Autor Thema: Vielfalt der Geschlechter? – Ideologie oder Paradigmenwechsel?  (Gelesen 7523 mal)

Offline MAS

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Hier ist der ein paar Mal angekündigte Essay, der durch unsere Queer-Diskussion angeregt wurde. Wer ihn lieber als pdf Datei zugeschickt haben möchte, schicke mir eine PN oder Mail.


Vielfalt der Geschlechter? – Ideologie oder Paradigmenwechsel?
Gedanken zu einem aktuellen Thema von Michael A. Schmiedel


Früher war alles so schön einfach beziehungsweise zweifach: Es gab männlich und weiblich, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, Männchen und Weibchen. Fertig!

Heute gibt es männlich, weiblich, intersexuell, asexuell, transgender, transsexuell (wobei dieser Begriff schon wieder „out“ sein soll), cissexuell und noch einiges mehr. (1)

Außerdem unterscheidet man zwischen Sex und Gender, also dem biologischen und dem kulturellen Geschlecht.

Neben diesen geschlechtlichen  Identitäten unterscheidet man noch die Orientierungen, also welche Geschlechtspartner man bevorzugt: heterosexuell, homosexuell, bisexuell. Darüber hinaus auch noch diverse Vorlieben für sexuelle Praktiken. Und dann gibt es noch Zoophilie und Pädophilie.

Man muss also auseinanderhalten, ob man die Identität oder die Partner*innenrorientierung eines Menschen meint.

Und all diese Identitäten, Orientierungen und Vorlieben gibt es in unterschiedlichen Intensitäten und Kombinationen.

Das ist Wirklichkeit.

Aber was ist Wirklichkeit?

In verschiedenen Diskussionen über das „Genderthema“ bemerke ich, dass hier Interessen aufeinanderprallen. Schimpfwörter fallen: „Schwuchtel“, „Tunte“, „Transe“,  „homophober Nazi“.

Es formieren sich zwei Lager: Vielfaltpostulierer versus Zweifaltbewahrer.

Der Geschlechterkampf ist somit komplizierter geworden. Nicht mehr nur Männer gegen Frauen, Machos gegen Emanzen, sondern die, die sich als irgendwie anders, als queer, verstehen gegen die, die meinen genau zu wissen, ob sie Männlein oder Weiblein sind und auf das „oder“ großen Wert legen. Unter denen, die ihrer eigenen geschlechtliche Identität ohne größere Problem in die Männlich-Weiblich-Dichotomie einordnen können und sich als heterosexuell und cisgender verorten, gibt es aber auch Anwälte der Selbstbestimmung, der Menschenrechte und der daraus erwachsenen Vielfalt an Möglichkeiten und Realisierungen. Zu dieser Gruppe zähle ich mich.

Ich fühle mich als Mann, der aber nicht mit allen männlichen und weiblichen Rollenklischees einverstanden ist. Über das männliche Röcketragen in einer Gesellschaft, in der Röcke mehrheitlich als weibliche Kleidung angesehen werden, habe ich anderswo schon viel geschrieben, so dass ich das hier nicht expliziere. (2)  

Was mich nun aber interessiert: Was ist in Bezug auf die geschlechtlichen Identitäten objektive Wirklichkeit und was interessegeleitete Etikettierung? Der Ideologievorwurf wird von beiden Seiten den Gegnern an den Kopf geworfen. „Von beiden Seiten“? Das ist schon wieder eine Dichotomie. Gibt es nur zwei Seiten oder viele?        

Die Unterscheidung zwischen Sex und Gender hilft vorübergehend weiter. Auf der einen Seite haben wir ein biologisches, körperliches, von Chromosomen und Hormonen bestimmtes Geschlecht (Sex) und auf der anderen Seite die kulturell konstruierten Rollenvorstellungen und Verhaltensweisen, die mit diesen Geschlechtern verbunden werden (Gender).

Biologisch ist nach neueren Forschungen aber auch nicht jeder Mensch männlich ODER weiblich. Sowohl primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale, als auch die Kombination von x- und y-Chromosomen können variieren. Zumindest ersteres kennt man in der Biologie und Medizin schon lange. Begriffe wie „Zwitter“ und „Hermaphrodite“ kamen auf. Letzteres, die Vielfalt an Kombinationsmöglichkeiten der x- und y-Chromosomen, ist neu. In beiden Fällen ist damit aber noch nicht die Frage beantwortet: Ist diese biologisch wahrnehmbare Vielfalt der Kombinationsmöglichkeiten von Chromosomen und Merkmalen natürlich oder unnatürlich beziehungsweise gesund oder krank? Man könnte sagen, natürlich seien sie natürlich, denn sonst kämen sie in der Natur nicht vor. Kulturelle Hervorbringungen, die man als unnatürlich bezeichnen könnte,  sind sie ja nicht. Aber sind sie gesund? Insofern die Menschen mit nicht eindeutig männlichen oder weiblichen Chromosomensätzen oder Geschlechtsmerkmalen leben können, ohne darunter  zu leiden und ohne deswegen früher zu sterben, wäre der Diagnose, es sei gesund, nichts entgegenzusetzen.

Aber wie sieht es mit der Fortpflanzung aus? Ich lernte mal von einem Biologen, der Sinn jedes Lebens sei, so lange wie möglich zu überleben und sich fortzupflanzen. Demnach wäre jedes Leben eines Lebewesens, das sich nicht fortpflanzt sinnlos. Aber ist die Frage nach dem Sinn überhaupt eine biologische? Oder ist es nicht ein Kategorienfehler, sie in der Biologie zu stellen? Jein, denke ich. Sie ist eine philosophische Frage, aber jeder Mensch darf philosophieren, auch ein Biologe. Zudem sind die Naturwissenschaften eine wichtige Grundlage der Naturphilosophie. Und trotzdem: Wie kommt ein Biologe auf diese Frage und seine Antwort darauf? Er beobachtete, dass jedes Lebewesen  sowohl einen Überlebens-, als auch einen Fortpflanzungstrieb hat; nicht unbedingt jedes Individuum, aber in jeder Art mehrheitlich die Individuen. Individuen ohne Überlebenstrieb überleben nicht lange. Individuen ohne Fortpflanzungstrieb, pflanzen sich nicht fort. Arten, deren Individuen mehrheitlich einen der beiden Triebe nicht haben oder aber zwar beide Triebe haben, damit aber erfolglos sind, sterben aus. Der Biologe sagte zwar, dass die Arterhaltung nur die Folge, aber nicht die Absicht der Individuen sei, da die meisten Lebewesen nicht über ihre Art nachdächten, aber es könnte ja immerhin ein unbewusster Sinn sein, durch Fortpflanzung die Art zu erhalten oder das Leben generell. Wenn man jetzt davon ausgeht, dass nichts in der Natur ohne Sinn existiert, könnte man von dieser Feststellung auf die Sinnhaftigkeit von Überleben und Fortpflanzung schließen.

