

Yoshi, sei froh, dass Du da nun raus bist!

Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #761 am: 23.12.2023 14:23 »
Das Traurige ist: Es war noch nicht mal ein konfessioneller Träger, sondern ein eher links ausgerichteter. Er gründete sich in den 70ern als Elterninitiative und zählte zu den ersten Kinderläden in Frankfurt. Das Konzept war damals stark von den Umbrüchen der Hippie- und 68er-Bewegung geprägt. Dort wird auch prinzipiell jeder geduzt und man präsentiert sich nach Außen gerne als "große Familie".

Na ja, es sei, wie es sei. Ich bin da weg und das ist auch gut so! Ich behalte mir aber vor, eventuell eine anonyme Meldung bei der Antidiskriminierungsstelle zu tätigen.

Offline ChrisBB

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #762 am: 23.12.2023 17:15 »
Hallo Yoshi,

es Bleibt dir unbenommen, dass du - sobald sich die Verhältnisse nachhaltig und nachweislich verbessert haben - wieder dort anheuerst.

Ich wünsche Dir eine erholsame Zeit über die Feiertage.

Gruß
ChrisBB

Offline cephalus

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #763 am: 23.12.2023 19:39 »
Hi Yoshi,
unabhängig davon wie sich die Eltern und auch dein Arbeitgeber verhalten haben, gibt es ein tief verwurzeltes Problem in unserer Gesellschaft:

Männer, explizit nur Männer, stehen unter permanenten latenten Verdacht, Straftaten zu begehen (sexuell) übergriffig zu sein und einen schlechten Einfluss auf Kinder auszuüben.

Das ist eine ganz krasse Diskriminierung der Männer, die auch durch Männer gefördert wird.


Auf der anderen Seite gibt es in dieser Beziehung andere Sichtweisen, nur (noch?) nicht so verbreitet:
Ich arbeite bei einem Träger einer Kindergartenkette, und bekomme viel mit, auch wenn ich selbst mit der Kinderbetreuung nichts zu tun habe.

Bei uns ist über alle Einrichtungen, Krippen wie Kindergärten, der Anteil an männlichen Betreuungspersonal etwa bei 30-40%.

Es hat wohl schon vereinzelt Eltern gegeben, die damit ein Problem hatten, für die meisten ist es aber einer, unter weiteren Gründen, ihre Kinder zu uns zu bringen und dafür sehr viel Geld zu zahlen.

Die Eltern wünschen sich einen Mann in der Gruppe.
Wobei ich es selbst tatsächlich schon mal überraschend fand, als, aufgrund von Personalausfällen, drei Männer eine Krippengruppe betreuten.

Auch dass in einem Haus ein Erzieher und sein Mann in verschiedenen Gruppen arbeiten, war für die Eltern bislang kein Problem.

Ich vermute, dass viele der Reaktionen stark von der Art der Klientel abhängen - bei uns alle zwangläufig eher wohlhabend und meist sehr gebildet.


Offline Yoshi

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Antw:Im Rock auf der Arbeit
« Antwort #764 am: 23.12.2023 20:46 »
Es waren natürlich auch nur vereinzelte Eltern, aber die reichen aus, um einen die Arbeit schwer zu machen. In meinen vorherigen Einrichtungen hatte ich nie Probleme und wir Männer waren herzlichst willkommen. Ich habe auch schon in Einrichtungen gearbeitet, in denen sogar mehr Männer als Frauen waren. Bei Krankheitsausfällen kam es auch schon vor, dass nur Männer in der Gruppe waren. Ich habe mal gelesen, dass Frankfurt sogar den höchsten prozentualen Männeranteil im U6-Bereich hat. Das ist aber schon so vier, fünf Jahre her, also vielleicht nicht mehr die aktuellste Zahl.
Bei mir lag es diesmal wirklich am Stadtteil. Der Stadtteil war in den 90ern und 00ern als "Frankfurter Ghetto" bekannt. In den letzten Jahren hat es sich durch Gentrifizierung etwas gewandelt, aber gerade wir hatten viele Familien von Sozialwohnungen, bis auf ein Kind hatte die gesamte Gruppe einen Migrationshintergrund, einige Familien mit Verdacht auf Kindeswohlgefährdung. Ich will aber nochmal betonen, dass viele sehr herzlich waren und mich akzeptiert haben. Man kann es also auch nicht pauschalisieren und einen gesamten Stadtteil verurteilen!
Man muss aber auch dazu sagen, dass ich mir diese Einrichtung gar nicht ausgesucht habe, sondern dorthin versetzt wurde, weil dort acht Leute binnen zwölf Monate gekündigt haben und sie Personal brauchten, um die Lücke zu stopfen. Meine vorherige Einrichtung wollte ich gar nicht verlassen und da wurde ich sogar für meine Röcke und Nagellack gefeiert. Das habe ich hier mal an anderer Stelle beschrieben und meine Arbeit als "Safe Space" bezeichnet. Ich habe die Stelle lange vermisst, aber da bin ich auch drüber hinweg. Es wäre schön, wenn ich etwas finde, wo ich so ähnlich arbeiten kann, wie damals.


 

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