Lieber Zareen,
na ja, wir waren es seit Kriegsende gewohnt, dass der Wohlstand immer größer wird, immer mehr möglich wird, alles komfortabler wird usw. usf. In die andere Richtung zu denken, bescheidener werden, die Möglichkeiten zurückschrauben usw. klingt unangenehm.
Beispiel: Unsere Cousine in Salt Lake City hat ein schönes Haus. Mit Garten. Der Garten braucht Wasser. Der Pool braucht Wasser. (Wobei ich jetzt nicht wiß, ob sie einen Pool hat, aber einige der Nachbarn sicher.) Und dann brennt plötzlich der Wald in den Nachbarstaaten. Der Himmel im Westen ist rot von den Flammen, Rauch kommt mit dem Westwind. Und es kommt die Order, mit Wasser sorgfältig umzugehen. Neulich freute sie sich, dass es geschneit hat, auch im Gebirge. Grund der Freude: Schnee im Winter bedeutet Wasser im Sommer. Salt Lake City liegt in der Wüste. Sie schrieb auch, sie habe ihre Tochter in San Diego besucht. Nicht mir dem Fugzeug, wie üblich, sondern mit dem Auto. Es sind ja nur 16 Stunden Fahrt. Bis vor kurzem war das alles noch kein Thema für sie. Sie haben ihren Zweitwagen verkauft, weil sie in Rente geht. So schränkt sie ihren Lebenstil allmählich ein. Notgedrungen.
Wir hier in Deutschland leben in keiner Wüste. Als ich vor zwei oder drei Jahren einem Musiker auf Zypern ein Foto vom grünen Siegtal schickte, war er ganz neidisch und schickte mir ein Foto von seinem vertrocknenten Garten. Er meinte, wenn das so weiter geht, könnten sie eines Tages nicht mehr auf Zypern leben.
Es muss so kommen, wie Du es schreibst. Notgedrungen. Auch wenn es unbequem ist.
LG, Micha
PS: Sorry, eigentlich wäre mal wieder ein Rockthema dran. Ich bin halt nicht unfehlbar.