Ein interessanter Gedanke ist aber dieser: Wenn sich genug Individuen einer Art fortpflanzen, um die Art zu erhalten, könnten andere Individuen ihrer Art auch ohne eigene Fortpflanzung nützen. Die meisten Bienen und Ameisen pflanzen sich nicht fort, auch die meisten Wölfe nicht, aber alle gemeinsam sorgen dafür, dass der Staat oder das Rudel sich fortpflanzt und überlebt, indem sie für Nahrung sorgen und für die Verteidigung gegen Angreifer. Bei Bienen und Ameisen gibt es pro Staat eine Königin, also ein einziges fruchtbares Weibchen, einige Drohnen, also fruchtbare Männchen, die sich mit der Königin paaren und jede Menge so genannter Arbeiterinnen, die einerseits als unfruchtbare Weibchen, andererseits als ein drittes Geschlecht gelten. In einem Wolfsrudel paaren sich ein Alpharüde und eine Alphawölfin miteinander. Die anderen Rudelmitglieder sind aber nicht unfruchtbar, sondern auch unter ihnen könnten sich die Rüden mit den Wölfinnen paaren, aber sie tun es nicht. Der Unterschied ist also der, dass sich die Arbeiterinnen unter den Ameisen und Bienen nicht fortpflanzen können, die nicht ranghöchsten Wolfsrüden und Wölfinnen es könnten, aber nicht tun. Das Gemeinsame ist, dass ihre Nichtfortpflanzung der Gemeinschaft, der sie zugehören, nützt, und damit auch dem Arterhalt, denn sie unterstützen ihre Gemeinschaft auf andere Weise.

Die Männlich-Weiblich-Dichotomie ist bei den Wölfen nicht durchbrochen. Bei den Ameisen und Bienen eventuell schon, wenn man die Arbeiterinnen als eigenes, drittes Geschlecht wahrnimmt. Aber wenn man sie als unfruchtbare Weibchen wahrnimmt, ist sie nicht unterbrochen.

Also entscheidet die Wahrnehmung darüber, wie viele Geschlechter es gibt? Ist die Frage, wie viele Geschlechter es gibt keine ontologische, sondern eine epistemologische? Verhält es sich so, wie mit der Frage, ob Energie auf Wellen oder auf Teilchen beruht, die sich je nach Beobachtungsmethode verschieden beantworten lässt? Lässt sich so auch die Frage, ob es zwei oder mehr Geschlechter gibt nicht objektiv und ontologisch, sondern nur epistemologisch in Abhängigkeit von der Beobachtungsmethode beantworten?    

Sollte das der Fall sein, hinge viel von der Wahl der Beobachtungs- oder Wahrnehmungsmethode ab. Beobachte ich die Chromosomen, die körperlichen Geschlechtsmerkmale oder – bei Menschen, auf die ich jetzt wieder zurückkommen will – das subjektive Empfinden des jeweiligen Menschen?

Hier sind Entscheidungen zu treffen! Doch wonach orientiere ich mich bei der Entscheidungsfindung? Wonach orientiere ich mich als einzelner Mensch bei meinen subjektiven Empfindungen? Gibt es nur dermaßen von Entscheidungen und Empfindungen abhängige Wirklichkeit?  

Unter den Genderforscher*innen gibt es welche, die behaupten, hinter den Repräsentationen von Wirklichkeit, gebe es nichts, sondern es gebe nur die Repräsentationen. Sie seien rein imaginär, sozial kommuniziert und würden nur eben von vielen Menschen fälschicherweise als Verweise auf eine hinter ihnen liegende Wirklichkeit angesehen.  Es gebe also kein Männlich und kein Weiblich an sich, sondern nur für uns, nur als Vorstellung, nur als Konstrukte.

Der Konstruktivismus ist mir einigermaßen vertraut, ja ich denke selber hauptsächlich konstruktivistisch. Darüber habe ich an anderer Stelle schon einiges geschrieben, so dass ich ihn hier nicht nochmal erkläre. (3)  Im Konstruktivismus wird die Einstellung, dass es nichts außer oder hinter den Konstrukten gebe, als „Solipsismus“ bezeichnet. Solipsismus wird aber selbst im radikalen Konstruktivismus abgelehnt. Lediglich wird gesagt, dass wir nur über die Konstrukte Zugang zu der Wirklichkeit dahinter hätten, also keinen direkten Zugang. Eine Behauptung bezüglich einer Wirklichkeit hinter den Konstrukten wird als ontologisch bezeichnet, während Konstruktivisten den Konstruktivismus als Epistemologie verstehen. Insofern ist die Behauptung, es gebe hinter den Konstrukten keine Wirklichkeit, die von ihnen unabhängig sei, selber eine ontologische Behauptung.

Im radikalen Konstruktivismus gibt es eine Verbindung zwischen den Konstrukten und der Wirklichkeit dahinter, und zwar die Viabilitätsprüfung. Ein Konstrukt gilt als viabel, solange ich mit ihm nicht an ein Hindernis gerate, das mir eine Weiterorientierung mit diesem Konstrukt verunmöglicht. Das ist der berühmte Baum, der mir beim nächtlichen Gang durch den Wald plötzlich im Weg steht und mir zeigt, dass meine Vorstellung, ich könne genau diesen Weg gehen, den ich mir ausgesucht habe, ungangbar ist, also nicht viabel.

In Bezug auf die Geschlechterfrage kann oder muss man hier also untersuchen, wie weit ich mich mit der Vorstellung von zwei Geschlechtern und wie weit mit der von mehr als zwei Geschlechtern erfolgreich orientieren und fortbewegen kann?

In der Wissenschaft heißt das: Wie weit kann ich behaupten, es gebe zwei oder es gebe mehr Geschlechter, bis diese Behauptung, diese These auf einen Widerstand stößt, der die falsifiziert. Das gilt im Grunde nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch für das Alltagsleben. Und es gilt auch für die Religion. Die Unterschiede zwischen Wissenschaft, Alltagsleben und Religion liegen vor allem in den Viabilitätsprüfungen, die auch Verifizierungsprüfungen sind. Kann ich mit einer Vorstellung weiter gehen ohne gegen einen Baum zu laufen, ist sie viabel und somit vorläufig verifiziert. Laufe ich gegen einen Baum, ist meine Vorstellung als nicht viabel erwiesen und somit falsifiziert.

