Lieber Micha,
von Einstein stammt auch die Bemerkung, dass man nicht alles verstehen muss, um erfolgreich durchs Leben zu kommen.
Ich glaube es reicht vereinfacht zu wissen, dass man mit Allwissenheit viel erklären kann, aber eben nicht alles, weil der Zufall in der Natur angelegt ist als feststehendes Gesetz.
Es gibt Freiheitsgrade überall, die sieht man bereits beim Aufbau von Atomen und die reichen bis zur Meinungsbildung. Du bist mehr als die Summe deiner Informationen.
Die Vorhersehbarkeit deiner Entscheidungen ist grundsätzlich gegeben, aber eben nicht mit 100%. Es bleibt Unschärfe. Unschaerfe bedeutet Wahlfreiheit. Es bleibt somit Freiheit.
Und diese Freiheit ist so wichtig, weil sie die Chance zu Veränderungen und damit auch zu einer Weiterentwicklung bietet. Wir sind heute nicht mehr die Gesellschaft von Höhlenmenschen. Wer weiß, was wir in hundert Jahren sind?
Wir sind das Ergebnis von verändernden Prozessen, also von Vorgängen, wo Freiheit genutzt wird, um vom Standard abzuweichen. Das betrifft alles, also unsere Kultur, die Entstehung der Arten und die Bildung von Gallaxien. Die Freiheit ist letztlich universell: physikalisch, biologisch und soziologisch.
Geisteswissenschaftlich hatten das bereits antike Philosophen wie Pythagoras und Aristoteles angedacht. Neurobiologen und Psychologen können das heute mit tomographischen Verfahren für das menschliche Hirn experimentell in vitro und in vivo bestätigen (Dazu gibt es immer wieder tolle Artikel in der National Geographic).
Auf den Rock bezogen, bedeutet dass, das der durchaus Potenzial hat. Marketingmaßnahmen beschäftigen sich sehr mit der Auslotung von Freiheitsgraden, um Produkte daran auszurichten. Es fehlt momentan aber ein ausreichendes Momentum (Power, Dynamik) zum Tipping Point. Aber die Kräfte sind grundsätzlich da. Die Freiheit zum Rock und die Möglichkeit es zu tun ist da. Das sehen wir an den entsprechenden Foren, Kollektionen von Designern und gelegentlichen Männerrockangeboten im Handel (zu letzt von Burberry).
Dem Rock zum Durchbruch zu verhelfen heißt letztlich, die vorhandene Freiheit zu nutzen, aber die wird momentan eher als klein empfunden. Der "gemeine" Mann hat theoretisch die Freiheit zum Rock, aber praktisch empfindet er das nicht so.