Autor Thema: Schwache Beratung beim Rockeinkauf  (Gelesen 14698 mal)

Offline rockpeter

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #15 am: 26.02.2020 21:40 »
Hallo Aron,

das habe ich auch schon erlebt. Es war amüsant zu sehen, wie sich die Verkäuferinnen gewunden haben, als ich eine Rock anprobieren wollte. Aber das war eher die Ausnahme.
Du musst einfach mal in verschiedene Geschäfte gehen, größere Ketten oder auch kleinere Familenbetriebe. Bei mir im Ort - ich wohne auf dem Land - gibt es ein familiengeführtes Bekleidungsgeschäft ausschließlich für Damen. Die Verkäuferinnen kennen mich schon, so 3 bis 4 Mal im Jahr kaufe ich dort ein. Ich komme mit dem Wunsch, mir ein schickes Oberteil, ein Rock oder ein Kleid zu kaufen. Dann kann es auch schon einmal sein, dass ich mit einer schicken Hose das Geschäft verlasse.
Letzten Endes sieht man den Geschäften nicht an, wie man als Mann beraten wird. Du musst es einfach ausprobieren und ich garantiere Dir, dass Du auch Erfolgserlebnisse haben wirst.

Viel Erfolg und liebe Grüße

Peter

Offline Aron

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #16 am: 26.02.2020 21:45 »
Hallo Lars,

das ist ja ne coole Geschichte. Früher war es für mich immer der Alptraum (ausversehen) in einen Laden zu kommen, wo es nur eine Damenabteilung gibt. Das Kopfkino war dabei immer so schlimm. Ich stellte mir vor, sobald man die Ladenkante übertritt, werden sämtliche verstörende Blicke der weiblichen Anwesenden dieses Ladens auf einen selbst gerichtet, die einen dann torpedieren und dazu zwingen, wieder umzudrehen, da ein Mann ja in einer Frauen-Boutique nix zu suchen hat... Ich weiß, völliger Humbug. Sofern man einen Rock dabei trägt. :)

Sag mal Lars, weißt du noch den oder die Hersteller von Deinen ersten Röcken? Würde mich sehr interessieren.
Eine Bundweite hab ich bisher noch nirgendwo gesehen. Nur die Konfektions- und internationalen Größen.

culture skirt

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #17 am: 26.02.2020 21:54 »
Dann erzähl doch mal hier, ob Männer sich heimlich für Röcke usw. interessieren, wissen wöllten wie sich das untenrum anfühlt und ob sie im Sommer neidisch auf Frauen sind, oder ob es doch nur Ausnahmen sind und die "normalen" Männer gar kein Interesse an Mode und Kleidung haben.
Und ob Rockträger für Männer Vorbilder sind, die vorher noch nie mit dem Gedanken gespielt haben oder, ob der Wunsch schon von selber bei solchen Männern da ist. Deine Wahrnehmung ist noch nicht so verdorben, dass da ehrlichere Einschätzungen kommen dürften.

Viele Grüße
Jule

culture skirt

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #18 am: 26.02.2020 22:06 »
Bei Halluber haben mich die Verkäuferinnen auch immer freundlich bedient. Gespräche über Mode haben sich allerdings nirgendwo entwickelt, wenn ich einkaufen ging. Ich wüsste gar nicht, was ich erzählen sollte. Die Antworten wären auch vorhersehbar. Die werden nicht sagen, dass sie es scheiße finden (auch wenn sie es vielleicht scheiße finden).
Ich werde wie alle andere Frauen bedient.

Viele Grüße
Jule


Lars

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #19 am: 26.02.2020 22:49 »
Sag mal Lars, weißt du noch den oder die Hersteller von Deinen ersten Röcken? Würde mich sehr interessieren.
Eine Bundweite hab ich bisher noch nirgendwo gesehen. Nur die Konfektions- und internationalen Größen.

