Wurdet Ihr dafür vielleicht schon mal "angegriffen"? Im Sinne von "das gehört sich aber nicht, dass sie XXX tragen!"?
Wie steht Ihr dazu?
Bei den ersten beiden Fragen kann ich nicht mitreden, weil Du ja Kilts und bajuwarische Trachtn angsprochn hast. Sowas trage ich nicht.
"Wie ich dazu stehe?", kann ich beantworten in Bezug auf kulturelle Aneignung:
Haben wir das nicht immer und überall? Gibt es nicht zumindest Stilelemente, die über all die Jahrehnte in die Mode mit einfließen?
Norwegerpullis, Ethno-Mode, Ibiza-Style, indische Muster etc. Ist das kulturelle Aneignung?
Das sind Einflüsse, die man von woanders aufschnappt und - in irgendwelchem Zusammenhang (zeitlich, örtlich, anlassbezogen) - für gut befindet und sich dessen bedient.
Klar, wenn ich mich (vielleicht zufällig) so kleide wie ein tibetanischer Mönch, dann wird ein echter tibetanischer Mönch sich getroffen fühlen, weil der Code, den er durch sein Erscheinungsbild transportieren möchte, ich nicht mit derselben Bedeutung verknüpfe. Er kann sich durch mein "Nachäffen" entwürdigt sehen. Oder mich als Eindringling in seine Würde sehen.
Wenn ich das Outfit eines tibetanischen Mönchs bewusst einsetzen würde, um vielleicht meine innere Verbundenheit mit tibetanischen Mönchen auszudrücken, dann wäre das bestimmt eine Art "kultureller Aneignung". Eben ein Spiel mit diesem Code.
Und so ähnlich sehe ich schon, dass einige Kiltträger
(einige, längst nicht alle) ihre Verbundenheit mit Schottland ausdrücken wollen - was schon eine Art "Verkleidung" ist. Und Trachtn zu Oktoberfesten quer übers Land, ist noch deutlicher ein Spiel mit diesen Codes. Zeitlich sehr eng anlassbezogen begrenzt. Eigentlich noch stärker eine "Verkleidung".
Kurzum: Es ist schwer zu sagen: Irgendwo zwischen Spiel ( = Verkleidung), Verbundenheit ( = Aneignung) und Bereicherung ( = Aufgreifen, weil´s gefällt). Kommt eben drauf an.
Im Zweifel: Bereicherung statt Aneignung.
Meine Befürchtung ist eher, dass der "westliche" Kleidungsstil zu sehr kulturell angeeignet wird, weil dessen Code die letzten 150 Jahre ausdrückte, das im Leben zu erreichen, wovon andere Weltregionen nur kühn träumen konnten. Und das ist eine Mischung aus aktiver Aneignung durch die Träger und dem Kultur-Imperialismus des "Westens". Aber dieses Blatt wandelt sich so langsam.