Autor Thema: Die Blockade  (Gelesen 149919 mal)

Offline MAS

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Re:Die Blockade
« Antwort #45 am: 03.05.2004 13:44 »
Hi Cephalus,

ich sage mal (frei nach Jesus): Konventionen sind für die Menschen da, nicht die Menschen für die Konventionen.

Natürlich sind Konventionen (Ãœbereinkünfte) notwendig. Schon das Benutzen einer Sprache ist eine Konvention. Ohne geht es nicht, da wir eben keine Instinkte mehr haben, die unser Verhalten exakt steuern, und ein Neuentscheidenmüssen in jeder denkbaren Situation uns handlungsunfähig machen würde. Denn auch Entscheidungswege folgen Konventionen, und zwar welchen auf grundlegenderen Ebenen.

Ich unterscheide aber zwischen Konventionsgebrauch und Konventionsverhaftung. Letzteres bezeichnet ein gewissermaßen sklavisches Befolgen von Konventionen, ohne die eigene Freiheit, Mündigkeit und Verantwortung noch ins Spiel zu bringen.

Am 30.5. werde ich in Bonn einen Vortrag über mein Konzept des sozialverantwortlichen Eigensinns halten.  Das Thema "Konventionen" spielt darin eine zentrale Rolle. Sozialverantwortlicher Eigensinn bedeutet dabei nicht, Konventionen einfachso über Bord zu werfen, aber doch immer als freies, mündiges und verantwortliches Subjekt die Herrschaft über die jeweilige Zustimmung oder Ablehnung einer Konvention zu behalten, und Konventionen nicht für unabänderliche Naturgesetze zu halten.

Konventionen sind immer menschliche Konstrukte, und der Schöpfer sollte immer die Herrschaft über sein Geschöpf behalten, es sei denn, er spricht diesem Geschöpft die Würde der Subjekthaftigkeit zu. Das müsste er dann aber auch rechtfertigen, warum er das bei Konventionen tun will.

In Bezug auf das Röcketragen benutze ich ja auch Konventionen, nämlich z.B. die, dass Ergebnisse eine logischen und konsequenten Denkens jenen eines willkürlichen und rein emotionalen vorzuziehen ist, und beurteile die Konvention, dass Männer nur Hosen tragen demzufolge als eine überflüssige Konvention. So steht eine Konvention gegen die andere, und beide haben eine Gültigkeit in unserer Gesellschaft. Jetzt bin ich in meiner Mündigkeit und Verantwortung gefragt, welcher Konvention ich den Vorrang einräume.



Liebe Grüße,

Michael
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triks

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Re:Die Blockade
« Antwort #46 am: 04.05.2004 20:14 »
...
Am 30.5. werde ich in Bonn einen Vortrag über mein Konzept des sozialverantwortlichen Eigensinns halten.  ...

Das liest sich alles sehr interessant. Würdest Du das Skript zu diesem Vortrag Interessierten zur Verfügung stellen?

Wolfgang

Offline MAS

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Re:Die Blockade
« Antwort #47 am: 05.05.2004 08:59 »
Hi Wolfgang,

ich habe schon vor zwei Jahren mal meinen Text mit dem Titel "Sozialverantwortlicher Eigensinn" in Männerrock-Forum (das vom KtV) gestellt. Beim Vortrag am 30.5. werde ich das aber nicht vorlesen, sondern etwas anders vorgehen, eher frei reden und auch mal was anderes vorlesen, was dazu passt, z.B. auch einen Text von Hermann Hesse über den Eigensinn.

Soll ich Dir meinen Text mal zumailen?

Liebe Grüße,

Michael
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Offline conne

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Re:Die Blockade
« Antwort #48 am: 17.07.2004 16:38 »
Hallo Leute,

ich möchte mal wieder was zu diesem alten Thema beitragen. Seit ein paar Wochen trage ich zu meinen Samstagseinkäufen und zu meinem Stadtbummel am Samstagnachmittag Röcke.
Zitat der Verkäuferin an der Wursttheke heut Vormittag: "Ich finde es gut, wenn Männer Röcke tragen".

Grüßle


Offline MAS

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Re:Die Blockade
« Antwort #49 am: 20.07.2004 09:23 »
Vorletzten hörte ich diese Wort auch von einer Frau mit französischem Tonfall und den Zusatz: "Es sollte merh Männer tun."

Und am letzten Sonntag von einer Araberin: "Steht Ihnen gut!", ich: "Danke!", sie: "Schön luftig, ne?", ich: "Ja.", sie: "Ich weiß. Deshalb geht es uns Frauen auch immer so gut.", ich: "Die freie Auswahl, ja." Ich hätte eigentlich sagen sollen, dass es uns Männern auch so gut gehen kann, dass es die meisten nur nicht wissen und manche auch nicht wissen wollen.

So long!

Michael

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Offline karber

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Re:Die Blockade
« Antwort #50 am: 27.08.2004 13:27 »
Ich will - trau ich mich?