Da war alles Mögliche dabei ... wobei es eine leichte Dominanz der Marken Esprit und Zara gab, wenn ich mich recht erinnere. Die haben seinerzeit wohl am ehesten meinen Geschmack getroffen  :D Es waren auch No-Name-Sachen dabei, teils von erstaunlich guter Qualität. So manchen gebraucht erstandenen Rock habe ich auch noch etwas modifiziert und häufig, bei originaler Midi-Länge, auf meine Knie-Länge gekürzt.
 
Und es ist SEHR wichtig, daß bei Gebraucht-Angeboten die Bundweite angegeben wird. Das ist das alles entscheidende Maß. Nur die Größe allein reicht nicht, die ist seltenst wirklich aussagekräftig. So habe ich Röcke in den Größen 38 bis 44, oder L bis XXL, die mir alle passen und die gleiche Bundweite haben.
Im Zweifel fragst du den Verkäufer nach der Bundweite, bevor du ein Gebot abgibst oder das Teil verbindlich kaufst.
Bei neuen Sachen aus dem Online-Versand ist gottseidank fast ausnahmslos eine Größentabelle zu finden, mit genauen cm-Angaben zu Bundweite und Länge.

Offline Aron

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #20 am: 26.02.2020 22:52 »
Zu Jules Fragen:
Ich glaube, die ersten drei Sachen treffen schon mal voll zu. Manche Männer interessieren sich für Röcke, weil es natürlich etwas Besonderes ist, vielleicht auch etwas erotisch, aber durchaus tragbar, weil es früher so ja auch praktiziert wurde im alten Rom oder Griechenland. Es wurde halt vergessen.
Dann die Neugierde, wie es sich untenrum anfühlt. So ist es eigentlich überall, auch beim Thema Kleidung. Wie es bei Oberteilen eine Vielfalt gibt (T-Shirts, Hemden, Jacken,...), so gibt es bzw. so soll es auch bei "Unterteilen", also Beinbekleidungen eine Vielfalt geben. Da spielt dann auch der Gedanke der Gleichberechtigung bzw. des Genderns eine Rolle. Viele andere Foren führen an, dass Gleichberechtigung keine Einbahnstraße ist. Frauen haben zum jetzigen Zeitpunkt die volle Entscheidungsfreiheit, wenn sie morgens vor dem Kleiderschrank stehen. Was ziehe ich heute zur Arbeit an? Eine schicke Hose oder mal wieder Rock mit Strumpfhose?
Und wie sieht's bei den Männern aus: Was ziehe ich denn heute an zur Arbeit? Eine Jeans oder eine Kordhose? Wow, was für eine Auswahl... Klar, ist das zum jetzigen Zeitpunkt ungerecht. Aber wie heißt es denn immer so oft: Die Frauen haben sich ihre Hosen erkämpft. Und jetzt sind die Männer dran, um ihnen entgegenzukommen. Das ist dann wahre Gleichberechtigung, finde ich.

Und dann der dritte Punkt:
Letztens hab ich im Internet Bilder gesehen, wo junge Schüler in anderen Ländern allesamt Röcke getragen haben. Ja, die Jungs. Das fand ich erst einen Faschingsscherz. Oder einen Karnevals-, April- (oder was auch immer) -Scherz. Haufenweise solcher Gruppen, die so wirklich zur Schule gingen. Und was war der Grund dafür? Ja, zum einen wieder Gleichberechtigung. In Frankreich wurde das mal vor kurzem umgesetzt. Eigentlich sollten das nur die Frauen machen, um ihr Selbstbewusstsein durch Gruppenzugehörigkeit zu stärken. Später machten dann auch die Männer mit (das ist mal ein richtiges Wir-Gefühl).

Aber in vielen anderen Ländern gibt's noch einen anderen Grund: Den Schülern ist es in ihrer Schuluniform im Sommer zu heiß. Bei 42 Grad tragen die Männer schön ihre Anzughosen und die Frauen Röcke. Den Jungs sind Shorts verboten worden, also trugen sie eines Tages Rock.

