Autor Thema: Mein Sohn trägt Kleider  (Gelesen 9040 mal)

Offline steffish

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #1 am: 17.08.2014 17:43 »
Den Artikel sehe ich zum ersten Mal. Beeindruckend, wie der Vater (und die Mutter) mit den Wünschen ihres Sohnes umgehen. Der Kleine wird nicht einfach abgebügelt (aus Rücksicht auf das Wohl des Kindes oder die Reaktionen der Umwelt), sondern er kann Kleider tragen. Kann sein, dass er das ablegt, wenn er in die Schule kommt, denn da ist der Druck sehr groß. Wäre spannend, davon mehr zu erfahren.

Interessant ist, dass der Vater, von der Kindern genötigt, auch in einem Kleid auf die Strasse geht und die Mutter so gelassen und weise mit der Situation umgeht.

Dass Passanten bei der Zuordnung des Geschlechts danebenliegen, ist nachvollziehbar. Der Lüttje sieht einfach goldig aus, muss ich einfach mal so sagen. Auch wenn das eine Eigenschaft ist, die eher Mädchen zugeordnet wird.

Und natürlich taucht beim Publikum der falsche Zusammenhang zwischen Kleid und schwul auf. Wie hartnäckig sich manche Vorurteile doch halten.
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Offline Dr.Heizer

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #2 am: 17.08.2014 18:58 »
Eine tolle Geschichte, wie auch die Geschichte von Nils Pickert, der mit seinem Sohn im Rock bzw. Kleid durch die Stadt geht. Manche Mädchen spielen auch mit Autos, finden Puppen doof. Manche Jungs spielen mit Puppen, finden die gut. Ebenfalls egal, wie sie sich kleiden, sie werden sich entwickeln Vollkommen normal, denn "normal" heißt für mich, egal in welche Richtung, für die Kinder ist es normal, wenn auch nicht für jeden Aussenstehenden.

Für den kleinen im Kleid ist es volkommen normal, ein Kleid zu tragen, denn er orientiert sich sehr an seiner Schwester. Das ist bei Kindern mit wenig Altersunterschied oft so. Irgendwann entwickeln sie ihren eigenen Geschmack, orientieren sich an anderen. Vorleben macht Bilder. Und an Bildern und Verhaltensweisen orientieren sich die Kinder. Wenn eben der Kleine oft seine Schwester sieht, wie diese nach einem Kleid verlangt, ahmt er es nach. Er lernt, dass eine Verhaltensweise "normal" ist. Würde die Schwester immer nach einer Mütze verlangen, würde er auch "Mütze" rufen und mit einer Mütze aus den Haus gehen wollen, wie eben sein Vorbild. Das ist absolut normal. Wenn nun die Eltern behaupten würden, eine Mütze darf er nicht tragen, würde sein Bild  zerstört, er fühlte sich ungerecht behandelt, und versteht es nicht, warum es sich für ihn nicht gehört. Sinnvoller ist es eben, es zu unterstützen. Menschen finden im Laufe ihrer Entwickung andere Vorbilder. Er wird nicht sein Leben lang seiner Schwester nacheifern. Also keine Sorge, es wird ein ganz normales Kind sein. Eben in seiner Normalität, die es sich täglich selbst erschafft und erlebt. Vielleicht findet er es irgendwann doof, sich wie seine Schwester zu kleiden, vieleicht auch nicht - eben alles normal - er wird dadurch kein anderer Mensch, er ist imme rnoch der Sohn seiner Eltern und die können stolz sein auf ein Kind, das langsam seine Welt entdeckt und sich entwickelt. Manche kommen auf die Welt und können es nicht, sind gesundheitlich oder körperlich eingeschränkt. So freuen sich die Eltern und auch ich, dass dieser Junge einfach gesund ist und siene Welt entdeckt, auf seine normale Art.

Mehr Toleranz und Akzeptenz, Offenheit für das "Andere" täte uns allen gut. Wir sind Menschen, keine Ware nach DIN-Norm, die man kauft oder verkauft. Zum Glück bin ich Mensch, und eben der Kleine aus dem Beitrag auch.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline M.L.

