Autor Thema: Pinkifizierung  (Gelesen 231 mal)

Offline cephalus

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Pinkifizierung
« am: Gestern um 15:38 »
Yoshi hat ein Thema angeschnitten, das ich sehr interessant, aber auch unschön finde:

Heutige Kindermode bildet den Unterschied zwischen den Geschlechtern noch stärker ab als Erwachsenenmode. Alleine die Motive und Farben sind schon sehr klischeemäßig. Bei Mädchen sprechen wir Pädagogen von der "Pinkifizierung", weil alles auf niedlich getrimmt ist, mit rosa Schleifchen, Glitzer, Prinzessinnenkleider, Tüllröcke, u. ä.

Ich habe nichts dagegen, wenn Kinder sich diese Kleidung selbst aussuchen. Mich stört es aber, wenn Eltern durch das Forcieren der Kleiderwahl ihre Kinder in eine bestimmte Genderrolle lenken wollen, von der sie nicht abweichen dürfen.

Selbst bin ich durch meine Kinder nicht mehr sehr betroffen, da mein Großer mittlerweile nur noch in der Männerabteilung passende Sachen findet, mein Kleiner im Bereich "14-16 Jahre" einkauft, obwohl er erst 11 ist.
Außerdem erschließen sich ihm mittlerweile die kleineren Damengrößen 30-32...
Da findet er Kleider nach seinem Geschmack, mit der Mädelsabteilung in pink konnte er sich nie anfreunden.

Ich glaube aber auch, dass Mädchen, umgeben von pinken Mädchen gar keine freie Wahl haben, sich anders zu entscheiden.
Kinder machen nach, was sie von Gleichaltrigen sehen. Sich selbstbewusst für einen eigenen Weg, der dann auch noch offensichtlich ist, zu entscheiden ist nicht nur im Kindergartenalter schwer.

Durch deinen Beitrag ist mir wieder in Erinnerung gekommen, wie schwer es manchmal für Eltern ist, nicht in die Schienen Pink oder Dino zu kommen.
Es wird für manche Altersstufen kaum etwas anderes angeboten.

Suche mal ein schlichtes Kleid in nichtpink. Für meinen Sohn habe ich einmal ein Camouflagekleid bestellt, und auch an dem war dann, quasi als Alibi, eine rosa Schleife dran, die die Schere erforderte.

Ich bin mir nicht sicher, ob man alleine die Eltern verantwortlich machen kann, zum einen erschwert das Angebot die Auswahl, die Kinder nehmen andere zum Vorbild und fordern das Gleiche und eine Reflexion findet kaum noch statt.


Im vergangenen Jahr habe ich mit einer spitzen Bemerkung, in einem Kindergarten für Nachdenken, Diskussion und peinliche Berührtheit gesorgt:

Zum Muttertag wurden kleine Blumentöpfchen bepflanzt und liebevoll verziert.
Zum Vatertag wurde eine große Menge Hämmer bestellt und der Plan war, dass jeder Hammer mit dem Namen des Vaters versehen wird.

Ich meinte nur, wenn für Männer der Hammer, dann wäre für Frauen der Kochtopf wohl gerechter.
"Spinnst Du? Frauen an den Herd oder was?" War der erste Kommentar, bei der Denkprozess der dortigen Leitung einsetzte.
Die Hämmer liegen immer noch im Lager.

Ich glaube, bis wir die Pinkifizierung und alles was an klischeehaften auch später folgt überwunden haben, wird noch viel Zeit vergehen.







Online high4all

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #1 am: Gestern um 16:28 »
Ich glaube, bis wir die Pinkifizierung und alles was an klischeehaften auch später folgt überwunden haben, wird noch viel Zeit vergehen.
Solange sich damit viel Geld verdienen lässt, wird dieser Trend weitergehen. Es gibt ja auch rosa Werkzeug, extra für Frauen. Wenn das zusätzlich zum anderen Werkzeug gekauft wird, freuen sich die Hersteller. :-X

Im 19. Jahrhundert war rosa/rot für Jungs vorbehalten, wie diese beiden Gemälde zeigen:
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Hellblau hingegen war für Mädchen gedacht:
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Inzwischen ist die Farbzuordnung umgekehrt. Was im Grunde zeigt. dass diese Zuordnung eine Modeerscheinung ist.
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Offline Timper

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #2 am: Gestern um 16:32 »
Ich glaube eher Klischees werden nie überwunden. Bestenfalls schwächen sie sich ab.
Sieh dich um. Nimm mal als kleines Beispiel Kosmetik, zb Nagellack. Klarlack und dezent geht. Wenn’s bunt wird wird gleich eine Schublade aufgemacht.
Und das gilt für unendlich viele Dinge. Nicht nur Röcke.
Und dh man achtet drauf sich von Farben fernzuhalten die in Richtung Lgbt tendieren.
Sushi Rolls Not Gender Rols.

Rock tragen? Ich darf das!

