Lieber Harry,
ich hoffe du erlebst viele stimmige Gefühle. Aber ich befürchte, dass selbst Kritiker deiner Gefühle sich auf ihre stimmigen Gefühle berufen werden. Wie findest du mit deinem Kritiker dann einen gemeinsamen Nenner?
Skirtedman sagt zwar, dass Streiten auch Spaß macht, aber wenn wir wirklich einen Schritt weiter kommen wollen in einem Streitgespräch, dann muss ich den anderen auch verstehen wollen in seiner Meinung. Das ist umso schwieriger, wenn seine Gefühle einen anderen Hintergrund haben. Kann ich mit meinen gefühlten Parametern, die mir so klar und selbstverständlich sind, auch andere Gefühlswelten wirklich verstehen?
Was tust du Harry, damit der andere erkennt, dass deine Gefühle die stimmigeren sind. Und bist du umgekehrt bereit die Stimmigkeit deiner Gefühle anzuzweifeln, wenn der Streitpartner seine Gefühle stimmiger präsentiert. Nach welchen Kriterien bestimmst du das und sind die dann auch für die andere Seite gültig? Gibt es universelle Kriterien, auf die sich alle Parteien einigen könnten, die beim Abgleich von Gefühlen als Referenz dienen?
Studenten der Kommunikationswissenschaft bekommen gesagt, sich u.a. nach Habermas und Wittgenstein zu richten, die die geistigen Väter des Harvard-Konzepts sind. Alle Verhandlungskonzepte, die ich kenne, versuchen zu abstrahieren und das Gefühlte auf Belegbares herunterzubrechen, um die Augenhöhe zu schaffen, die Voraussetzung für einen Konsens ist.
Geht es deinem Gefühl nach auch ohne das Faktische, um eine andere Gefühlswelt zu verstehen und gegebenfalls von dem eigenen Gefühl zu überzeugen?