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #3 am: 17.08.2014 23:05 »
Hallo
Sehr schöner Beitrag
genau das ist es was Ich will Toleranz und miteinander leben .
Vorurteile haben wir genug .
Ich finde es richtig wie der Vater mit seinem Sohn umgeht .
und ihn nicht zum Männer Idol umerziehen will.
Es wird alles seinen Weg gehen .
Wir Eltern sollten unterstützen und nicht alles gleich als nicht normal einstufen
Frage was ist den Normal ????

Fehler haben wir alle gemacht !!!
Wer ohne Sünde  ist werfe den ersten Stein
So steht es in der Bibel

Da ist was dran.
Gruß M.L.



Offline Dr.Heizer

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #4 am: 18.08.2014 08:34 »
So ist es, vieles "verwächst" sich während der Entwicklung, vieles festigt sich. Was es ist, wird eben in den ersten Jahren hauptsächlich durch die Umwelt und das Umfeld des Kindes geprägt. Doch auch gewachsene Strukturen sind nicht immer gut, sie können eben auch derartig einengen, um keine neue Etwicklung zuzulassen. Wer will den schon eine Kopie von sich selbst? Nur Egoisten. Erziehen wir Kinder, lassen wir Kinder sich entwickeln. Sie werden Fehler machen! Ganz sicher jeden Tag. Gut so, denn nur so lernen sie, welche Dinge sie mögen und welche nicht. Daher stecken kleine Kinder auch alles in den Mund. "Wie schmeckt es? Wie fühlt es sich an?"  Egal ob es der regenwurm ist, den sie in der Wiese entdeckt haben, der Autoschlüssel von Papa oder das Stückchen Birne, das die Oma reicht. Sie mögen es oder eben nicht. So lernen Sie nach und nach mit allen Sinnen zu begreifen.

Wenn die Äpfel am Baum nicht reif waren, sagten mir oft meine Eltern und Großeltern, dass ich sie nicht essen soll. Ich habe es trotzdem probiert. Mir haben diese harten und unreifen Dinger dann nicht geschmeckt, machmal auch mit Nachwirkungen... So lernte ich, wann der beste Zeitpunkt für das "vom Baum pflücken" ist, durch Fehler in der Auswahl der Früchte zu unterschiedlichen Reifegraden. Heute kann ich ganz gut beurteilen, wann der beste Zeitpunkt zur Ernte in unserem Garten ist, und das nicht nur bei den Äpfeln ;)

Relativ früh durfte ich als Schulkind entscheiden, was ich trage. Die Rahmenbedingungen steckten meine Eltern wie "heute ziehst Du aber eine Jacke an" oder "Heute wirds sehr warm". Dem entsprechend suchte ich mir aus, was ich tragen möchte. Ich bin in den 80ern zur Schule gegangen. Bunte Schnürsenkel in verschiedenen Farben links und rechts waren mal in. Ich hatte sie. Lederjacke mit Modeschmuck an den Schultern oder Fransen am Ärmel, Bunte Hemden oder Shirts, auffällge Aufdrucke am Rücken oder Button am Kragen, ich hatte auch mal eine blaue Halskette, so wie eine Panzerkette, sehr große Glieder aus Aluminium in Dunkelblau Metallic. Oder eben auch farblich auffällige Jacken. Ich habe es alles getragen, egal ob andere so rumgelaufen sind oder nicht, ich habe mich an den Rock- und Popstars orientiert, große Geschwister hatte ich nicht.
Ich kann mich noch sehr gut dran erinnern, dass wir mal ein Paket mit Kleidung von einer befreundeten Familie bekamen. Die Hosen und Pullover passten mir, mached gefielm ir gut und anderes eben nicht. So zog ich eine schöne weiche graue Cord-Hose dann gern in die Schule an. Meine Mutter war Schneiderin, ich konnte gute Qualität von schlechter schon früh unterscheiden. Sie ließ mich tragen, was ich mochte und fertigte mit auch wunderschöne Hosen oder Jacken aus Stoffen, die sonst keiner trug. So gefiel mir eben auch diese Cord-Hose, ganz anders als diese rauhen, die ich sonst kannte, kein bisschen steif, sondern unheimlich weich. Es wurde meine Lieblingshose, so bequem war sie. Mich störte nicht, dass der Reißverschluss anders eingenäht war als bei meinen anderen Hosen, bis mir eine Klassenkameradin sagte: "Das ist eine Weiberhose". Ich habe mich sehr drüber geärgert, es hatte mich bis dahin nicht gestört. Ich trug die Hose jedoch weiter. Ausser ihr hatte es niemand angesprochen, also spielte es eben keine große Rolle, denn Sie beließ es bei kleinen Sticheleien. Damit konnte ich leben, denn irgendwann hörte Sie damit auf. Ich hatte also gewonnen. Ich hatte die Erkenntnis gewonnen: Egal, was Du tust, es wird immer jemanden geben, dem es nicht gefällt. Sie trägt doch auch manchmal Sachen, die mir nicht gefallen...