Momentan sind es nur Ausnahmen, die, die Rock wirklich tragen. Das ist noch alles andere als normal. Es ist sogar in vielen Gebieten Deutschlands eher verpönt. Ich hab mal gelesen, das läge daran, dass Männer unbedingt Männlichkeit ausstrahlen müssen. Frauen würden niemals auf gleicher Ebene stehen wie Männer, sondern sich nur diesen in ihrer Rolle annähern. Wenn ein Mann Rock tragen würde, dann würde er sich erniedrigen. Also auf die niedrigere Rolle der Frau stellen. Ob diese Theorie stimmt, weiß ich nicht.
Der Rock wird sich vermutlich nur dann flächenmäßig durchsetzen, wenn dessen Nutzen auch für die männliche Schöpfung ganz klar angepriesen wird. Und dazu zählt ganz klar die Freiheit "untenrum" und die bessere Kühlung im Sommer. So schräg das klingt. Die Hose sei laut anderer Quelle im Internet sogar nur für Frauen wirklich bequem wegen der Anatomie. Männer wären mit Rock besser beraten. Naja, kann man so sehen, muss man aber nicht.

Allerdings muss sich der Rock ja nicht komplett durchsetzen. Es wäre ja komisch, wenn kein Mann mehr in Hosen rumrennt. Es würde ja schon reichen, wenn Rocker einfach toleriert werden. Und nicht schräg angeguckt werden, egal ob von Frau oder Mann, jung oder alt. Und ich sehe das hauptsächlich nur dann erreicht, wenn viele ihn tragen.

Ob Männer generell kein Interesse an Mode und Kleidung haben... Blödsinn. Das sind halt wieder einfache Stereotype, Schubladendenken. Manche ziehen sich modisch an und sehen das als eine Art Hobby. Andere stärken dadurch ihr Selbstbewusstsein. Andere schlüpfen damit in andere Rollen, entfliehen ihrem Alltag, ihrem vorherigen Leben, wie auch immer.
Aber vermutlich sind die meisten solche Biedermeier's, die ihre Klamotten von ihrem Lebenspartner in der Früh aufs Bett gelegt bekommen.

Ob Rockträger für Männer Vorbilder sind... sehr gute Frage. Mir fällt da gleich der Kilt oder der Schottenrock ein. Und das sieht schon männlich aus, finde ich. Man hört ja oft, dass Rockträger meistens deshalb beschimpft oder gar beleidigt werden, weil sie genau das machen, was sich die Beschimpfer nicht trauen. Als Mann Rock tragen. Allerdings bezweifle ich stark diese Theorie.

Ob ein Wunsch für etwas (also Rock tragen) angeboren ist oder erlernt wird, im Englischen die Nature versus Nurture -Debatte, geht schon eng mit Vorlieben oder gar Fetischen einher. Gleiche Diskussion, bisher noch keine Belege.

Ich hoffe, ich konnte etwas "unverdorben" zu diesem Thema Rockmode beitragen. Für Röcke konkret interessiere ich mich jetzt erst seit geschätzt drei Wochen. Einer der wichtigsten Aspekte, warum ich gerne Röcke (auch öffentlich) tragen möchte, ist, dass ich keinen Grund sehe, warum das aktuell nur die Frauen dürfen. Im Sommer sollen beide Geschlechter davon profitieren dürfen. Wie gesagt, früher war das Gang und Gäbe. Und dafür möchte ich gerne einen Beitrag leisten.

culture skirt

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #21 am: 26.02.2020 23:04 »
Und was war der ausschlaggebende Punkt vor den 3 Wochen, dass du auf den Gedanken mit dem Rock gekommen bist? Bist du alleine drauf gekommen und hast dann recherchiert, oder war der Gedanke erst durch Berichte gekommen?
Wie siehts denn bei deinen Freunden aus, sehnen die sich auch manchmal, sich so freizügig anziehen zu können wie die Frauen?
Und was hält Männer davon ab, ihre "Gleichberechtigung" durchzuziehen? Wenn ich Männer frage, höre ich immer, dass sie gleichberechtigt sind aber nicht ihre Freundinnen/Frauen.

