Erst vor Kurzem ist es mir selbst bewusst geworden, welche Situationen ich im Rock vermeide:
Nicht das Zusammentreffen mit vielen Menschen, nicht das Einzelgespräch, und auch nicht die freie Wildnis, nein, es sind die Situationen wo ich für einen gewissen Zeitraum unausweichlich mit mehreren fremden Menschen zusammen bin, vor allem wenn alle auch noch nichts zu tun haben.
An oberster Stelle stehen öffentliche Verkehrsmittel, oder Wartezimmer.
Jedenfalls zog ich gestern am Morgen ein etwa knielanges, enges Sweatkleid an, ich hatte nämlich übersehen, dass ich noch einen Termin beim Augenarzt hatte.
Ich der Plan war, mich noch umzuziehen, bevor ich los musste, leider hatte meine Frau ein Problem mit ihrem Auto, bei dem ich ihr helfen musste und dessen Behebung etwas mehr Zeit in Anspruch genommen hat, als erwartet.
Ich hatte also die Wahl, direkt zu Arzt zu fahren, und pünktlich zu kommen, oder nochmal nach hause zu fahren, mich umzuziehen und vermutlich zu spät zu kommen.
Ich habe mich, primär wegen der Herausforderung, entschieden den Umweg zu vermeiden.
Es lief wie erwartet: Beim Betreten des Wartezimmers wurde ich von den Anwesenden nach dem obligatorischen “Grüß Gott” ausgiebig und wiederholt gemustert. Sonst natürlich kein Ton.
Den einzigen Kommentar gab es von der Augenärztin, die sich etwas in ihrem Rock vergriffen hatte, der rutschte ihr, als sie sich mir gegenüber setzte, so weit hoch, dass ich fast ihren ganzen Slip sehen konnte. Als sie fast hektisch ihren ziemlich kurzen Rock richtete, sagte sie: “Sie haben bei ihrem Rock das glücklichere Händchen gehabt.”
Und was resultiert für mich aus dem Erlebten? Alles wie erwartet, und von daher werde ich das nächste Mal wohl wieder den Umweg machen und mich wohler fühlen.
Cephalus