Die Viabilität von Theorien, Thesen, Ansichten, Meinungen und so weiter wird anhand ihrer sachlichen Plausibilität überprüft:

In den verschiedenen Wissenschaften überprüft man Thesen durch Logik, durch Experimente, durch Beobachtungen, durch Umfragen und andere Methoden, die ihrerseits immer wieder auf ihre Viabilität, also Brauchbarkeit für die betreffenden Fragestellungen überprüft werden.

Im Alltagsleben überprüft man die eigenen Vorstellungen, indem man schaut, ob man mit ihnen technische, wirtschaftliche, soziale, psychische und andere Lebensaufgaben lösen oder bewältigen kann. Das geschieht allerdings zumeist nicht systematisch oder methodologisch, sondern eher zufällig, ungeordnet, situationsabhängig.

In den Religionen überprüft man die eigenen Vorstellungen indem man sie mit religiösen Normen vergleicht, also mit heiligen Schriften oder mündlichen Überlieferungen oder mit eigenen spirituellen Erfahrungen. Die Gültigkeit dieser Normen wird indes häufig nicht hinterfragt, da diese als sakrosankt gelten. Und doch gibt es immer wieder Reformer und Revoluzzer unter den Religiösen, die die Normen ihrer Religion hinterfragen und sie anhand anderer Normen überprüfen. Das ist auch eine Art von Viabilitätsprüfung.        

Alle drei genannten Felder, die Wissenschaft, der Alltag und die Religion bewegen sich aber zudem in einem sozialen und politischen Raum, in welchem Viabilitätsprüfungen ganz eigener Art vor sich gehen, die in diese drei Felder hineingreifen, oft sogar einen Rahmen oder Grundbedingungen für diese liefern. In diesem sozialen oder politischen Raum entscheiden soziale Plausibilitäten über die Viabilitäten von Konstrukten. Wir Menschen parallelisieren unsere Ansichten miteinander. So entsteht das, was im sozialen Konstruktivismus die „gesellschaftliche Konstruktion von Wirklichkeit“ genannt wird. (4)  So entstehen Kommunizierbarkeit, Zeitgeist, Mode, allgemeiner Wille, politische Durchsetzbarkeit, Konsens und so weiter. Auf diese Weise kommen Wörter, Redewendungen, Sprachspiele, aber auch Denk- und sogar Fühlweisen in Umlauf, und zwar zumeist ohne, dass die Menschen, die daran mitwirken, das bewusst mitbekommen.  

Auf diese Weise entstehen auch immer wieder neue Möglichkeiten individueller Identität im Rahmen kollektiver Bedingungen. Es spielen hier aber auch individuelle psychische Dispositionen eine Rolle, also ob man eher ein Herdentier, ein Mitläufer ist oder eher ein selbständiger, eigensinniger Denker, ob soziale oder sachliche Plausibilität für einen wichtiger ist und ob man dazu neigt, andere Menschen anzuleiten, zu befehligen, zu kommandieren, ob man sich gerne unterordnet und Anordnungen anderer Menschen folgt oder ob man lieber für sich ist und andere sein lässt, wie sie sind.

Unter diesen letztlich recht chaotischen Bedingungen kommunizieren Menschen miteinander und handeln ihre Weltbilder, Ansichten, Konstrukte aus, überprüfen, wie weit sie damit kommen, korrigieren sie gegebenenfalls, je nach Zentralität oder Marginalität ihrer Konstrukte und nach den Zwängen der Rahmenbedingungen.

So scheint mir auch die Frage nach der Zahl vorhandener Geschlechter nicht eindeutig, als unabhängig von den genannten Rahmenbedingungen beantwortbar. Es drängt sich keine Antwort auf oder vielmehr: Es drängt sich nicht jedem dieselbe Antwort auf. Die Antwort hängt ab von Präferenzen, und diese hängen ab von Lebensbedingungen und damit zusammenhängenden Wahrnehmungsmöglichkeiten oder -notwendigkeiten. Die Beantwortung der Frage nach der Zahl der Geschlechter ist interessegeleitet.

Es gibt Menschen, für die ist es not-wendig, mehr als zwei Geschlechter als wahr und wirklich anzuerkennen. Sie befinden sich durch die Konstruktion von nur zwei Geschlechtern in einer Notlage, die sie durch die Erweiterung auf mehr Geschlechter wenden können.  Und es gibt Menschen, die keine solche Not erleben und demzufolge keine Not-wendigkeit in der Erweiterung ihrer Geschlechterkonstruktion sehen. Und es gibt Menschen, die durch die Konfrontation mit einem mehrgeschlechtlichen Weltbild in eine Not geraten, die sie durch ein Beharren auf der zweigeschlechtlichen  Vorstellung abwenden wollen.

Die Wissenschaften werden je nach empfundener Not mal zur Untermauerung des einen, mal des anderen Weltbildes herangezogen, und ihre sachliche Plausibilität befindet sich zudem in den Rahmenbedingungen der sozialen Plausibilität, je nach dem aber auch in Konkurrenz zu dieser. Ebenso geht es den Religionen. Und auch die Alltagserfahrungen taugen nicht als unabhängige Schiedsrichter, da auch Erfahrungen abhängig sind von Interessen und selektiver Wahrnehmung.

Es hilft nichts, wir kommen nicht drum herum, Entscheidungen zu treffen. Und wir müssen uns entscheiden, nach welchen Kriterien wir Entscheidungen treffen und wie wir sie Kriterien und die Entscheidungen kommunizieren.  Wir müssen uns entscheiden, an welchen moralischen, ethischen Vorentscheidungen wir uns orientieren. Und wir müssen uns entscheiden, ob wir unsere Moral verantworten wollen und wenn ja, vor wem.