Offline Yoshi

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #3 am: Gestern um 17:36 »
Kinder wachsen halt schon mit den gängigen Motiven auf. Jungs haben Dinos, Superhelden, Star Wars, etc. und Mädels Einhörner, Prinzessinnen oder Barbie. Das deckt sich auch meistens mit den Interessen der Kinder. Es gibt aber auch immer mehr Eltern, die ihre Kinder "genderneutral" erziehen. Da haben Jungs auch mal längere Haare mit rosa Glitzerspangen, Nagellack oder feminin anmutende Leggings und Shorts an. Das wird sogar immer häufiger.

Je konservativer die Familie, desto mehr werden die Klischees bedient. Das ist nicht nur die Farbe pink bei Mädchen, sondern auch Glitzer, Tüll, Schleifen, etc. Jungsmode würde ich noch "realitätsnah" an Herrenmode angelehnt bezeichnen, denn bis auf die Leggings und Strumpfhosen wird der Großteil der Kleidung auch von erwachsenen Männern getragen. Mädchenmode ist schon teilweise sehr "realitätsfern" und eher eine Verkleidung als Prinzessin. Der sehr beliebte Tüllrock in pink oder regenbogenfarbend würde beispielsweise niemals von einer erwachsenen Frau im Alltag angezogen werden.

Neben der verniedlichenden Pinkifizierung sehe ich die "Sexualisierung" von kleinen Mädchen als Problem. Ich spreche da beispielsweise von Pumps, teils mit kleinen Absätzen oder Kniestrümpfe, die wie Strapsen aussehen oder Shorts, die deutlich kürzer sind als bei den Jungs. Die Kleidung ist ja teilweise schon auf feminine Rundungen geschnitten, die im Kleinkindalter gar nicht vorhanden sind, wie beispielsweise Kleider mit schmalen Taillen.

Ich glaube auch weniger, dass die Kleidung von den Kindern auskommt. Klar, im Kindergartenalter wollen Mädchen typische Mädchenkleidung und Jungs typische Jungskleidung anziehen, vor allem weil der Freund es halt auch trägt. Ich sehe diese geschlechtergetrennte Kleidung aber auch schon bei Kindern in der Krabbelstube (0-3 Jahre), die sich nicht selbst für diese Kleidung entschieden haben. Bis sie sich diese Kleidung überhaupt verbal wünschen können, sind sie schon lange vorgeprägt worden. Der beste Beweis für mich ist immer, wenn die Jungs "Mädchensachen" aus der Verkleidungskiste anziehen wollen. Gerade in den letzten Tagen fiel mir wieder auf, wie häufig die Jungs mich auf Nagellack und Rock ansprechen, weil sie das schön finden und mir Komplimente dafür geben. Nicht selten kommt es von den "harten Kerlen", die kämpfen, Star Wars spielen und manchmal sehr vorlaut sein können.

Wer zwei Minuten Zeit hat, kann hier mal reinschauen.


Offline MAS

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #4 am: Heute um 00:14 »
Das ist dann ja Gendern. Aber die so gendernden Konservativen regen sich über das Gendern auf, meinen damit aber was anderes.

LG, Micha
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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #5 am: Heute um 12:52 »
Danke, Yoshi, für den verlinkten Beitrag aus "her-career.com".

Allerdings Micha, bitte hier nicht schon wieder den Gender-Begriff in seiner Verwendung analysieren und darauf hinweisen, wer was wie und wieso richtig oder falsch macht in der Verwendung des Begriffes!!!

Zurück zum Artikel:
Wichtig erscheint mir vor allem das Ende des Beitrags, und da ganz besonders die letzten zwei Sätze:

Zitat
... Das wollen laut SZ viele Eltern ihren Söhnen ersparen und raten ihnen aus Angst vor Mobbing von weiblich konnotierten Artikeln ab. Schnerring ermutigt Eltern, dem Nachwuchs den Rücken zu stärken. Es gehe um wesentlich mehr als um Farben und Stoffe: „Es geht um ganze Welten, die den einen vorenthalten und den anderen aufgedrängt werden.”
Witzigerweise spielt das Portal "her-career.com" durchaus auch auf der Farbklaviatur mit ihrem Hauch von Rosa-Orange/Apricot...

Ja, "den einen vorenthalten, den anderen aufgedrängt"...

Zum Vatertag wurde eine große Menge Hämmer bestellt und der Plan war, dass jeder Hammer mit dem Namen des Vaters versehen wird.
Ich meinte nur, wenn für Männer der Hammer, dann wäre für Frauen der Kochtopf wohl gerechter.
"Spinnst Du? Frauen an den Herd oder was?" War der erste Kommentar, als der Denkprozess der dortigen Leitung einsetzte.

Dieses Beispiel von Cephalus zeigt mir ganz deutlich, dass der Leidensdruck, in eine Rolle gedrängt zu werden, den Frauen sehr viel eher zugebilligt wird als den Männern.

Auch Yoshis Ausgangs-Beitrag, der hier zu diesem Thread dann animierte, zeigt mir das ebenso - sorry, Yoshi - ziemlich deutlich:

Heutige Kindermode bildet den Unterschied zwischen den Geschlechtern noch stärker ab als Erwachsenenmode. Alleine die Motive und Farben sind schon sehr klischeemäßig. Bei Mädchen sprechen wir Pädagogen von der "Pinkifizierung", weil alles auf niedlich getrimmt ist, mit rosa Schleifchen, Glitzer, Prinzessinnenkleider, Tüllröcke, u. ä.