Du kannst Dich dem Geschmack anderer also fügen und es in Zukunft lassen, oder Du tust es einfach. Tun stärkt das Selbstbewusstsein. Zweifeln und grübeln macht unsicher. Irgendwann wurde die Hose an den Seitennähten dünn, ich war ihr entwachsen. Das Thema "Weiberhose" war damit erstmal durch.

So hat irgendwan jeder in seiner Entwicklung mal Entscheidungen getroffen, die er zum damaligen Zeitpunkt für richtig hielt (die Äpfel sehen gut aus, mal probieren) und vielleicht später festgestellt, es war nicht die richtige Entscheidung (Bauchweh und Durchfall). Egal. Hätte ich es nicht probiert, ich hätte es nicht gerlernt und würde vielleicht nie einen  Apfel zum richtigen Zeitpunkt frisch vom Baum pflücken und sofort essen wollen.

Wer frei ist von gescheiterten Versuchen in seiner Entwicklung, hat sich nicht wirklich entwickelt. Wer frei ist von Fehlern oder Schuld, der werfe den ersten Stein - aber wählt mit Bedacht, er könnte euch auf den Fuß oder Kopf fallen.... ich bin gerne Mensch. Nicht fehlerfrei, aber eben ich selbst. Und ich mag mich, wie ich bin. Geben wir anderen auch diese Freiheit. Die Chance, sich statt zu einer Kopie von irgendwas/irgendwem lieber zu einem Individuum zu entwickeln. Einem wertvollen Menschen eben.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline MAS

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #5 am: 18.08.2014 22:09 »
Ein schöner Artikel und gute Kommentare hier dazu!  :)

LG, Michael
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Offline cephalus

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #6 am: 23.08.2014 19:21 »
Eine andere Sichtweise dazu:

http://jungefreiheit.de/kolumne/2012/der-gute-papa-im-rock/

bemerkenswert auch die Kommentare.

androgyn

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #7 am: 23.08.2014 20:24 »
Was  ist daran bemerkenswert oder gut an der Sichtweise? Noch dazu, das es eine rechts-gesinnte Seite ist. Klar tummeln sich dort solche Dumpfbacken. Nicht der Vater hat ihn dazu erzogen, der Sohn hat es von sich aus gemacht. Die meisten von denen dort, haben aber ein Problem, wenn sie so einen Sohn hätten und würden ihm größeren Schaden zufügen, damit sie ihn in Reih und Glied bringen können.

Offline MAS

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #8 am: 30.08.2014 20:02 »
Ah ja, der Hinweis auf die Rechtsgesinnung der sog. Jungen Freiheit erleichtert meine Sorgen, das sei die Meinung des normalen Volkes. Zwar ist Konservativismus seit 2,5 Mio Jahren weit verbreitet, aber so extrem wie in diesen Kommentaren doch wohl wieder nicht. Solche Leute hätten vor 60 Jahren auch gegen die Frauen, die ihren Töchtern das Hosentragen erlauben, gewettert und überhaupt gegen die Menschenrechte.

Ich sage nicht, dass man es nicht ernst nehmen muss, aber eher so wie den Terrorismus der IS oder des Ku Klux Klans oder der NSU. Solche Leute bilden den Nährboden dafür.

LG in die Runde!
Michael
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Offline MAS

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #9 am: 30.08.2014 22:56 »
Noch ein Nachtrag: Was diese Leute übersehen oder nicht einsehen wollen oder können ist, dass Kinder sich in einem Entwicklungsprozess befinden. Das Devianzabwehrverhalten von Kindern als normatives Maß für ein Verhalten von Erwachsenen hinzustellen und zu fordern, man solle sich nach diesem doch noch sehr beschränkten Verständnis von Kindern richten, ist doch eine Ablehnung von jedem geistigen Fortschritt. Aber das passt ja zu solchen Fundamentalisten religiöser oder nationaler Art, dass sie technischen Fortschritt begrüßen, aber geistigen Fortschritt, im Sinne einer Individualisierung und zugleich globalen Solidarisierung verweigern. Sie brauchen klare Vorgaben für ihr Verhalten, so wie Kinder es brauchen, teilen die Welt in schwarz und weiß, böse und gut, fremd und vertraut ein und überhöhen diesen Dualismus ins Metaphysische. Sie beschwören, was seit Millionen von Jahren männliches Verhalten sei und meinen, das müsse für alle Zeiten so bleiben.

