Hallo!
Ja, lieber Hajo, ich hätte kein Problem wenn wir uns in meinem Umfeld begegnen würden, es hat ja wie Mehrfach schon gesagt nichts mit denen zu tun die in queer ihre Glückseligkeit finden, sondern ich persönlich möchte nicht so sein.
Ist das jetzt wirklich so schwer zu verstehen?...
Und Nein, lieber Michael ich habe keine Angst vor irgendwelchen negativen Reaktionen meines Umfeldes. Ich bin einfach nur nicht queer. Und genau wie bei Hajo: Ist das wirklich so schwer zu verstehen?...
Und was mich ein wenig wundert, lieber Michael ist die Tatsache dass du dich jetzt so sehr für queer Einsetzt, Solidarität und Toleranz forderst, aber bis jetzt habe ich noch kein Wort über die Menschen von dir gelesen, die in Ihrer Entwicklung noch nicht so weit sind, wie es die sind die sich Queer nennen, wie z.b. ältere Leute. Glaubst du nicht auch dass sich die viel schwerer tun die Motive von andersdenkenden Menschen zu verstehen? Verdienen diese Leute nicht auch Solidarität und Toleranz? Und vor allem Zeit? Soll ich etwa meinen Eltern jetzt so vor den Kopf stossen, weil es jetzt so schwer in Mode ist queer zu sein, obwohl sie mit Ihrer Entwicklung noch nicht mal beim Internet angekommen sind? Verdienen die keine Solidarität und Toleranz, weil sie "von Gestern" sind?
Mir ist eben auch diese Seite wichtig, zur meiner persönlichen Entwicklung gehört auch das Verhältnis mit Menschen, die ich mag, die mich unterstützen, die in Ihrer Entwicklung aber noch nicht so sehen können wie ich, Verständnis zu zeigen, Ihnen Zeit zu geben. Ist das falsch? Währe ich nicht Intolerant meinen Eltern oder Brüdern gegenüber, wenn ich deren Verständnis von der Welt einfach Ignorieren würde?
Lieber Harry,
ich kam auf die Angst, weil Du schriebst, es gäbe Konflikte mit den Menschen um dich herum, wenn Du queer wärest.
Ich erinnere mich daran, dass ich zu Beginn meiner "Rockerkarriere" meiner schon um die 80 Jahre alten Mutter mit dem Thema kam. 78 war sie. Ich erzählte von rocktragenden Männern. Sie meinte, es solle doch jeder anziehen, was er wolle. Als ich durchscheinen ließ, dass auch ich gerne Rock tragen würde, meinte sie: "Aber Du nicht!" Ich fragte, ob andere Männer ihrer Meinung nach mehr Rechte hätten als ihr eigener Sohn. Das verneinte sie und unterstützte ab da mein Rocktragen, ja nahm mich vor Kritikern in Schutz.
Lernen. Ja, es dauert bei unterschiedlichen Menschen unterschiedlich lange. Über Jahrhunderte wurde uns Homphobie, Antisemitismus, Hass auf Franzosen usw. beigebracht und zwar als moralisch und tugendhaft. Und so halten noch heurte Menschen für moralisch, was andere für unmoralisch halten.
Die Frage ist halt: Wie tolerant und geduldig soll man sein, bis Menschen lernen, dass Queers, Juden, Franzosen usw. in erster Linie Menschen sind und erst danach Merkmale an sich haben, die anders sind, als die ihren?
Du bist nicht queer, also kannst Du schön Verständnis haben dafür, dass Menschen das nicht verstehen können, wie man queer sein kann. Wärest Du betroffen und würdest unter dem Unverständnis leiden, sähest Du das anders. Vielleicht hättest Du Deine Heimatregion verlassen und wärest in einer Großstadt in der "Szene" untergetaucht, die die Queers sich geschaffen haben, weil sie unter den "Normalen" nicht als normal angesehen werden. Und diese "Szene" gebiet wirder Verdächtigungen unter den "Normalen", dass da Unmoralisches oder gar Illegales gegtrieben werde, so wie die Römer damals es von den Christen in ihren geheimen Gottesdiensten in den Katakomben dachten.
Also: Ja, ich toleriere Menschen, die nicht dazu lernen können oder wollen, solange sie damit keinen Schaden anrichten. Ich muss es auch tolerieren, denn sonst würde ich verrückt werden, angesichst der Langsamkeit, in der gelernt wird, auch in Bezug auf vieles andere, wie Ungerechtigkeit in der Wirtschaft, Umweltzerstörung usw. Wenn technisches Lernen ratzfatz schnell vor sich geht, wenn selbst die konservativsten Menschen moderne Computer bedienen können, aber die Moral oder Ethik nicht mitwächst, sondern auf Steinzeitniveau bleibt: "Wir und die Anderen", wobei wir ein "Wir in Vielfalt" bräuchten.
Aber: Auch ich lerne nicht alle so schnell, wie es sein müsste. Und auch ich bin bequem, ja mitunter sogar faul. Diese Selbsterkenntnis fördert natürlich mein Verständnis für andere in ihrer Bequemlichkeit.
Immerhin, kaum ein Deutscher hasst noch Franzosen. Das haben wir schon mal mehrheitlich gelernt. Aber viele haben jetzt andere Feindbilder. Wie lange wird es noch dauern, diese Feindbilder alle zu überwinden?
LG, Micha