Entscheidungen zu fällen fällt aber nicht jedem Menschen gleich leicht. Viele Menschen überlassen das lieber anderen, sei es den Anführern, Vorgesetzten, Ranghöheren, sei es der Masse, der Mehrheit, der Allgemeinheit. Die allermeisten Menschen passen sich dem an, was für sie sozial plausibel ist. Das ist eine alte Überlebensstrategie, da sie den Zusammenhalt von Kollektiven bewirkt, die den Individuen Schutz vor den Unbilden und Gefahren des Lebens bieten. Sich gegen sie soziale Plausibilität des eigenen Kollektivs, der eigenen Gesellschaft, Gruppe, Familie, Sippe, Religionsgemeinschaft, Partei und so weiter zu stellen, setzt entweder die Erfahrung einer großen Not voraus, die man innerhalb der geltenden sozialen Plausibilität, innerhalb der geltenden und gängigen Normen und Werte, Gesetze und Gebote, innerhalb des „man tut dies und nicht jenes“ nicht wenden kann oder eine innere, psychische, geistige oder auch äußere politische, wirtschaftliche Unabhängigkeit und Freiheit oder eine Kombination von beidem. Wer gegenüber der sozialen Plausibilität deviante Konstrukte herstellt, kann sich aber auch innerhalb des größeren Kollektivs unter Umständen ein Unterkollektiv schaffen, wenn er*sie sich mit Gleichgesinnten zusammentut. In diesen Unterkollektiven, Teilgesellschaften, Subkulturen können wiederum eigene soziale Plausibilitäten entstehen, die zu der im Überkollektiv in einer Konkurrenz stehen. Und es ist möglich, dass von diesen Unterkollektiven in Richtung des Gesamtkollektivs erfolgreich kommuniziert wird, so dass sich die sozialen Plausibilitäten des Gesamtkollektivs ändern. Das wäre dann das, was man einen Paradigmenwechsel nennt.

In dieser Situation befinden wir uns momentan bei der Frage nach der Zahl existierender Geschlechter. Die Menschen, die sich dafür entschieden haben, die Wirklichkeit im Sinne einer Geschlechtervielfalt zu konstruieren, haben durch entsprechende wissenschaftliche Unterstützung nicht nur sachlich plausible Argumente, sondern aufgrund des hohen Ansehens der Wissenschaft in unserer Gesellschaft auch eine höhere soziale Plausibilität erlangt.

Dass aber den wissenschaftlichen Wirklichkeitsauffassungen auch Entscheidungen vorausgehen, habe ich oben dargelegt.

Ich möchte nun einen Vorschlag machen, nach welchen Kriterien wir unsere Entscheidungen in dieser Frage fällen sollten:

Ich schlage vor, von der konstruktivistischen Grundannahme auszugehen, dass unser Denken vor allem den Zweck hat, uns eine erfolgreiche Orientierung in unserer natürlichen und sozialen Um- oder Mitwelt zu ermöglichen und unsere innere Äquilibration, unser mentales und emotionales inneres Gleichgewicht zu erhalten.

Ein allgemeines, kulturunabhängiges Kriterium für das zwischenmenschliche Miteinander ist es, Konflikte auf ein notwendiges Maß zu reduzieren und das gemeinsame Wohl über das Wohl Einzelner zu stellen. Notwendig wird ein Konflikt, wenn nur durch ihn eine vorhandene Not gewendet werden kann. Beim Verfolgen individueller Interessen ist also abzuwägen, ob man sich in einer Notsituation befindet oder nicht und ob die Behebung der individuellen Not einen Schaden für andere Individuen oder die Gemeinschaft bedeutet oder nicht. Sinnvoll ist es, die Goldene Regel anzuwenden, also andere Menschen so zu behandeln, wie man selber behandelt werden möchte. Das Risiko, eigene Interessen auf Kosten anderer Interessen durchzusetzen, wird dadurch geringer.

Menschen möchten normalerweise eine Deutungshoheit über ihre eigene Identität haben, auch dann, wenn sie sich entscheiden, sich einer vorgegeben, kollektiven Identität anzupassen. Eine allgemeine Konstruktion von nur zwei Geschlechtern würde aber die Deutungshoheit einiger Menschen über ihre eigene Identität verunmöglichen. Eine allgemeine Konstruktion mehrerer Geschlechter würde umgekehrt niemandem vorschreiben, wie er*sie seine*ihre eigene geschlechtliche Identität zu konstruieren habe. Jede*r hätte die Deutungshoheit über die eigene Identität, auch die Menschen, die sich als heterosexuell und/oder cisgender konstruieren. Es hätten nur die Menschen einen Nachteil davon, die mentale oder emotionale Probleme damit haben, sich mehr als zwei Geschlechter vorzustellen und mit Menschen zu interagieren, die ihre eigene Identität anders als eindeutig männlich oder weiblich konstruieren. Da dieses Problem aber nicht die Deutungshoheit über die eigene Identität betrifft, sondern nur die über die Identitäten anderer Menschen, erscheint mir die Dringlichkeit dieses Problems zweitrangig. Und doch sollte man im Sinne des allgemeinen Wohls diese Menschen nicht alleine lassen, sondern ihnen helfen, mit der Vorstellung einer größeren Geschlechtervielfalt zurechtzukommen.

Wenn Menschen miteinander konstruktiv kommunizieren und aufeinander Rücksicht nehmen, verringert sich die Gefahr, die eigene Weltsicht zu ideologisieren. Und „Ideologisierung“ verstehe ich hier eine Behauptung, die eigene Weltsicht sei allgemeingültig und alleine richtig und wahr.

Entsprechend der Psychologie der persönlichen Konstrukte konstruieren wir Menschen unsere Weltbilder üblicherweise bipolar. Dem würde dann auch ein zweigeschlechtliches Weltbild entsprechen. Zugleich wird in der Psychologie der persönlichen Konstrukte aber auch die Kreativität der Menschen hervorgehoben. Das heißt, dass die Männlich-Weiblich-Bipolarität zwar ein gerne und oft gedachtes Paar bildet, dass es aber dem Menschen nicht unmöglich ist, darüber hinaus zu denken. Wie stark die Fähigkeit, über schon gebildete Konstrukte hinauszudenken ist, hängt von der Zentralität dieser Konstrukte ab. Menschen, für die die Männlich-Weiblich-Dichtotomie ein sehr wichtiger, zentraler Bestandteil ihres Weltbildes ist, werden größere Schwierigkeiten mit dem Weiterdenken haben als die, für die es weniger wichtig, marginaler ist. Je zentraler ein Konstrukt für jemanden ist, desto eher neigt der Mensch zur Ideologisierung und zu Absolutheitsansprüchen. Will man eine vorhandene Ideologisierung aufbrechen, muss man den ideologisierten Konstrukten also ihre Zentralität nehmen. Diese Taktik ist nicht neu: Diskussionsgegnern zu unterstellen, ihre Wertungen seien unwichtiger als die eigenen, ist ein beliebtes Mittel´, um die eigene Meinung als wichtiger und richtiger hinzustellen. Das Problem dabei ist aber, dass sich der Diskussionsgegner so oft als Person geringgeachtet fühlt, was ihn für die eigentlichen Argumente nicht gerade aufgeschlossener macht. Eher macht er zu und wartet auf eine Gelegenheit zum Gegenschlag.  Ein solches Vorgehen entspräche also nicht der Goldenen Regel.