Sollte einer dieser Leute diese meine Sätze lesen, würde er sie wohl auch nicht verstehen, sondern als Angriff verstehen und mich in sein Feindbild integrieren. Sie sind wie Kinder, von denen man die Verantwortung von Erwachsenen verlangt, die sie aber nicht tragen können. Es übersteigt einfach ihren Horizont, dass historisch gewachsene Konventionen z.B. von männlicher und weiblicher Kleidung und/oder Idenitität nicht unabänderbar sind. Auch religiöse und/oder nationale bzw. ethnische Identitäten erscheinen ihnen unveränderlich, und entweder sehen sie einen als dazugehörend oder als ausländisch oder ungläubig. Differenierendes Denken ist ihnen fremd und unheimlich und daher zu bekämpfen.

Ob diese Leute nun Deutsche, Araber, Amerikaner, Chinesen, oder ob sie Christen, Muslime, Buddhisten, Marxisten, Kapitalisten oder sonst wie national-ethnisch oder religiös-weltanschaulich einzuordnen sind, bleibt gleichgültig und austauschbar. Überall gibt es solche Leute, die nur das respektieren, was sie von klein auf gewöhnt sind oder was ihrem angegriffenen Selbstwertgefühl wieder Auftrieb schafft.

Mit nachdenklichen Grüßen,
Michael
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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #10 am: 30.08.2014 23:37 »
Aus welchem (un)Verständnis der Welt heraus solche Anschauungen existieren und kund getan werden, ist eine Sache,
dass sie und die Menschen dahinter geeignet sind, selbst in kleiner Anzahl für eine tiefgreifende Verunsicherung und gespannte Stimmung zu sorgen, die andere.

Oft reicht einer dieser Gattung aus, um eine große noch indifferente Gruppe auf seine Seite zu ziehen - das ist für mich das eigentlich Bedenkliche an diesen Menschen.
Und man begegnet ihnen leider immer mal wieder.

VG
Cephalus

Offline Dr.Heizer

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #11 am: 31.08.2014 07:51 »
In einer Welt, in der nicht jeder Einzelne nicht stark genug ist, ungenügend Selbstbewusstsein, Willensstärke, Mut und Toleranz hat, ist es immer möglich, gewisse Stimmungen zu machen oder zu provozieren. Etwas Positives verbreitet sich meist langsam. Jeder hinterfragt kritisch, schüttelt ungläubig den Kopf. Es dauert, bis sich etwas Gutes durchsetzt. Doch wenn etwas Negatives verbreitet wird, fällt das Samenkorn sofort irgendwo auf Nährboden. Sobald die Pflanze gekeimt ist, entwickelt sie sich stetig, immer neue Zellen bilden sich und bald hat sie so viele Ableger gebildet, bis sie alles Gute droht zu überwuchern. Richtige Kletten bildet sie aus, die an jedem haften bleiben. Jeder wird damit bestückt. Wer diese Kletten nicht von sich ertfernen kann oder will, bei dem bilden sie sich zu einer neuen Pflanze aus. Auf diese Weise werden Stimmungen richiggehend genährt und verbreitet. So wird richtig gehetzt, bis die Klette ruft "Macht sie fertig, diese blühenden und duftenden Pflanzen, diese ewige Vielfalt! Sie nehmen Euch alles weg, was Euch gehört! Erstickt sie, erwürgt sie, nehmt ihnen den Raum, das Licht, das Wasser und die Nahrung. sie haben keinen Platz in  unserer einheitlichen Klettenwelt, nur unsere Klettengattung ist die wahre und edelste Pflanzengattung!" Und das Klettenvolk triumphierte und zog los, alles Land einzunehmen. Na, Parallelen erkannt? So werden Kriege angezettelt und alles andere vernichtet. Wer dan nicht so ist wie wir und der Klette gegenübertritt, ihrem Samen einfach keinen Nährboden bietet, sie einfach abschüttelt und entsorgt, ist eben Mitläufer. Er ist mit verantwortlich für das Leid und die Diskrimierung anderer. Auch wenn wir der Klette keinen Nährboden geben, wird es sie immer geben. Doch jeder einzelne entscheidet, ob er ihr Raum in seinem Gartenreich gibt oder nicht. Er kann mit ihr leben, ohne dass sie sich ausbreitet oder er überlässt ihr durch sein Nichtstun die Herrschaft über sein Gartenreich. Austerben wird sie vorerst nicht.