Wenn hier von Blockaden die Rede ist, so sollten wir auch die möglichen Ursachen dieser Blockaden suchen. Kann es nicht sein, dass wir als Männer einfach einem Klischee folgen, welches uns bereits vor vielen Jahren anerzogen wurde?

Die Urangst sich lächerlich zu machen, nicht die Anforderungen in der Umwelt zu erfüllen, die Angst 'anders' zu sein und ähnliches?

Jedem der diese Ängste und Blockaden wirklich uberwunden hat, zolle ich uneingeschränkt Respekt und grosse Achtung.

Bei mir dauert es noch, vielleicht bin ich noch in der Zwangsjacke und versuche mit aller Gewalt (statt mit List) diese abzulegen.

Grüsse Karl

Offline hirti

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Re:Die Blockade
« Antwort #51 am: 27.08.2004 14:12 »
Hi Karl,

Vielleicht würde es dir einfach mal bei der Verringerung deiner Blockaden helfen, wenn du mal einen Rockträger treffen und die Reaktion auf ihn beobachten könntest. Ich kann mir vorstellen dass das vielleicht sehr hilfreich ist. Vielleicht klappt es ja beim nächsten Mal wenn ich in deiner Gegend bin oder du in meiner.

Ãœbrigens denke ich, nur sehr wenige haben wirklich alle Blockaden ausgeräumt. Bei einigen sind sie aber zumindest so viel geringer, dass wir uns erheblich freier fühlen.

Trotzdem stellt man sich oft Fragen wie "sieht der Rock nicht doch zu tuntig aus", "sollte ich doch keine Stiefel anziehen" oder "Bescheißt mich die Werkstatt wenn ich im kurzen Rock hingehe?"
Aber auch Frauen stellen sich viele Fragen wenn sie ihre Kleidung auswählen und insofern finde ich es nicht schlimm, wenn man sich doch öfter Gedanken macht.

Grüße,
hirti

Offline karber

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Re:Die Blockade
« Antwort #52 am: 27.08.2004 14:47 »
Danke Hirti!

Wahrscheinlich hast du recht! Es ergibt sich sicher mal was betreffend Treffen Rockträger.

Grüsse Karl

Offline conne

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Re:Die Blockade
« Antwort #53 am: 28.08.2004 12:11 »
Hallo Karl,

gestern war in einem Kulturzentrum in Stuttgart ein Konzert von einer meiner lokalen Lieblingsgruppen. Ich habe gestern Abend ein wemig hin-und herüberlegt, und mich dann doch für einen Rock entschieden. Ein knielanger, gerade geschnittenr Rock (dunkles Grau mit helleren Nadelstreifebn). Dazu eine schwarze FSH, weinrotes Hemd, schwarze Halbschuhe und Jeansjacke.
Es waren etwa 100 Leute da, außer mir nur noch zwei, drei Frauen im Rock. Es gab keine Reaktion, weder negativ noch positiv.

Aber mir hat es im Rock noch mehr Spaß gemacht.

Grüßle nach Österreich

Offline Aryaman Stefan

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Re:Die Blockade
« Antwort #54 am: 07.09.2004 09:43 »
hirti schreibt: "Vielleicht würde es dir einfach mal bei der Verringerung deiner Blockaden helfen, wenn du mal einen Rockträger treffen und die Reaktion auf ihn beobachten könntest. Ich kann mir vorstellen dass das vielleicht sehr hilfreich ist." Da könnte ich lange warten hier tief im trockenen Mecklenburg im Minidorf abgelegen am Waldrand ... außer daß Udo mich mal besucht hat, der einen beigen Cordrock trug und mir einen frisch gekauften Bambus eingepflanzt hat.

Es scheint tatsächlich in den inneren Programmen der Männer (und schon ganz früh der Knaben) zu liegen: "Mann trägt nie Rock!" Denn es sind nur die Männer, die scheel gucken oder eine leicht freundliche Abwertung bringen, nie die Frauen. Was mich betrifft, so interessiert mich aber die Haltung der anderen Männer nicht, aber umso mehr die der Frauen - und da habe ich denn keine Blockaden - oh bin ich glücklich! denkt sich Aryaman Stefan



ich liebe lange weite Röcke - oh dieses Wehen im Meereswind hier im Norden

mario13

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Re:Die Blockade
« Antwort #55 am: 12.06.2005 13:09 »
Hallo zusammen !
Ich melde mich zum ersten mal in diesem Forum und gehöre
zu den Männern die nur heimlich in der Freizeit Röcke tragen.
Da mich das Rocktragen immer mehr begeistert möchte ich
es auch in der Öffentlichkeit tun können.
Da ich in einem sehr konservativem Dorf lebe sind hier die
Vorurteile bestimmt größer als in einer anonymen Großstadt.
Welche Erfahrungen habt Ihr diesbezüglich gemacht?
Sollte ich meine ersten Schritte in die Öffentlichkeit besser in
einer Großstadt machen?