Viele Grüße
Jule

Offline Aron

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #22 am: 26.02.2020 23:49 »
Davor hatte ich noch andere Gedanken, wie man sich als Mann heutzutage alternativ kleiden kann, dass es noch "gesellschaftstauglich" ist. Zum Beispiel wollte ich ne Leggings tragen. Und nicht immer nur weite Hosen. Aber weil ja immer angeführt wird, dass Männer noch was haben, das dann so eingequetscht ist und dann sichtbar ist (ojeoje, wie schlimm, aber kann man sich eigentlich denken, dass Mann da was trägt), wollte ich dann Shorts drüber tragen. Bisher hab ich das noch nicht gemacht. Außer beim Sport, da trage ich jetzt immer ne enge Lauftight mit Sporthose drüber, um zu sehen, ob Passanten generell was gegen enge Kleidung bei Männern haben. So bin ich dann auch mal beim Bäcker in Sportkleidung reingegangen, um Blicke einzufangen. Und was soll ich sagen? Ich glaube, wir bilden uns auch einiges nur ein. Vieles ist nur Kopfkino.
Auf das Thema Rock bin ich nur durch Recherchieren im Internet gekommen. Bisher sah ich dazu keinen Bericht außer vor Jahren mal einen bei Sat.1, ob Jungs auch Miniröcke tragen können. Also nix nennenswertes objektives bisher. Aber mittlerweile, seit nicht allzu langer Zeit gibt es ja in vielen Regional- und Onlinezeitungen immer wieder mal jemanden, der sich vorstellt und outet, dass er gerne Frauenklamotten trägt. Und als Reaktion kommt dann fast immer einer, der sagt, das hat in der Zeitung nix verloren, ob der Typ privat Rock trägt. Und letztens wurde sogar so ein Hater selber gehatet, denn viele fänden das gut, dass der den Mut aufbringt sich zu outen. Also scheinbar findet da ein Wandel statt.

Meine Freunde wissen von meinen,  nennen wir's mal Vorlieben, nix. Wenn man hier in Niederbayern anders ist, hat man es nicht unbedingt leicht. Gruppenzugehörigkeit ist hier alles. Da reicht eine wage Vermutung von Bekannten, Nachbarn, sogar Freunden und es wird gemunkelt wie die Sau. Wem es noch nicht ganz klar ist, was ich damit meine: Du ziehst irgendeinen Rock an und eine Strumpfhose und gehst so aus dem Haus. Ein Nachbar sieht das, das du "seltsam" angezogen bist und erzählt das auf dem nächsten Stammtisch. Gleich kommt  der Gedanke auf, dass du dich mit irgendjemandem- ihr wisst schon- treffen könntest, dass du krank bist oder einfach ein Schwuchtel bist. Egal was es auch ist, das wirst du dann nicht mehr los.
Wenn du dich dann so mit Freunden triffst, können die dir dann auch gegebenenfalls ausrichten, dass sie sich in Zukunft so nicht mehr mit dir treffen wollen, weil das nicht alltagstauglich sei. Zu obszön, zu aufdringlich, zu freizügig, vielleicht sogar gotteslästerisch. Das heißt, bis du letztendlich ohne Sorgen, ohne dir Gedanken machen zu müssen, was deine Kleidung nun als nächstes auslösen könnte, das Haus verlassen kannst und so zusammen mit Freunden z.B. ins Kino gehen kannst, braucht es sehr viel Bedacht, die richtige Kleidung, also die richtige Kombi aus allem, und eine sehr gute Einstellung und Selbstvertrauen.

Aber wie es konkret meine Freunde sehen, weiß ich nicht und werde ich wohl nicht erfahren, ohne mich selber ein Stück weit zu öffnen. Aber generell gilt hier eher Macho-Gehabe, also "Männer, lasst lieber die Finger weg von solchen Frauenklamotten. Ihr wollt doch nicht als so ein Spinner gehalten werden". Alles, was feminin wirkt, ist tabu.