Die Goldene Regel anwendend wäre es zunächst wichtig, aus dem Diskussionsgegner einen Dialogpartner zu machen, den ich nicht besiegen will, sondern mit dem zusammen ich mich auf die Wahrheitssuche begebe. Die Goldene Regel selber als Konstrukt von hoher Zentralität zu konstruieren, wäre ein wichtiger Sieg für alle am Gespräch beteiligten Menschen. Sie ist eine hervorragende Ausgangsbasis, um nicht nur die Durchsetzung der eigenen Interessen, sondern das Wohl aller zum gewünschten Ziel des Dialogs zu machen. Ist das erstmal erreicht, so gilt es, sich im Perspektivenbewusstsein zu üben, also in der Fähigkeit, die eigenen Konstrukte in Relation zu den eigenen Gewohnheiten zu sehen, die wiederum von vielem abhängen, und ebenso die Konstrukte anderer Menschen. Durch Relativierung verliert alles seine Unbedingtheit. Nach der Übung des Perspektivenbewusstseins kann eine Übung im Perspektivenwechsel sehr sinnvoll sein: Man begibt sich in gedanklich und gefühlsmäßig in die Perspektive anderer Menschen und besieht sich die Welt und das Thema, worüber diskutiert wird, durch deren Brille. Das ist eine Möglichkeit, sich in Mitgefühl zu üben.

Es dürfte dann eigentlich gar nicht mehr so schwierig sein, eine festgefahrene Zweigeschlechter-Vorstellung aus Mitgefühl mit den Menschen, die unter darunter leiden, dass ihre eigene geschlechtliche Identität nicht in dieses Dichotomie passt, zu öffnen und zu erweitern.

Die Goldene Regel erfordert aber auch ein verantwortungsvolles Ausleben der eigenen Sexualität. Sexueller Umgang mit Menschen oder Tieren, die nicht mündig sind und/oder nicht freiwillig aus eigenem Antrieb die sexuelle Interaktion mit einem suchen, verbietet sich daher von selbst. Das gilt für den sexuellen Umgang allgemein, und speziell auch für die Art sexueller Praxis. Die Mündigkeit von Tieren müsste indes eigens erörtert werden. Ich halte es aber für sinnvoll, auch Tieren eine Würde zuzusprechen, die man, wenn man rein egoistisch und unachtsam mit ihnen umgeht, verletzen kann, was man unterlassen sollte.

Fazit: Auch wenn sich die Existenz von zwei oder mehr Geschlechtern genau so wenig eindeutig feststellen lässt, wie irgend etwas anderes, sondern von Vorannahmen und Entscheidungen abhängt, so sollte unsere Entscheidung dazu doch von der Goldenen Regel und vom Mitgefühl mit Menschen und Tieren getragen sein. In Bezug auf Menschen bedeutet das, dass wir niemandem eine Genderidentität aufzwingen dürfen, die dieser selber für sich ablehnt. Es ist einem Menschen eher zuzumuten, die Identität, die ein anderer Mensch sich gibt, zu respektieren, auch wenn man damit eingefahrene eigene Vorstellungen ändern muss, als die eigene Identität den Vorstellungen anderer Menschen anzupassen. Es ist leichter, mit einem Menschen zusammenzuleben, dessen Identitätskonstruktion mir schwer verständlich ist, als die eigene Identität so zu konstruieren, dass andere Menschen damit keine Denkprobleme haben, während man selbst darunter leidet. Diese Rücksichtnahme auf das Identitätsempfinden anderer Menschen ist damit keine Ideologie, sondern wäre, wenn sie Allgemeingut würde, ein Paradigmenwechsel im zwischenmenschlichen Umgang miteinander. Es ist letztlich weniger eine Entscheidung der Ontologie als der Epistemologie und der Ethik.              

(Diesen Essay schrieb ich am 28.5./3./11./18.6.2015 jeweils auf der Zugfahrt von Siegburg nach Bielefeld und versah ihn am 25.6.2014 abends in meiner Bielefelder Unterkunft mit den paar Fußnoten bzw. Endnoten.)

(1)  Z.B. LGBT*I, Genderqueere, Neutrois, Androgyne, Genderfluide/Bigender, Transidente, Drags, Crossdresser*innen und Transvestit*innen, wie ich von einer*m Studierenden am 25..6.2014 gelernt habe.
  
(2) Vgl. zuletzt Michael A. Schmiedel. Emanzipation – ein vergessenes Wort? Auf MIGRApolis-Deutschland:  http://www.migrapolis-deutschland.de/index.php?id=2061; Wo sich Links zur früheren Texten finden und vgl. das Portal www.rockmode.de, auf dem ich meine Beiträge mit MAS signiere. (Beides geöffnet am 25.6.2014.)
  
(3) Vgl. Michael A. Schmiedel. Der Dialog der Konstrukteure. Überlegungen über die Möglichkeit einer konstruktivistischen Metaperspektive für den interreligiösen Dialog. In: Jürgen Court, Michael Klöcker (Hgg.). Wege und Welten der Religionen. Forschungen und Vermittlungen. Festschrift für Udo Tworuschka. Frankfurt am Main (Otto Lembeck) 2009, S. 523-532. Online: http://books.google.de/books?id=wjtWcUGEfwUC&pg=PA523&dq=Der+Dialog+der+Konstrukteure&hl=de&sa=X&ei=fRqrU9SsPIbT7AbiwYGAAQ&ved=0CEwQ6AEwBQ#v=onepage&q=Der%20Dialog%20der%20Konstrukteure&f=false (geöffnet am 25.6.2014). Und vgl. Michael A. Schmiedel. Persönliche Religiöse Konstruktsysteme und religiöse Lehren. Zur Passung individueller Entwürfe und religiöser Angebote am Beispiel selbstgewählter Mitgliedschaft in Religionsgemeinschaften. Münster (LIT) 2014. Online-Leseprobe: http://books.google.de/books?id=gKjtAgAAQBAJ&pg=PP1&dq=Pers%C3%B6nliche+religi%C3%B6se+Konstruktsysteme+und+religi%C3%B6se+Lehren&hl=de&sa=X&ei=FxurU8vJDOew7Abi34CwCw&ved=0CC8Q6AEwAA#v=onepage&q=Pers%C3%B6nliche%20religi%C3%B6se%20Konstruktsysteme%20und%20religi%C3%B6se%20Lehren&f=false (geöffnet am 25.6.2014). Dort gibt es jeweils auch weitere Literaturangaben zum Konstruktivismus.

(4)  Vgl. das gleichnamige Standardwerk des sozialen Konstruktivismus: Peter L. Berger u. Thomas Luckmann. Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit. Eine Theorie der Wissenssoziologie. Übers. v. Monika Plessner. Frankfurt a.M. (Fischer) 1980.