Was ich damit erklären will: Wenn nichts getan wird gegen diese "Volkshetzte", wird es immer Nährboden geben. Egal ob es da gegen Menschen anderer Hautfarbe, Gesinnung oder einfach nur in einem anderen Kleidungsstück geht. So kommt man an Land, Rohstoffe oder einfach nur politische Macht. Und diese Hetze ist ein Problem in jedem Land unserer Welt, immer wieder etwas anders, aber immer eine Klette, die sich ausbreitet und zu wuchern droht....
Irgendwann stirbt auch diese Klette aus, denn  allein auf dieser Welt wird sie nicht überleben. Nur der Kleingeist der dummen und herrschsüchtigen Klette weiß das noch nicht....
Bieten wir Ihr Einhalt, bevor sie sich selbst vernichtet! Nehmen wir sie mit auf in unsere Vielfalt des Lebensgartens und geben Ihr einen Platz, aber keine Möglichkeit zur Ausbreitung, damit wir unseren Kindern auch noch das Prinzip der Klette zeigen und erklären können. Und wir können ihnen die Vielfalt des Garten zeigen, bald ist die Klette vergessen. Vielleicht reißen sie sie irgenwann aus, doch ein Samenkorn wird immer überleben und keimt neu auf...

Ich liebe die Vielfalt und kann auch anderen Menschen etwas abgewinnen, denn jeder kann vom anderen etwas lernen, von Erfahrungen anderer Menschen und anderen Kulturen profitierern. So kann jeder sich und sein Leben weiterentwickeln, seinen Kindern etwas beibringen und Entwicklungen zulassen, die ihnen vielleicht ein friedlicheres und sorgenfreieres Leben ermöglichen.

Nun zurück zu "mein Sohn trägt Kleider" - schön, er zieht freiwillig was an. Manche Kinder hassen Kleidung. Da haben ihm die Eltern doch schön vorgelebt, dass man nicht nackt aus dem Haus geht... Perfekt! Er wil ein Kleid tragen und solles doch auch! Und den Rest zur Story habe ich ja hier im Thread schon am 18. August geschrieben. Also: Vielfalt statt Einfalt, bunt statt einfarbig.
Viele Grüße aus dem Vogtland, Dr.Heizer

Offline MAS

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #12 am: 31.08.2014 23:32 »
Wohl gesprochen, Dr. Heizer!

Bin vollkommen Deiner Meinung!

Wicht dabei ist, trotz aller "Klettenagression" sich nicht von der Aggression anstecken zu lassen, sondern innerlich freundlich und äußerlich ruhig zu bleiben.

LG, Michael

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Offline Dr.Heizer

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Re: Mein Sohn trägt Kleider
« Antwort #13 am: 01.09.2014 07:30 »

...Wichtig dabei ist, trotz aller "Klettenagression" sich nicht von der Aggression anstecken zu lassen, sondern innerlich freundlich und äußerlich ruhig zu bleiben.

LG, Michael


Als starke Persönlichkeit mit Selbstbewusstsein weiß man eben, was man will und kann. Das beginnt im Kindesalter sich zu entwickeln, wenn die Eltern es zulassen. Dann sehe ich keine Gefahr, dass die "Klettensamen" anhaften, denn die bleiben nur dort hängen, wo man es zulässt. Wer also stark genug ist, lässt sich nicht durch plumpe Versuchen vom eigenen Weg abringen.
Wünschen wir nun allen, die geistige und kleidungstechnische Vielfalt für sich entdecken, um IHREN EIGENEN Weg zu finden, viel Spaß dabei und eine freundliche Umwelt, in der sie statt ausgegrenzt und belacht werden, ermutigt und unterstützt werden.
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