Mit freundlichem Gruß

mario



Offline Luan

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Re:Die Blockade
« Antwort #56 am: 12.06.2005 13:53 »
Hallo Mario,

es heißt ja immer wieder, dass man sich im Grunde nicht fürchten braucht, im Rock auf die Strasse zu gehen, und ich tue mich dabei auch noch etwas schwer.  Mein erster "öffentlicher Auftritt" war im Ausland und da war es mir im Grunde egal, was die Leute denken. Rock im Rucksack mitnehmen, umziehen und die Gegend im Rock geniessen und wenn man nicht mehr mag, kann man sich ja wieder umziehen.

Hilfreich ist auch eine Sonnenbrille hinter der man sich "verstecken" kann und meine Urlaubsvorbereitungen laufen und diesmal ist mindestens auch ein Rock mit dabei.

Schönen Tag noch
Magix
Gib deine Ideale nicht auf! Ohne sie bist du wohl noch, aber du lebst nicht mehr. (Mark Twain)

JuergenB

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Re:Die Blockade
« Antwort #57 am: 12.06.2005 22:12 »
Hallo Mario,

das halte so wie Du Dich am wohlsten fühlst. Fällt es Dir einfacher, im Kreis von Menschen die Dich kennen und bestimmt nicht falsch einordnen, das erste Mal im Rock zu erscheinen, dann ist ein kleines Dorf, in dem jeder jeden kennt, sicherlich von Vorteil. Allerdings, da hast Du Recht in Deiner Befürchtung, mußt Du auch mit Fragen rechnen, wie man sie nur guten Bekannten stellt (Hey, Du hast ja nen Rock an! Wieso denn das?).

Das kannst Du in der Stadt, groß und fern der Heimat, getrost vergessen. Dafür mußt Du dort damit rechnen, daß manche dieser fremden Menschen Dich in eine Schublade stecken wollen. Bei einzelnen erfährst Du das sofort (Hey, schwul oder was?), andere denken sich das vielleicht? Selbst nach Jahren wird es immer noch genug Menschen in der großen Stadt geben, die damit nicht klarkommen. Das kannst Du ignorieren, das kannst Du selber werten (ist der Mensch mir so wichtig, daß ich seine Meinung beachten muß?), oder Du kannst daran zugrunde gehen. In einem kleinen Dorf, wo jeder jeden kennt, gibt es das nicht. Der erste sieht Dich, spricht Dich darauf an, erhält eine Antwort; beim zweiten und dritten geht es ebenso. Achja, der zweite war die Dorfzeitung? Mit weiteren Fragen brauchst Du nicht mehr rechnen, das Thema ist durch und man geht zur Tagesordnung über. Fragen kommen höchstens nochmal, wenn Du wegen irgendeiner körperlichen Tätigkeit nochmal zur Hose greifst: "Bist Du krank? Du in Hose?"

Gruß
JürgenB (aus einem Eifeldörfchen)

Offline Daedalus

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Re:Die Blockade
« Antwort #58 am: 13.06.2005 13:50 »
Ein Weg um die Blockade zu überwinden ist der Besuch einer Veranstaltung.
Im Juli zum Beispiel sind wieder die Ritterspiele auf dem Schloß Kaltenberg im Nordwesten von München.
Ich werde am 8. Juli wieder dort sein. (Im Kilt)
Letztes Jahr habe ich einige Rockträger gesehen. Es werden jedesmal mehr.
Deshalb fällt man selbst nicht so sehr auf.

Offline Skirttrender

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Re:Die Blockade
« Antwort #59 am: 13.06.2005 14:30 »
hallo karber,

ich wohne seit diesem Jahr in einer Kleinstadt. Z.B. kennt Jeder die "Frau von der Post" mit Vornamen, usw.

Bereits woanders öff- Rock-Erfahrung gehabt, hier dann auch mit Rock. Hinter meinem Rücken haben sie darüber geredet, aber halt verwundert und verblüfft, nicht alle negativ. Aber dann beim zweiten, dritten Mal mit Rock, wars kein Thema mehr. Selbst als ich mit ihnen darüber reden wollte, wollten sie nicht.

In einem Laden stand hinter mir eine ältere Frau (= über 60) sie meinte:"Schön ist anders." Aber ich redete mit ihr, konnte sie überzeugen, und immerhin ihre Toleranz erreichen,

Einfacher ist es, andere männl. Rockträger zu finden, und gemeinsam raus in die Öff. Mir hat anfangs eine Kollegin geholfen, die mit mir zusammen i.d. Öff. war. Ich mit Rock, sie in Hose. Aber die Anderen haben die Akzeptanz durch diese Frau gesehen, durch deren Beisein. Keinerlei Probleme, im Gegenteil. Wenn die Frau in ihrem Stammlokal alleine war, hat deren weibl. Personal mich vermisst, und sie nach mir gefragt.

Gruss

Skirttrender
....eigentlich sollte ich was arbeiten, aber jetzt poste ich halt lieber.....


 

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