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thubtop

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hi michael,

danke für diesen interessanten beitrag.

lg d

Offline MAS

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Hallo Donya und alle zusammen!

Man lernt ja nie aus, solange man sich nicht stur in dem einrichtet, was man schon zu wissen glaubt. Ich habe viel aus unserer Diskussion gelernt und parallel auch in einem Seminar zu "Gender und Religion", das ich selber halte. Gestern hielt ein*e Student*in der*die selber ihren*seinen Weg der Genderidentität sucht ein Referat über all die vielen Begriffe, die mir selber noch teilweise unbekannt waren. (Das sind die in der ersten Endnote.) Er*sie sagte, das sei der momentan gültige Sprachgebrauch, der in einem Jahr schon wieder ganz anders sein könne. Ich habe in meinem Text auch gar nicht erklärt, welche Bedeutung welcher Begriff hat, sondern mich auf die Diskussion, ob es zwei oder mehr Geschlechter gebe, beschränkt und konzentriert.

Als sie*er zum Begriff "Crossdresser" kam, schaute er*sie mich an und nahm mich als Beispiel dafür, als jemand, der genau weiß, was er ist, aber auch Kleidung des anderen Geschlechts trägt. Ich wiedersprach nicht, denn nach momentaner gesellschaftlicher Kleidungsgewohnheit ist es ja so, denn meine Röcke sind zumeist aus der Damenabteilung. Meiner Argumentation folgend, wonach jede*r seine*ihre Identität selbst bestimmen darf, muss ich mir natürlich auch keine Identität aufzwingen lassen. Bin ich ein, sind wir Rockträger hier Crossdresser? Hängt die Antwort von der Frage ab, aus welcher Abteilung der jeweilige Rock stammt oder von den Sehgewohnheiten der Mehrheit, von der jeweiligen indiviuellen Motivation, warum wir Röcke tragen  oder von unseren je eigenen individuellen Entscheidungen, was wir denn sein wollen?

Es sind noch längst nicht alle Fragen beantwortet, sondern es gibt noch genug Stoff zum Nachdenken.

LG, Michael
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thubtop

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ich denke, daß die kategorisierungen dazu dienen, das leben zu strukturieren -- sie sind aber nie "wirklich". jeder mensch hat unzählige wünsche, haltungen, vorstellungen, gedanken, emotionen -- und dann legt man es sich eben zurecht, um sich selbst zu verstehen (illusion) und anderen eine persönlichkeit anzubieten, auf die sie referieren können (illusion). wenn menschen sich frei ausdrücken können, stehen sie plötzlich zwischen den kategorien -- die sie also bislang nicht hinreichend beschrieben haben.

man kann sich aber entspannen: die anderen versteht man jeweils nur teilweise, und sich selbst? -- ebenfalls :-) man weiß nicht wirklich, "warum" man etwas tun möchte, oder andere etwas möchten. es ist halt so. und es ist doch auch egal :-)

ich bin sehr froh, wie entspannt die gesellschaft gerade ist. man sollte dennoch pushen, damit die grenze des tolerierten sich möglichst weit und dauerhaft verschiebt. wir sind in der großkategorie "veränderer der gender-normen": teile davon scheinen uns nicht zu gefallen.




Offline MAS

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Ja, lieber Donya,

dem stimme ich eigentlich zu.

Außer Dir will sich aber anscheinend niemand zu meinem Text äußern. Vielleicht ist er einfach zu lang für eine Forums-Session.

LG, Michael
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Offline Luan

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Hallo MAS,

Du hast Dir echt viel Arbeit gemacht mit dem Text und akribisch die unterschiedlichen Sichtweisen heraus gearbeitet. Möge er dazu beitragen, die Gemüter zu beruhigen.
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

Offline kalotto

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Nun, ein umfassender Essay den ich mit einmaligem Überfliegen nicht voll erfassen kann und eine hochinteressante Herangehensweise an ein mich direkt betreffendes Thema, das muss ich mir langsam auf der Zunge zergehen lassen. Soviel vorweg, Respekt, und danke!
LG, kalotto
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androgyn

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Hallo Michael,

das ist ziemlich schwere Kost, um das mal nebenbei gelesen oder überfliegen zu können.

Du schriebst von einem Biologen, der den Sinn allen Lebens in der Fortpflanzung sieht. Wohlgemerkt ein Biologe. Warum kommt mir nicht die Frage auf, dass genau bei solchen Männern eine sexuelle Komponente mitschwingt, um andere Möglichkeiten einzuschließen. Auf welche Erkenntnis wohl eine Biologin kommen würde?


Es gibt über 4000 literarisch dokumentierte Geschlechter. So genau kann man den Oberbegriff Intersexualität doch nicht aufdröseln um allen einen Namen zu geben oder doch?. Also, wenn ich sage, es gibt mehr als nur 2 Geschlechter und mein Gegenüber antwortet: "ich spinne, welche außer Mann und Frau sollen noch vorkommen?", würde ich ganz schön in Erklärungsnot kommen. Gut, ich kann mit Zwittergeschlechtlichkeit und Intersexualität argumentieren. Die meisten wissen auch damit etwas anzufangen, aber gleichzeitig diskriminieren sie, indem sie sagen, es sei ein Fehler der Natur und diese seien nicht zeugungs- und fortpflanzungsfähig. Letztlich tendieren doch auch Intersexuelle äußerlich eher in eine Richtung ob Mann oder Frau. Oder wie kann man nun mehrere Geschlechter eindeutig spezifizieren und zuordnen? Für mich persönlich braucht es keine Zuordnung. Und komischerweise die, die mit solchen Menschen zusammen leben auch nicht. Und diese müssen nicht homosexuell sein, wenn die Frau äußerlich eher weibliche Merkmale hat, aber sich als Mann fühlt.

Zu dem Biologen noch einmal. Es gibt genügend Männer in seriösen Berufen, die mit unterschiedlichen Menschen zu tun haben, auch Ärzte..... und Radiomoderatoren, aber trotzdem ihre Probleme damit haben, wenn sich jemand nicht an das bipolare Geschlechtersystem hält, obwohl diese/r nun mal so geboren wurde.

Nicht Mann und nicht Frau


Offline Peterjo

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Hallo Michael,
noch  habe ich den ganzen Artikel  nicht überblickt. Aber zunächst meine Frage:


Hier ist der ein paar Mal angekündigte Essay, der durch unsere Queer-Diskussion angeregt wurde. Wer ihn lieber als pdf Datei zugeschickt haben möchte, schicke mir eine PN oder Mail.