Zur letzten Frage: Da kann ich nur vermuten. Männer sind halt generell eher nicht so offen wie Frauen, es kommen nicht so leicht Gruppen zustande, wo gemeinsam ein Zeichen gesetzt wird. Für das Tragen von Rock beispielsweise. Und viele Männer schieben halt gerne ihre Verantwortung ab. Sollen es doch andere tun.
Bisher sind Männer und Frauen in Deutschland halt noch nicht vollkommen gleichberechtigt. Punkt.

Offline MAS

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #23 am: 27.02.2020 00:44 »
Servus Aaaron!

Schöne Texte schreibst Du!

Aus Niederbayern bist Du. Mir gefällt Eure Hymne: https://www.youtube.com/watch?v=Bhw8ZCNJxOI
Ich war zwischen lauter Lederhosenträgern und Dirndlträgerinnen mal im kurzen Cordrock auf dem Gäubodenfest in Straubing. Die leckersten Kasspatzen meines Lebens aß ich da und das preisgekrönteste Bier Bayerens trank ich dazu: https://erl-braeu.de/brauerei/festbier
An meiner Gewandung hat sich niemand gestört.
Ebensowenig auf einem Feuerwehrfest auf dem Vogelsang bei Gotteszell (https://www.bayerischer-wald.de/Urlaubsthemen/Wandern/Bergwanderungen/Touren-auf-den-Vogelsang/Vogelsang-Rundweg)
Aber war ja auch nur so ein rheinisch-preißischer Touri.

Pfia Di!
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Offline Skirtedman

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #24 am: 27.02.2020 05:34 »
Hi Aron! Willkommen!

Danke für Deinen schönen Schreibstil und für Deine Schilderungen. Ich finde toll, dass Du Dir zu vielen Themen schon weitreichende Gedanken gemacht hast. Und scheinbar nicht alles nur unhinterfragt nachmachst, wie die anderen Männer in der Mehrzahl unreflektiert tun.

Letztens hab ich im Internet Bilder gesehen, wo junge Schüler in anderen Ländern allesamt Röcke getragen haben. Ja, die Jungs. Das fand ich erst einen Faschingsscherz. Oder einen Karnevals-, April- (oder was auch immer) -Scherz. Haufenweise solcher Gruppen, die so wirklich zur Schule gingen. Und was war der Grund dafür? Ja, zum einen wieder Gleichberechtigung.

Es gibt tatsächlich auch Schuluniformen, wo Jungs ebenso Röcke tragen (u.a. auch ausschließlich). In der Südsee z.B. ist das der Fall. Farbenfroh.

Es gab vor paar Jahren auch mal ein deutscher Mehrteiler im Fernsehen (also ein Spielfilm). Das war irgendeine katholische Arztstation auf einer Insel. Da sah man immer mal wieder auch Schuljungs in ihren Röcken. Ich glaube sogar, die Jungs trugen lila Röcke, die Mädels blaue. Im Internet findet man etliche Bilder dazu (also nicht zu dem Spielfilm, zu den Schuluniformen in Polynesien oder so).

Zur Beratung:

Also ich habe in den 80er Jahren angefangen, Röcke zu kaufen. Einige ratlose Verkkäuferinnen sind mir seitdem schon begegnet. Die bilden aber die Ausnahme. Von Anfang an waren die Verkäuferinnen angetan und sehr hilfsbereit. Irgendwann musste ich sie eher abwimmeln, um mir alles in Ruhe anzuschauen: "Danke. Ich schaue mich erst mal um." Damals waren die Verkäuferinnen aber auch insgesamt noch hilfsbereiter (ungefragt), was auch daher kam, dass sie zusätzlich noch Provisionen auf Beratungen erhielten. Manchmal liefen sie mir noch hinterher, nur um ihr Kürzel auf das Preisschild zu machen, obwohl sie nichts machten, ausser eben mich noch vor der Kasse rechtzeitig abzufangen. Das ist aber lange vorbei.