Ich habe nichts dagegen, wenn Kinder sich diese Kleidung selbst aussuchen. Mich stört es aber, wenn Eltern durch das Forcieren der Kleiderwahl ihre Kinder in eine bestimmte Genderrolle lenken wollen, von der sie nicht abweichen dürfen.

Yoshi zielt in seinem Beitrag sehr deutlich auf die "Pinkifizierung" der kleinen Mädchen ab.

Man mag das ja als Beobachter als ganz furchtbar empfinden, wenn kleine Mädchen bis in die Pubertät hinein z.B. in diese Verniedlichung getrieben werden. Was mir aber fehlt, ist das zeitgleiche Mitgefühl, dass Jungs ja auch - und ich empfinde das als noch viel furchtbarer - durch das Forcieren der Kleiderwahl in eine bestimmte Genderrolle gelenkt gedrängt werden, von der sie nicht abweichen dürfen.

Auch wenn es immer mal wieder vorkommt, dass zwei, drei Jungs in einer Kita sich an der Verkleidungskiste freiwillig an den "Mädchensachen" vergreifen, auch wenn es wohl ziemlich in jedem Kindergarten einen Jungen gibt, der öfters mal schon von zuhause aus in Mädchensachen, z.B. in einem Kleid in die Kita kommt.

Dennoch kommt es millionenfach vor, dass kleine Jungs in Hosen gedrängt werden, ob sie es sich nun selbst ausgesucht haben oder nicht. Die Beteuerung: "Er kann ja anziehen, was er will" bleibt aber nur eine nicht mal halbherzige, denn man hat ihn ja zunächst in seine Hosenrolle hineingedrängt und schon eingehämmert, dass alles andere als Hosen irgendwie fürchterlich unmöglich wäre. Wo bleibt da der freie Wille, wenn er eines Tages liberal angeboten bekommt, dass er ja anziehen könne, was er will?

Auch hier wird der Leidensdruck den Mädchen deutlich mehr zugebilligt als den Jungs einen solchen zuzugestehen.

Wer sagt denn, dass Jungs wirklich freiwillig Hosen tragen, wenn man ihnen vorher nie was anderes zu erleben gegeben hat?
Wer sagt denn, dass Männer ganz selbstverständlich keinen Leidensdruck haben, wenn sie automatisch alle handwerklichen Tätigkeiten im Haushalt erledigen müssen?

Online Skirtedman

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Antw:Pinkifizierung
« Antwort #6 am: Heute um 13:10 »
In puncto Pinkifizierung muss ich sagen, dass mir da z.B. auch bestimmte Gedankengänge schon durch den Kopf waberten.

Es dürfte jetzt so fünf, sechs Jahre her sein, so in diesem Zeitraum plusminus. Da fiel mir ganz stark auch diese Pinkifizierung bei den neuen Rentnerinnen auf.

Oftmals weitestgehend im Job durchgearbeitet, paar Erziehungsjahre anerkannt bekommen. Diese, die ich meine, nahezu alle alleinstehend, schon lange Single weil verwitwet oder geschieden, oftmals noch mit einer erklecklichen Witwenrente ausgestattet.

Oft treffen sie sich untereinander, gehen auf Basare, Ausstellungen, Kunstevents, Kellereibesichtigungen.

Und fast jede hat irgendwie etwas an sich, zumeist mehrfach, was dieser Pinkifizierung unterliegt.

Die Gedanken, die mir durch den Kopf gingen, waren zu jener Zeit (wie oben erwähnt): Mein Gott, was müssen diese Damen (nicht selten mit praktischem Kurzhaarschnitt) immer zu diesen Symbolen greifen? Warum müssen da Glitzersteinchen am bulligen Sneaker sein? Warum braucht es diese rosa oder pinken Streifen am Anorak? Warum braucht es immer diese wilden, oft aufdringlichen Muster auf Blusen oder Schnörkel am Hoodie? Mich "kotzte" das eine Zeitlang tatsächlich an. Weil ständig und überall sichtbar. Warum müssen die sich immer mit Glitzer, Strass und Pink markieren?

Von diesen Gedanken bin ich mittlerweile eher wieder abgekommen. Denn inzwischen habe ich selber einige dieser Markierungen für mich erobert. Meine - zum Beispiel - zwei, drei rosatönigen Winter-/Frühjahrsschuhe kommen zwar eher selten zum Einsatz, aber ich habe dieses Terrain auch für mich erschlossen und nehme diesen Markierungen - nach meiner Interpretation - diese typisch weibliche Konnotation.

Ich nehme mir die Freiheit, in diesem pinkifizierten Terrain zu wildern. Und dekonstruiere zumindest in meinem Kopf die Aussagekraft dieser Pinkifizierung. Und ich habe keine Angst vor dem "Mobbing", wie in diesem her-carrer.com-Beitrag erwähnt wird. Es macht Spaß, sich diesen Dingen zu ermächtigen, auch wenn die meisten Leute das falsch interpretieren werden.


 

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