Vielfalt der Geschlechter? – Ideologie oder Paradigmenwechsel?
Gedanken zu einem aktuellen Thema von Michael A. Schmiedel


Früher war alles so schön einfach beziehungsweise zweifach: Es gab männlich und weiblich, Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, Männchen und Weibchen. Fertig!

Heute gibt es männlich, weiblich, intersexuell, asexuell, transgender, transsexuell (wobei dieser Begriff schon wieder „out“ sein soll), cissexuell und noch einiges mehr. (1)


Warum brauche ich für
„intersexuell, asexuell, transgender, transsexuell (wobei dieser Begriff schon wieder „out“ sein soll), cissexuell und noch einiges mehr“
mehr als zwei Geschlechter?

Man sollte „intersexuell, asexuell, transgender, transsexuell Menschen“ als  gleichberechtigte Mitmenschen ansehen.  Man findet unter ihnen   - meine Meinung  -- genauso viele angenehme wie unangenehme Menschen wie unter den sog „Normalen“ oder „cissexuellen“.  Ich gebe allerdings zu, dass ich als Mann mit Rock mich selbst als ungewöhnlichen Spinner bezeichne. Aber wer ist eigentlich kein Spinner unter meinen Nachbarn?


Mir reicht es, wenn Männer mit Röcken sich als Männer definieren und transgender und transsexuelle Menschen sich dort hinstellen, wie sie es selbst wollen.

Ich muss doch nicht für die Kleidervielfalt gleich neue Geschlechter definieren.


Und die Partnerwahl hat hier, in dieser Aufstellung  erst recht nichts, aber auch gar nichts zu suchen.




Es gibt über 4000 literarisch dokumentierte Geschlechter. So genau kann man den Oberbegriff Intersexualität doch nicht aufdröseln um allen einen Namen zu geben oder doch?.


Auch das ist Murx.  Und dann noch für jeden ein eigenes Klo?  Es reicht doch, wenn jedes einzelne Klo sauber und einhäusig ist.

Es gibt sicher eine große Zahl an genitalen, chromosomalen und anderen Differenzen. Aber für jede kleine Differenz ein eigenes Geschlecht zu propagieren, überfordert doch jeden Wortschatz. Wozu auch.

Nur als  Gedanken zur Diskussion gestellt.


MfG Peterjo

Offline MAS

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Hallo Rock Aktiv, Perjo und alle anderen!

Ich schrieb diesen Essay ja nicht aus der Persoektive eines, der voll den Durchblick hat und ein Gender-Experte ist, sondern als einer, der versucht, sich mit diesem Thema zurechtzufinden.

Ich weiß nicht, ob wir so viele Geschlechter brauchen oder ob es nur unterschiedliche "Mischungsverhältnisse" des männlichen und des weiblichen Geschlechts sind, die dann je einen eigenen Namen bekommen. Das Benennen einer Sache hilft, sich eine Ordnung zu schaffen. Das kann man natürlich auch kritisieren, dass wir durch Benennen uns vorgaukeln, etwas wirklich zu wissen und dass unser Wissen uns befähigen soll, diese Sache zu beherrschen: Wissen ist Macht.

Aber soviel ich verstanden habe, gehen in diesem Fall die meisten dieser Geschlechtsbezeichnungen aus dem Interesse der "Betroffenen" hervor, dass andere sie so identifizieren wie sie sich selbst. Da tun sich Menschen mit ähnlichen Idenitäten zusammen, um gegenüber anderen ihr Sosein und im Vergleich zur Mehrheit ihr Anderssein zu betonen und zu erklären, mit dem Wunsch, dass diese Identität dann auch anerkannt und berücksichtigt wird.

Sicher kann man unterscheiden: 1. Genderidentitäten, 2. Partnervorlieben und 3. Kleidungsvorlieben. Diese drei Gruppen kann man unterscheiden, aber sie verbinden sich eben miteinander. So kam es zu der Gruppe: LGBT*I, also Lesbian, Gay, Bisexuell, Trans und Intersexuell, die ersten drei gehören zu den Partnervorlieben, die letzten beiden zu den Genderidentiäten. Kleidungsvorlieben sind da nicht extra mit drin.

Ich denke, sowohl die Betroffenen, als auch die Wissenschafter*innen, die sich damit beschäftigen, sind noch auf einer großen Suchbewegung. Und die Öffentlichkeit mit der Mehrheit der Menschen, die sich eigentlich gar nicht dafür interessieren, ist wohl etwas verwirrt. Wer sich so damit konfrontiert sieht, sollte sich am besten einfach mit eigenen Beurteilungen zurückhalten und abwarten und vor allem auf den fairen Umgang mit Menschen achten.

LG, Michael
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Offline cephalus

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Hallo Michael,
deinen langen Beitrag habe ich nur überflogen, ruhige, konzentrierte und zusammenhängende Zeit, mich damit auseinander zu setzen, fehlt mir zur Zeit leider.
Selbst analysiere ich Dinge recht gerne, solange sie in harten Fakten, Zahlen u.ä. greifbar und reproduzierbar sind.
Menschliches Empfinden sollte man meiner Meinung nach nicht kategorisierten. Jede Bezeichnung und Einordnung produziert automatisch ein Zerrbild und wird dem Individuum nicht gerecht.
Keiner hier trägt aus exakt den gleichen Gründen einen Rock und empfindet sich in seiner Geschlechts und Sexualidentität gleich.

Wir sollte einfach lernen oder akzeptieren, dass jeder Mensch anders ist und ihn ohne Einordnung annehmen, ebenso wie jeder das für sich selbst auch tun sollte.

LG
Cephalus

Offline DesigualHarry

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Hallo!

Ich persönlich glaube allmählich dass die Natur das bei den Menschen so vorgesehen hat wie z.b. bei den Planzen oder Tieren. Es gibt die großen Gruppierungen wie Mineralien, Pflanzen, Tiere und Menschen aber in jeder Gruppe Tausende Unterarten davon.

Offline high4all

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Große Probleme in solchen Diskussionen sehe ich in der Vermischung von allen möglichen Begriffen aus dem Bereich der Geschlechts- und der Genderforschung, die unterschiedliche Bedeutungen haben, je nachdem, aus welchem Bereich sie stammen. Zumal jeder etwas anderes darunter zu verstehen scheint. Das alles trägt eher zur Verunsicherung bei, möglicherweise werden Unterschiede vorgegaukelt oder erzeugt, die gar nicht vorhanden sind. Oder Unterschiede, die vorhanden sind, werden ignoriert.

Der Mensch ist viel zu komplex, als das man ihn in Kategorien packen kann. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten unter Menschen, die man katalogisieren kann. Nur wird es dem Einzelnen nicht gerecht, weil jeder Mensch einzigartig ist und nie 100%ig in eine einzige Schublade passt.