Ein paar Mal wurde ich ebenso darauf hingewiesen, dass dies ein Damenrock sei. Einmal sagte mir eine, sie würden grundsätzlich nur Röcke an Frauen verkaufen. Dieser Laden war dann auch paar Monate später geschlossen.

Anfangs, als ich noch unsicher war, fragte ich bei Beratungsgesprächen, ob ich es denn anprobieren könnte. In ein paar Fällen wurde ich dann weggschickt, um die Anprobe in der Herrenabteilung im anderen Geschoss zu benutzen. In dieser Zeit versuchte ich, möglichst vom Personal ungesehen in die naheliegenden Anproben (also in den Damenabteilungen) zu kommen. Das ist aber schon weit über 20 Jahre her.

Inzwischen ist es kein Thema, einfach in die Damenanprobe mit einem Haufen Klamotten überm Arm zu gehen oder sogar minutenlang Schlange zu stehen. Niemand, auch die andern Kundinnen nicht, scheint das in irgendeiner Weise zu stören. Manchmal gehe ich auch mit dem anprobierten Teil raus, quer durch den Laden, um mir eine andere Größe zu besorgen.

Und seit ich - und das ist schon lange - sowieso in Rock oder inzwischen Kleid einkaufen gehe, reduzieren sich auch die fragenden Blicke. Weiss Gott, was die Leute denken, aber sie lassen mich machen.

Auffallend ist, wenn ich heute noch Beratung suche (selten, seltenst), dass ich oftmals wesentlich femininere Teile vorgeschlagen bekomme, als ich eigentlich will. Und das meist mit dem Kommentar, das sein doch schön und auch für einen Mann gut tragbar.

Ausserdem erzählen mir Verkäuferinnen oft, dass es immer mehr Männer gebe, die in den Damenabteilungen einkauften. Letztes Jahr im Sommer in einem Geschäft in Mainz, sagten mir die Verkäuferinnen, dass ich an diesem Tag bereits der dritte Mann sei, der sich einen Rock bei ihnen gekauft hat. (Das war nicht zu Zeiten von Rockertreffen). Ausserdem erzählen viele auch, dass sie selbst in ihrem Umfeld, Bruder, Schwager, Bekannten haben, der öfters Röcke trägt. Das war interessanterweise aber auch Ende der 80er bereits. Oder erzählten von Gottschalk im Rock.

Ja, die Zeiten haben sich geändert. Jedenfalls in den größeren Städten. Jetzt müssen endlich sich nur noch die Männer ändern.

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #25 am: 27.02.2020 06:50 »
Schade das dein erster Einkaufstrip so geendet hat. Am einfachsten ist es einen Jeansrock knielang zu bestellen. Passt fast immer. Und DAMIT gehst du dann in die Läden - Voila man wird erkennen das du Röcke trägst und entsprechend auch beraten. Du glaubst gar nicht wie höflich und nett ich behandelt werde, wenn ich bei uns in die Dessousläden oder auch einschlägigen Boutiquen gehe. Natürlich im Kleid oder auch im Rock  8)
Ich bin auch schon mit 2 Verkäuferinnen ins Gespräch gekommen und sie sind ebenfalls meiner Meinung, das Man(n) ja praktisch gezwungen ist Damenwäsche zu kaufen wenn man etwas schönes möchte, da für Herren nur Einheitskost angeboten wird. Und nachdem ich einer mal gesagt habe, das ich diese recht knappen Seamless-Slips die sie mir vorgelegt hatte zwar sehr schön finde aber als Mann nicht tragen kann weil rechts und links immer was rausfällt ist sie in der Hinsicht nun auch schlauer geworden und bietet mir nun nur noch Höschen an die auch groß genug sind damit beim Mann alles da bleibt wo es sein soll.  ;D

Versuchs einfach nochmal!

Offline high4all

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #26 am: 27.02.2020 07:37 »
Kaufen von Röcken und anderer Damenkleidung funktioniert am besten, wenn man in Rock/Kleid in die Läden geht. Dann sehen die Angestellten gleich, was Sache ist. Die Beratung ist unterschiedlich und hängt vom Personal ab. Das Geschlecht spielt keine Rolle, weder bei Personal noch beim Kunden.