Was uns z.B. verbindet, ist das Tragen von Röcken. In allen anderen Punkten mag es Übereinstimmungen geben, aber niemals stimmen zwei Rockträger vollständig überein.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

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Offline Asterix

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Der Mensch ist viel zu komplex, als das man ihn in Kategorien packen kann. Natürlich gibt es Gemeinsamkeiten unter Menschen, die man katalogisieren kann. Nur wird es dem Einzelnen nicht gerecht, weil jeder Mensch einzigartig ist und nie 100%ig in eine einzige Schublade passt.

Gefällt mir sehr gut!
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Offline MAS

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Klar, mir auch!  :)

Andererseits brauchen wir immer Kategorien zur Orientierung. Wenn wir uns dabei nur immer bewusst sind, dass es nur Vorstellungen sind und die Wirklichkeit viel komplexer ist.

LG, Michael
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Offline GregorM

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Als man Mitte der 70er zum ersten Mal eine Methode fand, wonach man relevante, psychografische Daten sortieren konnte um die Bevölkerung in Lifestyle-Gruppen einzuteilen und daraus Zielgruppen bilden und Medien besser wählen konnte, hatte man die Diskussion, ob man relativ wenige Gruppen haben sollte oder viele.

Die ersten Lifestyle Studies gingen um Frauen. Bei uns begrenzte man sich auf sechs Frauengruppen, in Deutschland kam man, soweit ich erinnern kann, auf 32. Bei uns war die Schwäche, dass bei nur sechs unterschiedlichen Frauentypen mussten die Frauen innerhalb jeder Gruppe ziemlich heterogen sein, in Deutschland, dass ein System mit 32 Gruppen nicht überschaubar war, obwohl die Frauen innerhalb der einzelnen Gruppen viel homogener waren.  

Wir sind alle unterschiedlich. Aber Gruppierungen oder Segmente helfen uns oft dazu, besser im Markt agieren zu können, auch wenn nicht auf jede einzelne Person und ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann.

Demografische Aufteilungen sind uralt: Nationalität, Geschlecht, Alter, Ausbildung, Einkommen usw. und in vielen Zusammenhängen überaus praktisch. Nur nicht zum Beispiel bei Männern, die gerne Röcke tragen, oder sonnst von (etablierten) Normen abweichen. Das hat kaum mit Demografie zu tun, viel mehr aber mit Lebensstil.

Probleme erstehen, wenn es nicht eine Schublade gibt, wo man sich wohl fühlt, oder man wird von anderen in eine falsche Schublade geschoben.

Gruß
Gregor
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Gregor

Offline MAS

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Lieber Gregor,

Du argumentierst ökonomisch. Auch ein Gesichtspunkt.

Wichtig ist m.E. vor allem das:
Zitat
Probleme erstehen, wenn es nicht eine Schublade gibt, wo man sich wohl fühlt, oder man wird von anderen in eine falsche Schublade geschoben.

Das gilt gleichermaßen für z.B. Transqueere, die nicht als Männer oder Frauen gelten wollen, Heterossexuelle, die nicht als Homosexuelle angesehen werden wolle, Kurden, die nicht als Türken angesehen werden wollen usw. usf. und jeweils umgekehrt
Aber wohl auch z.B. für Zeugen Jehovas, die als Christen gelten wollen, Ahmadiyyas, die als Muslime gelten wollen, Soka Gakkai-Anhänger, die als Buddhisten gelten wollen usw. usf.

Und das unabhängig von ökonomischen Interessen, vor allem, wenn es nur um die Interessen anderer geht.

LG, Michael
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Offline cephalus

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Aber Gruppierungen oder Segmente helfen uns oft dazu, besser im Markt agieren zu können, auch wenn nicht auf jede einzelne Person und ihre Bedürfnisse Rücksicht genommen werden kann.

Und aus genau diesem Grund würde ich im zwischenmenschlichen Bereich der die Möglichkeit der individuellen Rücksichtnahme bietet, gerne auf die Eingruppierung verzichten - wir wollen ja auch nicht geld verdienen oder Marketing betreiben.

Sollten wir erwägen mal eine aufwändige Marketingkampagne zur Männerrock"vermarktung" in den Medien zu starten, kann man das ja nochmal überdenken. ;D

(btw. hätte ich grad so 108-109€ übrig, würde mir das vielleicht Spaß machen) ;D

Cephalus

Offline GregorM

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Und aus genau diesem Grund würde ich im zwischenmenschlichen Bereich der die Möglichkeit der individuellen Rücksichtnahme bietet, gerne auf die Eingruppierung verzichten - wir wollen ja auch nicht geld verdienen oder Marketing betreiben.

Segmente, Kategorien, Gruppen, Gruppierungen, Schubladen. Sie sind praktisch, auch wenn es nicht um Marketing und Umsatz geht. Weil es uns einfach schneller ist, etwas zu erklären oder zu verstehen.

Es hat sie immer gegeben. Menschen versuchen sie zu bilden.

Beispiele:

Es gibt Autos in verschiedenen Klassen, untere Mittelklasse, obere Mittelklasse usw. Sobald man die Bezeichnung hört, ist man auf der Spur.

Sie ist eine Frau. Die Hälfte einer erwachsenen Bevölkerung besteht aus Frauen, hilft uns kaum. Sie ist Sängerin. OK, das Segment ist eingeschränkt. Was singt sie? Sie singt Oper. Also eine Opernsängerin. Sie ist eine Sopranistin. Und so geht es weiter.

Er ist Mann, noch dazu ein Doktor oder Friseur.  

Solange es um demografische Daten geht, ist es ziemlich einfach.

Wenn es zum Lebensstil kommt, kann man von einem Gourmet sprechen – oder er kann ein Gourmand sein, falls ihm Quantität wichtiger ist als Qualität. Er kann Musikliebhaber sein, von Rockmusik oder von klassischer Musik.

Er kann ein Erneuerer sein, ein Nachahmer oder Rückschrittler, unter anderem in Relation zur Mode.

Adjektive und substantivierte Adjektive. Nichts anderes. Prädikate.

Nur bestimmen wir nicht immer selber, wo die Gesellschaft oder die Freunde oder Kollegen uns anbringen oder mit welchem Prädikat versehen.

Selbst wollten wir uns inszenieren (positionieren), könnten wir nicht sicher sein, dass wir „richtig“ verstanden würden.  

Gruß
Gregor

PS. Das Forum hier besteht aus fast 30 Segmenten, einige davon sind nur für Mitglieder, die vorher etwas prästiert haben, zugänglich.
Gruß
Gregor


 

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