Gelegentlich entwickelt sich ein kurzer Smalltalk über Mode, Männer und Frauen.
Herr, ich danke Dir dafür, dass ich wunderbar gemacht bin; wunderbar sind deine Werke; das erkennt meine Seele. (Psalm 139,14)

Never be limited by other people's limited imaginations. (Dr. Mae Jemison)

Wenn wir es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unsern Kleidern. (Heinrich Heine

Offline Aron

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #27 am: 27.02.2020 09:50 »
Servus Micha,

danke fürs Lob.

Ja, auf dem Gäubodenvolksfest ist immer ne Menge los. Sogar so viel, dass man problemlos als Nichteinheimischer mal in Rock oder Kleid kommen kann. Da geht man in den Menschenmassen völlig unter. Nicht zuletzt, weil die meisten da nur noch verschwommen sehen.

Ja, das preisgekrönteste Bier gab's da...  Auf dem Voiksfest gibt's die aber leider nur sauteuer und sind nicht unbedingt die Besten. :/

Aber trotzdem schön, dass Niederbayern noch ein mehr oder weniger beliebtes Ausflugsziel ist.

Offline MAS

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #28 am: 27.02.2020 10:23 »
Ich habe hier mal einen Niederbayern-Thread begonnen:
https://www.rockmode.de/index.php?topic=7738.msg122674#msg122674

LG, Micha
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Offline Aron

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Antw:Schwache Beratung beim Rockeinkauf
« Antwort #29 am: 27.02.2020 10:25 »
Hi SkirtedMan,

einen Rock als Teil einer Schuluniform für Jungs gibt es häufiger als man denkt. Es gibt halt noch viele andere Länder da draußen in der großen, weiten Welt. Und die sind oft nicht so verbissen.

Dass sich mir die VerkäuferInnen aber so dranschmeißen wegen den Provisionen, die sie eventuell kriegen, hätte ich aber nicht unbedingt so toll gefunden. Ständig bekommt man doch dann zu hören " oh dieses T-Shirt würde ihnen doch gut stehen, dazu sollten sie unbedingt diese Hose mitnehmen. Ach, brauchen sie vielleicht noch Socken?..."
Also so wie Jule gestern geschrieben hat, dass er das nicht braucht.
Heutzutage ist das aber längst nicht mehr so. Das Wohl des Kunden steht an sehr hoher Stelle. Nicht unbedingt an höchster.

Gerne wird aber heute noch die Kleidung, die man sich ausgesucht hat, von einem Mitarbeiter abgenommen und zur Kasse gebracht. Vermutlich gibts in manchen Läden immer noch "Beratungs"-Provisionen.

Aber nochmal zurück zum Thema Rock:

Es geht eigentlich wie bei so vielen Sachen im Kindergarten bzw. im Vorschulalter los, die einem Kind beigebracht werden. Und wenn heutzutage immer noch den Jungs Bausteine zum Spielen angeboten werden und den Mädels Puppen, dann gibt es noch keine Gleichberechtigung und keine faire Ausgangslage später im Erwachsenenalter.

Andere Länder sind da eben teilweise cooler.

Wie finde ich da jetzt einen passenden Übergang von cooles Land zu England...naja egal.
In England sind ja jetzt Röcke auch für Männer erlaubt und Hosenanzüge für Frauen, zumindest bei den Prüfungen:

https://m.focus.de/panorama/welt/strikte-akademische-kleidervorschriften-geaendert-universitaet-oxford-erlaubt-roecke-fuer-maenner_aid_789642.html

Also selbst bei sehr traditionellen Ländern kann sich da einiges ändern. Auch wenn da viel PR dahintersteckt. Die Rocker-Männer müssen sich nur melden, eventuell sogar beschweren und demonstrieren und ihr Recht auf freie Selbstentfaltung durchsetzen.


 

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